Erschienen in Ausgabe: No 41 (7/2009) | Letzte Änderung: 22.06.09 |
Ein zeitgeschichtliches Dokument wiederholt erwiesene Propaganda-Lügen der Busch-Regierung in einmaliger Art der Zusammenstellung. Das bewog Christoph R. Hörstel, eine neue Geostrategie der Europäischen Union zu fordern
von Christoph R. Hörstel
In den letzten Tagen und Wochen ist die Obama-Regierung ihrer Vorgängerin
hart auf die Füße getreten:
-Was Folter war und auch nach US-Recht niemals
gerechtfertigt werden durfte („water boarding“), wurde wieder Folter genannt
und verurteilt.
-Die weltweite US-Praxis, Gefangene in zahlreiche
Foltergefängnisse weltweit zu überstellen und dort ohne Rechtsbeistand und
zeitlich unbegrenzt nach ungeklärten Rechtstandards (wahrscheinlich meistens:
Folter) befragen zu lassen („extraordinary renditions“) wurde beendet.
-Das Folterlager Guantánamo, dessen Einrichtung und
Behandlungspraxis von Gefangenen auch US-Recht widersprach, wurde verurteilt
und wird geschlossen.
-Bis Jahresende sollen alle US-Gefangenen weltweit Zugang
zu rechtlicher Betreuung erhalten, sowohl die von Guantánamo nach Bagram bei
Kabul in Afghanistan verlegten – als auch die dort zuvor schon inhaftierten
Verdächtigen.
-Auch das Vokabular änderte sich: Der „Krieg gegen Terror“
wurde im offiziellen US-Sprachgebrauch auf eine „Eindämmungsoperation“
heruntergestuft.
US-Präsident Obama hat am 19.05.2009 seine Politik
in diesen Dingen öffentlich erläutert, das nahm der ehemalige US-Vizepräsident
Cheney zum Anlass, wenige Minuten später seinerseits eine rednerische
Breitseite auf den politischen Gegner abzufeuern, als Bühne nutzte er die
erzkonservative Denkfabrik „American Enterprise Institute“ (AEI), wo ihm der
Beifall aller Versammelten schon deshalb sicher war, weil er dort demnächst
eine Führungsposition einnimmt. Normalerweise erfährt der Widerstreit zwischen
Regierung und Opposition keine überdimensionale Aufmerksamkeit. Doch in diesem
Fall äußert sich ein ehemaliges sehr hohes Mitglied einer weltweit höchst
umstrittenen Vorgängerregierung über die aktuelle Regierungspolitik, spricht
zentrale Fragen nicht nur der nationalen Sicherheit sondern des nationalen
Selbstverständnisses an – und vor allem: wiederholt sämtliche Propagandalügen
der Bush-Regierung, die in den letzten Jahren aufgeflogen sind und entscheidend
zum Verlust der republikanischen Präsidialmehrheit beigetragen haben.
Es kann unter diesen
Umständen nicht verwundern, dass Cheney seine Rede mit einer ausführlichen und
dramatischen Schilderung der Ereignisse von 9/11 begann, einschließlich der
umstrittenen Schilderung, in das Pentagon sei eines der entführten Flugzeuge
hineingeflogen, obwohl das, inzwischen nachweislich, nicht geschah. Aber damit
lange nicht genug: Cheney wiederholte auch die absurde und unhaltbare Verschwörungstheorie
der Regierung Bush, 19 böse, radikal-muslimische Terroristen hätten aus Neid
auf die freiheitliche Demokratie und die (auch wirtschaftlichen)
Errungenschaften der USA einen großen Anschlag gegen Amerika begangen…
Nun ist es ja immer noch
erklärte Politik der USA, den grotesk fehlerhaften Kongressbericht zum Thema
weiterhin nicht in der Substanz in Frage zu stellen, trotz hunderter
erschreckender Aussagen von Agenten der US-Geheimdienste, Polizisten,
Angehörigen der Opfer, von Ingenieuren, Architekten, Dolmetschern und
zahlreicher anderer Bediensteter und teilweise eingeweihter in den großen Kreis
der Betroffenen Verhältnisse, Geschäfte und Geschehnisse (www.patriotsquestion911.com). Und
bereits 2003 erschien ein mit 700 Indizien für die Mitwirkung amerikanischer
Institutionen am Attentat gespicktes Werk des jungen Wissenschaftler Nafeez
Ahmad (deutsche Ausgabe: „Geheimsache 09/11“, Riemann Verlag, München, 2003),
das inzwischen zum offiziellen Lesecurriculum der Harvard-Universität gehört –
auch dieses Werk wurde bisher geflissentlich übersehen. Die Behandlung der
beschriebenen erdrückenden Faktenlage weicht übrigens von der US-Praxis der
letzten mehr als 110 Jahre ab, erlogene Gründe für Kriegseintritte mit einigen
Jahren Sicherheitsabstand als solche (meist in Kongressberichten) zu entlarven:
-Explosion auf dem US-Kreuzer „Maine“ 1898 vor Kuba, die,
fälschlich als Angriff bezeichnet, dazu herhalten musste, die Vertreibung der
Spanier von der Insel zu rechtfertigen
-Versenkung des Luxusdampfers „Lusitania“ 1915 vor Irland,
nach provoziertem U-Boot-Angriff auf das Schiff, das tonnenweise Munition für
England geladen hatte (die Passagiere wurden offenbar als Schutzschilde
benutzt…)
-Bombardement des dafür durch die USA insgeheim extra
präparierten US-Hafens Pearl Harbour 1941, als Beginn des Krieges gegen Japan,
nach der US-Blockade der lebensnotwendigen Rohstoffimporte Japans und Ermordung
einer ganzen niederländischen U-Boot-Besatzung, die vor dem Angriff auf den schutzlos
und ohne Nachricht durch die bestens informierten US-Dienststellen gebliebenen Hafen
warnen wollten (Christopher Creighton, ‚Operation James Bond’, Econ 1996)
-Der „Tongking-Zwischenfall“ 1964, ein erfundener Angriff
auf einen US-Kreuzer, lieferte den offiziellen Kriegsgrund gegen Nordvietnam,
wo die USA die zuvor glücklosen französischen Kolonialisten zu ersetzen
gedachten
-Dem ersten Krieg gegen den Irak (1991, „Desert Storm“)
ging ein beispielloses diplomatisches Intrigenspiel in der Region voraus,
befeuert durch Lügenpropaganda der PR-Agentur Hill & Knowlton vor der UNO
-auf dem Balkan machte sich 1995 erneut die PR-Agentur
Hill & Knowlton einen unrühmlichen Namen und lieferte durch gefälschte
Berichte über einen angeblich serbischen Angriff auf ein Straßencafé wichtige
Gründe zum Eingreifen
-Der Kosovo wurde durch die US-geführte Nato mit ebensolch
himmelschreiender Lügenpropaganda zu einem „polykriminellen Multifunktionsraum“
(Institut für Europäische Politik, Berlin, 2007 im Auftrag der deutschen
Bundeswehr) umgestaltet, Besserungsaussichten: keine.
In seiner auch bei seinen eigenen republikanischen Parteifreunden nicht
unkritisch aufgenommenen Rede verteidigte Cheney nicht nur die für Osama bin
Ladens Festnahme absolut unnötige Besetzung Afghanistans 2001, sondern auch die
eindeutig völkerrechtswidrige Besetzung des Irak (2003). Dazu Cheney:
-Iraks Diktator Saddam Hussein habe Verbindungen zur
internationalen Terrorszene unterhalten – was nicht richtig ist, vielmehr
herrschte zwischen Saddam und der internationalen Islamischen Bewegung höchstes
Misstrauen und Abneigung.
-in Anspielung auf den weltweit höchst irritierenden
Folter-Skandal um das US-Gefängnis Abu Ghraib in Bagdad, dort hätten einige
Wachen das Recht mit Füßen getreten, als sie Gefangene misshandelten – was
nicht stimmt: Der Lagerchef, Generalmajor Geoffrey D. Miller, wurde von
US-Verteidigungsminister Rumsfeld extra von Guantánamo nach Abu Ghraib
beordert, wo er seine menschenverachtenden Methoden erneut erfolgreich einsetzte,
um Menschen zu töten, zu „brechen“ und ihnen bleibende Schäden zuzufügen
(Washington Post, 28.07.2005, S. A18).
Der zunächst gegen Saddam durch die USA ins Feld geführte Vorwurf des
Besitzes von Massenvernichtungswaffen wurde von Cheney allerdings nicht
wiederholt.
Jedoch konnte bisher in
allen Fällen offen über die Falschbehauptungen der Nato auch in „höheren
Politiker-Kreisen“ gesprochen werden, wie der Beitrag des Altbundeskanzlers
Schmidt in der „Zeit“ vom vergangenen Oktober (Nr. 45, 30.10.08, S.3) zeigt,
nur im Fall 9/11 schweigt alles eisern. Offenbar sah sich jetzt
Ex-Vizepräsident Dick Cheney genötigt, mit dem ihm eigenen grimmigen
Mienenspiel und beim Ablesen seines vorbereiteten Textes vor Erregung nach Atem
ringend, in 35 Minuten die Welt daran zu erinnern, dass jeder unter Bedrohung
steht, der sich an Washingtons Schweige- und Lügengebot nicht hält. Cheney:
-sagte, Folter sei
nur bei drei schweren Terrortätern angewendet worden, was eine unglaubliche
Unwahrheit ist, tausende Gefangene wurden schwer misshandelt, der Fall des
tagelang zu Tode geprügelten (unschuldigen) afghanischen Taxifahrers Dilawar
ging in einer erschreckenden Doku durch unsere und andere TV-Sender weltweit,
der Fall des ebenfalls unschuldigen Bremer Jungen Murat Kurnaz erregt noch
immer die Gemüter und hat den Ruf von Außenminister und Kanzlerkandidat
Steinmeier nachhaltig beschädigt, nicht jedoch seine Karriere
-lobte an mehreren Stellen in ebenso unerträglicher wie
himmelschreiender Breite, den Dienst,
den die Folterknechte der CIA dem
Vaterland Amerika erwiesen hätten. Aber hinter diesem Lob lauert die
hässliche Fratze der verantwortlichen Dienstherren dieser Verbrecher, die mit
dieser Ekel-Rethorik womöglich vor juristischer Verfolgung geschützt werden
sollen, einschließlich Cheney selbst.
-erklärte, Obama
halte die wichtigen Ergebnisse „harter Befragungen“ zurück, um nicht offenbar
werden zu lassen, wie wichtig diese Erkenntnisse zur Verhinderung weiterer
Anschläge auf das Staatsgebiet der USA gewesen seien. Das ist erschütternd,
denn Experten haben immer wieder darauf hingewiesen, dass Folter auch deshalb
so sinnlos und schädlich ist, weil irgendwann die Opfer alles erzählen, was die
Behördenvertreter hören wollen, um weiteren Schmerzen zu entgehen. Und es gibt
genügend Berichte, wonach auch im Folterkrieg der Bush-Regierung ganze Legionen
von Menschen ins Räderwerk der Quälerei gerieten, weil Unschuldige unter
Schreien und Schmerzen weitere Unschuldige in Verdacht brachten. Eine
Veröffentlichung der Folterergebnisse ließe eine ratlose Öffentlichkeit mit der
Notwendigkeit zurück, nachprüfen zu müssen, ob denn die angeblich aufgedeckten
Terrorpläne jemals „echt“ waren. Cheneys Warnungen, Obamas im Vergleich zur
Bush-Zeit rechtlich weniger angreifbarer – aber keineswegs unanfechtbarerer und
zunehmend umstrittener – Kurs schütze die
USA nur halb so gut vor neuen Terroranschlägen bekommt für Insider einen
fürchterlichen Beigeschmack: Das fortexistierende Netzwerk in den
US-Geheimdiensten, das sich den Kampfwillen der 19 Attentäter vom 11. September
2001 so folgenreich zunutze machte, könnte versucht sein, in einem erneuten
Einsatz einen weiteren großen Anschlag auf die USA zu fingieren, um Obama die
Verantwortung für diese angebliche Niederlage im „Antiterrorkrieg“ zuzuschieben,
ihn womöglich zu stürzen. Denn Cheney faselte sogar von atomar bewaffneten Terroristen, wo es doch vor allem auch US-Firmen
und –Dienste waren, die das Einkäufer-Netzwerk des pakistanischen Bombenbauers
AQ Khan über fast 30 Jahre belieferten und vor Verfolgung schützten, unter
Mitwirkung fast aller seitdem amtierenden US-Präsidenten, die die
entsprechenden Informationen vor ihren gewählten Volksvertretern durch
fortgesetzte Falschaussage verheimlichen halfen (vgl. das Meisterwerk des
Journalisten-Duos der angesehenen britischen Tageszeitung ‚The Guardian’, Adria
Levy und Christine Scott-Clark: ‚Deception’, New York 2007).
-behauptete, die
Bereitschaft zu scharfen Befragungen habe Terrorplanern die Abwehrbereitschaft
und –fähigkeit der USA klargemacht, was mit ein Grund sei, weshalb ein
weiterer Anschlag vom Kaliber 9/11 auf die USA nicht erfolgt sei.
Cheney erweist sich mit seiner Rede also nicht nur als einer von vielen
unwahrhaftigen Politikern in aller Welt. Er zeigt sich auch als uneinsichtiger
Kriegsverbrecher, der die hochherzig vorgebrachte Solidarität mit seinen
kriminellen Untergebenen nur vorschiebt, um den eigenen Kopf aus der Schlinge
zu ziehen, die in seinen Augen mit fortschreitender Öffnung der Debatte immer
enger wird.
Wie um allen Zweiflern klarzumachen, wo die „rote Linie“
ist, beschwor Cheney in seiner umstrittenen Rede die Gefahr weiterer Anschläge. Es ist
aber just die Betonung dieser „Gefahr“, die manchen Insidern gespenstisch und
vielen bedrohlich vorkommt. Amerika sei in aller Freundschaft empfohlen, vor
allem Cheney und seinen Komplizen den Prozess zu machen und auf diese Weise seine
Vergangenheit zu bereinigen, damit auf unserem Planeten ein geordnetes
friedliches Miteinander wieder möglich wird, das wir für die Bewältigung der
anstehenden tatsächlichen Herausforderungen dringend benötigen: Frieden, Umweltschutz,
Armut, Überbevölkerung und, nicht zuletzt, eine sozial gerechte, menschlich und
gesundheitlich positive Ausgestaltung der globalen Arbeitswelt.
Eine deutsche und europäische Außenpolitik, die diesen
Namen verdient, muss den galoppierenden kriminellen Neigungen der US-geführten
Nato Einhalt gebieten, bevor es zu spät ist – am Besten zusammen mit
Frankreich, Spanien und, ohne „darauf zu warten“, möglichst vielen anderen
EU-Mitgliedern. Der verheerende Einfluss des sich offenbar radikalisierenden
Zionismus auf den mächtigsten Nato-Partner (ex-US-Präsident Carter 2008: „Die
(Präsidentschafts-)Kandidaten müssen tun, was Israel will“) ist zu kritisieren
und seitens der US-Regierung zurückzudrängen, wenn das Boot der
transatlantischen Freundschaft nicht vollends kentern soll. Fünf Punkte stehen
auf der Tagesordnung einer neuen „echten“ europäischen Sicherheitspolitik:
Ausstieg der
nationalen Verbände aus der Nato-Befehlsstruktur (früheres französisches
Modell)Beendigung des
verheerenden Junktims zwischen EU- und Nato-MitgliedschaftBeendigung des
schleichenden israelischen Einstiegs in Gremiensitzungen von EU und Nato,
solange der Nahost-Konflikt nicht nachhaltig gelöst istBeendigung der
sogenannten „out of area“-Einsätze der Nato, die den ursprünglichen
Verteidigungscharakter dieses mächtigsten Bündnisses der Welt ebenso
unterminiert haben wie die weltweite SicherheitslageWiederaufnahme
einer nunmehr weltweiten Entspannungspolitik nach dem wirkungsvollen
Beispiel Willy Brandts Richtung Osten.
Auf die Dauer kommen wir auch um eine ebenso grundsätzliche wie strategisch
zentrale Betrachtung nicht herum:
Die verheerende
US-Politik droht langsam aber sicher das gesamte muslimische Lager in
Chinas Arme zu treiben. Sogar Saudi-Arabiens König reiste zum
Dienstantritt nicht, wie fast alle seiner Vorgänger, nach Washington,
sondern nach Schanghai. Damit entsteht ein Bevölkerungsblock, der mit fast
drei Milliarden Menschen USA und Europa (0,8 Mia.) fast zwergenhaft
erscheinen lässt. Daraus folgt eine wichtige Konsequenz: Europa muss
stärker um die Freundschaft der Muslime werben, um die geschilderte
Blockbildung zu verhindern. Dies wird umso dringender, als China in Afrika
blendende außenpolitische Erfolge erzielt. Nicht einmal Indiens
Freundschaft, die wir nicht haben, könnte an der verheerenden
demographischen Lage und Entwicklung etwas ändern. Indien misstraut
traditionell dem Westen ebenso wie dem Osten.Die offen publizierte
US-Sicherheitsdoktrin, die alle Staaten, die nach auch nur gleichwertiger
militärischer Stärke oder Bewaffnung streben, mit Krieg bedroht, auch wenn
gar keine kriegerischen Absichten vorliegen, hat eine Lücke, die wir
nutzen müssen: Der Bedrohung einzelner Länder können wir mit einer
„Krisenreaktionsgemeinschaft“ vorbeugen, die alle übrigen größeren Mächte
für den Fall vertraglich zusammenschließt, dass die USA wieder einseitig
in Kriege ziehen und ihren Beherrschungsgrad erhöhen wollen. Europa,
Russland und China könnten so, bei aller sonstigen Heterogenität, einer
unipolaren Diktatur gemeinsam vorbeugen.Die
vorgeschlagenen Überlegungen müssen die berechtigten Sicherheitsinteressen
der Menschen jüdischen Glaubens im Nahen Osten berücksichtigen. Israel,
als Brückenkopf kurzsichtiger britischer und amerikanischer
Machtinteressen in der Region geplant und ausgerichtet, muss mit allen
seinen Bürgern, ungeachtet ihres Glaubens und ihrer Herkunft, Bestandteil
einer durch Friedenspolitik abgesicherten Gesamtlösung für alle Menschen
der Region werden. Deutschland könnte hier, eingedenk einer schrecklichen
Vergangenheit, eine wichtige Rolle spielen.Diese
Überlegungen dürfen nicht dazu führen, die vielfältigen guten Direktkontakte
zum amerikanischen Volk zu vernachlässigen. Denn es sei daran erinnert,
dass gerade auch Amerikaner unter Kriminalisierung und Verlotterung des
US-Systems leiden: durch Armut, Arbeitslosigkeit, Chancenungleichheit,
schlechte Ausbildung und Gesundheitsversorgung. In der fortdauernden
Freundschaft zum amerikanischen Volk liegt die Sicherheit, dass der
beschriebene „Krisenpakt“ nicht einen nur noch größeren Krieg
heraufbeschwört als die derzeitige US-Politik.
Die Herausforderungen aus dieser Politik sind bekannt: In Afghanistan hat
Obama in furchtbarer Übereinstimmung mit der Bush/Cheney-Mentalität just den
General (Lt. General Stanley McChrystal) zum Afghanistan-Chef ernennen lassen,
der direkt unter Cheney von 2003-2008 zuletzt als Kommandeur des „Joint Special
Operations Command“ (JSOC) Amerikas höchstrangiger, offizieller Geheimkiller
war. US-Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh nannte die JSOC-Aktivitäten
„verrückt“ und warf Cheney in diesem Zusammenhang „Verbrechen“ vor. Zusammen
mit Sonderbotschafter Richard „the bulldozer“ Holbrooke und dem als
„Taliban-Züchter“ verschrienen ex-General Karl Eikenberry, der jetzt
ausgerechnet als neuer US-Botschafter in Kabul firmiert, ist ein
Katastrophen-Trio eingesetzt, das seinen Auftrag kaum verfehlen wird. Pakistan
ist nicht mehr nur als „Kollateralschaden“ sondern als Angriffsziel von eigenen
Ungnaden dem Zangengriff amerikanischer Militärs und Geheimdienste nahezu
rettungslos ausgeliefert.
Und schon hat Obama dem Iran eine Frist bis Jahresende
gesetzt, auf die „amerikanischen“ Vorstellungen einzugehen. Israel wirkt hinter
den Kulissen Wunder, um Washington auf Kriegskurs zu bringen. Und Irans
Regierung ist nach 200 Jahren Frieden mit seinen Nachbarn gefangen zwischen
Skylla und Charybdis: Abwehrbereitschaft glaubwürdig zu signalisieren und damit
womöglich den späteren Angriffsgrund zu liefern.
Video von Cheneys
Rede: NYT, 22.05.09: http://video.nytimes.com/video/playlist/politics/1194811622221/index.html1194840413908
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