Erschienen in Ausgabe: No 46 (12/2009) | Letzte Änderung: 12.11.09 |
Die Kölner Industrie- und Handelskammer erinnert bei ihrer Bestenehrung an die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft
von Constantin Graf von Hoensbroech
Die traditionelle Bestenehrung gehört für viele der
rund 80 Industrie- und Handelskammern (IHK) zum vornehmen Standardprogramm.
Einmal im Jahr werden aus dem jeweiligen Ausbildungsjahrgang junge Menschen mit
herausragendem Leistungsnachweis gewürdigt. So auch dieser Tage im stilvollen
Ambiente der Kölner Oper. Insgesamt 368 Prüflinge waren es, die mit 92 oder
mehr von 100 möglichen Punkten ein so überdurchschnittliches Ergebnis erzielt
hatten, dass sie dafür nun besonders geehrt wurden.
Was an der Veranstaltung, die landläufig von
unterschiedlichen Institutionen immer wieder in ähnlicher Form zelebriert wird,
so berichtenswert ist, war die Tatsache, dass die Kölner IHK ihre Feier nutzte,
um politisch geschickt wie auch gesellschaftlich verantwortungsvoll mit
bemerkenswerter Prononcierung auf zwei tragende Säulen in der Verfasstheit
bundesdeutschen Wirtschaftslebens hinzuweisen: die soziale Marktwirtschaft und
das duale Ausbildungssystem. Ohnehin hat sich die
IHK Köln in diesem Jahr zum Ziel gesetzt, in der Öffentlichkeit für Vertrauen
in das Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell der sozialen Marktwirtschaft zu
werben. Tragendes Element bei diesem Konzept ist die Subsidiarität, die in
soziale Mobilität münden soll. Das duale Ausbildungssystem ist dabei ein
Zukunftsmodell, das hervorragende Fachkräfte hervorbringt und damit den Wirtschaftsstandort
Deutschland sichert.
„Das duale System sichert damit nicht
nur den Wirtschaftstandort, mehr noch: Es ist einer der wichtigsten Wettbewerbsvorteile“,
unterstreicht Professor Kurt Troll. Der Professor i. R. für Marketing und
Messewesen an der Hochschule für Technik, Wirtschaft, Kultur Leipzig verweist darauf,
dass das deutsche Know-how-Verständnis aus Theorie und Praxis in vielen Ländern
wie den USA oder China noch unterentwickelt sei. „Menschen mit Wissen und
Können zu versorgen, also die Fähigkeit, theoretisch etwas zu erkennen und es dann
auch praktisch umzusetzen, sind ein zusammenhängender organischer Prozess.“
Troll weiß das aus eigener Erfahrung, schließlich begann der renommierte Wissenschaftler
seine berufliche Laufbahn als Maschinenschlosser.
Gregor Berghausen, Kölner
IHK-Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung, sieht in der abgeschlossenen
Berufsausbildung über das duale System ein „Pfund, mit dem junge Leute wuchern
können und ihnen so Erfolg versprechende Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt
haben“. Erfahrungsgemäß ist die weit überwiegende Mehrheit
der Absolventen spätestens nach drei Monaten auf dem Arbeitsmarkt integriert. Das
erhoffen sich beispielsweise auch, bezogen auf den Ausbildungsjahrgang 2009 im
Kölner Kammerbezirk, insgesamt 10546 junge Menschen, die in 193 Ausbildungsberufen
geprüft wurden. Noch eine Zahl ist bemerkenswert: Rund 800 Unternehmen im
IHK-Bezirk haben in diesem Jahr erstmals ausgebildet. Trotz, vielleicht aber
auch gerade wegen der Krise.
„Seien Sie versichert: Wirtschaft und Gesellschaft
braucht Sie“, betont IHK-Vizepräsident Michael Garvens. Auch aus seinem Alltag
als Chef des Flughafen Köln Bonn weiß Garvens: „Die soziale Mobilität zeigt,
dass, anders als in anderen Systemen, grundsätzlich jeder Aufstiegschancen hat
- Leistungswillen und -können vorausgesetzt.“ Gerade dies kennzeichne eben die
Subsidiarität als eine der Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft, „nämlich
seines eigenen Glückes Schmied zu sein sowie zur Stabilität des Standorts beizutragen“.
In diesem Sinne werden Freiheit und Verantwortung nicht nur als gern
beschworene gesellschaftliche Werte, sondern eben auch durch die
berufspraktische Anschauung deutlich. Und in diesem Sinne kam der Bestenehrung
der Kölner IHK - gerade vor dem Hintergrund von heftig diskutierten
Managerthesen, laufenden Koalitionsverhandlungen und allgemeiner Debatte um
Lehren aus der Wirtschafts- und Finanzkrise - eine grundlegende Botschaft zu, die weit
über die Kölner Domspitzen hinausreicht.
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