Erschienen in Ausgabe: No 47 (1/2010) | Letzte Änderung: 18.12.09 |
Manjit Kumar, Quanten. Einstein, Bohr und die große Debatte über das Wesen der Wirklichkeit, Titel der Originalausgabe: Quantum, Aus dem Englischen von Hainer Kober, Berlin Verlag (August 2009), 540 Seiten, Gebunden, ISBN-10: 3827004969, ISBN-13: 978- 3827004963, Preis: 24,00 EURO
von Heike Geilen
„Kurz zusammengefasst
kann ich die ganze Tat als einen Akt der Verzweiflung bezeichnen.“ (Max
Planck)
„Es war, wie wenn
einem der Boden unter den Füßen weggezogen worden wäre, ohne dass sich irgendwo
fester Grund zeigte, auf dem man hätte bauen können.“ (Albert Einstein)
„Wer von der
Quantentheorie nicht schockiert ist, der hat sie nicht verstanden.“ (Niels
Bohr)
Die drei Zitate läuten das großartige Buch Manjit Kumars,
eines in London lebenden Physikers und Philosophen, ein. Und sie zeigen, dass
sogar solch große Physiker, die die Geburtsstunde der Quantentheorie
initiierten, von selbiger irritiert waren. Doch so widersprüchlich wie sie ist,
geht von dieser revolutionären neuen Theorie des 20. Jahrhunderts - neben
Einsteins Relativitätstheorie - eine unglaubliche Faszination aus. Die
Quantentheorie hat unser Verständnis von der
Realität revolutioniert.
Mikroobjekte verhalten sich nicht so, wie wir es von
Makroobjekten gewohnt sind: Sie besitzen weder
Ort noch Weg, können miteinander
verschränkt sein und in mehreren Zuständen gleichzeitig existieren. Elektronen
umkreisen, wie vielfach noch vermittelt, den Atomkern nicht, sondern sie
scheinen wolkenartig auf diffusen Bahnen um den Kern zu verschwimmen. Ihren
Aufenthaltsort und ihre Geschwindigkeit kann man gleichzeitig nicht bestimmen.
Alles ist diffus und unscharf. Einstein erinnerte diese Theorie „ein wenig an das aus zusammenhanglosen
Gedankenelementen zusammengeschusterte Wahnsystem eines außerordentlich
intelligenten Paranoikers.“ Doch ohne das Quant sähe die Welt, in der wir
leben, ganz anders aus. Die Quantenmechanik treibt die moderne Welt an und
formt sie. Die sonderbaren Eigenschaften der kleinsten
Bausteine der Materie sind die
Grundlage für viele technische Geräte, die
wir im Alltag benutzen (werden) - „vom
Computer bis zur Waschmaschine, vom Handy bis zu den Kernwaffen.“,
berichtet der Autor.
Kumar nimmt den Leser auf einen überaus interessanten
Streifzug mit, beginnend von der Vorstellung der revolutionären Quantentheorie
im Jahre 1900 durch Max Planck. Auf seinen „Zug“ sprangen nach und nach die
großen physikalischen Forscher auf: Einstein, Bohr, de Broglie, Pauli, Heisenberg,
Schrödinger und Dirac. Sie sollten diese radikale wissenschaftliche Idee bei
mehr als nur einer kontroversen Debatte, ständig auf den Prüfstein legen.
„Quanten“ ist jedoch keineswegs nur ein
hochwissenschaftlicher Diskurs für Fachleute, sondern Kumar erzählt in
charmantem „Plauderton“, spannend und anschaulich, eine überaus menschliche Geschichte
von Freundschaften, aber auch Rivalitäten, von Emotionen und nüchternen
Betrachtungen, von genialen Ideen und
fatalen Fehlern. Kernpunkt des Buches ist die jahrzehntelange
Auseinandersetzung zwischen dem dänischen Physiker Niels Bohr und Albert Einstein,
dessen Aussage „Gott würfelt nicht“ legendär ist.
Fazit:
Manjit Kumar gelingt es mit unglaublich großem Talent und
anhand vieler bildlicher Vergleiche, das komplexe Thema der Quantentheorie,
eines der spannendsten Kapitel der Wissenschaftsgeschichte, dem interessierten
Laien näher zu bringen. Eine ausführliche Zeittafel und ein Glossar ergänzen
dieses ausgezeichnete Buch.
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