Erschienen in Ausgabe: No 49 (3/2010) | Letzte Änderung: 26.02.10 |
Gewählte und Wähler
von Notker Gloker
Nun sind in unserem Umfeld nicht
nur die Kleriker mit unerträglicher Hybris gesegnet. (Man kann es ihnen
eigentlich bei ihren Erfolgen bei kirchenhörigen Bürokratien nicht einmal
verübeln!)
Die Politiker machen es ihnen nach und behandeln ihre
Wähler in ähnlicher Manier (solange keine Wahlen anstehen). Da haben es die
Kleriker leichter: sie können nicht abgewählt werden, während die Politiker
alle vier Jahre in den Lügentopf greifen müssen, um dem Volk Brei ums Maul zu
schmieren, den sie ihm nachher zynisch-bedauernd wieder abschmieren. Jetzt auf
jeden Fall kann man Versprechungen brechen, AKWs weiter am Netz lassen,
Milliarden für Asse ausgeben, das einzustürzen droht und immer noch behaupten,
dass Atommüll unschädlich beseitigt werden kann. Trotz 600.000 Gegenstimmen
werden wieder neue Kohlekraftwerke in NRW in die Landschaft gesetzt und so die
vollmundigen deutschen Versprechungen zur CO² Reduktion auf den Müll gekippt.
Man kann sich von Milliardären Millionen
aufs Parteikonto spenden lassen für botmäßiges Agieren bei Hotelprozenten.
Alles zum Wohle des Volkes! (Oder der Klientel!) Oder Zuschläge bei den
gesetzlichen Krankenkassen zulassen, weil andere staatliche (schwarz-rote)
Vorsorgeprogramme ein Flop sind. Diese werden jetzt durch eine Kopfpauschale,
die himmelschreiend ungerecht ist, (eine von FDP-Rösler stark favorisierte
Finanzierungsart, bei der die Reichen ebensoviel zu zahlen habenwie die Habenichtse) ersetzt. (Ist das
vielleicht doch Klientelwirtschaft??)
Und als Gipfel der Verhöhnung
werden die Hartz-IV Habenichtse ins Visier genommen, ihnen wird Faulenzerei,
Nichtstun, auf dem Geldbeutel der Werktätigen liegendes Schmarotzertum
unterstellt und das Ganze garniert mit einem unsäglichen Ausflug in die
römische Historie und die Dekadenz der damaligen Zeit. Wer war denn damals
dekadent?? Doch nichtdas ausgebeutete
„Populus Romanus“. Dekadent waren die Ausbeuter (heute die, die sich mit
Millionen beschenken oder bestechen lassen). Herr Westerwelle hat Nachholbedarf in Geschichte! Das Volk bekam
„panem et circenses“ aus der Hand der
dekadenten Oberschicht. Die hatte nämlich nur ein Bestreben, das Volk ruhig zu
halten. Und woher hatten die das Brot und die Zirkusspiele? Aus den
Latifundien der Superreichen, von Sklaven erarbeitet. Ausden dem Volk abgepressten Geldern, Steuern,
Kriegszügen und deren Beuten, die auch vom einfachen Volk, nämlich den Soldaten
herbeigeschafft, herbeigesiegt wurden. Soviel zum „dekadenten Volk“ der Römer
jener Zeit.
So, und jetzt zu unseren „dekadenten
Hartzlern“, die meistens ohne Schuld in die Arbeitslosigkeit „freigestellt“
wurden, damit sich die Rendite bei den raffgierigen Aktionären auch bezahlt
macht. Die kleinen Hatz IV Leute müssen sich jetzt im „dolce far niente“ aalen,
im Nichtstun und sie nehmen, ohne zu
arbeiten, Geld ein! Die meisten würden lieber einer ordentlichen Arbeit
nachgehen, aus der sie auf Grund von Aktionärsgier rauskatapultiert wurden.
Zweifellos gibt eshier negative
Beispiele von Faulenzertum. Wie viele? Aber kann man sie für ein System
verantwortlich machen, dass sie bei drei oder vier Kindern ein höheres
Einkommen beziehen als mancher Arbeiter? Sie, Herr Westerwelle, ätzen über die
„Findigen“, aber das haben Sie als Politiker zu verantworten, wenn die Löhne
der arbeitenden Bevölkerung auf einem Hungerniveau sind! Nicht die Hartzler
haben sich zu schämen, sondern die Politiker, die gerechte Lebensbedingungen zu
schaffen nicht imstande sind. Zum Beispiel durch Mindestlöhne!
Haben Sie, Herr Westerwelle, sich schon einmal
verbal an den Kapitalistenschmarotzern vergriffen wie Sie es bei den Hartz IV
Leuten glauben tun zu müssen und ihnen gesagt, dass ihr Reichtum bei den Aktien
und Ausschüttungen von Dividenden und Boni auch durch „NICHTSTUN“ zustande
kommt oder durch betrügerische Manipulationen? Bei den kleinen Hartzfischen
wird gezetert, wenn sich einer untersteht, auf Grund falscher Angaben 20 Euro
mehr im Monat zu bekommen! Das ist nicht korrekt, das liegt auf der Hand. Aber
warum kreischen Sie nicht bei den Großabsahnern, die mit gewieften Advokaten
ihre Millionen zur Seite schaffen? Könnten Sie nicht einmal die Klientel der
Steuerhinterzieher zur Brust nehmen? Suchen Sie doch die Dekadenz lieber bei
den Reichen und nicht bei den Hartz-IV Menschen. Herr Westerwelle, die Dekadenz
kommt von oben, nicht von unten! Wir sollten uns nicht wundern bei der Fülle
von schlechten Beispielen, die uns die „oberen Schichten“ geben, wenn die
„Kleinen“ in ihrem Rahmen die Niedertracht nachahmen! Staats- und
Politikverdrossenheit hängen damit eng zusammen!
Was könnten wir für einen wunderbaren Staat
haben, wenn die Verantwortung auf die Schultern derer gelegt würde, die diese
Verantwortung auch tragen könnten. Sowohl materiell als auch von ihrer
solidarischen Einstellung her, wenn sie denn eine hätten. (Auch hier gibt es,
das sei unumwunden zugegeben, beispielhafte Zeitgenossen. Wie viele?)
Der Volksanteil ist
numerischminimal, der da mit Politikerwohlwollen
überschüttet wird: die Banker zum Beispiel. Nach monatelangem Lavieren kommen
endlich Kanzlerin und Politiker der schwarz-gelben Koalition auf den Trichter,
dass Obamas Vorgehen gegenüber den Gaunern in Nadelstreifen, die die
Finanzkrise ausgelöst haben, vielleicht auch bei uns in Deutschland Anwendung
finden könnte. „We want our money back“ Da ist von unseren Regierungshasenfüßen
noch keiner so recht draufgekommen. Unsere Politiker haben die Hosen voll. Aber
nur vor den Großkopfeten. Beim Wählervolk kann man ja die Backen aufblasen.
Es ist einfach unfassbar, dass diese Bankmanager, deren
Bankinstitute mit vielen Milliarden Steuergeldern über Wasser gehalten wurden,
für ihre niederträchtige Gier Boni reklamieren, als stünde ihnen das als
Anerkennung ihrer „Leistungen“ zu. Sie gehören für ihre Schandtaten haftbar
gemacht. Eine nicht ganz leicht erfüllbare Forderung, da Politiker sich oft in
den Aufsichtsräten der Banken befinden, wie z.B Herr Mappus, der neue
Ministerpräsident von Baden-Württemberg, der in der Baden-württembergischen
Landesbank sein Zubrot verdient, das ihm aber nicht von seinem Gehalt abgezogen
wird. Einen Sonderbonus zu erhalten von einem Politiker-Heiligen, der ihre
unangemessenen Bitten und Gebete erhört,
scheint für gut eingeführte
Kapitalsuchende eine leichte Übung zu sein.
Der umtriebige Herr Schreiber mit
seinen Panzer-„Fuchsjagden“, die der Politikerklientel die Millionen ins
Portemonnaie oder die Parteikassen gespült haben, ist einebenso unappetitliches Kapitel wie das von
den Staatsbürgern, die ihre Millionen in die Schweiz verschoben haben und bei
den dortigen Bankern gebunkert haben. Nun haben hier staatlicherseits
christliche und liberale Gewissensgebissene alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die von Unbekannt geklauten und der
Regierung angebotenen Bankdaten nicht gerichtsverwendungsfähig darzustellen.
Und dies mit höchst fadenscheinigen Begründungen. Dabei hat es doch schon
zahlreiche Fälle von Deals gegeben hat, wo Verbrecher Strafmilderung oder -freiheit zugesichert bekamen. Was sind sie nun plötzlich so ängstlich?
Die Regierung hat hier einmal
nicht klein beigegeben und die „heiße“ Ware gekauft, allerdings wieder einmal
mit rein merkantilistisch utilitaristischen Begründungen: zweieinhalb Millionen
gegen zu erwartende vierhundert Millionen. Das ist doch ein Geschäft! Nirgends
habe ich die explizite Begründung gehört, dass man diesen Groß- und
Kleingaunern von Steuerhinterziehern das Handwerk legen muss, um sie zum
Anstand zu zwingen gegenüber unserer Gesellschaft, die durch andere Großbetrüger
bereits an den Rand der Zahlungsnot geraten ist. Endlich bekommen diese
Gaunerdas „Muffensausen“!
Aber warum redet der Staat mit
diesen Herrschaften nicht „Tacheles“, warum fasst er diese Zumwinkels und
Konsorten mit Samthandschuhen an, lässt Fristen verstreichen, dass aus
ordentlichen Gefängnisstrafennoch eine
Bewährungsverurteilung rausspringt? Auch auf dieser Ebene Korruption? Man ist
versucht, dies zu meinen, wenn man die hessische Steuerfahnder-Affäre
nachspielt, wo vier sehr erfolgreiche Beamte aus dem Amt gejagt wurden, weil
sie offensichtlich zu viel Sumpf ans Tageslicht gebracht haben. Ein psychologischer „Hofgutachter“ hat ein
der hessischen Regierung genehmes diffamierendes Gutachten ausgestellt. Ich
hoffe, Sie haben das Ränkespiel unserer Politiker mit der gleichen Wutin der Presse gelesen wie ich. (Inzwischen
musste dieses Gutachten aufgehoben werden.)
„Die Scheinheiligen“ titelt der
SPIEGEL in einer seiner letzten Ausgaben.
Er meint damit die kirchlichen Kinderschänder und Sexzölibatler.
Der Titel trifft aber auch in unserem Zusammenhang ins Schwarze. Die
Glaubwürdigkeitist bei Kirche und
Politik beim Teufel!
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