Erschienen in Ausgabe: No 52 (6/2010) | Letzte Änderung: 30.05.10 |
von Christoph Kaether
1900 g - Gewaltig wie das Meisterwerk von Fritz Lang aus
dem Jahre 1927 kommt auch der Prachtband “Fritz Langs Metropolis” aus dem
Belleville Verlag daher. Herausgegeben von der Deutschen Kinemathek mit
Unterstützung der Murnau-Stiftung anlässlich der Welturaufführung der 2009
erweiterten, restaurierten Fassung auf der diesjährigen Berlinale, beeindruckt
er mit 400 Seiten und über 600 Abbildungen. Eingangs finden sich 6 Kapitel:
Über die diversen früheren Restaurierungen von Metropolis, über den
Sensationsfund der 16mm Kopie aus Argentinien, die einen Großteil der für immer
verloren geglaubten Szenen enthält, sowie über die darauf aufbauende vorläufig
letzte Restaurierung. Dieser erste Teil des Buchs ist sehr gut zu lesen,
spannend und informativ. Eindeutig bestimmt aber wird das Buch von seinen
Abbildungen; es wird eine schier unglaubliche Fülle von Photos der
Dreharbeiten, Entwürfen der Filmbauten, Szenenbildentwürfen und weiteren
Originalmaterialien präsentiert. Den Bildern werden relativ knappe Texte zur
Seite gestellt, die zum Teil Auszüge aus dem Drehbuch sind oder Zitate der
Mitschöpfer von Metropolis, wie des Filmarchitekten Erich Kettelhut oder des
Kameramanns Karl Freund. Die Abbildungen geben einen Einblick in die
Dreharbeiten und die Arbeitsweise Fritz Langs und der Leser taucht in eine
historische Umgebung ein.
Faszinierend wieviel Material aus der Zeit noch erhalten
ist und zur Restaurierung und zeitgenössischen Einordnung von Metropolis
beitragen konnte. Von der Zensurkarte, die die bis dato verschollenen
Zwischentitel auflistete, über den gedruckten Klavierauszug mit teilweise
handschriftlichen Vermerken zu Einzelheiten es Films, Originaldrehbuchseiten
mit Anmerkungen des Komponisten Gottfried Huppertz bis hin zu Karten für die
Premierenfeier ist alles säuberlich archiviert und erhalten geblieben. Es ist
kaum vorstellbar, dass von einem in der heutigen, digitalen Zeit gedrehten
Klassiker 80 Jahre später noch so viel verwertbares Begleitmaterial erhalten
bleiben wird, da der Großteil nur in digitaler Form als Emails, Jpegs, etc auf
bis dahin nicht mehr lesbaren Festplatten zu finden sein wird. Ganz zu
schweigen von der Unmöglichkeit, eine kaum noch verwertbare, aber eben doch
noch restaurierfähige 16mm Kopie mit verlorenen Szenen zu finden. Heutige Filme
und anderes digitales Material, welche nicht gleich als außergewöhnlich erkannt
werden und deswegen nicht regelmäßig auf die neuesten Formate kopiert werden,
werden verloren gehen. Was würde wohl mit einem heutigen Metropolis in 80
Jahren passieren? Außerdem bleiben digitale Kopien, so sie denn gemacht werden,
makellos und damit wird ihnen der Charme des würdevollen Alterns verwehrt.
Wer das Glück hatte, Metropolis in der Fassung von 2001
oder gar von 2009 auf großer Leinwand sehen zu dürfen, wird verstehen warum
dieses Meisterwerk der erste Film des UNESCO Weltdokumentenerbes war. Wessen
Neugier geweckt wurde, und wer mehr über den Film und seine Entstehung erfahren
will, dem sei der Erwerb dieses Buches wärmstens empfohlen. Wer noch mehr über
die Dreharbeiten, besonders die technische Umsetzung der spektakulären
Filmbauten und Spezialeffekte wissen will, wird im Buch des Filmarchitekten
Erich Kettelhut (Im Schatten des Architekten, Belleville 2009) fündig werden,
aus dem „Fritz Langs Metropolis“ sehr viel zitiert. Beide zusammen ergänzen
einander wunderbar und sollten das Bücherregal jedes Cineasten schmücken.
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