Erschienen in Ausgabe: No 53 (7/2010) | Letzte Änderung: 29.06.10 |
Naturerlebnis und Lebenslust: der Schlosspark Dennenlohe
von Constantin Graf von Hoensbroech
Wenn die Besucher durch die Drehtür in den Park gelangen, verfangen sie sich
erst einmal in Labyrinthen aus Buchsbäumen. Wer den Weg herausfindet, kann sich
anschließend im gemütlich eingerichteten Café der Orangerie stärken.
Anschließend geht es durch den Persischen Garten hinüber zum Mondtor. Dahinter
ruht ein bezaubernder ;Drachen' aus Rhododendren und Azaleen. Über den
Moosgarten und die Moorinsel führt der Weg weiter entlang am Ufersaum des malerisch
gelegenen Dennenloher Sees, dem kleinsten im sogenannten Neuen Fränkischen
Seenland. Wie die Inseln der Nordsee reihen sich hier kleine Eilande aus
Birken, Magnolien und Bambus aneinander. Nach Durchquerung der Kakteenwüste
geht es über den Schilfweg zu den Wassergärten und dem Moor. Es folgt die
Irische Heide mit einem Wurzelweiher, den ein Honigbaumhain einfasst. Über den
Goldregenweg geht es zum Magnolienhang, flankiert von Wellengärten und einem pittoresken
japanischem Bachlauf, ehe der Rundgang wieder an der Drehtür endet.
Das ist längst nicht alles, was es bei einer Wanderung durch den Schlosspark
von Dennenlohe mit seinen - übrigens rollstuhlgerechten - Pfaden zu entdecken
gibt. Nicht nur für Gartenfreunde ist das herrliche Areal im südlichen
Mittelfranken zwischen Ansbach und Gunzenhausen ein wunderbar inspirierender Ort,
der zum Ausruhen, Verweilen, Durchatmen einlädt. Weit über die Region hinaus
hat sich der nach eigenen Angaben größte Rhododendronpark Süddeutschlands mittlerweile
zu einer farbenfrohen und besonders in Blütezeiten grandios duftenden Attraktion
entwickelt. Mehr als 30 000 Besucher kommen jährlich, um nicht nur den fast
neun Hektar großen Rhododendronpark zu besuchen, sondern um sich auch von den
Fortschritten bei der Komposition eines Landschaftsparks nach englischem
Vorbild bleibende Eindrücke zu verschaffen. 26 Hektar soll der Landschaftspark
einmal umfassen, den der Hausherr von Schloss Dennenlohe seit vielen Jahren gestaltet.
In dieser Zeit ist es Robert Freiherr von Süsskind und seiner Frau gelungen,
für ihren Schlosspark die offizielle Anerkennung als Botanischer Garten zu
erlangen. "Der Landschaftspark Dennenlohe verknüpft das Prinzip des 18.
Jahrhunderts mit dem ökologischen Credo des 21. Jahrhunderts", beschreibt
Freiherr von Süsskind sein Konzept. Dabei sieht er sich dem weltberühmten
schwedischen Naturwissenschaftlers Carl von Lenné (1707 bis 1778) verpflichtet,
der von der Botanik als der "liebenswerten Wissenschaft der Pflanzen"
gesprochen hatte. Liebenswert und liebevoll bis ins Detail arbeiten die
Süsskinds beständig an der Verwirklichung ihrer Vision von einem einzigartigen
Naturidyll.
Dieses
gliedert sich in drei Bereiche auf. Da ist der täglich geöffnete
Rhododendronpark mit rund 500 Rhododendren und Azaleen - zudem verschiedenste
Pflanzensammlungen wie über 60 Fliederarten, ebenso viele Magnolien,
Helleborus, Hosta- sowie Iris und Hemmerocallissorten. Dann der stetig
wachsende Landschaftspark als Komposition von traditionellen Kultur- und
Wildlandschaften. Schließlich der nur an bestimmten Tagen im Jahr geöffnete
Privatgarten des Schlosses. Dieser war übrigens schon in den Entwürfen des
Architekten Leopold Retti vorgesehen. Der berühmte italienische Architekt,
unter anderem Baumeister des Markgrafen von Ansbach, hatte von 1734 bis 1750 das
heute als eines der schönsten bayerischen Barockensembles geltende imposante
Schloss mit dem dazugehörigen Gutshof sowie dem Garten entworfen. Die Geschichte
von Dennenlohe reicht allerdings noch viel weiter zurück, die erste urkundliche
Erwähnung datiert aus dem Jahr 1167. An den Sonn- und Feiertagen im Mai, Juni
und August kann im Rahmen des "Klangparks" auch der ansonsten
nicht zugängliche Privatgarten besucht werden. "Othello" gibt es
beispielsweise in diesem Jahr sowohl als Theaterstück von Shakespeare als auch
in der Opernversion von Giuseppe Verdi.
Freiherr
von Süsskind sowie seine Frau Sabine übernehmen charmant und humorvoll selbst
die lehrreichen Führungen durch das Anwesen. Seit acht Generationen bewohnt die
Familie das Schloss Dennenlohe. Zu den Geheimnissen, die sich bei einem
Rundgang durch das Blütenmeer mit seinen behutsam gesetzten Brücken und Stegen
erschließen, gehören auch seltene Bäume, Sträucher und Stauden, wie zum
Beispiel frei stehende Sumpf-Zypressen im Schlossweiher. Zudem schafft die Artenvielfalt
an Pflanzen auch einen hervorragenden Lebensraum für unterschiedlichste Vogel-
und Tierarten und bietet Raum für viele Pflanzen, die auf der "roten
Liste" als in ihrem Bestand gefährdet aufgeführt sind.
Bemerkenswert ist zudem die dem heiligen Wolfgang geweihte Schlosskapelle, 1490
von Johann von Leonrod erbaut. Später, vor allem im 19. Jahrhundert, wurde das
kleine Gotteshaus behutsam verändert und gotisiert, so dass die Kapelle nun als
eines der wenigen Beispiele für den Historismus in Bayern gilt. Auch wenn sie
nur eingeschränkt öffentlich zugänglich ist, etwa für Hochzeiten oder Taufen,
so ist sie doch ein bemerkenswertes geistliches Memento gegenüber dem Schloss
und Gutshof und den dahinter liegendem Park, die in ihrer barocken Pracht und
natürlichen Vielfalt so sehr das Geschenk des irdischen Lebens verkörpern.
(aktuelle Fotos beim Autor)
www.dennenlohe.de
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