Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 19.08.10 |
von Pressestelle Klassik Stiftung Weimar
Erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts begannen sich Psychiater mit dem
bildnerischen Schaffen ihrer Patienten zu beschäftigen und erklärten
ihre Patienten schließlich zu Künstlern - was eine neue Kunstrichtung
hervorbrachte, die Art Brut. Das Weimarer Kunstfest lotet dieses Jahr
die Zusammenhänge zwischen Kunst und Wahn musikalisch als auch
bildnerisch aus. Und zeigt eine Ausstellung mit "Art Brut". Seit den
70er-Jahren gehören jene Künstler, die unter dem Namen "Künstler aus
Gugging" bekannt geworden sind, zu den wichtigsten Vertretern der Art
Brut – der ursprünglichen, von Kunst nicht beeinflussten Kunst. Alle
wichtigen künstlerischen Positionen aus Gugging sind in der Weimarer
Sonderschau vertreten und geben ein Überblick über die Art Brut.
Art Brut: Höchst persönliche und unangepasste Formensprache
Mit Art Brut bezeichnete der französischen Künstler Jean Dubuffet
(1901-1985) eine Kunst, die von einer höchst persönlichen und
unangepassten Formensprache zeugt. Ihre Schöpfer sind nicht als Künstler
ausgebildet und kümmern sich nicht um die gängige Kunst und ihre
Trends. Oft findet man Art Brut bei Außenseitern der Gesellschaft oder
in einem psychiatrischen Kontext. Obwohl Dubuffets scharfe Abgrenzung
von Art Brut zu gängiger Kunst bisweilen nicht haltbar ist, bringt
dieser Zugang viele neuartige und aufregende Werke außerhalb des
bekannten Kunstparcours ans Licht.
Sammlungen weltweit
Die ersten dieser Künstler wurden vom Psychiater Leo Navratil zufällig
entdeckt, er stellte sie Jean Dubuffet vor und dieser hat ihre Werke
noch persönlich gesammelt. Ihre Arbeiten finden sich neben der
Collection de l'Art Brut in Lausanne auch in vielen Museen
zeitgenössischer Kunst, wie etwa dem Museum moderner Kunst Stiftung
Ludwig Wien, dem Philadelphia Art Museum oder dem Setagaya Museum in
Tokyo.
Die Gugginger Künstler
Seit 1981 leben die Gugginger Künstler in einer Wohngemeinschaft im
Wienerwald, die 1986 in "Haus der Künstler" umbenannt wurde. Die eigene
"galerie gugging", die in ihrem Besitz ist, vertritt ihre Werke auch in
etwa 30 Galerien von Tokyo bis Chicago. Bereits 1990 erhielten sie für
ihre Verdienste um die zeitgenössische Kunst den Oskar-Kokoschka-Preis.
Das 2006 von Johann Feilacher und Nina Katschnig gegründete "museum
gugging" zeigt ihre Werke permanent auf einer Fläche von 14.000
Quadratmetern. Einige ihrer bekanntesten Vertreter sind inzwischen
gestorben, die jüngeren und neu entdeckten aber bereichern das Museum
und machen es zu einem lebendigen Ort der Kunst.
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