Erschienen in Ausgabe: No 64 (6/2011) | Letzte Änderung: 14.02.13 |
von Ingo Runnebaum
Immer mehr Patienten
fordern eine schmerzarme Behandlung und nach einer Operation perfekte
ästhetische Ergebnisse. Die Methode der Millimeter-kleinen Schnitte wird Minimal-invasive
Chirurgie (MIC) oder auch Schlüssellochchirurgie genannt. Was ist darunter zu
verstehen?
Für die Minimal-invasive Chirurgie verwenden wir schmale,
lange Stablinsen-Optiken. Von einer Kaltlichtquelle wird über ein Kabel Licht
in eine Körperhöhle gebracht. Über die Optik, die über einen Videoprozessor mit
Monitoren verbunden ist, sehen wir das Gewebe, beispielsweise die Organe der
Bauchhöhle, in einer 6fachen Vergrößerung – und in der Unifrauenklinik in Jena
sogar in HD-Qualität auf 4 Monitoren. Für die Bauchspiegelung positionieren wir
die Optik mit einem 5 bis 10 mm kleinen Schnitt versteckt am Bauchnabel. Mit
weiteren 3 bis 6 mm-kleinen Hautschnitten bringen wir zwei bis 3 feine
Instrumente ein, die meist mehrere Funktionen auf einmal haben: Gewebe halten,
schneiden und Blutstillen. Wir vermeiden den Bauchschnitt, weil er häufig mit
Schmerzen und Komplikationen wie Wundheilungsstörungen verbunden ist.
Bei welchen
Krankheitsbildern in der Frauenheilkunde kommt diese Technik zum Einsatz?
Die MIC können wir bei nahezu allen frauenspezifischen
Veränderungen und Erkrankungen im Bauchraum der Frau anwenden. Häufig sind Eierstockszysten,
Myome, die Entfernung von schmerzhafter Endometriose (versprengte
Gebärmutterschleimhaut im Bauch), die Behebung der Senkung der Harnblase, des
Enddarms oder der Gebärmutter oder der Scheide, aber auch eine teilweise oder
vollständige Gebärmutterentfernung. Durch unsere langjährigen Erfahrungen haben
wir Techniken entwickelt, die Fruchtbarkeit wieder herzustellen oder eine
extrem vergrößerte Gebärmutter ohne Bauchschnitt sicher zu entfernen. Vor allem
sind wir in der Lage, die häufigen Krebserkrankungen beispielsweise an der
Gebärmutter auf diesem Weg genauso sicher wie über einen Bauchschnitt zu
behandeln.
Die Jenaer
Frauenheilkunde unter Ihrer Führung ist national und international tonangebend
für MIC. Frauen reisen oft aus der ganzen Bundesrepublik an. Was sind die prägnanten
Vorteile dieser OP-Technik für die Patientin gegenüber anderen Verfahren? Was zeichnet
Ihre Jenaer Klinik speziell aus?
Die Vorteile sind offensichtlich. Das Trauma nicht nur an der
Haut, sondern auch die Gewebeverletzungen sind geringer, ebenfalls die postoperativen
Schmerzen. In einer Vielzahl von Studien erproben wir mit den Schmerzexperten
am UKJ dazu neue Verfahren, die Schmerzen nach einer solchen OP zusätzlich zu
senken. Zusammen mit der forschenden Industrie in Deutschland und den USA
entwickeln wir Instrumente und OP-Techniken, um das OP-Trauma im Bauch weiter
zu verringern. Die optische Vergrößerung in High-Definition erlaubt uns ein
äußerst präzises Präparieren wie beispielsweise den Erhalt von Organstrukturen
oder von Nerven für die Beckenorgane und der Haut. Feine Veränderungen wie
Endometriose, die Schmerzen und ungewollte Kinderlosigkeit verursacht, werden
besser erkannt und entfernt. Der Blutverlust bei der OP liegt nahezu bei null, weil
man insbesondere Blutungen vermeiden kann, denn eine Blutung bei der MIC
beeinträchtigt die Sicht viel zu sehr – Tupfer oder Tücher gibt es nicht! Die
Erholungszeit nach der OP ist kürzer. Schon nach wenigen Tagen können die
Patientinnen die Klinik wieder verlassen und ihre normalen Tätigkeiten wieder
aufnehmen. Das ist für die ganz junge Frau von unter 20 genauso wichtig wie für
die ältere über 80! Aufgrund dieser Vorteile unternehmen wir in Jena seit über
15 Jahren alle Anstrengungen, die Methode für sämtliche Bauchoperationen
weiterzuentwickeln. Die letzte Entwicklung ist ein einziger kleiner Zugang am
Bauchnabel für die ganze OP.
Auf was sollten die
Patientinnen rund um eine MIC-OP achten? Wie kann man sich zu einer solchen OP
anmelden.
Die umfassende Beratung in der gynäkologischen Praxis ist
das A und O. Ergänzend haben wir an der Jenaer Frauenklinik für alle genannten
Krankheitsbilder eine Spezialsprechstunde eingerichtet, die im Internet unter
der Adresse www.frauenklinik-jena.de
zu finden ist. Für diese individuelle Beratung kann sich jede Frau in unserer
Frauen-Poliklinik unter 03641-933492 anmelden.
Das Gespräch führte Dr. Stefan Groß
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