Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 05.05.11 |
von Pressestelle Klassik Stiftung Weimar
Am
Donnerstag, 05. Mai 2011, um 18 Uhr lädt das Kolleg Friedrich Nietzsche der
Klassik Stiftung Weimar herzlich ein zum Auftakt der Vorlesungsreihe »Mensch
und Welt – Jenseits der anthropischen Denkform der Moderne« mit Wolfgang
Welsch. Welsch, der zurzeit Fellow am Kolleg Friedrich Nietzsche ist, widmet
sich in der Eröffnungsvorlesung dem Thema »Die Denkform der Moderne – eine
kritische Betrachtung«.
Die
Fragestellung der Vorlesungsreihe lautet: Gibt es zu der seit zweihundert
Jahren dominierenden anthropischen Denkform, der zufolge in allem vom Menschen
auszugehen und alles auf den Menschen zurückzuführen ist, tatsächlich keine
Alternative oder ist es an der Zeit, über sie hinauszugehen?
In
einem von der Antike bis zur Gegenwart reichenden Überblick werden in den
ersten drei Vorträgen die unterschiedlichen historischen Konzeptionen des
Verhältnisses von Mensch und Welt dargestellt. Schon in der Antike sind die
beiden grundlegenden Möglichkeiten formuliert worden: Besteht zwischen Mensch
und Welt eine Übereinstimmung oder eine Diskrepanz? Ist der Mensch durch das
Grundprinzip der Welt (Geist) bestimmt oder steht er auf seine ganz eigene
Weise in der Welt? Und kann der Mensch die Welt folglich erkennen, wie sie ist,
oder kann er sich nur eine menschlich gedeutete Welt zurechtbasteln? Neuzeit
und Moderne haben sich (unter anderem im Gefolge der Kopernikanischen
Erschütterung) zunehmend für letztere Option entschieden. Nachdem Diderot das
anthropische Prinzip 1755 proklamiert hatte, hat Kant es umfassend begründet
und geradezu verbindlich gemacht. Seitdem bewegt sich das moderne Denken – in
seinen kontinentalen wie analytischen Spielarten und von den Anthropologismen
des 19. Jahrhunderts bis zu den zeitgenössischen Kulturwissenschaften – im
Fahrwasser dieses Prinzips. Noch alle Kritikversuche sind bislang vergeblich
geblieben. Wie könnte sich ein Ausweg aus diesem das Denken lähmenden
anthropischen Gehäuse der Moderne auftun? Das wird das Thema der anschließenden
drei Vorträge sein. In ihnen wird das Bild einer
grundlegenden
Verbundenheit zwischen Mensch und Welt entwickelt. Die moderne Denkform beruhte
auf der Annahme einer prinzipiellen Weltfremdheit des Menschen – woraus sich
dann konsequent ergab, dass die Weltandockung nur von Seiten des Menschen
erfolgen, so aber auch nur zu einer vom Menschen aus konstruierten und nicht
zur wirklichen Welt führen kann. Im Gegensatz dazu wird im Rahmen einer
konsequent evolutionistischen Perspektive die elementare Weltverbundenheit des
Menschen dargetan. Ein Durchgang durch die biologische und die kulturelle
Evolution zeigt, wie sowohl die animalische Eingebundenheit als auch die von
ihr aus in Gang gekommene kulturelle Verselbstständigung des Menschen diesen zu
einem Weltwesen machen. Nicht homo humanus, sondern homo mundanus ist die
eigentliche Bestimmung des Menschen. Abschließend werden die Konsequenzen
dieser Sicht für eine neuartige Ontologie und Epistemologie skizziert.
Wolfgang
Welsch, geb. 1946, ist Professor für Theoretische Philosophie an der
Friedrich-Schiller-Universität Jena, zuvor Professor für Philosophie an den
Universitäten Bamberg (1988–1993) und Magdeburg (1993–1998). Gastprofessuren an
der Freien Universität Berlin (1987–1988), der Humboldt-Universität zu Berlin
(1992–1993), der Stanford University (1994–1995) und der Emory University
(1998). Fellowships: 1985–1987 Institut für die Wissenschaften vom Menschen,
Wien; 1996 Japan Society for the Promotion of Science; 2000–2001 Stanford
Humanities Center. 1992 erhielt er den Max-Planck-Forschungspreis. Seine
Forschungsschwerpunkte sind Anthropologie, Ontologie, Epistemologie, Ästhetik,
Kulturphilosophie, zeitgenössische Philosophie.
Zu
seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen:
Unsere
postmoderne Moderne (Weinheim 1987, 7. Aufl. Berlin 2008); Vernunft. Die
zeitgenössische Vernunftkritik und das Konzept der transversalen Vernunft
(Frankfurt/Main 1995, 4. Aufl. 2007); Undoing Aesthetics (London 1997);
Aesthetics and Beyond (Kaifeng, PR China, 2010); Hrsg., Wege aus der Moderne –
Schlüsseltexte der Postmoderne-Diskussion (Weinheim 1988, 2. Aufl. Berlin,
1994); Hrsg., Medien – Welten – Wirklichkeiten (München 1998); Hrsg., Hegels
Phänomenologie des Geistes. Ein kooperativer Kommentar zu einem Schlüsselwerk
der Moderne (Frankfurt/Main 2008).
Veranstaltungsdaten
»Mensch
und Welt – Jenseits der anthropischen Denkform der Moderne«
05.
Mai bis 16. Juni 2011 | 18 Uhr
Schiller-Museum
| Vortragssaal
Schillerstraße
12 | 99423 Weimar
Der
Eintritt ist frei.
Informationen
Klassik
Stiftung Weimar
Kolleg
Friedrich Nietzsche
Dr.
Rüdiger Schmidt-Grépály
Humboldtstrasse
36 | 99425 Weimar
TEL
+ 49 (0) 3643 | 545-630
FAX
+49 (0) 3643 | 545-639
kolleg-nietzsche@klassik-stiftung.de
www.klassik-stiftung.de
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