Erschienen in Ausgabe: No 70 (12/11) | Letzte Änderung: 14.02.13 |
„Die Priester“ legen zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen ihre CD vor
von Constantin von Hoensbroech und Ulrike von Hoensbroech
Die berühmte symphonische Dichtung „Die Moldau“ von Bedrich
Smetana fließt als ehrwürdiger Messgesang „Cantare, iubilare“, Musik des
kanadischen Rockpoeten Leonhard Cohen wird zum „Hallelujah“, und der herrliche
Hymnus „Tantum Ergo“ über das allerheiligste Altarsakrament korrespondiert mit
dem berühmten Rhythmus des „Bolero“ von Maurice Ravel. Es klingt unerhört, aber
genau das ist es auch, was sich auf der CD „Die Priester – Spiritus Dei“
nachhören lässt. Zwei Mönche und ein Weltpriester sind die Interpreten einer
Abfolge von Kirchenliedern und Gebeten, die in einer bislang vollkommen
unerhörten Version vertont wurden. Manche werden ihren Ohren nicht trauen, und
das beginnt schon mit dem ersten Lied. Da wird mit hallender Stimme das „Vater
unser“ in Latein gebetet, während im Hintergrund eine volltönende Orgel mit mächtigen
Akkorden die berühmte „Sarabande“ von Georg Friedrich Händel intoniert. Selbst
für kirchen- und gottesferne Zuhörer ist das eine Introduktion, deren
musikalischer Suggestivität sowie Imagination eines majestätischen gotischen
Kirchenbaus sich wohl kaum jemand zu entziehen vermag.
„Sie werden weniger die Menschen erreichen, die mit der
Kirche nichts oder nichts mehr zu tun haben, aber sie werden die Menschen
erreichen, die die Sehnsucht nach Gott in
ihrem Herzen tragen“,
hat ein alter Pfarrer einem der Sänger, Rhabanus Petri, gesagt, nachdem er die
CD durchgehört hatte. „Ein wunderbares Kompliment und eine schöne Bestätigung
für unser Tun“, sagt der Benediktinermönch im Gespräch mit Tabularasa und fügt
hinzu: „Musik ist schließlich das Öl, das das Feuer der Hoffnung am Leben
erhält, und in diesem Sinne drückt sich in diesen Liedern auch mein
persönlicher Glaube, meine Sehnsucht nach Gott aus.“ Die Gesänge seien ein
Brückenschlag und eine Einladung, um mit Gott in Berührung zu kommen sowie
offen zu werden für seine Gegenwart. Der Abt des niederbayerischen
Benediktinerklosters Schweiklberg verbindet in und mit dieser Musik daher ein
zutiefst seelsorgliches Anliegen: „Ich möchte mit dieser Musik den Menschen
Hoffnung und Freude schenken.“ Denn das ist der 48-Jährige in erster Linie:
Seelsorger und Diener Gottes, bodenständig und erdverbunden.
Oder, wie es der Sänger Pater Vianney Meister (47) ausdrückt:
„Gerade in den Höhen und Tiefen des Lebens können wir den wahren Schatz unseres
Lebens finden: starkes Gottvertrauen und menschliche Geborgenheit.“ Geistliche
Musik ist die Sprache, die sich geradezu kongenial für die Entdeckung dieses
Schatzes anbietet. Mit den Worten des deutschen Priesters in Wien, Andreas
Schätzle (45), dem dritten Sänger, heißt das: „Geistliche Musik ist vertonte
Mystik, Kommunikation zwischen Himmel und Erde, Gott und den Menschen.“
Den Anstoß zu diesem Gesamtkunstwerk gab der in Rom
residierende Abtprimas der Benediktiner, Notker Wolf, der auch selbst gern zur
E-Gitarre greift und rockt. Vor dem Hintergrund mehrerer erfolgreicher Projekte
singender Geistlicher und Mönche, etwa aus Frankreich und Irland, wandte er
sich an Pater Meister, den Kantor der Benediktinerabtei St. Ottilien in
München. Der Musiker wiederum ,engagierte‘ den ebenfalls musikliebehabenden
Mitbruder vom Schweiklberg sowie – über einen befreundeten Zisterzienser aus
Österreich – noch den studierten Musiker Schätzle. Nach dem Vorsingen in einem
Münchner Tonstudio lautete das Urteil: „Wir wagen das Projekt.“ Es folgten fünf
intensive Tage, so Abt Rhabanus, in denen die Lieder gesungen wurden. Diese
wurden dann von Toningenieur Thorsten Brötzmann mit den zuvor mit Pater Meister
ausgewählten Musikstücken zu jener unverwechselbaren und alles andere als
zeitgeistigen, sich irgendwelchen Moden anbiedernden Liederfolge
zusammengestellt. Später noch wurde in den französischen Alpen ein Video
gedreht, das auf der Internetseite von „Die Priester“ angesehen werden kann und
neben den Geistlichen die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe eines jungen
Paares zeigt, eine zutiefst menschliche Geschichte von Glaube, Hoffnung und Liebe.
In der vergangenen Woche nun ist die CD vorgestellt worden, von der manche Lieder
durchaus das Potenzial haben, um in den Hitparaden möglicherweise weit vorne zu
landen. „Darum geht es uns aber nicht, wir wollen keine Stars werden“, meint Pater
Rhabanus. „Vielmehr sollen die Menschen etwas hören, das sie anrührt und mit
ihrem Leben zu tun hat.“
Das tun diese Lieder, die alle ihren eigenen Charakter
haben, verschiedene musikalische Darstellungsformen bedienen und gerade deshalb
bei allen Gesellschafts- und Altersgruppen ihre Hörer finden werden, auch in
ganz anderer Hinsicht. So geht beispielsweise ein Teil des Verkaufserlöses in
ein Kinderhilfsprojekt in Tansania, darüber hinaus fließen die Gagen aus den
Auftritten der Priester in deren praktische seelsorgliche Arbeit. Schließlich
eignet sich die CD zudem hervorragend für den Musik-, Religions- und
Geschichtsunterricht. Wer weiß: Der eine oder andere Zuhörer mag spüren, dass
Latein alles andere als eine tote Sprache ist. Es gibt fürwahr mehrere
Möglichkeiten, sich von dieser CD berühren zu lassen, zu neuen Horizonten
aufzubrechen, Gottvertrauen zu gewinnen oder vertrauten Glauben so
überwältigend anders zu erhören. Der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal
Schönborn sagt: „Die Bibel ist voller
Lieder, Lobgesang und Begeisterung. Ein wunderbares Mittel, die Frohe Botschaft
der Liebe Gottes den Menschen von heute nahe zu bringen, ist die Musik. Ich
wünsche den ,Priestern‘, dass sie viele Menschen durch ihre Musik für Gott
begeistern können.“
„O Haupt voll Blut und Wunden“ sei hier als letztes Beispiel
dafür angeführt. Im Jahr 1601 komponierte Hans Leo Hassler jene berühmte
Melodie, die später für den Text des berühmten ökumenischen Kirchenlieds „O
Haupt voll Blut und Wunden“ verwendet wurde. Johann Sebastian Bach bediente
sich rund 100 Jahre später der Hasslerschen Melodie für die gewaltigen Choräle
in seinen Oratorien. Nochmals rund 300 Jahre später interpretieren „Die
Priester“ das bekannte ökumenische Kirchenlied unterlegt mit HipHop-Beats. Was
manchem Puristen da wie ein geistlicher und gleichermaßen musikalischer Frevel
vorkommen mag, erweist sich beim Hinhören als kleines geistliches und
musikalisches Wunder: Weder die Musik noch die geistliche Dimension des Textes
verlieren etwas von ihrer originären Authentizität und ihrem Charakter. So
werden Emotionalität und Glaubensbekenntnis in noch nicht gehörter
überraschender und zutiefst anrührender Weise zum Klingen gebracht.
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Warszawski 31.10.2011 09:56
Vor dem Kauf unbedingt probehören ...