Erschienen in Ausgabe: No 82 (12/12) | Letzte Änderung: 23.07.13 |
Körperphilosophische Konzepte bei Michel Foucault und Roland Barthes
von Georg Zetlmeisl
1. Zum Geleit
Michel Foucault (1926-1984) und
Roland Barthes (1915-1980) haben viel über den Körper gesprochen. Foucault
etablierte die Lust und Barthes das Begehren als epistemologische Werte in der
philosophischen Analyse, was ihnen jeweils die Operation ermöglichte,
sprachliche, das heißt diskursive Realitätsbereiche von körperlichen
Erfahrungsebenen zu unterscheiden und sie somit in ihrer Beziehung zueinander
zu untersuchen.
Doch sie beschrieben außerdem auch ihren eigenen Körper, insbesondere im
Verhältnis zum Schreiben. Aber warum? Dieser Frage soll im Folgenden
nachgegangen werden. Ich möchte beide Autoren ebenfalls als Schreibende
begreifen, sie als Körper sehen, die etwas produzierten. Dadurch soll gezeigt
werden, dass die Schreibweise eine eigenständige Methode ist, die sich nicht
einfach als Auslagerung neben der eigentlichen philosophischen Arbeit behandeln
lässt. Das Verhältnis zum Schreiben wird als wesentlicher Bestandteil des
Werkes vorgestellt.
Damit sind zwei Annahmen verbunden: Einmal, dass zu schreiben ein
Umsetzung von Begehren bedeutet, und zum anderen, dass es Orte des Schreibens
gibt (z.B. ein bestimmtes Zimmer), sowie eine bestimmte affektive Positur des
Schreibenden, ein Gestimmtsein, von denen her sich der Text mit konstituiert.
Die vorliegende Arbeit geht der Bemühung nach, Texte von Foucault und Barthes,
aber ebenso Texte über sie auf eine Körperlichkeit hin zu analysieren. Die spezifischen
Diskurse, die von diesen beiden Personen ausgehen und die sie zu ihrer Zeit auf
einer gesellschaftlichen Ebene führten, wurden zwar von ihnen in Bezug zu sich
selbst als Intellektuelle gesetzt, allerdings müssen sich die damit zusammenhängenden
Selbstbilder nicht zwingend mit der Geschichte ihrer Körperlichkeit decken. Die
Beziehung zwischen Text und Körper ist nicht die einer einfachen
Repräsentation. Ich möchte daher dem Versuch nachgehen, eine bestimmte Lesart
plausibel zu machen, die nicht dem Anspruch einer endgültigen Entzifferung
unterliegt.
Dafür wird die Diskussion zwischen den Erzählungen ihrer Werke und den
Erzählungen ihrer Biographeme oszillieren, sich in den Versammlungen der sich
gegenseitig widerspiegelnden Beschreibungen bewegen, um jene Sogpunkte zu
erfassen, wo diese Texte in Selbstbeschreibungen übergehen, wo sie das
Verhältnis des Schreibenden zu sich selbst aushandeln. Und weil es Erzählungen
sind, die nur noch erweitert werden können, handelt es sich hierbei auch nicht
um eine Darstellung der Personen Michel Foucault und Roland Barthes.
Beschrieben werden viel eher zwei figurative Gestalten: Michel le Fouk’s und
Roland le Filou, die natürlich eine Identitätsbeziehung zu den Personen
unterhalten.
In der Erkundung eines Verhältnisses zu sich selbst kommt es zu einer
Annäherung beider Autoren, die es erlaubt, sie auf eine ihnen gemeinsame
theoretische Figur zu beziehen, wenngleich diese auch von der Spannung eines
Widerstreits gekennzeichnet ist. Etwa zur selben Zeit, im letzten Jahrzehnt
ihres jeweiligen Schaffens, werden einander ähnliche Begriffe für ihr Denken
maßgebend: Die Askese als eine verbindliche, mitunter ethische Beziehung
zu sich selbst wird in Zusammenhang mit der Freundschaft als einer
verbindlichen, mitunter ethischen Beziehung zu einem anderen untersucht. Beide
werden sowohl assoziativ, im Sinne einer Ermöglichung, als auch dissoziativ, im
Sinne einer Blockierung in Relation zueinander gesetzt. Die Leidenschaft
wird ferner als die notwendige Bedingung thematisiert, um Freundschaft und
Askese in ein synthetisches Verhältnis zueinander eintreten zu lassen,
innerhalb dessen aus diesen Beziehungsformen Machtmechanismen und
Vergesellschaftungsstrukturen entfernt werden können oder die ein bestimmtes
Selbstverhältnis konstituiert, das es dem Einzelnen zumindest erlaubt, sich
gegen diese inneren, machtvollen Mechanismen zu behaupten. Dieses
Begriffsensemble formuliert eine theoretische Schablone, an der sich die
Lektüre meiner Beschäftigung orientieren wird.
2. Michel Foucault – le Fouk’s
2.1. Blicken
In Foucaults Schriften wird ein
Engagement deutlich, mit vielen Ansichten der etablierten Ideengeschichte zu
brechen. Die Diskursanalyse wird zu demjenigen Mittel, wissenschaftliche Erklärungs-
und Rechtfertigungszusammenhänge durch eine beflissene Beschreibungsarbeit zu ersetzen.
Ihr Gewinn ist es, solche kontinuierlichen Formationen von Theorien als
spezifische Diskurse oder als Repräsentation derjenigen Machtverhältnisse zu begreifen,
die uns heute umschließen. Die Mechanismen dieses Machttyps bezeichnet Foucault
als „Disziplin“. Anders gesagt, steht hinter Foucaults einzelnen Analysen der
Antrieb, jene modernen Phantasmen abzuschütteln, worin die abendländische Rationalität
über die Interpretation einer Geschichte des Unvernünftigen die zunehmende
Disziplinierung der Individuen zu rechtfertigen sucht. Foucault schreibt gegen
eine sich daraus erhebende Selbstsicherheit der Moderne an, dass der Mensch nun
endlich über seine Natur aufgeklärt sei und die Dinge rechtmäßig zu begreifen
gelernt habe.
Zeichnen wir die foucaultsche Analyse kurz nach. Seine
historiographische Untersuchung der Disziplinargesellschaft beginnt mit
‚Wahnsinn und Gesellschaft’ (1961). Anhand zweier historischer Erscheinungen
werden in diesem Buch wesentliche Charakteristika der Disziplin verdeutlicht:
Ab der Mitte des 17.Jh. kam es zu einer zunehmenden Überführung von Individuen,
die sozial außerhalb des Rechts standen, in Zuchthäuser, darunter Bettler,
Wüstlinge, Vagabunden, Arme und auch Irre. Die Funktion dieser Ausschließung
ist die eindeutige Lokalisierung solcher Individuen innerhalb des sozialen
Raums. Als es gegen Ende des 18.Jh. zur Herausbildung der Psychopathologie
kommt, tritt die Internierung des Irren in eine neue Form ein. Der psychiatrische
Diskurs erscheint als ein spezifisches Wissen über den Wahnsinn, das sich
allmählich als ärztliche Praxis institutionalisiert. Dieser Diskurs produziert
einen „Wahrnehmungsgegenstand“: „Der Wahnsinn wird behandlungs- und damit
wahrheitsfähig, indem er […] als von der Vernunft abweichende Form des Denkens
angesehen wird.“1 Wenn die Torheit zuvor noch geltend machen konnte,
eine alternative Form des allgemeinen geistigen Vermögens des Körpers zu sein,
wodurch ihr ein Wahrheitsanspruch zukam, verliert die „Unvernunft“ diesen nun.
Indem der Wahnsinn als Abweichung formiert wird, legitimiert der psychiatrische
Diskurs eine besondere Verfahrensweise, auf den Körper zuzugreifen, nämlich
mittels Medikalisierung.2 „Die medizinischen Kategorien isolieren
den Irren in seinem Wahnsinn.“3 Indem dieser Diskurs den Irren von
sich selber abgrenzt, produziert er ein bestimmtes Selbstverhältnis.4
Der Wahnsinnige ist nicht nur aus der Gesellschaft ausgeschlossen, sondern
zugleich in den Raum einer Behandlung und ärztlichen Beurteilung (Diskurs) eingeschlossen.
In seiner Studie ‚Geburt der Klinik’ (1963) erweitert Foucault seine
Analyse auf den Bereich der klinischen Behandlung unterschiedlicher
Erkrankungserscheinungen des Körpers. Ebenfalls zum Ende des 18.Jh. dokumentiert
er die Herausbildung eines weiteren Wissenstyps aufgrund einer neuen
Erkenntnistechnik, dem Sezieren von Leichnamen. Dadurch entsteht ein bestimmter
„Blick“, in dem sich das Wissen strukturiert, den Körper auf eine andere Weise
zu erkennen. Damit verdeutlicht Foucault den Diskurs als „Denkwirklichkeit über
das Verhältnis von Sichtbarkeit und Sagbarkeit“.5 Dieses Wissen
beinhaltet aber nicht nur eine neuartige Tiefe, körperliche Gewebe auch im
Bezug auf Erkrankungen zu klassifizieren. Wurde die Krankheit zuvor am Körper
beobachtet, wird sie nun im Körper lokalisiert, und dieser damit zum Raum einer
Erforschung. Parallel zur Geschichte des Wahnsinns findet sich das erkrankte
Individuum nicht nur vorübergehend in eine Klinik interniert, sondern zugleich
– mittels Abgrenzung des Individuums gegenüber seinem Körper – in eine
Krankheit eingeschlossen. Es wird zum „Subjekt seiner Krankheit“.6 Die
Klinik erscheint als Beobachtungsstation, um eine spezifische Erkenntnisweise
zu fixieren.
In ‚Überwachen und Strafen’ (1975) vereint Foucault diese Zusammenhänge
erstmals unter dem Begriff der „Disziplinarmacht“. Ausgehend von einer
Beschreibung des Übergangs von Techniken der Bestrafung, die unmittelbar am
Körper durchgeführt werden, zu einer Internalisierung jener Bedrohung, bestraft
zu werden, untersucht Foucault sich im Verlauf des 19.Jh. herausbildende
Überwachungsmethoden, die auf eine Umformung von sanktionierten Individuen
abzielen. Das Spezifikum des damit verknüpften Wissens ist, dass es sich zuerst
als Form einer bestimmten Architektur (z.B. des Gefängnisses)
institutionalisiert. Im Unterschied zur vorherigen Thematisierung umgreift der
Machttyp der Disziplin im 19.Jh. aber einen größeren gesellschaftlichen
Bereich. Der Wille zur Formung, der sich in einer permanenten Sichtbarmachung
des individuellen Verhaltens verwirklicht, wird auch zum zeitlichen wie
räumlichen Organisationsprinzip von Kasernen, Hospitälern, Fabriken und
Schulen. Die Disziplin „errichtet über den Individuen eine Sichtbarkeit […],
die objektivierende Vorstellung jener, die zu Subjekten unterworfen werden.“7
Indem sich die Macht im 19.Jh. in Gestalt einer Architektur anonymisiert,
vertieft sie das besondere Selbstverhältnis des in einen Diskurs
eingeschlossenen Individuums: Die Selbstbeobachtung. Machtwirkungen werden umso
effizienter, wie Individuen entsprechende Diskurse internalisieren. Die
Disziplin erreicht eine Durchdringungskraft, bei der der „normierende Blick“
nicht nur mehr von außen kommt, sondern vom Einzelnen im eigenen Körper eingeschlossen
wird. Foucault hebt hervor, dass in solcher Weise durchschaubare Körper vor
allem dazu tauglich werden, einen gesellschaftlichen Nutzen zu erbringen.8
Die ‚Geschichte der Disziplinargesellschaft’ kulminiert in Foucaults
Analyse des Diskurses über die Sexualität im 19.Jh., ‚Der Wille zum Wissen’
(1976). Für die Abstimmung der gesamten Bevölkerung mit dem auf
Kapitalakkumulation eingestellten Wirtschaftsapparat waren „die Besetzung und
Bewertung des lebenden Körpers, die Verwaltung und Verteilung seiner Kräfte
unentbehrliche Voraussetzungen.“.9 Die Form einer Normierung zu
erreichen, die die gesamte Gesellschaft erfasst, setzt die Verstetigung jener
Diskursivierung voraus, die Individuen an sich selber anwenden. Foucault
analysiert das Phantasma ‚Sex’ als die Leitvorstellung, welche nicht nur dazu
dient, alle bisher problematisierten Pathologien zu erklären und damit ihre
Überwachung zu rechtfertigen10, sie begründet die individuelle
Selbstbeschreibung, indem das Individuum sich gegenüber der Sexualität nicht
nur mehr darüber Rechenschaft abzulegen habe, was es tut, sondern auch über
das, was es begehrt.11 Die Besorgnis über die Lüste „gehört zu den
Disziplinen des Körpers […] gleichzeitig […] gibt sie Anlass zu unendlich
kleinen Überwachungen, zur Kontrolle aller Augenblicke.“12 Damit
einher geht die Wucherung eines dokumentarischen Wissens um die Lüste und einer
Klassifizierung ihrer Erscheinungsformen. Die Sexualität wird zum Kraftzentrum
verschiedener Diskurse, was eine schrittweise Durchdringung des
gesellschaftlichen Raums durch Machtmechanismen einleitet. Die „Beziehungen der
Macht zum Sex […] durchmessen den Körper und durchdringen das Verhalten.“13
„Aus seinem gesamten Begehren einen Diskurs zu machen“14, wird als
Machtstrategie im Übergang zum 20.Jh. auf eine neue Weise sozial produktiv.
Dieser Machttyp erlaubt erstmals nicht nur spezifischen Gruppen, über die
Qualifizierung und Normierung ihres Körpers oder der Körper von anderen auf
gesellschaftlicher Ebene machtvoll zu agieren. Der homo medicus (in Bezug auf
die Praktiken der Hygiene, im Verhältnis zur Gesundheit sowie in der
Repräsentation einer Nachkommenschaft) wird zur privilegierten Instanz, um
soziale Distinktionen innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung zu etablieren.
Dadurch verfestigt sich jene „Lust am Diskurs“ (auch eine Lust am Überwachen),
die Foucault als typisch für moderne Gesellschaften auszeichnet. Es „wird im
Verlauf des 19.Jh. der Körper der Gesellschaft zum neuen Prinzip. Und diesen
Körper wird man auf eine gleichsam ärztliche Weise schützen müssen.“15
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Disziplin einen Machttyp
bezeichnet, der etwa ab der Mitte des 17.Jh. gesellschaftlich wirksam wird und
zum Ende des 19.Jh. einen Kulminationspunkt erreicht. Eine solche Zuspitzung
bedeutet, dass diese Macht den Körper nun auf eine Weise durchdringt, sodass
sie eine Überlagerung des Körpers mit diskursiven Urteilen etabliert oder den
hohen Grad einer derartigen gegenseitigen Spiegelung überhaupt erst erlaubt.
„Die Maschen der Macht“ bilden ein immer feineres Gewebe16 von
zunehmender Bindungskraft.
Exemplarisch hierfür ist die Studie ‚L`Uomo deliquente’ von Cesare
Lombroso (1876), der „nachzuweisen versuchte, dass die Merkmale der kriminellen
Persönlichkeit immer mit somatischen Anomalien einhergehen.“17 Man
entdeckte in dieser Zeit aber nicht nur in der Gestaltung des Körpers soziale
Dispositionen, sondern es scheinen sich Institutionen selber in Körper zu
verwandeln: „Klassenkörper“ oder „Gesellschaftskörper“18; die Fabrik
als Körper mit „Verwaltungsorganen“. Es entstehen Positionen wie „der Kopf der
Familie“; es gibt eine „Volksstimmung“ sowie etwas, das sich „im Herzen der
Nationen“ aufhalten kann.
Der Fokus von Michel Foucaults thematischer Betrachtung folgt dieser
Verlagerung der Macht über Subjekte, die zunächst aus dem sozialen Raum
ausgeschlossen werden, indem man über ihnen einen Diskurs errichtet, zu einer
Gesamtgesellschaft, die sich in einer diskursiven Normierung eingeschlossen
befindet. Dieser Übergang vollzieht sich aber vor allem am Körper. Es ist gegen
Ende des 19.Jh. nicht nur mehr ein von Macht besetzter Körper, sondern in
erweiterter Form einer, der nun selbst die Macht ausübt, andere im Blick zu
subjektivieren oder festzuschreiben. Die Institutionalisierungsformen der Macht
verlagern sich dieser Logik entsprechend von einzelnen Einrichtungen, die den
Rand der Gesellschaft lokal sowie semantisch markierten (z.B. die Kaserne oder
die Klinik), zu einer Pluralität von Machtzentren: das „Einschließungsmilieu“ par
excellence des 19.Jh. ist die bürgerliche Kleinfamilie.19
2.2. Sich zu sich selbst
verhalten
In seinen späteren Schriften
setzt Foucault der Situation einer solchen Abschließung des Subjekts allerdings
die Thematisierung einer Ethik entgegen, die ihren Ausgangspunkt in der „Sorge
um sich“ nimmt.20 Denn „was bedeutet es, für sich selbst zu
sprechen? – die unpersönlichen Mächte zu benennen, denen man sich
gegenübersieht und gegen die man kämpft, sobald man ein Ziel zu erreichen
versucht“21. Die von Foucault erläuterten antiken Praktiken und
sozialen Relationen, die mit der Hinwendung des Individuums auf sich selbst
zusammenhängen, stellen einen Diskurs dar, der nicht eine Einschließung der
Macht im Subjekt bewirkt, sondern durch die Stärkung der Besorgnis, die eigene
Kraft nicht zu verausgaben, zu einer Aneignung von Machtverhältnissen führt.
Damit das Individuum seiner selbst Herr werden kann, muss es die Fähigkeit der
maßvollen Ausübung von Macht über andere erwerben.
Der Gesichtpunkt der Betrachtung verlagert sich von den Mechanismen der
Disziplinierung zu den Selbsttechniken von Individuen. Diese kennzeichnen sich
dadurch aus, dass sie einerseits auf einem asketischen Selbstverhältnis (griech.
asketes: der sich Übende) beruhen, nicht im Sinne eines Verzichts, wohl
aber in Gestalt der Selbstbefragung, als der Bemühung um eine wachsende
Kenntnisnahme und Anwendung derselben im persönlichen Umgang. Andererseits
konstituiert sich dieses Selbstverhältnis in Bezug auf einen anderen, zum
Beispiel den Partner, den Geliebten oder Freund. Eben deshalb, weil „die
Veränderung des Diskurses der Souveränität des Subjekts entzogen“22 ist,
muss sich das Individuum jene Fähigkeit aneignen, sich innerhalb der
verschiedenen Gemeinschaftsformen zu sich selbst in Beziehung setzen können. Es
ist die Beziehung, die einen ethischen Wert in der Bemühung um eine
Selbstregierung darstellt.
Michel Foucault definiert „Technologien des Selbst als Techniken, die es
dem Einzelnen ermöglichen, aus eigener Kraft […] eine Reihe von Operationen an
seinem Körper oder seinem Denken, seinem Verhalten und seiner Existenzweise
vorzunehmen, dass er einen gewissen Zustand des Glücks, der Reinheit, der
Weisheit […] erlangt.“23 Die
dafür angewandten Praktiken wurden in der Spätantike mit dem Begriff epimelesthai
sautou bezeichnet, der soviel bedeutet wie „auf sich selber achten.“ Man
erkannte in den individuell verschiedenen Graden, dieser Sorge nachzukommen,
Widerspiegelungen unterschiedlicher Selbstverhältnisse. Die Fähigkeit des
verhaltensklugen Umgangs mit sich selbst (griech. techne) konzentriert
sich auf die Aktivität des Individuums und deren Wirkungen, zu dem Zweck, sich
auf die Bedingungen des sozialen Alltags vorzubereiten (griech. paraskeuazo).
Die zentrale Praktik dafür war, Aufzeichnungen von sich anzufertigen.
Unter Askese verstand man hauptsächlich die konstante Anwendung einer
Mnemotechnik. Historische Beispiel hierfür sind die ‚Bekenntnisse’ des
Augustinus (5.Jh.) oder Senecas ‚Briefe’ (1.Jh.). „Das Selbst ist etwas,
worüber man schreibt“24, das man gleichzeitig mit dem Festhalten von
Gedanken und Gefühlen, die im Dialog mit dem Geschehen des Tages stehen, klärt.
Das innere Geschehen wird mit einer Übung, melete genannt, betont,
von deren Wortstamm sich der abendländische Begriff der Meditation herleitet. „Melete
ist die Arbeit, die man unternimmt, um eine Rede oder eine Improvisation
vorzubereiten, indem man über Ausdrücke und Argumente nachdenkt. Man muss die
reale Situation durch einen in Gedanken geführten Dialog vorwegnehmen. […]
Diese Art von Meditation besteht aus erinnerten Reaktionen.“25 Eine
solche innere Prüfung dient dem Vergrößern der persönlichen Macht in Bezug auf
Kommunikationssituationen, sowie durch das Trainieren der Geschicklichkeit,
Reden zu führen.
Entsprechend ihrer Orientierung werden daher die im griechischen
Altertum bekannten körperlichen Übungen (griech. gymnasia) auch nicht
als Gegenbewegungen zu den am Diskursverhalten orientierten Praktiken
verstanden, sondern sind unter diese subsumiert, das heißt ihr gleichnamiges
Ziel ist es, die Unabhängigkeit der Persönlichkeit gegenüber anderen Individuen
zu befördern, und damit Selbsterkenntnis und Gewissheit im Handeln. Zu der
privilegierten Methode der Verwirklichung eines bestimmten angestrebten
Selbstverhältnisses wählt das Abendland die Rede, insbesondere in seiner Form
des Schreibens: Selbstbeschreibungen und Situationsbeschreibungen, die
Aufzeichnung der Gedanken und Empfindungen. Tagebücher, Romane, aber auch
informative Artikel und wissenschaftliche Aufsätze beleben ununterbrochen diese
Tradition.26 Das Selbstverhältnis stiftet sich vermittels der Arbeit
an der inneren Rede. Das Subjekt entwirft sich darin stets als ein
sprachmächtiges Wesen, dessen Innerlichkeit zum Sprechen gebracht werden muss.
Die Mechanismen der Disziplinierung können als jene Eigenschaften
gesellschaftlicher Diskurse definiert werden, körperliche Fähigkeiten in eine
herrschende Sagbarkeit und Sichtbarmachung zu überführen.27 Aber
auch bei seiner Thematisierung von Selbsttechniken kommen eine Vielzahl von
körperlichen Kräften zur Sprache: Lüste, geistige Vermögen und
Leistungsfähigkeit. Der Körper wird erlebt als Aggregat eines Wohlseins sowie
als Ort der Instabilität der Gesundheit. Er tritt aber vor allem als ein
affizierbares und affizierendes Objekt auf. 28
2.3. Sich entziehen / sich
stellen
Die Verletzbarkeit des Selbst ist
jederzeit gegeben. Das gilt auch für Michel Foucault selbst, dessen „extrem
eifersüchtiges Temperament und seine legendäre Verletzlichkeit“29
berüchtigt waren. Verwirklicht sich in seinen Schriften nicht vielleicht
ebenfalls die Bemühung, mit dieser Verfassung einen Umgang zu finden, die
zerstörerischen, weil unnahbaren Elemente aus der Leidenschaftlichkeit zu
entnehmen, ohne sie dafür einfach aufgeben zu müssen? Aber warum sich an der
Leidenschaft orientieren? Offenbar weil sie gegenüber der Macht als etwas Widerspenstiges
eingeschätzt wird. Stellt die Leidenschaft die Möglichkeit eines
„Gegen-Wissens“30 dar?
Die Macht, die von den Diskursen ausgeht, ist sinnstiftend, Identität bildend
und erzeugt dadurch die Muster eines auf gewisser Weise kodierten Blickes. Man
könnte den Diskurs auch als „die Ermächtigung eines bedeutungsvollen Sprechens“31
im Blick beschreiben. Der Körper ist das bevorzugte Objekt dieser
Reglementierung. Es geht weniger um Handlungen, das heißt um Handlungsnormen
und Verbote, als vielmehr um jene Operationen, mit der sich die Macht des
Blickes in die körperlichen Kräfte einschreibt. Mögen sich Subjekte noch so
sehr in die Machtverhältnisse einschließen, auch gerade dann, wenn sie diese
als Selbstmacht an sich erleben, die Leidenschaft entzieht den Körper dieser
Aneignung, macht ihn nur bedingt griffig und erfindet damit in ihm einen
„Bereich, der jenseits gesellschaftlich wirkender Mechanismen“32
erkannt und begangen werden kann.
Da ist etwas am Rand. Es heißt, wer Foucault traf, war „beeindruckt von
seinen Augen, seiner Stimme, sogar sein Lachen war eine Aussage“33.
Seine Erscheinung ist die eines vor Wut bebenden Körpers der Demonstrationen
und eine Stimme der Verlautbarungen und Diskussionen, die das Unerträgliche
wahrnahm34, es in sich aufrechterhielt und damit dem diskursiven
Schweigen entzog. Foucaults Ton ist scharf: „bleich, gespannt, zitternd, bereit
zum Angriff überzugehen“35. In lebenslanger Leidenschaft ist er an
seine Arbeit gebunden, vornehmlich dem Studieren und Schreiben; Projekte, die
ihm wiederholt eine Neuausrichtung seines Denkens oder der Perspektive seiner
Forschung erlaubten. Dennoch findet diese Leidenschaft für sich eher in den
kleinen Schriften Foucaults ihre Sprache.
In seinem Text ‚Das Leben der infamen Menschen’ (1977) spricht Foucault
von einer Rührung als dem Ausgangspunkt seiner Arbeit, sowie von der Bedeutung
historischer Quellen, insofern sie etwas in einem selbst aufrütteln.36
Die Diskursivierung von Ereignissen distanziert den Blick, bewirkt eine
Absicherung vor der allzu eindringlichen Realität der Geschehnisse. Diese
Materialität des Diskurses möchte Foucault aber nun zu erinnern geben, dass
„Leben tatsächlich riskiert und verloren worden [sind] in diesen Wörtern“37.
Individuen sind in Verhältnis zur Macht gestellt und setzen sich in
Verhältnis zu ihr. Situatives, singuläre Begehren können Macht zu erfahren
ebenso lustvoll wie unerträglich erscheinen lassen. Es ist die Leidenschaft,
die solche Momente festzuhalten sucht, sie aufzuspüren, um sie zum Sprechen zu
bringen. Die wissenschaftliche Methoden der Untersuchung und Begutachtung
werden diesem Anspruch aber nur partiell genügen können.38 Die Leidenschaft
bezeichnet jene Kraft, die dafür notwendig ist, um sich den Konsequenzen einer
Analyse sozial stellen zu können, was voraussetzt, dass man dazu in der Lage
ist, die Implikationen der eigenen Geschichte auszuhalten.39
Wenn Macht die Begrenzung der Sichtbarkeit und Sagbarkeit von Dingen
bedeutet, so legt das nahe, dass jede Gesellschaft einen gewissen Raum besetzt
oder treffender, einen Raum nach dem Bild ihrer Durchmusterung faltet.
Situationen werden mit Bedeutung versehen, werden für alltägliche Aktivitäten
verfügbar zu machen, um kollektives Handeln zu koordinieren. Es liegt Foucault
daran, jenen Kontaktpunkt zu betonen, dass im Feld gesellschaftlicher
Unterscheidungen und diskursiver Gliederungen dennoch Freizonen und
Durchgangsräume existieren, die den Raum offen halten und eine Frage sich
weiterhin bewähren lässt: Wo befindet sich das Subjekt; in welches Verhältnis
tritt es zur Macht, in dem Moment, wo es von ihr erfasst wird?
Foucault nennt solche Orte oder Räume „Heterotopien“40. Sie zeichnen
sich durch Indifferenz aus, durch die Schwierigkeit, sie einzuordnen,
Irritationen in der Sagbarkeit und Opazität in der Sichtbarkeit verursachend.
Was sich hinter der Beschreibung heterotopischer Räume zu erkennen gibt, ist
der Körper als Erfahrungsbereich, das Aufleben von Stimmungen, die Durchdringungsstärke
von Affekten oder die Belebung körperlicher Kräfte: Wollust, Fantasie,
florierendes Leben der Bewusstseinsinhalte.41
Blick und Körper scheinen immer ungleichzeitig aufeinander zu treffen,
sich nicht miteinander zu verbinden, sondern jene Spannung und Reibefläche zu
erzeugen, an der und durch welche Transformationen in Ordnungssystemen
entstehen und neue Ordnungsmodalitäten sich herausbilden. Und wenn das
Individuum beide in sich vereint, ohne dieses Bruches Herr werden zu können,
dann befindet es sich zugleich als betroffen von der Macht, als es sie auch
ausübt. Ein Macht ergreifendes sowie ergriffenes Subjekt. Zugleich ist es aber
nie rückhaltlos von der Macht ins Zentrum einer Agitation gesetzt.
Dass wir einen Körper haben, macht unsere Situation ambivalent. Foucault
spricht in diesem Zusammenhang von einem Körper, der das Ich lokalisiert,
diesem einen definiten Ort zuweist und es gleichsam durch diese Zentrierung zur
Selbstbetrachtung führt, als er das Ich auch mit der Schwere und Porosität der
Leiblichkeit befangen macht. „Mein Körper ist das genaue Gegenteil einer Utopie.“42
Vermittels der Lokalisierung des Körpers ist das Ich den Mechanismen der Macht
greifbar. Dennoch scheint Foucault darüber unschlüssig zu sein, denn der Körper
lässt sich nicht nur in seinen Dichten erfahren, sondern umschließt im Erlebnis
der Erfahrung auch Andere. Das Sinnliche und das Intelligibele zeigen den
Körper als sowohl offen wie geschlossen, von sichtbaren wie unsichtbaren
Bereichen.43 Der Körper, das ist die Versammlung der Kräfte eines
Einzelnen und zugleich der Ort, um sie umzusetzen. „Um Utopie zu sein, brauche
ich nur Körper zu sein.“44
Aber um dieser Körper sein zu können, um ihn auszufüllen und seine
Fasern zu beleben, benötigt das Individuum den Anderen, der es mit seinen
Sinnen berührt, es spiegelt und mit Worten bezeugt, es anregt und befördert.
„Es haben sich in allen Kulturen Räume aufgeprägt, die untereinander nicht in
einem Teilungsverhältnis nach der Art Innen und Außen, Rand und Zentrum oder
öffentlich und privat stehen, sondern in einem […] Wechselspiel der
Differenzierung und Spiegelung, die insgesamt dem Bereich der Kommunikation
zugeordnet sind.“45
Der Körper und das in ihm eingeschlossene Subjekt sind nicht nur
historische Konstruktionen von Machtverhältnissen, deren diskursive Ordnung
aufgedeckt werden kann. Der Körper ist ebenso „Teil des imaginären Raums, der
mit der Welt des anderen kommuniziert“46 und sich innerhalb
desselben bedrohlichen Mechanismen widersetzen kann. Die damit verbundene Sorge
um sich erscheint bei Foucault aus diesem Grund auch als ein dreifacher
Zusammenhang, das heißt als Interdependenz der Sorge um sich selbst, der Sorge
um den Anderen und der Sorge um Wahrheit. Vereinfacht gesagt, vermögen
Individuen sich selbst nur in der Beziehung zum anderen zu erschließen.
In Gestalt der Geschichte der Disziplinargesellschaft beschreibt
Foucault konkrete Diskurse, an denen sich der Übergang einer Fähigkeit oder
sogar Gewalt des Körpers zu einer Unterordnung und Umschließung durch den Blick
bestimmt.47 Der Blick, „die Rede vom Raum, von der Sprache und vom
Tod“48. Der Körper wird innerhalb bestimmter historischer Etappen
zum Ort eines Verbrechers, eines Wahnsinnigen, eines Kranken oder zu dem eines
Perversen, deren Instandsetzungen den Disziplinierungstechniken ihre
Beweiskraft liefern und von der ausgehend sich diese Techniken entfalten, um
schließlich den gesamten Gesellschaftskörper im Sinne einer Normierung zu durchkreuzen.
Worauf aber bezieht sich der Tod? Was genau stirbt bei dieser Aneignung
durch Raum und Sprache? Foucault spricht in ‚Die Ordnung des Diskurses’ (1971)
von einer dem abendländischen Denken unterliegenden Logophobie, die „Furcht vor
einem Sprechen ohne Subjekt“49 und der Angst vor der Möglichkeit
einer Individuation im Rauschen der Sprache. Ist der Abgrund des Körpers also
etwas wesentlich Sprachliches?
Foucaults Denken beweg sich hier im Einflussbereich von Nietzsche. Im
Körper kann das Denken das Ausmaß oder die Maßlosigkeit einer „Gewalt annehmen,
die gemeistert und zu Mut gewandelt werden muss“50. Ein von
Leidenschaften geformtes Denken, das innerhalb des gesellschaftlichen Feldes
einen Ort finden muss, der ihm nicht nur erlaubt, sich auszudrücken, sondern
gleichzeitig auf sich selbst zu achten. Das Denken muss um seine
Leidenschaftlichkeit Sorge tragen. Der Körper tritt in Verhältnis zu
gesellschaftlichen Diskursen, hält sich innerhalb von Räumen determinierter
Sichtbarkeit sowie Sagbarkeit auf. Wie geht das Individuum mit diesen
Einflüssen um, um sich die Möglichkeit der Transformation des Denkens und der
Wahrnehmungsgehalte zu bewahren? Foucault zieht sich in die Archive zurück.
„Dass er allein sein wollte, dorthin gehen wollte, wohin man ihm nicht folgen
konnte“51, um „eine Beziehung zu sich selbst zu verfolgen, durch die
wir uns entziehen können“52. Sich der Strenge der Semantik des
Blickes zu entziehen, indem man dieser eine Strenge des Selbstverhältnisses
entgegenstellt?
Die von Foucault in ‚Der Gebrauch der Lüste’ und ‚Die Sorge um sich’
(1984) erläuterte „Ästhetik der Existenz“ findet sich eben von dieser Spannung
eingerahmt. Auf der einen Seite die stete Bedrohung des Selbstverhältnisses des
Subjekts, dem es auf der anderen Seite mittels Techniken der Mäßigung in der
Ausübung von Macht, zum Beispiel in Form der Technik des Schreibens begegnet.
Es gibt zwar kein Tun außerhalb der Macht, wohl aber gegenüber dem Begehren des
Diskurses, dessen Zurückweisung immer wieder die Möglichkeit eines neuerlichen
Anfangs eröffnet. Der Diskurs, das ist die innere Sprachmaschine des Subjekts,
um die (doch unvermeidliche) Einengung durch die Grenzen der Subjektivierung
abzuwehren. Sie kann dabei weniger mit dem bewussten Denken und Auffassen von
Dingen identifiziert, sondern vielmehr als die Arbeit der inneren Rede an sich
selbst definiert werden, welche die Kontinuität ihrer Ordnung zu stabilisieren
sucht.
Die fortscheitende Disziplinierung des Körpers verschränkt sich mit der
Ausweitung der Diskurse, einer um sich greifenden diskursiven Erfassung –
fiebernde Sprachmaschine. Innerhalb dieses Zusammenhangs ist das Primat des
‚Erkenne dich selbst’ angelegt, das den Wahrheitsbegriff an eine Natur der
Dinge und Ereignisse anbindet und damit eine Hermeneutik des Subjekts
ermöglicht und gleichzeitig abschließt. Diskurse operieren, verwalten und
richten sich um die körperlichen Kräfte herum ein, sodass der Körper bei
Foucault sowohl als das Potenzial gesellschaftlicher Ordnung und ihrer
Aufrechterhaltung erscheint, als auch als Inbegriff einer nicht hintergehbaren
Gefahr, abweichendes Verhalten zu erzeugen.
Foucault bekräftigt in seinen späten Schriften, dass der
gesellschaftlichen Aneignung nur in Rückbezug auf den Körper, durch einen
alternativen Bereich einer Subjektivierung entgegengewirkt werden kann. Denn
der Körper, das ist die Schnittstelle zwischen dem Subjekt, dem Anderen und der
„Wahrheit“ ihres Beziehungsgeflechts. Eine solche Wahrheit kann sich nur als
Folge einer Sorge um sich ergeben. Auf sich selbst zu achten, um gegenüber sich
selbst und der Welt, mit der man interagiert, eine Souveränität zu erlangen,
setzt aber die Fähigkeit einer Mäßigung derjenigen Gewalt voraus, die in der
Kommunikation der Körper miteinander enthalten ist. Sie zeugt von der
Einschreibung der Macht in die Körper und von der Anwendung sowie Übertragung
ihrer Mechanismen von Subjekt zu Subjekt. Wohlgemerkt handelt es sich dabei um
eine unterschwellige oder normalisierte Gewaltform, die in einer Verausgabung
der sowohl physischen als auch mentalen Kräfte des Körpers resultiert.
Der Körper ist immer auf bestimmte Weise lokalisiert, als Teil einer
größeren räumlichen Anordnung sowie einer zeitlichen Gliederung, innerhalb der
er sich aufhält und die den rahmenden Ort als auch den Gegenstand seiner
Aktionen darstellen. Diese Umgebung ist ihm weder nur äußerlich, wie sie auch
nicht nur in die Innerlichkeit des Subjekts eingeschlossen ist. Daher kann
Macht, das heißt die Anknüpfungspunkte ihrer Mechanismen nicht einfach einem dieser
beiden Bereiche zugeordnet werden, sondern erst in Bezug auf die Frage – was
der Körper sei und in welche Verhältnisse er gestellt ist – eine eingehendere
Klärung erfahren.53 Schließlich ist es der Körper, durch den sich
die Empfindungen der Lust und Unlust an der Reglementierung zu bemerken geben.
Foucault selbst umklammert seinen Körper, sucht scheinbar den Ort seines
Seins und deren Stimmung festzuhalten. Es gibt eine auffällige Anzahl an
Fotographien, auf denen Foucault seinen Kopf mit der Hand stützt, abschirmt
oder eben umklammert: Die Handballen auf den Schläfen, sind seine Hände wie ein
Helm an den Schädel gelagert. In ihrer Mitte, ein leicht entrückter,
nichtsdestotrotz konzentrierter Blick.54 Es entsteht der Eindruck,
das Denken Foucaults benötige diese Geste des Zusammenhalts der Hände, die
einen Druck ausüben oder vielleicht umgekehrt, einen von dem Denken
ausgestrahlten Druck ableiten.
„Alle Beziehung ist eine Frage von Druck und Gegendruck.“55
Möchte man darin eine bestimmte Technik sehen, so stellt die Umklammerung eine
Beziehung zu sich selbst her, Druck ausübend, die Sinne vitalisierend, um sich
als Körper jetzt zu spüren, als der Ort eines Geschehens oder als Raum einer
Aktivität. Die Geste selbst vermittelt eine Unruhe, beinah Entsetzen, vor allem
aber die Wucht von Gedanken, die das Individuum in seiner Singularität
übersteigen. Die Macht sucht den Körper zu umschließen, um ihn als Wissen zu
durchdringen.56 Die Funktionalität von Machtmechanismen besteht in
der erfolgreichen Aneignung der individuellen Lüste und Bedürfnisse, sodass die
Reglementierung vom Subjekt inkorporiert und von sich aus als begehrenswert
angesehen wird.57 Mit Foucault lässt sich sogar der Umstand zu bedenken
geben, ob sich nicht vielleicht sogar Individuen erst dort als das Subjekt
einer Handlung erkennen, wo sie von einem diskursiven System der Beurteilung aufgegriffen
wurden?58
Foucault verschließt sich zwar, aber findet in dieser Abwendung ein
progressives Moment: Seine zeitlebens andauernde Bindung an die miteinander
inhand gehenden Tätigkeiten des Lehrens und Schreibens, deren Ton von
hervorstechender Strenge gekennzeichnet ist. Sie scheinen von einem unbeugsamen
analytischen Blick auszugehen, der die Zusammenhänge seiner Perspektive
festhält und darin wenig Freiraum für die Eigentümlichkeit eines davon
verschiedenen Denkens erübrigen kann.
3. Roland Barthes – le Filou
3.1. Herkunftsansprüche
Mit seiner Erläuterung ‚einer
Ästhetik der Existenz’ wird Michel Foucault in der Folgezeit seiner Veröffentlichungen
zu einem der wichtigsten Fürsprecher dessen, „die Beherrschung seiner selbst zu
erreichen, seiner Geschichte des Willens und der Begierden“59. Sein
Zeitgenosse Roland Barthes richtet sich auf den ersten Blick hingegen in einer
fast konträren Position dazu ein. Mit gleichmütiger Distanz steht er Foucaults
öffentlichem Engagement gegenüber. „Politische Militanz wird ihm immer auf die
Nerven gehen. Er betrachtet sie als eine Form des Exhibitionismus, von
Hysterie“60. Es war gerade diese „Aggressivität, die er am meisten
verabscheut“61, die Gewalt eines Denkens, das Machtbereiche auf sich
ziehen möchte, indem es seine Stimme sich durchzusetzen drängt. Foucaults
Entwurf einer Geschichte der Disziplinargesellschaft ist dafür ein Beispiel,
wohingegen Barthes der „Traum einer [derartigen] Abstammung langweilt.“62
Barthes Schreiben bleibt dagegen zeitlebens ohne Machtanspruch, ist vielmehr introvertiert,
spielerisch und entsprechend angreifbar. Es begibt sich damit in starke Abhängigkeit
zu dem Wohlwollen anderen.63 Barthes Interesse gilt dem Begehren, in
dessen produktiver Qualität. Seine Analysen zeichnen Verstrickungen
wechselzeitig aufeinander bezogener Begehren nach und begeben sich selbst mit
der Art ihres Stils mitten in diese hinein.
Obgleich der historiographisch arbeitende Machtanalytiker Foucault und
der semiologisch orientierte Literatur- und Ideologiekritiker Barthes sehr
verschiedene methodische Ansprüche haben und auch thematisch konvergieren,
lässt sich dennoch eine nicht unwesentliche Nähe ihres Denkens nachweisen. Zunächst
lässt sich in Barthes’ Schriften durchgängig jene Figur des durch sein „Ausgeschlossensein
Integrierten“ nachweisen, die außerdem – in einer Linie mit Foucault – als
hervorzuhebendes Merkmal von Machtmechanismen analysiert wird.64
Sind es bei Foucault der Delinquent oder der Wahnsinnige, die von der Macht her
in dieses doppelte Verhältnis eingeschrieben werden, so untersucht dies Barthes
in Bezug auf die Position des Gelehrten oder des Kritikers innerhalb einer
Gesellschaft65, anhand des Verliebten66 oder auch in der
Figur des Romanhelden. Dass Macht für Barthes etwas vorrangig sprachlich
Fundiertes ist, lässt sich bereits aus ‚Am Nullpunkt des Schreibens’ (1953)
entnehmen. Die Sprache ist machtvoll, weil sie das Subjekt zu Aussagen
verpflichtet, ihm das Urteilen auferlege, sowohl gegenüber sich selbst als auch
gegenüber anderen.
Es legt solch eine Untersuchung auch bei Barthes ein besonderes
Augenmerk auf soziale Topographien, die Anordnung einzelner Räume und ihrer
systematischen Beziehungen untereinander. Räume sind aber nicht nur
semiologisch gegliedert.67 Die Muster ihrer Strukturierungen können
nur etabliert werden, indem sich Körper in ihnen dauerhaft lokalisieren oder
ihnen verhaften. Vor allem in seinen Studien zum Theater68 und zur
sozialen Konstruktion des Eiffelturm69 bringt Barthes die
Ordnungsleistung der Macht in direkten Zusammenhang mit bestimmten
Konfigurationen des Blickes. Das Theater oder der Eiffelturm dienen ihm als
Beispiele, um konkrete Vergegenständlichungen einer gesellschaftlichen
Fixierung von Perspektiven zu analysieren, die den Effekt haben, ein durch sie
privilegiertes Zentrum für ein System von Blicken, das heißt von Anschauungen
zu errichten. Wie bei Foucault scheint es zuerst ein auf bestimmte Weise
gerichteter Blick zu sein, der Machtwirkungen verinnerlicht und insofern
markiert.
Die beiden Autoren teilen aber nicht nur eine diskursanalytische
Methode. Bei Barthes zeichnet sich früh die stete Bemühung ab, Charakteristika
der Moderne (für ihn eine Zeit ab 1850) herauszuarbeiten und kritisch zu
betrachten, und zwar aus einer Vielzahl an Perspektiven.70 Dafür
setzt er für seine Forschung den Begriff des „Mythos“ wieder ein. Der Mythos
kennzeichnet für ihn generell die Macht des Diskurses, eine gewisse
(sprachliche) Klassifikation zu begründen, ein von der Geschichte gewähltes
Sprechen zu verstetigen, das sich selber als Faktisches auszeichnet. Vor allem
aber stehen solche Zeichensysteme für Barthes in direkter Beziehung zur
Körperlichkeit. „Der Körper der Geschichte ist von der Geschichte des Körpers
nicht mehr zu trennen.“71 Damit untersucht er wie Foucault
Ordnungen, um die Bedingungen ihres Wissens herauszulösen und um jene
Machtbeziehungen zu erkennen, die sich mit einer bestimmten Anordnung der
Wissensgebiete untereinander verbinden.72 Wenn Ideologie auch die
Unfähigkeit bedeutet, sich das Andere vorzustellen, dann sind beide ähnlich
darum bemüht, jenes Selbstverständnis des Eigenen dadurch in Frage zu stellen,
indem sie einem Anderen einen eigenständigen Diskurs verleihen.
Im Zentrum dieses Anderen steht auch bei Barthes der Körper. Bereits
schon seine semilogische Perspektive ist mit dem Begehren verknüpft. „Zeichen
sind für mich von Bedeutung, insofern sie mich verführen; ich muss den Wunsch
verspüren, Erotisches oder Verliebtheit einzubringen“73, sodass
selbst seine „Schreibweise als Teil seines Körpers, seines Begehrens“74
für ihn Gestalt annimmt. Es wundert daher nicht, wenn Roland Barthes nie der
Bemühung nachging, eine bestimmte Theorie samt ihrer Begriffe auszuformulieren.
Stattdessen sagt man von ihm, dass er vielmehr ein bestimmter Blick sei75
oder eigentlich ein Schriftsteller ohne Literatur, die er zwar erdachte, aber
dennoch nie verwirklichte – vielleicht nicht konnte, ohne etwas in sich
überschreiten zu müssen –, da er das Schreiben gewissermaßen in seinen Körper
als die spezifische Weise eines Gemüts, der Affizierbarkeit und
Wahrnehmungsgehalte inkorporiert hatte.Doch wodurch konstituiert sich dieser Blick?
Barthes sucht sich dem Geschichtlichen zu enthalten oder besser gesagt,
dessen Verpflichtung nach Herkunft. Damit verbindet sich eine Absage an
politische Interventionen, aber auch an die persönliche Geschichte. Obgleich er
schon zu seinen Lebzeiten eine Art intellektuelle Biographie ‚Über mich selbst’
(1975) veröffentlichte, glaubt er, dass er gegenüber sich selbst „der einzige
sei, der wahrlich nicht von sich selber zu sprechen vermag“76 und
betraute das Schreiben selbst damit, jener Ort zu sein, „sich abseits der Macht
zu entwickeln, in der Produktion eines Textes, der sich nicht an das Gesetz von
der Trennung der Diskurse hält“77. Barthes macht sich nicht primär
das Herauslösen und Verdeutlichen von Diskursen zur Aufgabe, sondern eher die
Effekte einer Transposition von diskursiven Elementen. Die Geschichte erachtet
er daher weder als den Ort einer klaren Entwicklung, noch als die Möglichkeit
der Umsetzung eines Denkens. „Was, wenndie Modernen einfach Unrecht hätten? Wenn sie kein Talent besäßen?“78
Die moderne Rationalität gründet sich auf einer Kultur des Archivierens,
dem Verwalten von Geschichte. In den Archiven lagern sich all die Worte ab, die
von der Macht ergriffen wurden und die durch den von ihnen verschluckten Raum
erneut dazu auffordern, etwas zu äußern. Die unersättliche Aufforderung zur
Rede birgt für Barthes zeitlebens einen gewissen Schrecken, umso mehr, wenn sie
sich im Zweck der Rechtfertigung begrenzt. Das Zermürbende der Langeweile, die
Barthes angesichts solcher Reden empfindet, und das Versprechen der Archive, hinter
der Geschichte Wahrheit aufdecken zu können, lässt ihn dem Selbstbild dieser
Rationalität misstrauen.79 Wenn aber die Form der modernen
Intellektualität unvermögend ist, dann stellt sich Frage: Unvermögend in Bezug
auf was?
Für
Roland Barthes sind die Phantasmen nicht etwas, das es zu überwinden gilt,
sondern deren vielfältigen Erscheinungsformen nachgegangen werden muss, um sich
in ihnen einen eigenen Weg zu bahnen. Er thematisiert sie als einen Lebensraum,
vielleicht weniger der Subjekte, als vielmehr ein Raum der Dinge und Affekte.80
Doch Phantasmen scheinen nicht dieselbe Zeit mit der Geschichte zu teilen. Für
Barthes folgt jedes Zeichen, jedes phantasmatische Bild seiner eigenen
Wahrheit. Sich mit ihnen zu identifizieren, bedeutet, einen Zugang oder einen
Anteil an ihrer Wahrheit zu haben. Das setzt jedoch die Abrundung des Denkens
und Urteilens im Individuum voraus, sodass es in einem unablässigen Reflex auf
sich selber bezogen ist, zwar intensiviert, aber zugleich ungesichert, zwischen
dem Zartgefühl für den anderen und einer „großen Gleichgültigkeit für die
Menschen“81 schwankend.
Bei Roland Barthes erscheint das Selbstverhältnis des Individuums als
ein Bereich mit oft nicht nur menschlichen Zügen – „die Liebe, die Musik und
der Tod“82.Seine
literarisch-semiologischen Figuren geben nie ihre Einsamkeit auf. Sie ist sogar
ihr höchster Einsatz, der nicht veräußert werden darf, wenngleich der Pfand
dafür eine immense Abhängigkeit vom anderen ist, die auf diese Figuren wie ein
Strudel einwirkt, darin sich das dem anderen angehörende Lebenwollen ausdrückt.
Die ‚Techniken des Selbst’ werden ersetzt, das ganze Verhältnis umgestülpt zu
Techniken, um mit dem anderen in mir selbst zu operieren. Sich der Doxa, eben
der herrschenden Sagbarkeit und Sichtbarkeit zu enthalten, besteht für Barthes
in jenem Paradox, sich in einer extremen Hinwendung auf den anderen gleichsam
von einem sozialen Miteinander zu lösen. Für ihn sind es vielmehr die
Machtmechanismen, welche die Muster des Humanen implizieren83 und
die das Subjekt dazu verpflichten, sich einer bestimmten gemeinsamen
Lebensweise verantwortlich zu fühlen.
In den meisten Schriften von Barthes verbinden sich Faktisches und
Narratives auf einander durchdringende Weise. Jeder Diskurs ist in gewisser
Weise eine Fiktion. Vor allem eine Fiktion vom Anderen, die Barthes auf
hedonistische Weise verfolgt. Die Beziehung zum Mitmenschen gibt sich im Bilde
einer Phantasmagorie. Liebschaften, sprechendes Begehren und die Begierde sind
die florierenden Akte einer Enträtselung dieser Einsamkeit. Ihr Anspruch ist
nicht Macht oder Wissen, sondern die Aufrechterhaltung der Intensität von
Einflüssen und mentalen Vermischungen.84 Diese Art des
Selbstverhältnisses, das zugleich nicht ohne ein sehr bedingtes Verhältnis zum
anderen existieren kann, beruht auf einer klaffenden Sehnsucht. Die darin
gesteigerte Zerbrechlichkeit, erlaubt es den Diskursen nicht, eine bestimmte
Form derSubjektivierung zu
stabilisieren. Die Lust und die Begierde sind für Barthes Orte jenseits der
Macht, „dass die Perversion einfach glücklich“85 macht. Doch wenn
das Individuum die gesamte Fläche seiner persönlichen Erregbarkeit der Welt
preisgibt, verliert es ohne eine entsprechende Resonanz, ohne das Ergriffensein
durch den Anderen seinen affektiven Körper. Das ist eine immense Gefahr, die im
Denken Roland Barthes’ ihren Widerhall finden wird.
3.2. Die Sättigung der Zeichen
Die Erschöpfung als Folge der
Unstillbarkeit des Sehnens wird Barthes erstmals im Spiegel einer ganz
andersartigen Belebtheit deutlich. Seine Japanreisen in den Jahren 1966-68
geben dieser Wende eine Fassung und neue Begriffe. In „Das Reich der Zeichen“
(1970), worin er die Eindrücke dieser Reisen zusammenfasst, zeichnet Roland
Barthes den semilogischen Entwurf eines kulturellen Systems, das es ihm
erlaubt, seine eigene Kultur, den „westlichen Diskurs“ auf den ihm
eigentümlichen Anspruch zu analysieren, Realität darzustellen.86 Im
Zentrum dieser vergleichenden Betrachtung steht der Körper; für die westliche
Zivilisation ein Körper der Mitteilung, dessen Ausdruck durch das Primat des
Verbalen gekennzeichnet ist. Der damit verflochtenen emotionalen Überschwemmung
von Person zu Person, stellt er den „asiatischen Körper gegenüber, das
nuancierte Feld emotiver Gestik: „Eine Verabredung treffen (mit Gebärden,
Skizzen und Namen) benötigt mit Sicherheit eine ganze Stunde; aber in dieser
Stunde – für eine Nachricht, die nur die Sache eines Augenblicks gewesen wäre,
wenn man sie gesprochen hätte […] – hat man den ganzen Körper des anderen
erkannt, […] und aufgenommen, hat dieser (ohne wirkliche Absicht) seine eigene
Erzählung […] ausgebreitet.“87
Er untersucht damit Differenzen im jeweiligen kulturspezifischen
Verhältnis der sozialen Person zum Körper, als dem Ort der Aktivität des
Individuums. Barthes thematisiert das kulturelle System Ostasien als eines, das
den Körper nicht im Blick und das heißt im Bereich der Beurteilung abschließt88,
sondern ihm eine gewisse Unbestimmtheit belässt, in Austausch mit der Präsenz
der Dinge treten zu können.89 „Es gibt wohl ein Tun (Antworten),
aber keine Aneignung (Bemächtigenwollen).“90
Im Abendland ist der Körper gesellschaftlichen Diskursen hingegen enger
verpflichtet und komme daher nie umhin, sprachfiebernd zu erscheinen und sich
in Rede zu verausgaben.91 Barthes sieht „den Zwang zum Sprechen“ als
eine kulturelle Doktrin, die ein bestimmtes Maß an Erschöpfung normiere. Die
ostasiatische Geistesgeschichte zeichnet sich für ihn demgegenüber durch die
Idee aus, dass diese Erschöpfung aufgehoben werden kann und zwar durch eine
Alternation des Verhältnisses der Person zur Sprache, denn wenn das Begehren
und die Bedürftigkeit gestillt wäre, dann käme dadurch auch der innere Monolog
zur Ruhe.
Dieser Aufgabe stellen sich die von ihm betrachteten kulturellen
Praktiken auf ähnliche Weise: „Die Stimme wird durch einen weiteren Raum der
Stille ergänzt, in den sich nur umso subtilere andere Züge […] einschreiben.“92
Die Idee der Möglichkeit einer Befreiung von der Persönlichkeit begründet
sich in einer anderen Weise, den Körper zu denken, aber auch in der Suche nach
einem Ausdruck, der sich dem Realitätsbereich der Körper anzunähern versucht.
Aus dieser Perspektive kommentiert Barthes haiku-Dichtungen und koan93als Sprachspiele, in denen Absicht verfasst liegt, Sinngebung zu verwirren,
den Gültigkeitsanspruch von Urteilen nicht greifen zu lassen und „die Wege der
Interpretation, die bei uns dazu bestimmt sind, den Sinn zu durchdringen […],
zu erschüttern und ausfallen zu lassen.“94
Und
dennoch entdeckt Barthes im Körper ein bestimmtes, nicht-diskursives Sein der
Sprache. In jenen von der taoistischen und zen-buddhistischen Tradition
geprägten kulturellen Praktiken vermeint er stabile Zentren semiologischer
Entwürfe vorzufinden, die nicht von handelnden Subjekten gebrochen werden.
Barthes entwirft ein Panorama des sich Einfügens des Individuum in die Welt der
Zeichen. Er sieht darin eine Verwirklichung des Menschlichen im
Nicht-Menschlichen der Bewegungen, der Gesten, Stoffe und Formen, und erkennt
in dieser Symbiose den Weg einer Beruhigung des dem Abendland typischen
fiebernden Begehrens.
Die Ursache dieses Effekts einer Stillung des Gemüts liegt wohlgemerkt
aber nicht in der Nähe zu bestimmten Menschen oder resultiert aus einer besseren
Integration in eine bestimmte Gemeinschaft. Es ist hingegen das Herausfallen
aus der Sozialität der entscheidende Schritt dahin, der Tyrannei der
Verständlichkeit einer gemeinsamen Sprache zu entgleiten.95 Dieser
Zustand weckt das Bewusstsein für die Begegnungen der Körper – nicht der
Subjekte –, worin sich die Körper der Menschen mit denen der Dinge nahtlos
miteinander verbinden. Barthes sieht darin das Andere zum abendländlichen
Denken, diese Geschichte einer Hysterie, dieser aggressive Anspruch, sich dem
Leben der Dinge zu verweigern.96 Und schließlich wird die Angst vor
der Aggressivität oder ihre empfundene Unerträglichkeit der ausreichende Grund
dafür, um sich dem Machtsanspruch des Diskurses gegenüber den Dingen zu
verweigern.97 Die Scham davor, sich herauszustellen und um daraufhin
nicht umhin zu kommen, im Diskursfeld für das Subjekt einer individuellen,
wenngleich maskierten Theatralik einstehen zu müssen, ermöglicht die Bejahung
und Zuwendung zu den Dingen. Die Sehnsucht erkennt sich an ihrem Fundament als
Angst.
3.3. Eros
Für Roland Barthes sowie für
Michel Foucault ist das Subjekt etwas instabiles, oder besser gesagt, wird es seine
Muster stets als potenziell gefährdet betrachten müssen. Nur ein Netz von
Obsessionen kann die Existenz seines Zusammenhalts stiften, und das leisten
Diskurse.98 Sie sind demnach nicht nur einfach Formationen von
Aussagen, die Dinge mit Urteilen kategoriell verknüpfen, sondern tief in das
Begehren der Individuen eingeschrieben. Für Barthes sind diese Obsessionen,
beispielsweise des Menschen nach dem Menschen, wie Mauern, die den Einzelnen
davon abhalten, seine Wahrnehmung für das „Reich der Zeichen“ zu öffnen, sich
dem Spiel der Körper anzuvertrauen.
Für beide Autoren sind diese Bewegungen des Bewusstseins im oder am
Körper nicht von einer Erotik zu trennen, sowie von der Herausforderung sich
nicht im Sinnlichen, im Sinnenden zu verlieren. Dem gereichen nur wenige Worte.
Foucault spricht von der Begegnung der Körper in der Liebe, von einem
Bewusstsein, das sich auf den Körper einlässt und ihn als Flächen, Räume und
Dichten erlebt.99 Roland Barthes kann den Moment des direkten und
unmittelbaren Zusammenfallens zweier Körper, diese intensive Berührung durch
das Spiel bestimmter ihrer Partikel nur mit einer Fotographie illustrieren.100
Was lässt sich sehen? Das Auge eines japanischen Jungen, der einem Erzähler mit
einem Papiertheater lauscht. Das Auge wie gezeichnet, für sich hervorgehoben,
durch die Weggerichtetheit des Blickes auf den Spielkasten. Zwischen dem feinen
Strich des Augenlids und dem Spiegellosen der dunklen Pupille eine hauchdünne
schwarze Linie von Nichts, die durch ihre Schärfe die Augenwinkel wie
geschnitzt erscheinen lässt. Ein Ort vieler subtiler Schattierungen, an denen
der eigene Blick haften bleiben kann. Was geschieht? Die Aufmerksamkeit
verharrt ohne Bedeutungen aufzunehmen. Etwas zieht im Körper, heißt, dass
dieser Moment, eine Bewegungskraft (lat. momentum) in mir nur bis zu einem
gewissen Grad auszuhalten ist und sich bis ins Unerträgliche steigern könnte.
„Bei allen Emotionen kommt es zu einer Schwächung der Barrieren […] zwischen
dem Realen und dem Irrealen.“101 Für Roland Barthes ist die
Möglichkeit einer solchen Berührung in der Hinwendung zum anderen
eingeschlossen.
Er entlehnt aus dem Zen den Begriff des (jap.) satori, um damit
ein Erlebnis zu bezeichnen, das durch ein „Umschlagen des Gemüts“102
oder als die Entfaltung einer körperlichen Wonne am Wahrnehmungsakt an sich
beschrieben werden kann. Es geht dabei um das Ereignis eines Bruchs im
Zusammenhalt derjenigen diskursiven Ordnung, die ein bestimmtes Subjekt mit
einem bestimmten Objekt aufeinander relatiert. Urteile und Erwartungen
verlieren darin ihre Haltepunkte, sodass der Verstand gewissermaßen leer läuft,
nicht greifen kann, „um das unbezwingliche Geplapper der Seele zu leeren,
auszutrocknen und in Sprachlosigkeit zu versetzen.“103
Die Schönheit eines vollkommenen Augenblicks – Jetzt! –wird zum Ort einer Gegenwehr gegen die Phantasmen
des Diskurses und die lustvolle Verletzung des Subjekts zur Erschütterung
seiner utopischen Elemente (griech. u-topos: der Nicht-Ort). Die Phantasmen
und Utopien gehören der Ermächtigung des Blickes an, wohingegen der Körper dem
Individuum erlaubt, „ein System der Öffnung und Abschließung zu besitzen,
welches [es] von der Umgebung isoliert“104 und damit denjenigen Raum
errichtet und spannt, in dem eine emotive Berührung stattfinden und sich im
Individuum ausbreiten kann. Es geht in der Hinwendung zur Körperlichkeit um die
Stärkung der Fähigkeit, von Ereignissen betroffen werden zu können.105
Diese Form eines Selbstverhältnisses, einer Erfahrung des Selbst steht daher in
direkten Bezug zu diskursiven Feldern, zu Mitmenschen und Gemeinschaften, denen
der Einzelne angehört und ist dadurch an die spezifische Logosphäre von
Machtmechanismen gebunden.106 So „bin diese gespaltene Sache ich
selbst: ich interessiere mich nicht für meinen Verstand, ihr interessiert euch
nicht für mein Herz.“107
Noch in ‚Fragmente einer Sprache der Liebe’ (1977) geht Barthes der
Bemühung nach, der Rede der Verliebtheit ihren Diskurs zurückzugeben, der als
von der Doxa verdrängt angesehen wird. Barthes inszeniert Erfahrungen,
Beschreibungen und Ausdrucksformen einer Vermischung von Individuen, der
Phantasmagorie des Paares, die so gleitend mit einer aufeinander gerichteten
sexuellen Bezogenheit zusammenfällt oder den Raum sexueller Energie mit Bildern
und Affekten ausfüllt. Barthes verleiht in Form von Fragmenten einer Vielzahl
von Figuren eine Stimme, die gerade durch das Zusammentreffen und
Ineinanderstürzen, im Betroffensein, Leiden und der Abhängigkeit zwischen einem
Ich und einem Anderen entstehen. „Das immer gegenwärtige ich konstituiert sich
nur angesichts eines unaufhörlich abwesenden du.“108 Das Zugleich
von multiplen Welten und die akute Verwirrung zeitlicher und räumlicher
Perspektiven, eben sie beschreiben die Ebene derjenigen Gefahr, worin ein
Individuum sein Verhältnis zu sich selbst einbüßen kann; die Gefahr, dass sich
ein Selbst im ungehemmten Ansturm der Präsenz des Anderen aufzulösen beginnt.
Das Spiel einer wechselseitigen Spiegelung von Elementen zwischen einem Subjekt
und dem von ihm fokussierten Objekt.109 Ähnlich wie bei Foucault
taucht eine Fürsprache für die Leidenschaft auf, hier in Gestalt der Verliebtheit.
Barthes weist ihr eine Position innerhalb philosophischer Denksysteme zu: „Die
Liebe entzieht sich – zumindest deuten dies die Fragmente an – jeglicher
diskursiven Herrschaft. Sie steht mit dem Körper im Bunde.“110
Diese Faszination für den Anderen bleibt im Werk von Roland Barthes
weiterhin präsent, wird jedoch von dazu divergenten Beschäftigungen besänftigt.
Der Sprache um den Anderen mischt sich das Abtasten der Möglichkeit nach einem
Selbstverhältnis bei, eine Ausrichtung, die das Spätwerk von Barthes und
Foucault in einen einander ähnlichen Kontext stellt und sich thematisch stark
annähern lässt. Das beharrlich dazu angehaltene Subjekt, einen Diskurs zu
führen, wird durch seine daran entstandene Ermüdung zu der Idee oder zu dem
Wunsch nach einer klareren Fassung seines Selbstverhältnisses, einer asketische
Praktiken beinhaltenden Lebensweise gebracht.111 Zunächst äußert
sich dieser Impuls in der Suche nach umfassenden Strukturierung der
Zusammenhänge der alltäglichen Geschehnisse und Handlungsorte.112 Diese
Form der Askese motiviert sich an dem Wunsch nach einer Differenz und bedeutet
einerseits die (zumindest intellektuelle) Enthaltung von dem Selbstverständnis
eines Umgangs mit den Dingen und lässt sich andererseits als die Enthaltung von
dem Selbstverständnis im Gebrauch eines bestimmten diskursiven Systems
auffassen. Diese Parallelität im Denken beider Autoren hat bisher im
wissenschaftlichen Diskurs noch keine Beachtung gefunden. Das mag dem Umstand
verschuldet sein, dass das Material, welches Roland Barthes von 1976-78 in zwei
Vorlesungen erprobte und das in einem Buch über die Lebenskunst münden sollte,
vor seinem Ableben nicht mehr in dem Format eines solchen Bandes verwirklicht
werden konnte. Die Texterstellung und Herausgabe der Vorlesungsskripte erfolgte
erst im Jahre 2002.
3.4. Neuorientierungen
Mit seiner Vorlesung ‚Wie
zusammen leben’ (1976) beginnt auch Roland Barthes sein Denken sowie seine
Begriffe vornehmlich an altgriechischen Diskursen zu orientieren und entwickelt
seine Überlegungen vornehmlich in Rekurs auf Autoren der Sophistik und Skepsis.
Darin kommentiert er verschiedene historische Erscheinungen von
Gemeinschaftsformen in ihrer Beziehung zu einer Macht, von der sie sich zu
lösen versuchen, aber ebenfalls in ihrer Beziehung zu einer Macht, die sie in
ihrem Gemeinschaftswesen einschließen und durch ihre Ordnung verwirklichen. Das
Mittel, um auf diese Beziehungen Einfluss zu nehmen, ist die Askese. „Askesis
(griech.) als Zurichtung des Raumes, der Zeit und der Gegenstände.“113 Sie
beinhaltet aber ebenso auch Übungen im Umgang mit den eigenen Gemütsbewegungen,
affektiven Regungen und Leidenschaften. To pathéma bezeichnet im
Griechischen das affizierende Ereignis. Um mit sich selbst eine Vertrautheit
aufzubauen, lenkt die Askese das Augenmerk darauf, welche Ereignisse das
Subjekt beanspruchen und welche nicht, um dann nach der Eigenart dieser
Situationen zu fragen.114 Ähnlich wie bei Michel Foucault kann der
Anspruch, sich zu erkennen, erst im Rahmen einer Sorge um sich verwirklicht
werden, das heißt in Bezug zur Wahrheit treten.
Und diese Sorge gilt dem, was Barthes „Idiorrhythmie“ nennt, gebildet
aus griech. ideos: eigen, eigentümlich und rhythmos: Rhythmus.115
Diesem Begriff kommt dabei eine durchaus beabsichtigte phantasmatische Realität
zu. Die Idiorrhythmie ist zunächst das, was man begehrt, der Gegenentwurf zu
einem bestimmten Mangel, nämlich (griech.) akedia, dem Überdruss, „wenn
man die anderen […] nicht mehr affektiv besetzen kann, ohne jedoch auf die
eigene Einsamkeit setzen zu können.“116 Die Figuren, die nun vom
Autor entworfen werden, versammelt sich, äquivalent zu Foucaults Ausführungen,
um die Probleme einer Entwicklung des Vermögens, das rechte Maß erwägen und die
richtigen Zeitpunkte einschätzen zu können, um einen bewussten, das heißt einen
selbst bestimmten Umgang mit den verschiedensten Affekten zu haben. Das
Individuum erstrebt sich als das Subjekt eines Handlungsspielraums, der
Möglichkeit zur Entscheidung. Die Selbstbestimmung wird der Macht entgegengestellt,
insofern die Macht jene den Gemeinschaften implizite Vertraglichkeit ist, die
bestimmte Rhythmen, Abläufe und Anordnungen diktiert.
Die in diesem Zusammenhang ins Spiel gebrachten Techniken greifen im
Sinne einer Mitgestaltung in Situationen ein oder reagieren auf Situationen der
Vermischung von Körpern in Form einer selbst gewählten Positionierung. Solche
Vermischungen treten sowohl in der Sexualität und Nahrungsaufnahme auf, gelten
aber nach Barthes’ Ansicht auch generell für Kommunikationssituationen und für
die Imagination von Individuen. Es geht in diesen Beziehungen für den Einzelnen
nicht darum, Herr über seinen Körper zu werden, um eine unberückbare
Souveränität des Verstandes herzustellen, sondern darum, den Körper zu üben und
den Geist zu schulen, um auf die Erfahrung der Empfindungen innerhalb der
Vermischungsmomente vorbereitet zu sein und mit diesen umgehen zu können.117
Barthes assoziiert das vage Selbstverhältnisses eines Individuums, das stark
mit den diskursiven Feldern, innerhalb derer es sich aufhält, identifiziert
ist, mit dem Zustand (griech.) dipsychia – des Zögerns, der Zerstreutheit
und einer fehlenden Entschlossenheit. Die Idiorrhythmie hingegen stellt eine
Hinbewegung auf einen Zustand, (griech.) haplotes genannt, dar – innere Ruhe
und Geradlinigkeit. Gemeint ist die Erfahrung einer inneren Integrität, die im
steten Spannungsverhältnis zu den Anforderungen sozialer Situationen steht.
Um dies betrachten zu können, muss Barthes seinen Blick über eine
größere historische Spanne schweifen lassen. Die Idiorrhythmie wird anhand der
Entwicklung des christlich-orientalischen Mönchstums zwischen dem 3ten und
10ten Jahrhundert untersucht. In seiner daran anschließenden Auseinandersetzung
‚das Neutrum’ (1977) individuiert sich diese Perspektive und beschreibt somit
Techniken in Hinsicht auf das Selbstverhältnis von Individuen, anstatt die
Organisation und Aufteilung spezifischer Gemeinschaften. In Behandlung der
‚Idiosphäre’ von Individuen verlagert Barthes seinen diskursiven Rahmen in die
vorchristliche Periode des 5ten bis 3ten Jahrhunderts. Seine Ausführungen
einbeziehen zudem nun auch stärker Aussprüche von Zen-Meistern sowie klassische
Schriften des Taoismus118.
Dabei lesen sich die Figuren des Neutrums wie eine Antwort auf jene von
den Griechen gefürchtete Erschöpfung oder Furcht vor der Verausgabung, die
Foucault als die Grenze eines Diskurses etwa zwischen dem 4. vorchristlichen
und 2. nachchristlichen Jahrhundert zur Diskussion stellt. Barthes versammelt
unter diesem Begriff einerseits charakteristische Merkmale einer diskursiv
verfassten Welt, gewissermaßen sind es soziale Rhythmen, in deren Gliederung
Individuen sich einfügen müssen. „Ein System von sprachlichen Kräften, ohne
eine archimedischen Punkt, an dem man den Hebel ansetzen könnte, um sich von
diesem System zu lösen.“119 Andererseits geht es um jene Effekte,
die durch die Herstellung solcher Übereinstimmungen zwischen Systemen und
Subjekten auftreten, als auch um die Fähigkeit, diesen Zusammenhang zu
erschüttern und dadurch mit der personellen Identität (lat. identitas:
Übereinstimmung) zu brechen. Eine derartige individuelle Entfaltung kann
allerdings auch in der einfachen Unmöglichkeit bestehen, die Assimilation an
Diskurse kontinuierlich aufrechtzuerhalten.
Das Durchbrechen der Verbindlichkeit diskursiver Muster, mündet in einen
körperlichen Zustand, den man im positiven Sinne als Isolation, als Abdichtung
bezeichnen könnte. Diese Verfassung des Selbst beschreibt die Eigenschaft eines
Individuums, das für andere nicht mehr erreichbar120 oder affektiv
verfügbar ist und das die Fähigkeit besitzt, die Affizierbarkeit seines Körpers
selbst zu regulieren. Ein derartiges Selbstverhältnis heißt im Zen (jap.) muga,
was wörtlich ‚das Nichtsein von einem possessiv ausgerichteten Ich’ bedeutet.
Es ist der Versuch, sich dem Vorherrschen des sprachlichen
Bewusstseinsbereiches zu entziehen.
Barthes beschreibt entsprechende Techniken, die Individuen dafür
einsetzen, um sich der Pflicht zum Diskurs zu enthalten, sie zu missachten oder
um eine Art heterotopischen Zwischenbereich zu etablieren, in dem ein
Individuum versucht, sich in den Gegebenheiten eines Ortes seinem subjektiven
Rhythmus gemäß einzuordnen oder solche Gegebenheiten selber zu gestalten. Eine
der wichtigsten Techniken ist sicherlich (griech.) aphasia, das sich
Enthalten von dezidierten Meinungen, der Ethos einer gewissen Distanz zum Gebrauch
diskursiver Urteile.121 „Der Behauptungszwang springt von der
Sprache auf den Diskurs über, denn der Diskurs besteht aus Propositionen, die
ihrer Natur nach behauptend sind. Um den Diskurs der Bejahung zu entziehen, […]
um ihn zu nuancieren, dass er für Negation, Zweifel, Frage und Zurückhaltung
offen bleibt, muss man unaufhörlich mit der Sprache kämpfen, […] dem Gesetz des
Diskurses.“122
Die verschiedenen Bezüge zu Ordnungen äußern sich in Barthes’
Thematisierung innerhalb zwischenmenschlicher Konflikte, sowie in bestimmten
Haltungen Einzelner, Konflikte zu umgehen oder auf sie einzuwirken. Der Wunsch
oder seine Verbildlichung, das Phantasma sind dabei die Motive, um die bei
Barthes sowohl die konkrete Strukturierung eines Diskurses als auch ihre
Zurückweisung kreisen. Phantasmen dienen ihm daher als Anhaltspunkt, um sie zu
analysieren. „Alle Utopien, die bisher […] verfasst wurden, waren soziale
Utopien der Suche nach einer idealen Organisation der Macht. […] Das richtige
Verhältnis des Subjekts zum Affekt, zum Symbol zu gestalten […], ist aber
eigentlich keine Utopie.“123 Im gewählten Selbstverhältnis setzt das
Individuum die Wahrheit über sich selbst gegen die Attraktion der Phantasmen,
die ihm von den Diskursen einer Gesellschaft nahe gelegt werden. Die Bemühung,
gewohnheitsmäßige Identifizierungen aufzugeben, öffnet das Individuum für
Erfahrungen, in denen „zwischen das Erkennen und das Erkannte [weniger]
Sinnbilder treten“124, die die Wahrnehmungsinhalte an die
Selbstbetrachtung eines Erkennenden binden würden.
So lässt sich sagen, dass beispielsweise die Erschöpfung nicht nur eine
Gefahr oder eine gewisse Folgeerscheinung darstellt, sondern dass ihr ein Wille
zur Erschöpfung oder eben ein entsprechender Gegenwille vorausgeht. Die
Ermüdung am ununterbrochenen Diskursführen hat eine bestimmte gesellschaftliche
und das heißt Ordnung stiftende Funktion.125 Demgegenüber kann aber
auch die Erschöpfung für das Subjekt unter dem Impuls einer Krise und der
Einwilligung, sie anzuerkennen, in einen schöpferischen Antrieb übergehen.
Wenn die Identifikation des Individuums mit den gesellschaftlichen
Diskursen und der von ihnen evozierten und durch sie stabilisierten Ordnung
bewirkt, dass es seine Energie stetig erschöpft und das heißt sein Ich in einem
sozial anerkannten Maß an Zerstreuung seiner Bewusstseinszustände wieder
erkennt und an diesem orientiert, dann zielt die Askese nicht primär auf
Enthaltung, sondern auf den Erwerb der Fähigkeit, im alltäglichen Umgang für
Situationen nur die ihnen angemessene Energie aktiv aufzuwenden.126 Aber
was bedeutet Angemessenheit? Auch sie lässt sich nur in der Annäherung einer
Vorsicht bestimmen, einmal als der Versuch, das Geschehen einer Situation nicht
mit den eigenen Emotionen zu überfrachten, im anderen Fall in Gestalt der
Entdeckung jener Momente, wo die eigene Wahrnehmung gegenüber bestimmten
Geschehen nahezu taub oder stumpf ist, wo solche dem Subjekt als Ereignisse gar
nicht erst erscheinen. Das Zentrum des Selbstverhältnissen, dazwischen
gelagert, bleibt befremdlich indifferent. Wenn das von den Diskursen
produzierte Maß an Erblindung oder Abschattung der Wahrnehmungstätigkeit seines
selektiven Charakters beraubt wird, tritt an dessen Stelle nicht sogleich ein
weiterer souveräner Diskurs. Es bedeutet nicht die Ausdehnung der Klarheit
eines Bewusstseins über die Dinge, eher die Konzentration der frei schwebenden
Aktivität des Körpers, sich in Beziehung zu Dingen setzen zu können. Vielleicht
kann man diese Fähigkeit als Selbstbewusstsein bezeichnen.
4. Mehrere Gesichter
Zwischen Blick und Körper finden
mehrere Operationen statt, Übergriffe, aber auch Entziehungen. Dieses
Aktionsfeld wird sowohl bei Michel Foucault als auch bei Roland Barthes mit dem
Akt der Maskierung in Zusammenhang gebracht. Diskurse wirken subjektivierend,
sie inszenieren das Individuum als ein mit definiten Merkmalen versehenes
Subjekt. Die Maskierung kann als die Aneignung dieses Vorgangs verstanden
werden. Einerseits ist die Maske etwas, das gezeigt wird. Sie gibt sich
vorsätzlich zu erkennen und deutet damit auf jene Identität, die in der Maske
eingeschrieben ist. Gleichzeitig weist sie eine Kehrseite auf, einen Bereich,
der es dem Individuum erlaubt, sich dem Andrängen diskursiver Urteile zu
entziehen, aufgrund des Vorhandenseins eines Rückzugsortes nicht vollständig in
ihnen aufzugehen.127
Die von einem Einzelnen eigenständig gewählte Inszenierung ist ein
Kraftfeld in die Schnittstelle unterschiedlicher Verhältnisse gelagert.
Zunächst knüpft sie eine Beziehung zum eigenen Körper, denn um in diesem
überhaupt stabil leben zu können, benötigt es zunächst die mentale Inszenierung
eines zentrierten Ichs. Die Maske, weder Blick noch ganz Körper, legt auf den
Körper eine Sprache nieder.128 Und diese Logosphäre einer Sprache
ist schließlich jener Gesichtspunkt, von dem aus das Individuum sich erlebt,
anderes wahrnimmt, kommuniziert und agiert.
Die Maskierung wird aber ebenso zu demjenigen Mittel, um diesen
Gesichtspunkt zu verschieben. „Denken heißt zunächst Sehen.“129 Und
möglicherweise erreicht man durch das Tragen einer Maske, durch das Verbergen
des Körpers vor dem Blick, selbst eine veränderte Perspektive. Foucault und
Barthes legen beide nahe, dass dies sich offenbar nur innerhalb der Beziehung
zum anderen verwirklichen lässt, aus der Situation des Angeblicktwerdens
heraus. Die Maskierung irritiert denjenigen Blick, welcher den Körper zu
umschließen versucht, da sie den Körper als eine vertraute und das heißt in
lesbaren Bewegungen zeigt. Die Irritation wirkt zusätzlich aber auch nach
innen, nämlich in Bezug auf denjenigen Blick, der einem Einzelnen selber im
Körper innewohnt. Macht bedeutet demnach die Deckung von Diskursen mit der
Kodierung des Körpers, die Kollaboration der Ausrichtung des Blickes eines
Individuums, seiner Sichtweise mit dem Gesichtsfeld diskursiver Urteile.
Die Maske hält ihre Spaltung und die mit ihrem Aufeinandertreffen
entstehende Spannung aufrecht. „In dieser hässlichen Schale meines Kopfes, in
diesem Käfig […] muss ich mich nun zeigen. Durch diese Gitter muss ich reden,
blicken und mich ansehen lassen.“130 Durch den Blick des anderen
kommt es zu einer Verschiebung der Selbstwahrnehmung des Subjekts. Es wird vom
anderen direkt in dessen Szene gesetzt. Die Inszenierung, um den Blick eines
anderen zu unterlaufen und den eigenen dahinter besser versammeln zu können,
verleiht dem Selbst die Gestalt einer mehrfach gefalteten Figur, die mehrere
Brechungen bewirkt. Einmal die Beziehung des Einzelnen zu sich selbst im
Verhältnis zu der Beziehung zu einem anderen. Außerdem sind darin sich
aneinander reihende Schichten von Blick-Körper-Komplexen131
enthalten, beispielsweise die Erscheinung meines Körpers im Blick des anderen
oder die sichtbare, dem anderen zugewandte Seite einer Maskierung als Ausdruck
eines Wunsches, als individueller Entwurf einer möglichen Beziehung zum
anderen. Jedes Verständnis wird zur Maske einer Rede und beansprucht ihr
gegenüber eine gleichwertige Geltung. Jeder Kommentar inszeniert Aussagen und
verändert sie, gleich wie sehr er auch vorgibt, diese nur zu wiederholen.132
Die Inszenierung von Subjekten, das Phantasmatische der Begegnungen kann nicht
hintergangen werden, wohl aber bewohnt. Die Maskierung zielt auf eine
Veränderung der Beziehung des Körpers zur Welt ab, fokussiert auf das
Offenhalten der Möglichkeit, dass ein Anderes gegenüber dem Blick hervortreten
kann.
Doch wie gelangt man in den Besitz einer Maske? Michel Foucault
seinerseits „schreibt und hat schließlich kein Gesicht mehr“133.
Einerseits gilt sein Interesse immer bestimmten Diskursen und nicht Autoren
oder Persönlichkeiten, andererseits scheut er sich zudem selber davor, sich in
der Öffentlichkeit als das Subjekt eines spezifischen Sprechens festlegen
lassen zu müssen. Das Schreiben ist für ihn eine progressive Maskierung, die
dafür dient, „jenen Sprech-, jenen Mitteilungs-, jenen Geständniszwang von sich
zu weisen, abzulehnen und zu entwaffnen.“134 Das Schreiben als eine
Aktivität des Körpers ist eine Inszenierung. Für Roland Barthes sind sogar die
Zeichen selbst, von einer bestimmten Schreibweise geworfen oder in der
Korrespondenz der Reden, nichts anderes als Masken, weniger die Umklammerung
von Form und Inhalt, als vielmehr der Zwischenraum eines wechselseitigen
Übergangs zwischen Expressionen und Passionen. Das Zeichen ist Maske, da es
nichts anderes als übersetzbar ist. „Sagen, indem man verbirgt; verbergen,
indem man sagt.“135 Das in der Schwebe gelassene Subjekt, das sich
mit den Diskursen, die es erfassen, verändert, das ist Barthes
wissenschaftliche Perspektive, aber ebenfalls die Weise seines eigenen
Ausdrucks.136 Das Zeichen als Szene der Begegnung von Individuen
spaltet deren Sinn auf mehrere Botschaften auf, entleert oder füllt sich, je
nachdem in welchem Maße der Sinn sein Verhältnis der Affinität zu den Körpern
abbaut oder verstärkt. Der Körper, obgleich selber nicht Zeichen, kann für
beide Autoren letztlich nur von den Zeichen her erfahren werden, in der
Obsession des Schreibens.
Vielleicht müssen wir schließlich anerkennen, dass die Eigentümlichkeit
oder Kraft eines Denkens weniger von dem Wahlbereich eines Individuums abhängt,
sondern sich vielmehr aufgrund bestimmter Gegebenheiten des Körpers konstituiert,
weil dieser von manchen Dingen besonders stark affiziert werden kann.137
Eine bewusste Maskierung verhindert die Abschließung des Individuums in der
Form persönlicher Identität. Gewissermaßen ermuntert sie zur Selbstironie.
„Wissen Sie, warum man schreibt?“, fragt Michel Foucault. „Um geliebt zu
werden.“138. Und auch bei Roland Barthes findet sich die Ablehnung
des Stolzes, jenem Torwächter der persönlichen Identität, „weil dieser jener
Liebe verhindere, die er so notwendig braucht.“139
Der Text ist eine
Figur unseres erotischen Körpers.140
5. Literatur und Anmerkungen
1 Vgl. Schneider U.J.
(2004): Michel Foucault. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt.
37.
2 Foucault, M. (1973):
Wahnsinn und Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt a.M..85.
3 Eribon, D. (1993): Michel
Foucault. Suhrkamp, Frankfurt a.M.. 152.
4 Vgl. Foucault 1973, a.a.O.:502
5 Schneider, a.a.O.:60
6 Foucault, M. (1988):
Geburt der Klinik. Suhrkamp, Frankfurt a.M..75.
7 Foucault, M. (1994):
Überwachen und Strafen. Suhrkamp, Frankfurt a.M..238.
8 Vgl. Foucault 1994, a.a.O.:174f., 195ff.
9 Foucault, M. (1983):
Der Wille zum Wissen. Suhrkamp, Frankfurt a.M.. 137.
10 Vgl. Foucault, M.
(2005a): Analytik der Macht. Hrsg. Defert, D. & Ewald, F.
Suhrkamp, Frankfurt a.M.. 128.
11 Vgl. Schneider a.a.O.:141
12 Foucault 1983, a.a.O.:140
13 ibid. 52
14 ibid. 26
15 Foucault 2005a, a.a.O.:74
16 ibid. 220ff.
17 Eco, U. (2007): Die
Geschichte der Hässlichkeit. Dtv, München,261f..
18 Vgl. DeMause, L.
(2005): Was ist Psychohistorie? Psychosozialverlag, Gießen, 183ff.;
Bourdieu, P. (2000): Die feinen
Unterschiede. Suhrkamp, Frankfurt a.M..
19 Ariès, P. (2003): Geschichte
der Kindheit. Dtv, München.469ff..
20 Foucault, M. (1986a): Die Sorge um sich. Suhrkamp,
Frankfurt a.M..
21 Deleuze, G. (1993): Unterhandlungen. Suhrkamp,
Frankfurt a.M.. 128.
22 Schneider, a.a.O.:83
23 Foucault, M.
(1993): Technologien des Selbst. In: Martin, L.H.; Gutman, H.; Hutton,
P.H.:
Technologie des Selbst. Fischer
Verlag, Frankfurt a.M.. 26.
24 ibid. 38
25 ibid. 47
26 ibid. 63
27 Schneider, a.a.O.:49
28 Vgl. Deleuze, G.
(1988): Spinoza. Merve Verlag, Berlin.29ff..
29 Calvet, L.-J. (1993): Roland Barthes. Suhrkamp,
Frankfurt a.M.. 197.
30 Schneider, a.a.O.:107
31 ibid. 55f.
32 ibid. 147
33 Eribon, a.a.O.:139f.
34 Deleuze 1993, a.a.O.:148
35 Eribon, a.a.O.:378
36 Foucault, M. (2001): Das Leben der infamen
Menschen. Merve Verlag, Berlin. 13.
37 ibid. 14f.
38 Vgl. ibid. 29, 41f.
39 Vgl. Schneider, a.a.O.:214
40 Foucault, M. (2005b): Die Heterotopien. Der
utopische Körper. Suhrkamp, Frankfurt a.M.. 11.
41 ibid. 21
42 ibid. 25
43 Vgl. ibid. 29
44 ibid. 30
45 Defert, D.: Raum zum Hören. In: Foucault 2005b, a.a.O.:86.
46 Foucault 2005b, a.a.O.:31f.
47 Vgl. „Der Ursprung des westlichen Blicks“
In: Paglia, C. (1995): Die Masken der Sexualität.
Dtv,
München.
48 Eribon, a.a.O.:236
49 Schneider, a.a.O.:116
50 Deleuze 1993, a.a.O.:148
51 ibid. 121
52 ibid. 142
53 Vgl. Barthes, R. (2007): Wie zusammen
leben. Suhrkamp, Frankfurt a.M..
54 Vgl. Eribon, a.a.O.:265
55 Schneider, a.a.O.:173
56 ibid. 144
57 Vgl. Marcuse, H. (2004): Der
eindimensionale Mensch. Dtv, München.
58 Foucault 2001, a.a.O.:16
59 Eribon, a.a.O.:476
60 Calvet, a.a.O.:93
61 ibid. 161
62 ibid. 277
63 Vgl. ibid. 215
64 Vgl. Ette, O. (1998): Roland
Barthes. Suhrkamp, Frankfurt a.M.. 165.
65 Barthes, R. (1969):
Literatur und Geschichte. Suhrkamp, Frankfurt a.M.;
Barthes, R.(1984):
Michelet. Suhrkamp, Frankfurt a.M..
66 Barthes, R. (1988): Fragmente einer Sprache
der Liebe. Suhrkamp, Frankfurt a.M..
67 Vgl. Ette, a.a.O.:174
68 ibid. 137
69 Barthes, R. (1970): Der Eiffelturm. Matthes
und Seitz Verlag, München.
70 Vgl. Ette, a.a.O.:153f.
71 ibid. 88
72 Vgl. Barthes, R. (1964): Mythen des
Alltags. Suhrkamp,
Frankfurt a.M..
73 Calvet, a.a.O.:278
74 ibid. 254
75 Vgl. ibid 361
76 ibid. 287
77 ibid. 210, 269
78 ibid. 327
79 Vgl.Barthes, R. (1978): Über mich selbst. Matthes und Seitz Verlag,
München. 29.
80 Vgl. Droit, R.-P. (2005): Was Sachen mit
uns machen. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg.
81 Calvet, a.a.O.:328
82 ibid. 74
83 Vgl. Ette, a.a.O.: 37
84 Vgl. Calvet, a.a.O.:299
85 ibid. 252
86 Barthes, R. (1981): Im Reich der Zeichen. Suhrkamp,
Frankfurt a.M.. 84ff.
87 ibid. 23
88 ibid. 147f.
89 Vgl. Okakura, K. (2002): Das Buch vom Tee. Insel
Verlag, Frankfurt a.M..
90 Barthes, R: (2005): Das Neutrum. Suhrkamp,
Frankfurt a.M.. 299;
Laotse (1998): Tao Te King.
Euchen Diederichs Verlag, München. Spruch 2.
91 Vgl. Foucault, M. (1986b): Der Gebrauch der
Lüste. Suhrkamp, Frankfurt a.M.. 161ff.
92 Barthes 1981, a.a.O.:71
93 Unter koan werden im Zen
Meditationsrätsel sowie Aussprüche von Zen-Meistern verstanden.
94 Barthes 1981, a.a.O.:98
95 Vgl. ibid. 17ff.
96 Barthes 2005, a.a.O.:256
97 Vgl. Calvet, a.a.O.:184
98 Vgl. Ibid. 166
99 Foucault 2005b, a.a.O.:35f.
100 Vgl. Batthes 1981, a.a.O.:138f.
101 Sartre, J.-P.(1982): Die Transzendenz des
Ego. Rowohlt, Reinbeck. 278f..
102 Watts, A. (1984): Vom Geist des Zen. Sphinx
Verlag, Basel. 57.
103 Barthes 1981, a.a.O.:102
104 Foucault 2005b, a.a.O.:18
105 In ‚Die helle Kammer’ (1980) wird Barthes die
Realisation solcher Momente unter dem Begriff des
punctum
näher untersuchen.
106 Barthes 1988, a.a.O.:31f.
107 ibid. 126
108 Barthes 1988, a.a.O.:27
109 ibid. 146ff., 233
110 Ette, a.a.O.:438
111 Vgl. ibid. 431
112 Die manische
Organisation der Räume, deren Plätze streng geregelt sind, wie „ein
triumphierendes
Wohlgefallen an sich selbst.“(Calvet,
a.a.O.: 275)
113 Barthes 2007, a.a.O.: 57
114 Barthes 2005, a.a.O.: 134f.
115 Barthes 2007, a.a.O.: 45
116 ibid. 65
117 Vgl. Ette, a.a.O.: 356
118 Laotse, a.a.O.;
Dschuang Dsi
(1996): Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Euchen Diederichs
Verlag, München.
119 Barthes 2005,
a.a.O.:157
120 „Unerreichbar
sein“. In: Castaneda, C. (2009): Reise
nach Ixtlan. Fischer, Frankfurt
a.M..
121 Barthes 2005, a.a.O.:61
122 ibid. 90
123 Barthes 2008, a.a.O.:212
124 Watts, a.a.O.:17
125 Barthes 2005, a.a.O.:51f.
126 Watts, a.a.O.: 96f.; Dschuang Dsi, a.a.O.:54f
127 Vgl. Ette, a.a.O.:50
128 Vgl. Deleuze 1993, a.a.O.:142,147
129 ibid. 138
130 Foucault 2005b, a.a.O.:26
131 Vgl. mit Foucaults
Darstellung von „Macht-Wissen-Komplexen“ in ‚Der Wille zum Wissen’, welche die
Macht als die Ordnung eines Denkens mit
dem Wissen über den Körper und über die ihm
innewohnenden Verhältnisse verschränken.
132 Vgl. Schneider,
a.a.O.:215ff.
133 Eribon, a.a.O.:264
134 ibid. 59
135 Calvet, a.a.O.:324
136 ibid. 134
137 Vgl. Ibid. 76, 97; Eribon, a.a.O.:150
138 Eribon, a.a.O.: 395
139 Calvet, a.a.O.: 85
140 Vgl. Barthes, R.
(1974): Die Lust am Text. Suhrkamp, Frankfurt a.M..
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