Erschienen in Ausgabe: No 85 (03/2013) | Letzte Änderung: 20.02.13 |
von Auguste von Bayern, Prinzessin zur Lippe
Die Life Sciences, die
Biowissenschaften, die Biomedizin, die Humanbiologie, die Geo- und
Umweltwissenschaften sind auf der Überholspur, nirgendwo gibt es derzeit mehr
neue Entdeckungen, der alltägliche Wissenszuwachs ist gigantisch. Ist unsere
Gesellschaft über diese Themen genügend informiert, eine Frage an die
Wissenschaftlerin?
Selbst als Biologin und Forscherin
ist es unmöglich immer auf dem neuesten Stand, auch nur in einem Teil der
Disziplinen zu bleiben. Das Wissen in den Biowissenschaften explodiert gerade.
Alle zwei Jahre verdoppelt es sich! Wenn man sich überlegt, was allein in den
letzten Jahren in den Biowissenschaften an Erkenntnissen und
Anwendungsmöglichkeiten hinzugekommen ist – nur allein in der Genetik,
Krebsforschung, Gehirnforschung, Biochemie! Dennoch soll es die Aufgabe des
Museums sein immer auf den neusten Stand der Forschung zu bleiben. Eine große
Herausforderung, aber auch eine spannende. Das Museum wird zugleich Begegnungsstätte
mit der Forschung und Wissenschaftlern eine Plattform für die Vermittlung ihre
aktuellen Forschungsergebnisse bieten.
Eines
der beliebsteten Museen der Bundesrepublik ist das „Museum Mensch und
Natur" im Schloss Nymphenburg. Das Museum ist in seiner Art einzigartig!
Sie planen aber ein großes Naturkundemuseum, gar von einer „Natur- und
Kulturmeile“ ist die Rede, warum?
Man ist
vielleicht überrascht: das kleine Museum "Mensch und Natur" in
Nymphenburg ist heute das besucherstärkste Museum Deutschlands - das
allerdings, wenn man die Besucherzahl auf den Quadratmeter rechnet. Aber genau
das ist der Punkt: das jetzige Museum Mensch und Natur platzt aus allen Nähten
und hat mit 200.000 Besuchern pro Jahr seine Kapazitätsgrenze längst erreicht.
Z.B. muss es jedes Jahr 1500 Schulklassen abweisen, weil ihm die Kapazität
fehlt! Dabei könnten es viel mehr Besuchersein. Bei einer Vergrößerung des Museums rechnen wir konservativ mit
mind. 600.000 Besuchern pro Jahr.
Unser
Ziel ist es ein einzigartiges Museum in Deutschland zu schaffen, das als
Pendant zum Technik-orientierten Deutschen Museum, die Life Sciences und
Umweltwissenschaften abdeckt und mit dem eine neue europaweite
Museumsattraktion geschaffen wird.Einzigartig, wird es allein schon wegen der unvergleichlich schönen
Lage. Das Museum wird sich harmonisch in die Schlossanlage, den Park, den
Botanischen Garten, den lebendigen Stiftungen, der Porzellanmanufaktur und das
Schlossrondell einfügen. Eine wahrhafte Kultur- und Naturmeile gibt es so kein
zweites Mal in Deutschland.
Und
warum? Ein großes Life Sciences Museum ist wichtig, wenn wir den Anschluss an
die Entwicklung in Europa nicht verlieren wollen, und in Forschung und
Wirtschaft in den Life Sciences in Zukunft weiter einer Vorreiterrolle spielen
wollen.
Was ist
das Neuartige an diesem Museumskonzept? Mit welchen pädagogischen Mitteln soll
die junge Generation für die großen Themen der Gesellschaft, Umweltschutz,
Klimawandel, Biodiversität sensibilisiert werden? Nachhaltigkeit ist ein großes
Thema, was kann Ihr Museum dazu beitragen, das Jugendliche lernen
verantwortungsvoll-gesamtperspektivisch und global zu denken? Junge Menschen
speichern Wissen oft über die sinnliche Wahrnehmung, visuelles Sehen und Haptik
– moderne Geräte wie Explorer sind neu auf dem Markt, werden diese zum Einsatz
kommen?
Sie sprechen in
Ihrer Frage schon Einiges an, auf das bei der Konzeption des Museums großen
Wert gelegt werden wird. Das Museumskonzept mit dem Thema
"Zukunft-Mensch-Natur" stellt den Menschen in den Mittelpunkt und
seine Interaktion mit seiner Umwelt. Es zeigt, wie der Einfluss des Menschen
bereits heute die Zukunft formt, die unseres Planeten Erde, und auch die
eigene. Die Themen sollen interdisziplinär und vor allem interaktiv und auf
höchstem museumspädagogischen Niveau vermittelt werden. Das Gesamtbild und die
Zusammenhänge sollen aufgezeigt werden. Zusammenhänge verstehen, das ist uns
wichtig. Das Museum soll allen Bürgern, egal welchen Alters oder Bildungsgrad
einen Zugang zu den großen, wichtigen naturwissenschaftlichen Themen geben,auch mit Hilfe von modernster Technik und
neuen Medien. Nur was man kennt, schätzt man und nur was man schätzt, schützt
man auch - und der Mensch gehört dazu.
Welchen Umfang
haben die Sammlungsbestände – derzeit sind diese in den Magazinen der
Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) der
Öffentlichkeit nicht zugänglich? Welche räumlichen Kapazitäten benötigen Sie,
um diese Fülle zu präsentieren?
In den
Staatlich Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns sind wahrhaftig Schätze
vergraben, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich in den Magazinen ruhen. Die
Menge allein ist unglaublich: circa 30 Millionen Sammlungstücke, darunter Einmaliges
wie ein 30 Meter langes Skelett eines Diplodokus-Sauriers oder die größte
Schmetterlingssammlung der Welt. Welch Reichtum aus Forschung, Historie und
Abenteuer da unten liegt, ist unfassbar! Die Kapazitätsgrenze des jetzigen
Museums ist leider längst erreicht und kann diesen Reichtum nicht im Ansatz
zeigen. Im neuen Museum werden viele Exponate einen neuen Platz finden und
endlich von der Öffentlichkeit bestaunt werden können.
Wo
werden Sie bei der Gestaltung des geplanten „Naturkundemuseum Bayern“ die
Schwerpunkte setzen, mehr auf den historischen Sammlungsbestand oder auf
Veranstaltungsreihen zu Themen wie alternativer Energien, Artensterben,
Klimawandel und Ressourcenknappheit, Gentechnik, Gehirn-und
Stammzellenforschung?
Sie nehmen mir
die Frage vorweg, denn viele verstehen unter Naturkundemuseum, einen Ort, in
dem nur alte verstaubte Tiere zu sehen sind. In Wirklichkeit geht es aber
vielmehr um die Vermittlung der Bildungs-Inhalte aus den Life Sciences.Der historische Sammlungsbestand wird also
der Erläuterung und Illustration von höchst modernen Themen dienen, nicht der
eigentliche Schwerpunkt sein.
Das Museum soll ein spannendes Life Sciences Pendant zum Deutschen Museum
werden, das heißt die Bio-, Geo- und Umweltwissenschaften. ein riesiges
Spektrum von Fächern -,werden im
Mittelpunkt stehen. Vor allem aber soll das Namu Bayern ein modernes, dynamisches
und interaktives Informations- und Bildungsforum werden, wo sich die Bürger
jeden Alters oder Bildungshintergrund- auf den neusten Stand der Life Sciences
bringen können. Natürlich wird es dabei z.B. um Gentechnik, Gesundheit und Ernährung,
Klimafragen und Naturschutz, aber auch um viele andere zukunftsentscheidende
Themen gehen. Denn diese großen Themen sind schon jetzt für uns alle von so entscheidender
Bedeutung und für die kommenden Generationen wird es schlicht existenziell. Schließlich
können wir nur auf der Basis von Bildung wichtige Entscheidungen über Natur und
Umwelt verantwortungsvoll treffen.
Das neue
Naturkundemuseum soll aber auch von internationalen Rotations- und
Wanderausstellungen profitieren. Und selbstverständlich werden auch zahlreiche
Schätze der SNSB zu sehen sein.
Wie
kann man Ihr Projekt unterstützen oder eine Patenschaft übernehmen? Und wann
werden Sie die Türen zum „Naturkundemuseum Bayern“ öffnen können?
Es gibt zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten für unsere
Initiative. Wir sind dankbar über jede kleine Spende, jede Unterschrift und
jedes Facebook-Like. Aber besonders wichtig für unser "politisches
Gewicht" ist möglichst viele aktive Mitglieder zu begeistern, um der
Politik zu signalisieren, dass bürgerliches Engagement vorhanden ist. NaMu-Fördermitglied
kann man ab 100 (ermässigt 50) €. Derzeit suchen wir außerdem 1000 engagierte
Bürger, die 1000,- Euro spenden und dem NaMu-Club
of Thousand beitreten. Als Anerkennung wird man als NaMu-Stifter auf
einer großen Tafel im Museum genannt.
Für Unternehmen, aber natürlich auch für Verbände oder
Privatpersonen gibt es verschiedene NaMu-Partnerschaften ab €10.000/5.000€.
Grundsätzlich ist jede Art der Unterstützung und jede Höhe der Spende
willkommen. Jeder einzelne Euro hilft. Es freut uns auch schon, wenn man uns hilft,
das Projekt bekannt zu machen und es weiterempfiehlt, z.B. über Facebook,
Email-Verteiler oder „Mundpropaganda“. Mehr
Informationen und unser Anmeldeformular findet man auf unserer Homepage www.namu-bayern.de oder auf Facebook: http://www.facebook.com/NaMuBayern
Herzlichen Dank für das
Gespräch, das Dr. Dr. Stefan Groß führte.
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