Erschienen in Ausgabe: No 87 (05/2013) | Letzte Änderung: 08.05.13 |
von Hans Gärtner
Der
Rimstinger Anton Nußbaum ließ, tatkräftig unterstützt von seiner Frau Ulrike
und seiner Heimatgemeinde, kürzlich die 3. Ausgabe seines speziellen Papst-Benedikt-Buches
„Ich werde mal Kardinal!“ vom Stapel – der LIEBFRAUENBOTE berichtete über die
Präsentation. In der schönen Publikation gibt der Autor der für den
emeritierten bayerischen Papst, dessen Mutter in Rimsting aufwuchs, wichtigen,
aber bisher kaum beachteten Person viel Raum: Maria, der Schwester von Joseph
und Georg Ratzinger. Sie erhielt ihre Ausbildung in Hauswirtschaft, Steno,
Buchführung, Maschinenschreiben und Englisch bei den Franziskanerinnen in Au am
Inn, wo sie 1938 zur „Absolvia“ gehörte. Nußbaum bringt dazu Dokumente in Wort
und Bild. Das Titelbild führt direkt in den Landkreis Mühldorf: Die in Aschau
am Inn (wo die Ratzingers von 1932 bis 1937 wohnten und Joseph 1936 zur
Erstkommunion ging) tätige Grundschullehrerin Elisabeth Heinrich steuerte die
von ihr 2006/08 gefertigten Kohlezeichnungen bei: ein Kinder-, ein Jugend- und
ein Alters-Porträt des inzwischen 86-Jährigen Ex-Pontifex. „Gesichter“, sagt Elisabeth
Heinrich, „können Geschichten erzählen, können uns anrühren und unser Interesse
wecken“. –
Maria
Ratzinger wurde am 7. Dezember 1921 in Pleiskirchen geboren. Der Vater war hier
Stationskommandant. Es war seine 14. Dienststelle des in Niederbayern geborenen
als Gendarms. Als hätten er und seine Frau Maria Peintner aus Mühlbach bei
Oberaudorf es sich ausgemacht: Alle drei Jahre ein Kind. Auf Maria folgte der
nun 89 Jahre alte Georg, nach ihm kam am 16. April 1927 Joseph.
Seinen
Lebensweg begleitete getreu die Schwester, wohin er auch immer ging, als Universitätslehrer
und Geistlicher, der am 19. April 2005 zum Pontifex der Katholischen Kirche
gewählt wurde. Nach Rom ging Maria natürlich auch mit. Kein leichter Schritt
für sie, ins Ausland zu gehen. Bayern hatte sie 1959 verlassen, als Joseph als
Professor nach Bonn kam. Nach Münster und Tübingen berufen, verließ ihn Maria
nicht. In Regensburg, wieder auf bayerischem Boden, richtete sie das Pentlinger
Haus ein, wo Joseph Ratzinger von 1970 bis 1977 wohnte. Es war ihm und der
Schwester, wie er schrieb, „ein rechtes Zuhause“ geworden. Ein Foto mit dem
Elternpaar von 1959, dem Todesjahr des Vaters (die Mutter starb 4 Jahre später)
hängt in der Küche des Pentlinger „Papsthauses“, das 2010 dem „Institut Papst
Benedikt XVI.“ gestiftet wurde mit dem vor kurzem ernannten Regensburger
Bischof Rudolf Voderholzer als Direktor.
Von
der Isar, an die Joseph Ratzinger 1977 zum Oberhirten der Erzdiözese München
und Freising bestellt wurde, ging es 1981 an den Tiber, wo Kardinal Ratzinger
ab 1982 Präfekt der Glaubenskongregation wurde. Die Provinzoberin der „Armen
Schulschwestern“ Erharda Bauer schildert Maria Ratzinger anlässlich eines Rom-Besuchs
an der Piazza della Citta Leonina als flink,umsichtig, freundlich und pflichtbewusst; hatte Maria doch der Mutter
versprochen, sich um die beiden Brüder, besonders um Joseph, zu kümmern. So
sahen Maria auch andere Menschen, die ihr begegneten. Keine 70 Jahre waren ihr
auf dieser Erde gegönnt. Am 2. November 1991 starb sie an einer Gehirnblutung
in Regensburg. Im Grab der Eltern wurde sie beigesetzt.
Ein
anrührendes Foto in dem mit zahlreichen Bildern ausgestatteten Buch – bis zum
Traunsteiner Schützen- und Blaskapellen-Aufmarsch zu Benedikts XVI. letzter,
von Tausenden Gläubigen aus aller Welt, u. a. dem Buchautor, besuchten Generalaudienz
am 27. Februar 2013 – ist das von Wilma Jetzfellner auf Seite 114: „Joseph
zwischen seinen Geschwistern Maria und Georg. Joseph ist auf diesem Bild
ungefähr 3 Jahre alt“. Der Kleinste gibt der um fast zwei Kopf größeren Schwester
und dem wie er selbst ernst dreinschauenden Bruder Georg die Hände. Fein angezogen
hat die Mutter ihre Sprösslinge. Der jüngste trägt, wie der größere Bruder,
hohe Schnürschuhe, weiße Wollsocken und einen grauen Anzug aus feinem Tuch, dessen gegürtete lange
Jacke geradezu modisch wirkt.
Und
Maria, die Schwester an seiner Seite? Sie steckt in schwarzen Halbschuhen,
trägt Wollstrümpfe und ein Kostüm mit nicht losem, langärmeligem Oberteil und spitzem
Kragen über einem gefältelten Rock aus gleichem Stoff. Züchtig ist sie frisiert.
Treue, Mütterlichkeit, Fürsorglichkeit, Güte und Zurückhaltung schauen ihr aus
den wachen Augen. Die hatte sie, ausgebildet in Tittmoning und bei den
Franziskanerinnen in Au am Inn, als Traunsteiner Bürohilfskraft und, nach dem
Krieg, als Anwaltskanzleisekretärin, gut brauchen können. Erst recht als
unbeirrbar korrekte, vertraute Begleiterin ihres berühmten Bruders. Beim
Anblick des ganz in leuchtendes Kardinalsrot gekleideten, in Tittmoning
firmenden Münchner Oberhirten Michael Faulhaber wusste Joseph schon als Bub:
„Ich werde mal Kardinal!“.
Das
Buch:
Johann
Nußbaum: „Ich werde mal Kardinal!“, Wurzeln, Kindheit, Jugend,
Kriegsgefangenschaft, Studium, Priesterweihe und Rücktritt von Papst Benedikt
XVI. und das Leben seiner Schwester Maria Ratzinger, hrsg. von der Gemeinde
Rimsting, 152 Seiten, reich bebildert, 19,90 Euro, erweiterte Auflage 2013,
ISBN 978-3-00-041334-6
Bestellungen:
im Buchhandel oder bei der Gemeinde Rimsting, Telefon 08051 / 68760
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