Erschienen in Ausgabe: No 89 (07/2013) | Letzte Änderung: 20.06.13 |
von Susanne Weiß
Der französische
Soziologe Emile Durkheim (1858 – 1917) hat sich innerhalb der frühen Moderne im
Zuge des Übergangs von der ständisch organisierten feudalen Gesellschaftsordnung
hin zur komplexen individuellen Marktwirtschaft mit dem, aufgrund zunehmender
Arbeitsteilung vorangetriebenen, Differenzierungsprozess beschäftigt (vgl.
Rosa/Strecker/Kottmann. 2007: 687ff.). Damit hatten sich zuvor bereits Auguste
Comtè, Karl Marx oder Herbert Spencer beschäftigt. Aufgrund der
gesellschaftlichen Umbrüche Frankreichs Ende des 19.Jhds./Anfang des 20.Jhds., gilt
Durkheims Interesse der Frage, auf welche Art und Weise sich, resultierend aus dem
Problem sozialer Differenzierung und sozialer Integration, gesellschaftliche
Ordnung und sozialer Zusammenhalt gestaltet. Er fragt danach, wie innerhalb
dieses fortschreitenden Modernisierungs- bzw. Differenzierungsprozesses der
frühen Moderne weiterhin soziale Ordnung, Integration und Solidarität
gewährleistet werden kann, wenn die Menschen bzw. deren Lebenskonzepte doch zusehends
individueller werden und dadurch in stärkerem Maße auseinanderdriften (vgl.
Kaesler. 2006: 158ff.)? Wie ist es zudem möglich, dass das Individuum, obwohl
es innerhalb der strukturell differenzierten Gesellschaft immer individueller, autonomer
und selbstständiger zu werden scheint, doch immer stärker von der Gesellschaft
abhängt? Der Modernisierungsprozess, den Durkheim versucht auf der Ebene der
Differenzierung zu erforschen, brachte jedoch auch einen nie dagewesenen
ökonomischen, wissenschaftlichen und technischen Fortschritt mit sich, welcher
die Gesellschaft fortan – fast schon im Sinne eines Religionsersatzes – rational
gestaltet. Durkheim deckt, als wesentliche
Einflussgründe, die verborgenen Ursachen gesellschaftlicher Phänomene auf (vgl.
Rosa/Strecker/Kottmann. 2007: 67ff.; vgl. Giddens. 1999: 8f.) und betrachtet –
innerhalb des 20. Jhds. daran anschließend Berger und Luckmann – die Komponenten ,,Raum“ und ,,Zeit“ als kulturelle, von
den Menschen selbst geschaffene, Konstruktionen. Diese sind sowohl durch
,,soziale Tatsachen“, sprich gesellschaftliche Zwänge, Regeln und Normen,
alsauchdurch, vondenMenschen alsnatürlich wahrgenommene, Denkkategorien bestimmt, welche einen sozialen
Ursprung[1]
haben. Durkheim charakterisiert die Gesellschaft: ,,als eine Realitätsebene sui generis, die nicht auf anderes reduziert werden kann. (…)
Soziales kann nur aus Sozialem erklärt werden“ (Rosa/Strecker/Kottmann: 2007:
86. Hervorheb. i. O.).Laut Durkheim sind sämtliche individuellen Handlungen
letztlich auf eine überindividuelle soziale Wirklichkeit zurückzuführen, die er
als sog. ,,kollektives Bewusstsein“ bezeichnet. Dieses Bewusstsein verkörpert,
ihm zufolge, den Handlungsrahmen aller Soziabilität. Somit sind rein individuelle,
von der kollektiven Macht des Sozialen unabhängige, Handlungen kaum bzw. gar
nicht möglich.
Der Einfluss ,,sozialer
Tatsachen“ auf den Menschen als ,,homo duplex“
Entscheidend für Durkheims Analyse der Determiniertheit des
Menschen durch ,,soziale Tatsachen“ ist dessen Menschenbild. Durkheim ist der
fundamentalen Auffassung, der Mensch sei ein ,,Doppelwesen“, ein sog. ,,homo
duplex“, bestehend aus zwei Teilen: Zum einen aus einem natürlichen Teil, der
die menschlichen Triebe und Bedürfnisse umfasst, zum anderen aus einem sozialen
Teil, bestehend aus internalisierten kulturellen Normen/Regeln und
gesellschaftlich geprägten, auf den Menschen einwirkenden, Zwängen (vgl.
Durkheim. 1897: 237f.). Als problematisch erweist sich der Umstand, diese
beiden Teile – sowohl den natürlichen, als auch den sozialen – in ein harmonisches
Gleichgewicht zu bringen. Durch die auf die Menschen von außen einströmenden ,,sozialen Tatsachen“, sprich durch die
gesellschaftlichen Zwänge, wird der natürliche Teil im Menschen stetig wachsend
eingeengt bzw. begrenzt und der soziale Teil nimmt dermaßen Überhand, bis
dieser den natürlichen, urwüchsigen Teil im Menschen nach und nach komplett
verdrängt (vgl. Rosa/Strecker/Kottmann. 2007: 72f.). ,,Die Gesellschaft
begegnet dem Menschen als etwas, das ihm vorausliegt und ihm äußerlich ist;
denn es handelt sich dabei um etwas, auf das der Mensch als natürliches
Bedürfnis trifft und das sich nicht erst aus seinen Trieben und Wünschen
ergibt“ (ebd. 72).Durkheim gelingt es zu zeigen, dass individuellste, intime
Phänomene (wie bspw. Selbstmorde) nicht zwangsläufig durch psychische oder
biologische Ursachen zustande kommen, sondern demgegenüber durch ,,soziale
Tatsachen“ bewirkt bzw. hervorgebracht werden. Diese üben, als gesellschaftlich
wirksame Macht, eine gegenüber dem Willen der Individuen verselbstständigende
Wirkung aus. ,, ,,Soziale Tatsachen“ führen quasi ein Eigenleben gegenüber den
individuellen Handlungen, in denen sie sich nur äußern und lassen sich von
Durkheim wie folgt definieren: ,Ein sozialer Tatbestand ist jede mehr oder
minder festgelegte Art des Handelns, die die Fähigkeit besitzt, auf den
Einzelnen einen äußeren Zwang auszuüben[2];
oder auch, die im Bereiche einer gegebenen Gesellschaft allgemein auftritt,
wobei sie ein von ihren individuellen Äußerungen unabhängiges Eigenleben
besitzt‘ “ (Durkheim. 1895: 114). Zur Verdeutlichung des normativen und
verbindlichen Charakters gesellschaftlicher Regeln/Zwänge vergleicht Durkheim
,,soziale Tatsachen“ auch mit bzw. bezeichnet diese auch als Institutionen:
,,Tatsächlich kann man, ohne den Sinn dieses Ausdrucks zu entstellen, alle
Glaubensvorstellungen und durch die Gesellschaft festgesetzten Verhaltensweisen
Institutionen nennen“ (ebd. 100).Darüber hinaus betont er die
Irrelevanz des persönlichen menschlichen Willens innerhalb des bestimmt Seins
durch ,,soziale Tatsachen“: ,,Der verhaltensregulierende Zwang, den die
Gesellschaft auf das Individuum ausübt, hängt dabei keineswegs davon ab, dass
dieses sich mit den gesellschaftlich geltenden Pflichten identifiziert“ (Rosa/Strecker/Kottmann.
2007: 73).Neben ihrer Äußerlichkeit und dem zwingenden Charakter,
weisen ,,soziale Tatsachen“ das Charakteristikum der Allgemeinheit auf. ,,Nicht
bei allen Phänomenen, die in einer Gesellschaft allgemein auftreten, handelt es
sich um soziale Tatsachen; aber alle soziale Tatsachen sind allgemein. Ihre
Allgemeinheit resultiert daraus, dass Institutionen, die sozial anerkannt sind,
wie z.B. das Händeschütteln als Begrüßungsritual, die kollektive Macht der
Gesellschaft verkörpern. Diese Macht drängt sich den Individuen auf. (…) Die
Allgemeinheit ist im Fall sozialer Tatsachen mithin eine Folge des Zwangs, der
vom Willen um gesellschaftliche Erwartungen und Sanktionen ausgeht, mit denen
im Fall einer Verletzung dieser Erwartungen zu rechnen ist“ (ebd.: 73).Durkheim
differenziert drei Ebenen ,,sozialer Tatsachen“ nach dem Grad ihrer
Strukturiertheit: Erstens die Morphologie – das materielle Substrat der Gesellschaft
–, zweitens die Institutionen – die normative Sphäre
in Form von Regeln wie Recht, Moral, kollektiven Überzeugungen oder
Gewohnheiten – und drittens die kollektiven
Repräsentationen – der symbolische Bereich, der sich entweder zu
gesellschaftlich tradierten Werten verfestigt oder als sog. Zeitgeist
fortbesteht (vgl. Thompson. 2002: 60). Durkheims Ausführungen zur Erfassung
sozialer Tatsachen lassen sich in folgender Grundregel zusammenfassen: ,,Die
erste und grundlegendste Regel besteht darin, die soziologischen Tatbestände
wie Dinge zu betrachten“[3]
(Durkheim. 1895: 115. Hervorheb. S. W.). Diese Denkart resultiert aus der
Auffassung, die Soziologie befasse sich mit der Analyse von Phänomenen, die vom
Willen des Individuums unabhängig sind und diesen einen Widerstand
entgegensetzen (vgl. Rosa/Strecker/Kottmann. 2007: 75). Natürlich handelt es
sich bei ,,sozialen Tatsachen“ nicht um materielle Dinge, sondern ,,vielmehr um
Vorstellungen und Erwartungen, aber eben solche, die, weil sie kollektiv sind,
in ähnlicher Weise auf uns wirken können wie Materie. Deswegen muss die Soziologie
ihre Gegenstände aus derselben Perspektive betrachten wie die Naturwissenschaft
die ihrigen; aus der distanzierten Perspektive der (grammatisch) 3. Person,
nicht als einen Effekt meines Willens (1. Person), auch nicht als ein Gegenüber
(2. Person), das wir mit Gründen überzeugen können, sondernals einEtwas, das Ursachen hat und selbst Wirkungen verursacht (bzw. erzwingt)“[4]
(ebd.). Durkheim geht, wie bereits erwähnt, bei der Erklärung des
Zustandekommens ,,sozialer Tatsachen“ und dem Aufzeigen dieser auf das
menschliche Verhalten davon aus, dass Soziales nur durch Soziales erklärt
werden kann und sich soziale Phänomene nicht auf psychologische oder
biologische Ursachen zurückführen lassen. Auch wenn diese
erkenntnistheoretische Grundhaltung des Positivismus im Ursprung auf Auguste
Comtè zurückgeht, kann, angesichts der ausgeführten methodischen Vorgehensweise,
Durkheim als der Klassiker einer positivistischen Soziologie bezeichnet werden
(ebd. 77).
Die Problematik der Emergenz
Bei den
frühen Ansätzen soziologischen Denkens bezüglich gesellschaftlicher Belange,
die noch sehr stark von der spekulativen Philosophie beeinflusst waren, handelt
es sich, Durkheim zufolge, nicht um Wissenschaft im eigentlichen Sinne. Wissenschaft
versteht er nämlich als Naturwissenschaft, welche die Aufgabe hat
Gesetzmäßigkeiten zu erforschen. Diesen Anspruch, der Untersuchung und Analyse
der Gesetzmäßigkeiten des sozialen Zusammenlebens, hat, ihm zufolge, die
Soziologie als Wissenschaft ebenfalls zu erfüllen (vgl. Elder-Vass. 2010:
351f.). Durkheim bemüht sich daher zu zeigen, dass soziale Phänomene weder auf
Gegenstände anderer Wissenschaften reduziert werden können noch, dass sich die
Gesellschaft nicht schlicht als Aggregat von Menschen bezeichnet lässt (vgl.
Rosa/Strecker/Kottmann. 2007: 70; vgl. Kaesler. 2006: 155f.). ,,Das Ganze ist
nicht nur mehr als die Summe seiner Teile, sondern auch etwas qualitativ anderes:
ein emergentes Phänomen. (…) Als emergent werden Dinge bzw. Ganzheiten oder
Entitäten bezeichnet, die Eigenschaften aufweisen, die den Teilen fehlen, aus denen
sich das Ganze zusammensetzt. So handelt es sich z. B. bei Wörtern um emergente
Phänomene, weil ihre Bedeutung sich nicht aus den Buchstaben erschließen lässt,
aus denen sie sich jeweils zusammensetzen. (…) Durkheim bemüht sich um den
Nachweis, dass auch die Gesellschaft bzw. soziale Phänomene einer eigenen
Emergenzebene angehören“ (Rosa/Strecker/Kottmann. 2007: 70). Zu Durkheims Lebzeiten
existierten bereits Ansätze wissenschaftlicher Analysen gesellschaftlicher
Phänomene, allerdings sind diese auf außergesellschaftliche Erklärungen, die
den Nutzen oder die subjektive Motivation der Individuen in den Fokus rückten,
reduziert worden. Durkheim ist zur Etablierung der Soziologie als Wissenschaft
– in heutigem naturwissenschaftlich orientiertem Sinne – nach folgender
Argumentationsstruktur vorgegangen: ,,Zunächst wurden nicht-soziologische Erklärungen
sozialer Phänomene kritisiert, um sodann zeigen zu können, dass diese soziologisch
erklärt werden können“ (ebd.: 72f.).
Der
durkheimsche Begriff des Kollektivbewusstseins
Als Kollektivbewusstsein bezeichnet Durkheim: ,,die
Gesamtheit der gemeinsamen religiösen Überzeugungen und Gefühle im Durchschnitt
der Mitglieder einer bestimmten Gesellschaft; es bildet ein umgrenztes System,
das sein eigenes Leben hat“ (Durkheim 1893. 128). Es sind somit mit dem
Ausdruck ,,Kollektivbewusstsein“ kollektive Überzeugungen und Erwartungen
gemeint, in denen den Individuen die gesellschaftliche Macht in Form ,,sozialer
Tatsachen“ ausschließlich auf symbolischer Ebene gegenübertritt, die nicht aber
die normative Ebene der Institutionen beinhaltet (vgl. Rosa/Strecker/Kottmann.
2007: 79; vgl. ferner Schneider. 2010: 427f.). Der durkheimsche Ausdruck des
,,Kollektivbewusstseins“ bezeichnet Überzeugungen und Erwartungen, in denen
sich die kollektive gesellschaftliche Macht wiederspiegelt und sich den Individuen
in Form von ,,sozialen Tatsachen“ förmlich unbemerkt aufdrängt, ungeachtet der
Tatsache, ob Menschen dies wollen oder nicht. ,,Wir finden also besondere Arten
des Handelns, Denkens, Fühlens, deren wesentliche Eigentümlichkeit darin
besteht, daß sie außerhalb des individuellen Bewußtseins existieren. Diese
Typen des Verhaltens und des Denkens stehen nicht nur außerhalb des
Individuums, sie sind auch mit einer gebieterischen Macht ausgestattet, kraft
deren sie sich jedem aufdrängen, er mag wollen oder nicht“ (Durkheim. 1895:
106).In dem Aufsatz ,,Über einige primitive Formen der Klassifikation“,
den Durkheim mit Mauss[5]
zusammen verfasst hat, arbeiten beide heraus, dass sich in manifestierten
Vorstellungen der Menschen, deren Ursprung vorwiegend die Religion darstellt,
die Macht der Gesellschaft wiederspiegelt (vgl. Durkheim/Mauss. 1903: 169f.).
Anschließend bleibt noch zu erwähnen, dass Parsons und Luhmann
Durkheims Konzept der funktionalen Differenzierung der Gesellschaft kritisch
weiterentwickeln und auch Bourdieus Habitus-Konzept als Fortentwicklung des
Durkheimschen Idee des ,,Kollektivtyps“ bezeichnet werden kann. Durkheim – und
damit einhergehend auch Autoren wie Mauss oder Halbwachs – haben, durch den
Ansatz des unausweichlichen Einwirkens ,,sozialer Tatsachen“ auf das Handeln
der Menschen, die französische Soziologie, vor allem strukturalistische Autoren
wie Lèvi-Strauss oder Foucault, stark beeinflusst bzw. geprägt.
Literaturverzeichnis:
Durkheim, Emile. (1893): Über soziale Arbeitsteilung. Studie über die
Organisation
höherer
Gesellschaften. Frankfurt am Main: Suhrkmap Verlag.
Durkheim, Emile. (1895): Die Regeln der soziologischen Methode. Hg.
von Renè
König.
Frankfurt am Main. (2002).
Durkheim,
Emile. (1897): Der Selbstmord.
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
Durkheim, Emile/Mauss, Marcel. (1903): Über einige primitive Formen von
Klassifikation.
In: Durkheim, Emile: Schriften zur Soziologie der Erkenntnis.
Hg.
von Hans Joas. Frankfurt am Main. (1993).
Elder-Vass,
Dave. (2010): The emergence of culture. In:
Kölner Zeitschrift für
Soziologie
und Sozialpsychologie. Sonderheft 50. 2010. S. 351 – 363.
Giddens, Anthony. (1999): Soziologie. Graz – Wien: Nausner & Nausner
Verlag.
Kaesler, Dirk. (2005): Aktuelle Theorien der Soziologie. Von Shmuel
N. Eisenstadt bis zur Postmoderne. München: C. H. Beck Verlag.
Rosa,
Hartmut/Strecker, David/Kottmann, Andrea. (2007): Soziologische Theorien. Èmile Durkheim –
Differenzierung 1. Konstanz: UVK Verlag. S. 67 – 88.
Schneider, Wolfgang Ludwig. (2010): ,,Kultur als soziales Gedächtnis“. In: Kölner
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft 50. 2010.
Thompson,
Ken.(2002): Emile Durkheim. London/New York.
[1]
Anzumerken sei an dieser Stelle, dass sich Durkheim mit der Einstellung ,,alles
habe einen sozialen Ursprung“ zwischen die Position des Apriorismus –
Denkkategorien sind dem menschlichen Geiste bereist vor jeglicher Erfahrung
einsichtig – und die Position des Empirismus – Denkkategorien entspringen der
Erfahrung und sind daher erst nach der Erfahrung existent und dem menschlichen
Geiste zugängig – stellt.
[2] Es
sei an dieser Stelle erwähnt, dass in der deutschen Übersetzung von Durkheims
,,Regeln der soziologischen Methode“ der Begriff fait social irreführend mit ,,sozialer Tatbestand“ übersetzt ist –
zur Begründung siehe Einleitung von Rene König. In vorliegendem Text ist aber,
zur Vereinheitlichung und dem Entgehen von Verwirrungen beim Lesen, durchgängig
die durkheimscheBezeichnung ,,soziale
Tatsachen“ gewählt.
[3] Hier
ist, wie bereits erwähnt, erneut darauf hinzuweisen, dass der Terminus
,,soziologische Tatbestände“ gleichzusetzen ist mit ,,sozialen Tatsachen“ und
in vorliegendem Text ausschließlich der letzt genannte Terminus Gebrauch
findet.
[4] Es
sei an dieser Stelle erwähnt, dass Durkheim zur naturwissenschaftlichen
Betrachtung der durch die Gesellschaft auf die Individuen einwirkenden sozialen
Tatsachen drei ,,idealistisch“ anmutende Regeln aufgestellt hat, die hier kurz
Erwähnung finden sollen. Erstens sind – zur Vermeidung von Ideologien –
sämtliche traditionellen Vorstellungen vom Forschungsgegenstand auszuschalten.
Zweitens ist der Forschungsgegenstand über beobachtbare Eigenschaften und
allgemeine Tatsachen zu erschließen und es sind subjektive Verzerrungen zu
vermeiden. Und drittens sind Gesellschaften – aufgrund ihres historischen
Wandels – anhand der von ihrem Entwicklungsstand abhängigen Struktur (der
Synthesis) zu klassifizieren. vgl. (Rosa/Strecker/Kottmann. 2007: 76f.).
[5] An
dieser Stelle möchte ich erwähnt wissen, dass Marcel Mauss – genauso wie
Halbwachs – Schüler Durkheims gewesen und stark von dessen Theoriekonzept und
Terminologie geprägt ist. Vgl. ferner Erll. 2005: 14f.
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