Erschienen in Ausgabe: No 70 (12/11) | Letzte Änderung: 14.02.13 |
Lars Lindberg Christensen, Robert Fosbury, Robert Hurt Verborgenes Universum Übersetzung: Sybille Otterstein WILEY-VCH Verlag, Weinheim (2008) 145 Seiten, Gebunden ISBN-10: 3527408681 ISBN-13: 978-3527408689 Preis: 24,90 EURO
von Heike Geilen
"Die letzten
fünfzig Jahre waren eine ruhmreiche Zeit für die Astronomie. Zum ersten Mal in
der Geschichte der astronomischen Forschung waren wir in der Lage, das
Universum in allen seinen unterschiedlichen Wellenlängen, die von
Himmelsobjekten abgegeben werden, ohne die negativen Auswirkungen von
Absorption und Trübung der Erdatmosphäre zu studieren. (...) Dieses Buch ist
ein Paradebeispiel für die Präsentation dieser Ergebnisse."
So beginnt das Geleitwort des Nobelpreisträgers für Physik
2002 - Riccardo Giacconi - zu diesem wunderschönen, großformatigen Bildband.
Die drei Autoren Lars Lindberg Christensen, Robert Fosbury
und Robert Hurt führen den Leser mit phänomenalen Aufnahmen durch unser
bekanntes Universum, ermöglichen einen Blick durch die neuen, nahezu exotisch
anmutenden Teleskope der Neuzeit und stellen außerdem einige spektakuläre
Bilder vor, "die bereits zu Ikonen
der modernen Astronomie geworden sind".
Waren noch vor einigen Jahren die Wahrnehmungen und das
Verständnis der Menschen vom Universum auf "unsere Augen und unsere aus dem Gesehenen folgenden Gedanken und Ideen
beschränkt", so ist heutzutage der Blick auf das All nicht mehr nur
auf das schmale Band des sichtbaren Lichts beschränkt, das die Erdatmosphäre zu
durchdringen vermag. Heute ist die "Sprache des Lichts" für die
Wissenschaftler lesbar und vermittelt subtile Informationen über den Zustand
und die chemische Zusammensetzung von Sternen und Nebeln.
Lindberg Christensen (Leiter des Hubble-Informationszentrums
der ESA), Fosbury (arbeitet für die ESA am Projekt Hubble) und Hurt (arbeitet
für das Spitzer-Weltraumteleskop und das Infrarotteleskop des NASA Great
Observatory-Programm) erweisen sich dabei als großartige Übersetzer. Durch ihre
Erläuterungen und vor allem durch die fantastischen Aufnahmen, erhält der Leser
einen Blick ins Universum mit künstlichen Augen, "die die Farben des gesamten elektromagnetischen Spektrums wahrnehmen
können (...) [Sie] erlauben es uns allen ein besseres Verständnis über unseren
Platz in einem eindrucksvollen, einst verborgenen, doch jetzt offenbarten
Universum zu gewinnen."
Das vorliegende Buch befasst sich in seinen neun Kapiteln
jeweils mit den unterschiedlichen Aspekten des unsichtbaren Universums. Nach
einer Einführung (drei Kapitel), wie der Mensch das Universum mit den Augen und
mit Teleskopen auf der Erde und im All wahrnimmt, befassen sich weitere fünf
Kapitel jeweils mit einem bestimmten Wellenlängenbereich des Lichts: beginnend
mit dem uns bekanntesten, dem sichtbaren Licht, bis hin zu den weniger
vertrauten Gebieten wie Infrarot, Ultraviolett, Radio/Mikrowellen und
Röntgen/Gamma-Strahlung.
Im letzten Kapitel gelingt den Autoren ein wunderbarer
Zusammenschluss der zuvor dargelegten und aufgezeigten Themen. Hier werden die
vorangegangenen Einzelaufführungen zu einem zusammenhängendem Gesamtüberblick
über ein Universum der vielen Wellenlängen miteinander verbunden.
Alle erläuternden Beschreibungen werden durch eine Vielzahl
erklärender visueller Grafiken und natürlich den spektakulären 150 Aufnahmen
begleitet - sei es nun der Blick in ein Sternenentstehungsgebiet, die
herrlichen Spiralarme der "nahe gelegenen" Galaxie Messier 81, eine
beeindruckende Infrarotaufnahme des uns vertrauten, jedoch so noch nie gesehenen
Sternbildes Orion, die pulsierende Aufnahme des Spitzer-Weltraumteleskops
(NASA) der Großen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie unserer
Milchstraße oder aber die große Andromeda-Galaxie im Ultraviolett.
Wohltuend ist zu erwähnen, dass sich trotz des für viele
Leser unbekannten Terrains, die Reihe der physikalischen Fachtermini auf ein
Minimum beschränkt bzw. im Glossar am Ende des Buches erschöpfend erläutert wird.
Fazit:
"Unser Universum
ist voller Licht ...
Licht bestimmt, wie
wir die Welt um uns herum wahrnehmen. Was fest ist und was nicht fassbar, was
hell ist und was dunkel, was schön ist und was hässlich. Wir leiten diese
Konzepte von visuellen Eindrücken ab. Doch da unser Sehvermögen untrennbar mit
der Natur der Sonne zusammenhängt, besteht eine enge Verbindung unserer
Ästhetik mit der Astronomie. Es ist daher wohl auch nicht weiter verwunderlich,
dass uns Bilder des Universums derart tief in Ehrfurcht versetzen können. Und
doch gibt es im Universum noch so viel mehr zu sehen, als wir mit dem bloßen
Auge erkennen können...", schreiben die Autoren, deren Worten man sich
uneingeschränkt anschließen kann.
Lars Lindberg Christensen, Robert Fosbury und Robert Hurt
haben einen äußerst wirkungsvollen Weg gefunden, unser Universum dem interessierten
Laien zu öffnen.
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