Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 07.03.09 |
von Bettina Röhl
Sie brauchen nur den ersten Satz dieses
Beitrages zu lesen. Dann haben sie es und die Bundestagswahl 2009 ist
auch schon entschieden: Der größte und bedeutendste Kommunist der
Bundesrepublik Deutschland ist Aldi. (bitte die anderen Discounter
Lidl, Plus, Penny, Kik, Ikea u.a. auf keinen Fall vergessen).
Und der größte Kapitalist des Landes
sind ebenfalls Aldi und die anderen Billiganbieter. Und das gibt’s nur
im Wilden Westen! Aldi und co. liefern auf menschenwürdigem Niveau die
Grundversorgung, die der Kommunismus immer versprochen hat:
Lebensmittel, Kleidung, Einrichtung, Urlaub, Babybedarf, technische
Geräte, Bad-Küche-Baumaterial usw. und dabei geht es längst nicht mehr
um Brot und Wasser, sondern schon lange auch um ehedem Königliches,
Kaiserliches und Zaristisches: Lachs und Garnelen und Champagner,
Orangen und Bananen und eben auch alles andere aus allen Bereichen, was
früher Luxus war, wenn auch in abgeflachter Qualität, für jedermann.
Im früheren sozialistischen Osten, wo Karl Marx, der Massenmörder
Lenin und die furchtbaren Völkermörder Stalin und Mao die Systeme
beherrschten und die Gedanken verkleisterten, gab’s weder freien
Kapitalismus noch Kommunismus. Und es gab keine vergleichbare und
verlässliche Grundversorgung wie die Discounter sie liefern. Und
Nordkorea musste sogar noch im 21. Jahrhundert der Welt mit einer
Atombombe drohen, um eine Handvoll Reis für jedermann heranzuschaffen.
Marx und die reine Lehre liefern viele Rezepturen, wie man Güter –
von Dienstleistungen hatte er noch weniger Ahnung – gerecht verteilt,
was immer gerecht sein mag. Ein Rezept, wie eine Volkswirtschaft Güter
produziert, ist Marx allerdings schuldig geblieben. Wie denn der
Mehrwert produziert werde, den Marx immer verteilen will und den man
zum Leben braucht, das ist die Domäne des Kapitalisten und des
Kapitalismus. Dazu hat Marx nichts Entscheidendes beizutragen und
deswegen ist seine Idee auch nicht in die Praxis umsetzbar. Marx
scheitert eben gerade theoretisch und nicht nur praktisch, wie es
entschuldigend immer heißt.
Was nützt es, wenn der arme Schuster einen kaputten Schuh in seiner
Werkstatt repariert, wenn nebenan, also am selben Ort zur selben Zeit
ein fabrikneuer Schuh billiger zur Verfügung steht? Der Schuster hätte
in so einem Fall einen Minderwert produziert, also volkswirtschaftlich
in der Bilanz etwas verbraucht. Auch das, was man den Handel nennt,
also der Wirtschaftszweig, der sich mit Güterverteilung beschäftigt,
ist den Kommunisten der reinen Lehre ein Dorn im Auge: kein Wunder,
dass sie ihn nie gebacken bekommen.
Händler, Makler, (die großen Industriebarone waren ja sowieso
Feindbild) galten als diejenigen, die sich an der ehrlichen Arbeit des
Proletariers nur bereicherten. Und dies obwohl die Güterverteilung doch
der Kern ihrer ganzen Idee, Philosophie und Moral ist, allerdings nie
praktisch, sondern schwelgerisch-schwülstig-ideologisch. Es ist also
nicht unverständlich, dass in den kommunistischen Diktaturen die Güter
bei den Armen nie angekommen sind. Dieser Mangel war allerdings
kommunistisch auf alle Proletarier gerecht verteilt.
Verteilungsgerechtigkeit auf niedrigstem Niveau! Dabei ist
gleiche wirtschaftliche Teilhabe hinter allen Tonnen gedruckter Theorie
letzen Endes schon der moralische Clou der Konsumreligion Kommunismus. Anders
Aldi, Lidl und co., die halten was Marx versprach. Und als gute
Kapitalisten schaffen sie auch noch Arbeit und investieren, was auch
Arbeit schafft.
Scheinbeschäftigung, wie die Urmutter der heutigen Linkspartei, die
SED, sie in der untergegangenen DDR generierte, verlangt dem Einzelnen
zwar Fleiß und Arbeit ab, leider aber nur mit„gefühlter“ Produktivität.
Deswegen sind die DDR und der Ostblock insgesamt letzten Endes ja auch
vom Markt verschwunden. Kommunismus liegt also nicht mehr im Regal,
weil er sich selber falsifiziert und atomisiert hat. Nur die
Linkspartei hat das bis heute nicht gemerkt und versucht den
Kommunismus ständig neu ins Regal zurück zu stellen und denjenigen, die
im kapitalistischen Westen am unteren Ende der sozialen Skala stehen,
mit Rattenfängerei für sich zu gewinnen.
Niemand, der einkommensschwach, vom Staat unterstützt lebt, sollte
seinen eigenen finanziellen Abstieg in Gestalt der Linkspartei
wählen.Die könnte, wäre sie Regierung, nicht einmal Hartz IV
finanzieren. Der Spruch: „Sozial ist, was Arbeit schafft“ und das ist
der Kapitalismus, ist und bleibt richtig. Je ärmer desto
kapitalistischer müsste man wählen, um aus der Armutsfalle heraus zu
kommen. Sozial ist nicht die Abschaffung des Kapitalismus, wie die
Kommunisten es wollen: das ist unsozial. Sozial ist den Kapitalismus
hegen und pflegen und die Reichen und Leistungsstarken zu noch mehr
Leistung und Risikofreude und Ideenreichtum heraus zu fordern. Ein
gerechtes Steuersystem, das allerdings nicht ganz einfach zu haben ist,
ist sozial. Eine Grundversorgung für Krankheit, Kindheit und Alter, die
nur der Kapitalismus auf modernem Anspruchsniveau finanzieren kann, ist
sozial.
Ein guter Kapitalist ist gierig und listenreich - das ist die
gesunde Definition. Und ebenso gesund ist eine Gesellschaft, wenn sie
diesen Kapitalisten mit sozialen Forderungen immer wieder neu in
Anspruch nimmt und „quält“. Das ist das Austarieren des Antagonismus
zwischen Kapital und Arbeit oder sagen wir etwas moderner, zwischen
Arbeit und Kapital. Da gibt es keine Patentlösung ein für alle mal,
sondern nur ein permanentes Austarieren nach Spielregeln.
Einer der Wirtschaft a la Marx noch vor der Wende in Moskau und
Karlshorst studiert hat, wie der Bundesgeschäftsführer der PDS
Linkspartei, Dietmar Bartsch, muss sich im Zweifel erst einmal von
falschem Wissen trennen, bevor er sozial nützliches,
marktwirtschaftliches Wissen Wählern feil bietet, die darauf hoffen,
dass es ihnen mit der Linkspartei besser gehen werde. Eine
Europaabgeordnete der Linkspartei, deren Name hier nichts zur Sache
tut, eine ewig gestrige Kommunistin, wenn auch mit kapitalistischem
Antlitz, die die „Kommunistische Plattform“ innerhalb der Linkspartei
anführt, ist eine Garantin dafür, dass die Linkspartei bis auf Weiteres
lernunfähig bleibt; Lernunfähigkeit auch in Sachen Grundgesetz.
Der Bundestagswahlkampf 2009 hat begonnen, spätestens mit dem
gestern von Bundesarbeitsminister Olaf Scholz vorgelegten Armuts- und
Reichtumsbericht, in dem er den letzten rot-grünen Jahren 2004 und 2005
ein schlechtes Sozialzeugnis ausstellt und mit Armut Stimmung gegen die
Union (Mindestlohn) machen möchte. Dieser Wahlkampf könnte und sollte
mal wieder ein Lagerwahlkampf werden und zwar im klassischen Sinn. Und
den haben die bürgerlichen Kräfte in allen Parteien immer sehr reaktiv
geführt. Die Angreifer waren zumeist diejenigen, die in einem wie auch
immer gearteten Sozialismus mit eingebauter moralischer Überlegenheit
den Systemwandel propagierten, wobei sie sich darauf beschränkten
lautstark zu agitieren, was alles abzuschaffen sei, ohne die
konstruktive Alternative zu liefern. In den fragilen globalisierten
Zeiten ist es an der Zeit, dass die bürgerlichen Kräfte und die Kräfte,
die für die freie soziale Marktwirtschaft mit menschlichem Antlitz
eintreten, das Heft in die Hand nehmen und selber den Diskurs
bestimmen.
Der Kapitalismus hat zweifelsfrei seine spezifischen
Gesetzmäßigkeiten Armut zu produzieren und diese Armut gilt es zu
bekämpfen. Aber der Kommunismus produziert eine Armut, die nicht
bekämpfbar ist, von seinen immanenten antidemokratischen und
totalitären und ideologisch verblendeten Strukturen abgesehen.
Die Abdruckgenehmigung von Welt-Online erfolgt mit Absprache der Autorin, Journalistin und Publizisten Bettina Röhl.
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