Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 26.05.14 |
von Tine Nehler
Ausstellungsdauer:
05.06.-31.08.2014
Unter dem Motto „Neue Nachbarschaften“ zeigt die Alte
Pinakothek ab Juni 40 barocke Meisterwerke aus dem eigenen Bestand in
ungewöhnlicher Kombination.
Die sanierungsbedingte Teilschließung der Alten
Pinakothek bietet die seltene Gelegenheit, Gemälde gemeinsam zu präsentieren,
die in der nach Schulen und chronologisch geordneten Sammlung sonst nicht
nebeneinander zu sehen sind. Die Ausstellung kombiniert Werke flämischer,
holländischer, deutscher und französischer Meister des 17. Jahrhunderts und
schafft unerwartete und spannende Bezüge.
So begegnen sich der flämische Malerfürst Peter
Paul Rubens und der aufstrebende junge Rembrandt van Rijn, der nicht
nur im wetteifernd großen Format, sondern auch in spannungsvollen Kompositionen
Maß an seinem Vorbild nahm. Die „Opferung Isaaks“ steht an dramatischer
Inszenierung den Werken von Rubens nicht nach. Bei Frans Hals,
eigentlich der Begründer der holländischen Porträtmalerei, werden die
flämischen Ursprünge ersichtlich, denn sein „Willem van Heythuysen“ entspricht
Rubens’ „Helene Fourment im Brautkleid“ sowohl in der Verwendung barocken
Dekors als auch in der lockeren, flüssigen Malweise.
Aufschlussreiche Analogien ergeben sich auch bei
den französischen Gemälden: Das stimmungsvolle südliche Licht prägt Claude
Lorrains „Verstoßung der Hagar“ ebenso wie Nicolaes Berchems
„Hirtenszene“. Die tief stehende Morgensonne korrespondiert mit dem gerade
aufgegangenen Mond, der Adam Elsheimers „Flucht nach Ägypten“ zu einem
epochalen Landschaftsbild macht. Die durch ihr weiches Inkarnat
charakterisierten Figuren in Rubens’ „Christus und die reuigen Sünder“ finden
erstaunliche Parallelen in Nicolas Poussins antikisierender
Darstellung des nackten Bacchus, aber auch in der sinnlich-weiblichen
„Kleopatra“ von Johann Liss.
Die Auswahl holländischer Gemälde zeigt, dass sich
auch zwischen Werken einer Malerschule neue thematische Bezüge herstellen
lassen. Hendrick Cornelisz. Vrooms „Schiffe vor Amsterdam“
verweisen auf die Niederlande als Seefahrernation. Ihre Entdeckungen, aber auch
den zu enormem Wohlstand führenden Überseehandel machen brasilianische
Landschaften von Frans Post und ein Prunkstillleben von Juriaen van
Streeck deutlich. Der opulente Blumenstrauß von Jan Davidsz. de Heem
mahnt jedoch, genau hinzusehen: Der schöne Schein trügt, letztlich ist alles
dem Verfall preisgegeben.
Die „Neuen Nachbarschaften“ versprechen eine
aufregende Entdeckungsreise zu den Meisterwerken der Alten Pinakothek.
Kuratoren: Bernd Ebert, Elisabeth Hipp, Mirjam
Neumeister
Peter Paul Rubens (1577 –
1640)
Helene Fourment “im Brautkleid, um
1630/31
© Bayerische
Staatsgemäldesammlungen,
Alte Pinakothek,
München
Frans Hals (1582/83 – 1666)
Willem van Heythuysen, um 1625
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen,
Alte Pinakothek, München
>> Kommentar zu diesem Artikel schreiben. <<
Um diesen Artikel zu kommentieren, melden Sie sich bitte hier an.