Erschienen in Ausgabe: No 101 (07/2014) | Letzte Änderung: 06.10.14 |
von Jörg Bernhard Bilke
In diesen Sommerwochen vor dem 25. Jahrestag des Mauerfalls
in Berlin 1989 wird Bilanz gezogen darüber, was erreicht oder nicht erreicht
wurde bei der Demokratisierung der DDR-Gesellschaft nach der Auflösung des
SED-Staats. Über manche Äußerungen von DDR-Intellektuellen, wie der
„Sozialismus“ doch noch hinübergerettet werden könnte in das wiedervereinigte
Deutschland, kann man heute nur noch in brüllendes Gelächter ausbrechen. So
bestand die Schriftstellerin Christa Wolf (1929-2011) in ihrem Aufruf „Für unser
Land“ vom 28. November 1989 allen Ernstes auf der „Eigenständigkeit der DDR“,
um eine „solidarische Gesellschaft zu entwickeln, in der Frieden und soziale
Gerechtigkeit…gewährleistet sind.“ Möglich gewesen wäre dieses politische
Experiment freilich nur mit tatkräftiger Unterstützung durch den westdeutschen
„Kapitalismus“, der 40 Jahre hindurch erbittert bekämpft worden war! Unterzeichnet
war dieser Aufruf, und damit wären wir beim Thema, auch von Dr. Götz Berger
(1905-1996), Rechtsanwalt in Ostberlin, dessen politische Vergangenheit ihn
nicht gerade als Demokraten ausweist. Schon als Student 1923 in
Freiburg/Breisgau der KPD beigetreten, wurde er 1932 Sozius in Hilde Benjamins
Anwaltskanzlei in Berlin-Wedding. Die „rote Hilde“ machteJahrzehnte spätereine steile
Karriere und feierte als DDR-Richterin und Justizministerin wahre Blutorgien im
„sozialistischen Rechtswesen“. Götz Berger nahm 1936/39 am Spanischen
Bürgerkrieg teil und ging 1943 ins Moskauer Exil. Im Jahr 1950 soll er, bevor
er 1951/57 Oberrichter in Ostberlin war, an der Entführung und Verhaftung des
westdeutschen KPD-Funktionärs und Bundestagsabgeordneten Kurt Müller
(1903-1990) nach Ostberlin beteiligt gewesen sein. Zur Rechenschaft gezogen
wurde er dafür nie! Kurt Müller wurde zu 25 Jahre Lagerhaft verurteilt undnach
Sibirien verschleppt, Bundeskanzler Konrad Adenauer sorgte 1955 für seine
Freilassung. Das alles war außerhalb der DDR-Grenzen unbekannt! Dass Götz
Berger 1968 den Dissidenten Robert Havemann (1910-1982) verteidigt und darüber
seine Zulassung als Anwalt verloren hatte, verschaffte ihm wohl einen Bonus
nach der Wiedervereinigung!
Unter den DDR-Regierungen von Hans Modrow (SED) und Lothar de Maizière
(CDU)erhielten Tausende politisch belasteter DDR-Juristen, darunter auch
zahlreiche MfS-Offiziere, die an der „Hochschule des Ministeriums für
Staatssicherheit“ in Potsdam-Eiche „ausgebildet“ worden waren, ihre Zulassungen
als Rechtsanwälte. Einer von ihnen war „Dr.“ Frank Osterloh (1941-2004), seit
1971 in MfS-Diensten, seit 1981 Oberstleutnant, er verteidigte, nun zum
„Rechtsanwalt“ mutiert, Dutzende ehemaliger Stasi-Kollegen, darunter auch den
Psychiater Dr. Horst Böttger. Dieser 1939 in Leipzig geborene Mediziner war
1978/88 als Psychiater am Haftkrankenhaus des Untersuchungsgefängnisses der
„Staatssicherheit“ in Berlin-Hohenschönhausen eingesetzt, wo er politische
Gefangene zu begutachten und mit Psychopharmaka zu behandeln hatte.
Die Magdeburger Arbeiterin Waltraud Krüger (1942-2012), als Waisenkind in
Heimen aufgewachsen, heiratete 1961 und stellte 1973 mit ihrem Ehemann den
ersten Ausreiseantrag. Wie sie später in ihrem Buch „Ausreiseantrag“ (1989)
ausführte, hatte sie sich nach dem Mauerbau 1961 von der überzeugten
Sozialistin zur kritischen DDR-Bürgerin entwickelt. Am 30. Mai 1980 wurde sie
verhaftet, kam nach Berlin-Hohenschönhausen, trat in den Hungerstreik, wurde
zwangsernährt und der Psychiatrie zugeführt. Hier wurde sie Opfer Horst
Böttgers, der ihr „bewusstseinsverändernde Medikamente“ verabreichte. Noch im
Spätsommer 2000, als sie am Berliner Landgericht ihren Peiniger von damals
verklagte, litt sie unter „Angstzuständen und Schlafstörungen“. Der Richter
musste den Angeklagten am 22. September, da die Behandlungsunterlagen spurlos
verschwunden waren, wegen Mangels an Beweisen freisprechen. Die im Gerichtssaal
anwesenden MfS-Komplizen Horst Böttgers und Frank Osterlohs, der als
Verteidiger auftrat, jubelten, nachdem sie vorher von „Siegerjustiz“ und
„Treibjagd“ gesprochen hatten. Die Eheleute Klaus und Waltraud Krüger verließen
niedergeschlagen den Gerichtssaal, in dem ihnen keine Gerechtigkeit widerfahren
war.
Solche Fälle gedemütigter Opfer gibt es auch 2014 noch zur Genüge, und sie sind
nicht dadurch erledigt, dass die Leidtragenden wegsterben.
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Heidistein 05.10.2014 20:23
Heidi Stein Initiative für Opfer von Zwangsadoptionen und Kindesraub der ehemaligen DDR Gründungsmitglied des Niedersächsischen Netzwerks für SED und STASIOPFERN Zeit zeuge als STASIOPFERN und Beraterin in Sachen Kindesraub und Zwangadoptionen 05374/671563, kaiheidi1@gmx.de Auch ich SED und STASIOPFER, spüre immer wieder die öffentlichen Demütigungen der Stasitäter und deren Handlanger. Ich werde heute noch zersetzt, in dem man mir und meiner Familie Morddrohungen per Mail und Post sendet. Diese Morddrohungen werden von der Polizei sehr ernst genommen und die per Brief kamen wurden verfolgt und ermittelt, den Tätern wird aber nichts groß angelastet da diese Täter sich unter einander die Schuld zu schieben. Mein Fazit nach 25 Jahren werden zwar viele Täter benannt, kommen aber straf frei aus ihren verbrecherrischen Handlungen raus. Ich suche meinen vor 35 Jahren in der DDR vermissten Sohn Dirk Schiller. Weil mir die Behörden und die Ermittler nicht geholfen haben, wurde ich aktiv und habe mir Hilfe in der BRD gesucht. Meine im Westen lebende Verwandschaft haben meine Briefe an das Rote Kreuz ( West), Amnesti International und Ministerium für innerdeutsche Beziehungen, in denen ich die Unfähigkeit der DDR- Organe darstellte, weitergeleitet. Darauf reagierten die DDR- Großen, mit Zuchthaus. Ich wurde in das Stasizuchthaus (U- Haft) nach Dresden verbracht und nach einem halben Jahr Psychofolter, zu 4 1/2 Jahren Stasihaft nach Bautzen II verurteilt. Nach 18 Monaten Stasi- Zuchthaus wurde ich nach dem Westen verkauft. Aus meiner Stasi-Akte geht hervor, dass man meinen Sohn aus dem DDR-Personenregister 1988 löschen wollte und dies mit falschen Angaben. 1989 wurde angewiesen, dass die Ermittler im Vermisstenfall Dirk Schiller über die gefundenen Zeugen, keine Auskunft erteilt werden sollen.Es kommen allerhand Ungereimtheiten zusammen um ein Verbrechen an meinem vermissten Sohn zu vertuschen. Natürlich habe ich tiefgründig ermittelt und intensiv recherchiert. Eine Spur führt zu Frau Honecker nach Chile. Mir wurde ein Hin weiß gegeben, dass ihr Enkel Roberto Yanez/Honecker, mein vermisster Sohn sein könnte. Diesen und anderen Hinweis gehe ich intensiv nach und die Polizei Gifhorn ermittelt auch und geht den Hinweisen nach. Nur im Fall Honecker können die nicht helfen, da Roberto bei Frau Margot Honecker lebt. Also verfolge ich diese Spur persönlich und allein, was sich als schwierig und kostspielig erweisst. Möchte noch erwähnen dass ich seit ich diese Spur verfolge, diese vielen Morddrohungen erhalten habe und die Polizei deswegen auch im Vermissenfall nach 35 Jahren ermittelt. Infos zur ganzen Geschichte unter: www.dirkvermisst.blog.de Mit freundlchen Grüßen Heidi Stein