Erschienen in Ausgabe: No 103 (09/2014) | Letzte Änderung: 15.09.14 |
von Holger Enßlin
(c) Sky Dr. Holger Enßlin
Mit über 3,8 Mio. Abonnenten und einem
Umsatz von mehr als 1,6 Mrd. Euro ist Sky Deutschland der führende
Pay-TV-Anbieter in der Bundesrepublik und in Österreich. Das im MDAX gelistete
Börsenunternehmen bietet Abonnementfernsehen und On-Demand-Services für Privat-
und Geschäftskunden an. Sky hat mittlerweile mehr als 70 exklusive TV-Sender im
Angebot, die meisten darunter im hochauflösenden HD-Format. Live-Sport, Spielfilme,
Serien, Kinderprogramme, Dokumentationen sowie Sky Sport News HD, der einzige
24-Stunden-Sportnachrichtensender Deutschlands und Österreichs, gehören zum
Spektrum. Durch den Festplattenreceiver Sky+ ist ein zeitversetztes Fernsehen
möglich; und durch die Videothek Sky Anytime können hunderte, ständig
wechselnde Titel abgerufen werden. Und mit dem Online-Fernsehen Sky Go sind die
Programme über Mobilgeräte und den PC zu empfangen.
1. Herr Enßlin:Rupert Murdoch will einen europäischen
Pay-TV-Riesen schaffen und seine Pay-TV-Sender Sky Deutschland und Sky Italia
unter dem von ihm kontrollierten Konzern British Sky Broadcasting Group Plc
(BSkyB) bündeln. Nun hält der zweitgrößte Aktionär von Sky Deutschland, Odey
Asset Management LLP, der mit 8 % an Sky Deutschland beteiligt ist, das Angebot
von BSkyB, 6,75 Euro je Aktie zu bezahlen, für zu niedrig. Wie geht es jetzt
weiter?
Holger Enßlin: Im Rahmen der von Ihnen angesprochenen,
beabsichtigten Transaktion hat BSkyB mit 21st Century Fox vereinbart, deren Beteiligung
an Sky Deutschland zu erwerben – nach Ausübung von Umtauschrechten sind das
57,4 Prozent – und verkündet, ein freiwilliges Barübernahmeangebot für die
ausstehenden 100% der Sky Deutschland Aktien zu einem Preis von €6,75 je Aktie
abzugeben. Zur Finanzierung der Transaktion hat BSkyB unter anderem eine
Kapitalerhöhung durchgeführt, an der 21st Century Fox im Rahmen des
Bezugsrechtsangebotes teilnahm. Dadurch erwarb 21st Century Fox zusätzliche
Aktien im Wert von ca. €673 Millionen, um den Anteil von 21st Century Fox an
BSkyB in Höhe von 39,1% zu erhalten.
Der Vorstand und Aufsichtsrat von Sky Deutschland werden das
Angebot von BSkyB prüfen und sich dabei von Finanz- und Rechtsberatern
unterstützen lassen. Nach Veröffentlichung und Prüfung des öffentlichen
Angebots werden Vorstand und Aufsichtsrat eine Stellungnahme nach Deutschem
Recht abgeben.
2. Ende Juli hatte BSkyB
zugestimmt, den 57- prozentigen Anteil von Murdoch an Sky Deutschland für 2,9
Mrd. Pfund (3,7 Mrd. Euro) in bar zu übernehmen. Was haben wir darunter zu
verstehen, ist das Geld nun für weitere Investitionen frei?
Siehe Frage 1
3. Was ändert sich
für die Kunden von Sky Deutschland durch diese mediale Transaktion, wie
britisch wird der Bezahlsender?
Holger Enßlin: Unabhängig von der beabsichtigten Transaktion
kann ich Ihnen versichern, dass unsere Kunden auch weiterhin ein Fernsehangebot
erhalten, das in Deutschland und Österreich hinsichtlich Vielfalt, Qualität und
Exklusivität seinesgleichen sucht.
4. Öffentlich-rechtliches
Fernsehen erfüllt oft die Qualitätsstandards der Kunden nicht, was bietet Sky
perspektivisch, um noch mehr Kunden vom qualitativen Bezahlfernsehen zu
überzeugen?
Holger Enßlin: Wir unterscheiden uns von herkömmlichen
TV-Anbietern vor allem in drei Punkten: unserem Programm-Portfolio, das
exklusive und hochwertige Inhalte wie beispielsweise die Bundesliga live oder
HBO-Serien wie „Game of Thrones“ umfasst, wegweisenden Innovationen wie unserem
Online-Fernsehen Sky Go, und einem hervorragenden, vielfach ausgezeichneten
Kundenservice. Wenn es uns gelingt, in diesen drei Bereichen unsere
Marktführerschaft weiter auszubauen, werden wir auch auf Kundenseite weiter stark
wachsen.
5. Sky wird immer
beliebter, wie erklären Sie, dass jetzt die Kündigungsrate auf den tiefsten
Stand der Unternehmensgeschichte
gesunken ist? Dennoch ist ein Abo
für viele Kunden mit über 31 Euro im Monat eine finanzielle Herausforderung,
gibt es Überlegungen, die Abopreise zu senken?
Holger Enßlin: Unsere Kündigungsquote ist im letzten Quartal
auf den historischen Tiefststand von 7,7 Prozent gesunken. Das ist ein Wert, der
auch im internationalen Vergleich Maßstäbe setzt. Und er belegt, wie zufrieden
unsere Kunden mit unserem Angebot sind. Auch unsere 24-Monats-Verträge, die
inzwischen von etwa 80 Prozent aller Neukunden bevorzugt werden, tragen sicher
dazu bei, dass sich die Kündigungsquote so erfreulich entwickelt hat.
Übrigens: Durchschnittlich geben Sky Kunden heute EUR 34,59
im Monat für ihr Abonnement aus. Der Anteil an Kunden, die mehr als 50 Euro im
Monat für Sky zahlen, hat sich seit 2010 von 1 auf 16 Prozent gesteigert. Das
zeigt, dass unsere Kunden durchaus bereit sind, für ein qualitativ hochwertiges
Produkt einen angemessenen Preis zu bezahlen.
6. Wie erfolgreich
wäre Sky ohne die Exklusivübertragungsrechte der Fußball-Bundesliga und der
UEFA Champions League? 2017 endet der Vertrag mit der DFL – stehen Sie schon in
neuen Verhandlungen?
Wir haben jetzt gerade mal die erste Saison der laufenden Rechteperiode
für die Bundesliga und die 2. Bundesliga beendet und halten die
Übertragungsrechte noch weitere drei Jahre bis einschließlich der Saison
2016/17. Mit der DFL stehen wir grundsätzlich in engem Austausch. Es ist aber
noch zu früh, um über Details des kommenden Rechtvergabeprozesses zu sprechen.
Davon abgesehen: Live-Fußball, insbesondere die Bundesliga
und die Champions League (hier haben wir uns die Übertragungsrechte bis
einschließlich 2017/18 gesichert), ist sicherlich ein zentraler Bestandteil
unseres Programmportfolios. Aber Sky bietet noch viel mehr: topaktuelle Filme,
Serien meist direkt nach US-Start, Dokumentationen, Kindersendungen – und
natürlich noch viel mehr Live-Sport von der Formel 1 über Tennis, Golf, etc. Es
ist diese enorme Vielfalt unseres Programms, die Sky einzigartig macht.
7. Das Internet-TV
ist auf dem Vormarsch, mit SkyGo haben Sie eine Plattform geschaffen, die in
diesem Segment erfolgreich agiert. Wird das nicht-lineare Fernsehen das lineare
in Zukunft ablösen oder zu einem Nebensegment machen?
Wir sind in beiden Segmenten sehr gut aufgestellt, denn für uns
ist es wichtig, unseren Kunden die Möglichkeit zu geben, selbst zu wählen, wie,
wo und wann sie Sky sehen wollen. Insbesondere die Entwicklung unseres
Online-TV-Angebots Sky Go macht uns derzeit viel Freude: Im vergangenen Quartal
zählten wir über 28 Millionen Kunden-Logins – eine Steigerung um mehr als 70
Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aber auch für klassisches lineares Fernsehen
wird es weiterhin einen Markt geben, denn beide Arten von Fernsehen existieren
nebeneinander. Denken Sie nur mal an die großen Live-Events wie die
Spitzenspiele der Bundesliga und der Champions League.
8. Sky hat in den
letzten 22 Jahren 4,5 Milliarden Euro Verlust gemacht, dennoch blicken Sie
optimistisch in die Zukunft – was ist das Erfolgsrezept?
Ganz einfach: Wir haben das richtige Geschäftsmodell. Die
Entwicklung von Sky seit der Neustrukturierung unseres Businesses im Jahr 2009
belegt das eindeutig. 2013 haben wir erstmals ein Geschäftsjahr operativ mit Gewinn
abgeschlossen. Wir rechnen damit, am Ende dieses Kalenderjahres über 4
Millionen Kunden zu haben. Wer hätte uns das vor fünf Jahren zugetraut?
9. Immer wieder
engagiert sich Sky als Partner, so beim neuen Filmfestspiel in Potsdam, ist
Sponsor bei gigantischen Sportereignissen. Aber das Unternehmen engagiert sich
auch sozial, beispielsweie über die Sky Stiftung. Wie läßt sich die
Firmenphilosophie von Sky Deutschland kurz umschreiben? Warum diese vielen
Engagements – spielt hier auch eine ethische Komponente mit hinein?
Holger Enßlin: Neben wirtschaftlichem Wachstum ist die
soziale Verantwortung ein wesentlicher Bestandteil des Selbstverständnisses von
Sky. Als Medienunternehmen mit einer breiten öffentlichen Wahrnehmung
engagieren wir uns auf verschiedenen Ebenen – für Kinder, für die Umwelt, für
die Medienbranche, und auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ich bin selbst Vater, daher liegt mir unsere Sky Stiftung,
zu deren Vorstandsteam ich gehöre, besonders am Herzen: Sie setzt sich seit
Jahren dafür ein, benachteiligte Kinder sowie Jugendliche aus unterschiedlichen
sozialen Schichten und Kulturen für ein sportlich aktives Leben zu begeistern.
10. Für viele Fernsehanstalten wird
es immer wichtiger, ein junges Publikum zu gewinnen, welche Strategien fährt
Sky, um jüngere Menschen auf dem heißumkämpften Markt langfristig als Kunden zu
gewinnen?
Unsere Kunden sind heute schon deutlich jünger als die Zuschauer der großen
öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehanbieter. Das Durchschnittsalter
unserer Neukunden ist im vergangenen Jahr auf 35 Jahre gesunken. Dem jungen
Publikum gefällt offensichtlich die Wahlfreiheit, die sie mit Sky beim Konsum
ihres Lieblingsprogramms genießen. Sky Go und die Online Videothek Snap by Sky sind
mit Sicherheit maßgebliche Faktoren, die auch in Zukunft junge Menschen für Sky
begeistern werden.
Herzlichen Dank für das Gespräch, das Dr. Dr. Stefan Groß führte
Exclusiv für: www.wirtschaftskurier.de
>> Kommentar zu diesem Artikel schreiben. <<
Um diesen Artikel zu kommentieren, melden Sie sich bitte hier an.