Erschienen in Ausgabe: No 104 (10/2014) | Letzte Änderung: 16.10.14 |
von Hans Gärtner
Daniel Domig, Jg. 1983, vor seinem mit dem Georg Trakl-Preis für Bildende Kunst 2014 ausgezeichneten Werk „Dear Mr Grodek“ (Foto: Hans Gärtner)
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Wolken aus feinem Textilgespinst segeln an unterschiedlich langen Fäden von der
Zimmerdecke. Sie sind schmutzig-weiß bis nachtschwarz. Georg Trakl, der
Salzburger Dichter (1887 – 1914), der vor 100 Jahren starb, zog das schmutzige dem
leuchtenden Weiß ebenso vor wie die Nacht dem Tag und die Schwärze der Helle.
Er hätte also der Installation Elisabeth Altenburgs sicher zugestimmt. Mit der
Zahl 27 spielt sie auf die Anzahl der Lebensjahre Trakls an. Das Kunstwerk ist
eines von 30 Arbeiten, die aus 173 Einreichungen zum „Georg Trakl-Wettbewerb“ 2014
ausgewählt wurden. Sie sind noch bis 8. November in der Salzburger Galerie im
Traklhaus ausgestellt.
Die
Arbeiten setzten sich mit dem Thema „Der späte Trakl“ auf je eigene, oft
skurrile, auchgewagte und irritierende,
nie jedoch langweilige Weise auseinander. Paul Raas Trakl-Handschriften werden
mit der Herzlinie seines EKG unterschrieben, indes er Trakl-Gedichte liest. Roman
Scheidl kreierte die Gestalt des Knaben Elis aus Trakl-Poemen. Judith Zillich beteiligt
sich mit einem eindrucksvoll „leeren“, vernebelten, die Einsamkeit des jungen
Dichters als bedrückende Stimmung aufkommen lassenden Bild, auf dem Trakl nur
mit dem linken Bein zu sehen ist. Thomas Redl überarbeitete Drucke so , dass Darunterliegendes
nur im Fragment sichtbar wird.
Das
Fragmentarische ist eines der Wesensmerkmale des Symbolistischen. Roman
Reisinger machte das in seinem pointierten Einführungsvortrag bei der
Preisvergabe durch Landesrat Heinrich Schellhorn deutlich. Er wies ebenso auf die
Vielfalt, die bewusste Inkonsequenz und die Widersprüchlichkeit des Symbolisten
hin. Vieles, was die Künstlerinnen und Künstler zum „Späten Trakl“ gestalteten,
trägt diese Züge – allen voran das Fragment. Auch der in Wien lebende Daniel
Domig (31), der Gewinner des Preises, kann das Fragmentarisch seiner
Video-Arbeit nicht leugnen. Die Jury, bestehend aus Christian Ludwig Attersee,
Jochen Jung und Johanna Schwanberg, hatte sich einstimmig für Domig entschieden.
Mediale Vielfalt, starke Rhythmik und Offenheit kennzeichneten ihrer Ansicht
nach die für Galerie-Besucher rätselhaft erschienene Arbeit Domigs. Gerade die
Ironisierung des Titels „Dear Mr Grodek“ befremdete da und dort; nimmt der Name
doch Bezug auf die Schlacht, die den totkranken, durch eine Überdosis Kokain
ums Leben gekommenen jungen Dichter im Einsatz als aktiven Kriegssoldaten sah.
Georg Trakl-Tage
Die Salzburger Kulturvereinigung
(Internationales Trakl-Forum) begeht den 100. Todestag des in Salzburg
geborenen Dichters Georg Trakl (3. Februar 1887 – 3. November 1914) mit
hochkarätig besetzten Veranstaltungen:
---Gedenkkonzert, Kollegienkirche
Salzburg, 31. Oktober, 19.30 Uhr:
Gedichtvertonungen „Nachtlied“ und
„Grodek“; Requiem d-moll von W. A. Mozart, KV 626
(Orchester der Kulturvereinigung,
Solisten, Mozartchor Salzburg)
---Szenische Erzählung, Schauspielhaus,
2., 6., 8. und 11. November, jeweils 19.30 Uhr
„mutter TRAKL“
(mit K. Ortner, W. Müller, S.
Czepl-Zrost, I. und Ch. Lindenbauer)
---Tag der Lyrik, 3. November (Todestag
Georg Trakls)
Lesungen bei freiem Eintritt im
Trakl-Haus, 15 Uhr
Lesungen bei freiem Eintritt im
Salzburg-Museum, 16.30 Uhr und 20 Uhr
---Gedicht-Vortragswettbewerb,
Schauspielhaus, 3. November, 9.30 Uhr – 17 Uhr
Jugend liest / singt / rappt / poetry
slamt / improvisiert Trakl(HaG)
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