Erschienen in Ausgabe: No 117 (11/2015) | Letzte Änderung: 14.11.15 |
von Nikolaus Egel
Ausschnitt des Irdischen Paradiese
Weltkarte von Fra Mauro
Und GOTT der HERR pflanzte einen Garten in Eden, gegen Morgen, und
setzte den Menschen darein, den er gemacht hatte. / Und GOTT der HERR ließ
auswachsen aus der Erde allerlei Bäume, lustig anzusehen, und gut zu essen, und
den Baum des Lebens mitten im Garten, und den Baum des Erkenntnisses Gutes und
Böses. / Und es ging aus von Eden ein Strom zu wässern den Garten, und theilete
sich daselbst in vier Hauptwasser. / Das erste heißt Phison, das fließet um das
ganze Land Hevila, und daselbst findet man Gold. / Und das Gold des Landes ist
köstlich, und da findet man Bedellion, und den Edelstein Onyx. / Das andere
Wasser heißt Gihon, das fließet um das ganze Mohrenland. / Das dritte Wasser
heißt Hidekel, das fließet von Assyrien. Das vierte Wasser ist der Phrath. /
Und GOTT der HERR nahm den Menschen, und setzte ihn in den Garten Eden, daß er
ihn bauete und bewahrete.
Genesis 2.8-15
1. Einleitung
Als Christoph Columbus im Jahre
1498 während seiner dritten Reise in die Neue Welt die Mündung des Orinoco an
der Küste von Südamerika sichtet, fallen ihm die folgenden Worte zu diesem
gerade von ihm entdeckten Fluss ein:
„Ich glaube, dieses Wasser muss
aus dem Paradies kommen, auch wenn es vielleicht weit weg sein mag und sich
hier – wo ich bin – in Form eines Sees sammelt. Dies sind große Anzeichen für
das Irdische Paradies, denn der Augenschein bestätigt die Meinung der heiligen
und weisen Theologen und auch die Zeichen stimmen mit dieser Vorstellung
überein, denn ich habe niemals zuvor von einer so großen Menge Wasser gelesen
oder gehört, das sich in der Nähe des Salzwassers sammelt. Und das milde Klima
bestätigt auch diese Ansicht.”[1]
Dieser Mann – mehr Abenteurer als
Gelehrter –, der es im Auftrag der Spanier unternahm, die Grenzen der bekannten
Welt weit über das bis dahin gültige Maß zu erweitern und damit begann, ein
Kolonialreich zu schaffen, das sich über den Atlantik hinaus bis in die Neue
Welt nach Mexiko und Peru erstrecken sollte, fühlte sich angesichts der
Schönheit Südamerikas und der Milde des Klimas als erstes an das Irdische
Paradies erinnert. Der Orinoco müsse – so meinte er – einer der vier
Paradiesflüsse sein, die in der Genesis als die Verbindung zwischen dieser Welt
und dem Garten Eden beschrieben worden sind.
Vor den Spaniern hatte Columbus seine
Dienste und Hoffnungen einem kleineren Land angeboten, den Portugiesen. Diese
hatten schon 100 Jahre vor der spanischen Krone begonnen, die Grenzen ihres
Handels und ihrer Tätigkeit zu verlagern über die bekannten Grenzen der Alten
Welt hinaus – und zwar auf neuen Wegen, nicht mehr über das Mittelmeer und über
Land, das in Asien und Afrika versperrt war über die Zeiten durch Mongolen und
Türken und islamische Herrscher in Arabien und Afrika, sondern über die offene
See in der Umschiffung Afrikas. Ebenso wie Columbus mit dem Ziel, Indien zu
finden (freilich auf anderem Wege), vielleicht auch den sagenhaften Presbyter
Johannes und um (ebenso wie Columbus) Reichtum zu gewinnen – vielleicht auch
Welterfahrung und neues Wissen von der Welt, welche Motivationen zusammengehen
– und ohne Ökonomie lassen sich Erkundungen nicht finanzieren.
Und um womöglich das Irdische
Paradies zu entdecken, dem nicht nur Columbus sich 1498 so nahe zu sein glaubte.
Der Portugiese Pero Vaz Caminha zum Beispiel beschrieb Brasilien und dessen
Einwohner in einem Brief[2] an
König Manuel um 1500 als eine Gegend, die das Irdische Paradies sein müsse; der
portugiesische Humanist Pedro Margalho stellte um 1520 die Frage, ob die
Portugiesen, die die ganze Welt durchquert hätten, nicht hier vielleicht doch
endlich das Irdische Paradies gefunden hätten.[3]
So ist Columbus` Assoziation am
Orinoco nicht so abseitig oder nur literarisch-metaphorisch, wie sie uns heute
vielleicht erscheint; sondern entspricht einer religiös geprägten Weltsicht,
die tief verinnerlicht war und in der das Irdische Paradies in der Welt präsent
war. In der Tat ist die Reiseliteratur des Mittelalters und der Renaissance
voller Bezüge zum Garten Eden. Allerdings hat es nahezu niemand seit der
Beschreibung des Paradiesaufenthaltes in der Brendan-Legende aus dem 6.
Jahrhundert mehr dorthin geschafft.
Alle
Berichte, die man im Abendland über den Garten Eden zu hören bekam, basierten –
wie könnte es auch anders sein – auf Hörensagen. Weder die Asienreisenden des
13. Jahrhunderts (Marco Polo, Wilhelm von Rubruck, Johannes Plano de Carpini u.
a.) haben das Irdische Paradies finden können, noch war das den Reisenden im
14. und 15. Jahrhundert (seien sie nun fiktiv wie John of Mandeville oder real
wie Niccolo de` Conti, der seine Erfahrungen an den italienischen Humanisten
Poggio Bracciolini weitergeben konnte) möglich.
Dennoch war die Vorstellung, dass das Irdische
Paradies irgendwo auf der Erde zu finden sein müsse, auch im 15. Jahrhundert
noch äußerst präsent, wie die Beispiele Columbus` und der Portugiesen zeigen.
Auch wenn man es nie erreicht hat, hoffte man doch immer, es zu finden. Das
zeigt sich nicht nur in den verschrifteten Hoffnungen und Erfahrungen der
Reisenden und Abenteuerer, die sich gerade im 15. Jahrhundert systematisch
aufgemacht haben, um unbekannte Wege und Gegenden der Welt zu entdecken;
sondern auch für diejenigen, die die Fortschritte der Abenteuerer auf ihren
Karten verzeichnet haben, war das Irdische Paradies ein realer Ort in der Welt:
gemeint sind die Gelehrten und Kartographen, die erst das Bild von der Welt
gegeben haben, die es zu entdecken galt. So wäre Columbus ohne den praktischen
Zuspruch eines Toscanelli oder die theoretischen Spekulationen eines Pierre
d`Ailly wohl kaum auf die Idee gekommen, eine Westroute nach Indien zu suchen –
ohne sie hätte er das im Sinne des Gewinns wirkliche
Paradies, das die Neue Welt für die Spanier werden sollte, nicht gefunden. Hier
überkreuzen sich die Absichten und Motivationen der Abenteurer – wie Columbus –
und der Gelehrten. Die einen wollen Gewinn für sich und ihre Auftraggeber, die
anderen Erkenntnis: Abenteuer ist beides! Und Abenteurer sind alle, die bei
diesen Unternehmen beteiligt sind. Die einen Abenteurer auf dem Papier, auf dem
sie ihre Karten zeichneten, die anderen auf den hochgehenden Wellen der
wirklichen See.
Mit einem dieser in portugiesischen Diensten
stehenden gelehrten Abenteurer des Geistes wollen wir uns in dieser Arbeit
beschäftigen: mit dem venezianischen Kamaldulensermönch und Kartographen Fra
Mauro, der um 1450 eine Weltkarte gezeichnet hat, auf der auch das Irdische
Paradies zu finden ist. Allerdings in einer Darstellung, die in ihrer Art einzigartig
ist und die es Columbus mit Sicherheit schwer gemacht hätte, es zu finden, da
er es nicht mehr in dieser Welt verortet hat.
2. Fra
Mauro „cosmographus incomparabilis“ und seine Mappamondo von 1450
2. 1. Datierung und Zweck der Mappamondo
Leider ist sehr wenig über den
Protagonisten dieser Arbeit und seine Weltkarte (Mappamondo) bekannt. Seit 1409 war Fra Mauro Mitglied des
Kamaldulenserkonventes auf der Insel San Michele da Murano vor Venedig. Für uns
greifbar wird er vor allem durch seine Mappamondo,
die ihm schon zu Lebzeiten die Bezeichnung „cosmographus incomparabilis“
eingetragen hat.[4] Zwischen dem 8. Februar
1457 und dem 24 April 1459 war Fra Mauro mit der Herstellung einer Weltkarte
für die Portugiesische Krone beschäftigt, die Alphons V. bei ihm in Auftrag
gegeben hatte[5] – nur ein Beispiel für die
engen Verbindungen zwischen den Portugiesen zur Zeit ihres Expansionsprojektes
und den Italienern, allen voran den Venezianern und Genuesern.[6] Diese
Weltkarte war sehr wahrscheinlich eine Kopie der Mappamondo, die heute in der Biblioteca
Marciana in Venedig hängt und die der Gegenstand dieser Arbeit ist. Fra
Mauro hat sie wohl zwischen 1448 und 1453 für die venezianische Signoria angefertigt. Genauer lässt sich
diese Karte leider nicht datieren, weil die Register des Konventes für die
Jahre vor 1453 zu großen Teilen verloren sind. Wir wissen jedoch mit
Sicherheit, dass die Portugiesen eine Weltkarte von Fra Mauro erhalten haben.[7] Dass
Fra Mauro seinerseits auf die Informationen der Portugiesen Zugriff hatte, wird
anhand einer Legende auf der Mappamondo
deutlich, in der sich Fra Mauro bei der Diskussion der Umschiffbarkeit Afrikas
– eine für die Portugiesen entscheidende Annahme – explizit auf die empirischen
Daten der Portugiesen beruft, die ihm zur Verfügung gestanden haben müssen:
“Molte opinion e leture se trova
che in le parte meridional l'aqua non circunda questo nostro habitabile e
temperado çona, ma aldando molte testimoniançe in contrario e maxime queli i
qual la maiestà del Re de portogallo à mandato cum le suo caravele a çerchar e
veder ad ochio, i qual dice haver circuito le spiaçe de garbin più de 2000 mia
oltra el streto de çibelter in tanto che a voler seguir quel camin hano
convenuto dar la proda quarta d'ostro inver sirocho e per suo çudisio hano
passato l'indromo de tunisto e quasi son çonti a quel d'alexandria, per tuto
trovando bone spiaçe cum puoco fondo e navegar assai bon e sempre sença
fortuna. E i diti
hano fato nuove carte de quel navegar e hano posto nomi nuovi a fiumere, colfi,
cavi, porti, di qual ne ho habuto copia. Unde se'l se vorà contradir a questi i
qual hano visto ad ochio, maçormente se porà non assentir né creder a queli che
hano lassato in scriptis quelo hi non vete mai ad ochio, ma cusì hano opinado
esser.”[8]
Abgesehen von den Verbindungen
zwischen Fra Mauro und der portugiesischen Krone, auf die näher einzugehen vor
allem für die frühe Entdeckungsgeschichte interessant ist[9], ist
Fra Mauros Karte auch sonst der Beschäftigung wert. Die Mappamondo ist mit 196 x 196 cm die größte erhaltene Weltkarte, die
ein Musterbeispiel für die Kartographie der Übergangsperiode im 15. Jahrhundert
ist. Sie enthält einige Charakteristika, die für mittelalterliche Weltkarten
typisch sind: wie z. B. die runde Form der abgebildeten Ökumene, gleichzeitig
aber auch Renaissanceelemente wie die Kartensüdung (wahrscheinlich aufgrund arabischer
Einflüsse), die äußerst exakte Darstellung der Küstenlinien im Mittelmeerraum,
die auf die seit dem 13. Jahrhundert gebräuchlichen Portolankarten zurückgehen,
sowie eine rege Auseinandersetzung mit Ptolemäus, dessen Geographia – vermittelt durch Manuel Chrysoloras – dem Abendland ab
1409 wieder bekannt geworden war, der aber bei Fra Mauro oft gegenüber den
empirischen Evidenzen der Handelsreisenden (allen voran Marco Polo und Niccolo
de Conti) zurückstehen muss. Sich mit all diesen Problemfeldern
auseinanderzusetzen ist hier nicht der Ort[10], uns
interessiert nur eine unter vielen Besonderheiten auf der Mappamondo: die Darstellung und Lokalisation des Irdischen
Paradieses.
2. 2. Das
Irdische Paradies auf der Mappamondo
Die Mappamondo
ist – wie oben schon erwähnt – im Stil einer mittelalterlichen Radkarte
gezeichnet. Das heißt, dass die Ökumene – der bewohnte und bekannte Teil der
Erdkugel – in einem Kreis auf der quadratischen Grundkartenform eingezeichnet ist.
In den vier Ecken der Mappamondo
befinden sich im Gegensatz zu geographischen Beschreibungen in dem Kartenkreis
kosmologisch-naturwissenschaftliche Betrachtungen, die die bekannte Welt in den
weitgespannteren Rahmen des Kosmos einbeziehen. Im linken oberen Kartenrand
findet man eine Beschreibung und Diskussion der verschiedenen Himmel, die die
Erde umgeben. Rechts oben diskutiert Fra Mauro die Frage, wieviele Erdteile es
auf dem Globus gibt und warum die Erdmassen überhaupt aus dem Wasser ragen.
Rechts unten schließt sich die Frage an – deren positive Beantwortung für die
Portugiesen äußerst wichtig war –, ob die Erde südlich des Äquators bewohnbar
sei.
Links
unten – wohlgemerkt: ausserhalb des Kartenrandes der Ökumene – ist das Irdische
Paradies dargestellt. Das Paradies ist auf der Mappamondo ebenso kreisförmig wie die Ökumene gezeichnet. Im
Paradiesgarten, der von einer Mauer umgeben ist, deren Tor durch einen Cherubim
bewacht wird, sehen wir im Mittelpunkt des Gartens Gottvater sowie Adam und Eva,
kurz nachdem sie vom Baum der Erkenntnis gegessen haben. Die vier
Paradiesflüsse fließen an dem Cherubim vorbei in eine bergige Gegend, die keine
Verbing zur Ökumene im runden Kartenraum hat.
Die Darstellung des Irdischen Paradieses auf
einer Weltkarte ausserhalb der Ökumene ist überraschend – meines Wissens ist
Fra Mauro der einzige Kartograph seiner Zeit, der diese Form der Darstellung
wählt.
3. Das
Irdische Paradies in der christlichen Tradition
Um nachvollziehen zu können, was hieran so
besonders ist, muss kurz auf die Vorstellungen vom Irdischen Paradies und seine
Darstellung auf anderen Weltkarten eingegangen werden. In seiner das Irdische
Paradies betreffenden Legende sagt Fra Mauro:
“El paradiso de le delicie non solamente ha
sentimento spiritual ma etiam quello esser uno luogo ne la terra situado mette
sancto Augustino sopra el Genesis et ancora nel libro De Civitate Dei, el qual
luogo è molto remoto da la habitation e cognition humana, posto ne le parte
oriental segondo la doctrina del sacro doctor Beda per la cui auctorità el
maistro da le sentencie tal oppinion aferma, avegna ch'el comentator Alberto
Magno nel libro de la natura di luogi metta quello oltra el circulo equinotial,
pur ne la region oriental.”[11]
Alle Meinungen über das Irdische Paradies
wiederzugeben ist hier nicht der Raum. Halten wir uns also vor allem an die von
Fra Mauro zitierten Autoritäten, die für die Vorstellung vom Irdischen Paradies
für ihn zentral waren. Um es grob zu umreissen, gab es zu Fra Mauros Zeiten drei
Ansichten zum Irdischen Paradies.
Einige – wie z. B. die von Fra Mauro zitierten
Autoritäten Beda Venerabilis und Petrus Lombardus – vertraten die Ansicht, dass
die Beschreibung des Irdischen Paradieses im Buch Genesis im literalen Sinne (also buchstäblich) verstanden werden
müsse, d. h., dass das Irdische Paradies ein wirklich existierender Ort auf der Erde sei, der sich im äußersten
Osten befinde. Dieser Meinung gibt Beda in seinem Genesiskommentar Ausdruck, auf
den Fra Mauro nicht ohne Grund verweist:
„Ab illo utique principio plantasse Deus
paradisum credendus est, ex quo terram omnem, remotis quae eam operuerunt
aquis, herbas et ligna fructifera producere jussit, in quo tamen hominem die
sexton, quo et ipsum formaverat, posuit. Neque ullatenus dubitandum est
paradisum, in quo positus est homo primus, etsi vel Ecclesiae praesentis, vel
futurae patriae typum tenet, ad proprietatem tamen litterae intelligendum esse,
locum scilicet amoenissimum, fructuosis nemoribus opacatum, eumdemque magnum,
et magno fonte fecundum. Pro eo autem quod nostra Editio, quae de Hebraica
veritate translata est, habet a principio, in antiqua translatione positum est
ad Orientem; ex quo nonnulli volunt quod in orientali parte orbis terrarum sit
locus paradisi, quamvis longissimo interjacente spatio, vel Oceani, vel
terrarum, a cunctis regionibus quas nunc humanum genus incolit secretum. […] Verum seu ibi, seu alibi, Deus noverit, nos tantum locum hunc fuisse et
esse terrenum dubitare non licet.”[12]
Beda spricht in dieser
Textpassage nicht nur seine Meinung bezüglich der wirklichen Existenz des
Irdischen Paradieses aus, sondern gibt auch eine äußerst zutreffende Erklärung
für dessen Verortung im Osten. Vor der Übersetzung der gesamten Bibel aus dem
Griechischen und Hebräischen ins Lateinische durch Hieronymus im 5. Jh. n.
Chr., die als Vulgata bekannt ist,
benutzte derjenige, der kein hebräisch oder griechisch konnte (wie z. B.
Hieronymus` Zeitgenosse Augustinus), die ältere – aber unvollständige – Übersetzung
der Septuaginta ins Lateinische, die Vetus Latina.In der Vetus
Latina heißt es vom Paradies im Gegensatz zur Vulgata nicht, dass Gott das Paradies im Anfang (in principio), sondern im Osten (in oriente) geschaffen habe. Aufgrund
dieser unterschiedlichen Übersetzung kam es in der Folge zu Unsicherheiten
bezüglich der Verortung des Irdischen Paradieses.[13]
Ist
es nun ein wirklicher Ort im äußersten Osten der Erde, oder ist es ein zeit-
und ortloser Ort, ein Symbol für die Schöpferkraft Gottes und der schließlichen
Abwendung des Menschen von Gott? Auf diese Frage gab es andere Antworten als
die eines Beda Venerabilis und Petrus Lombardus.
Andere – vor allem die
griechischen Kirchenväter wie etwa Origines – waren nämlich der Meinung, dass
der Bericht der Genesis rein
allegorisch[14] zu verstehen sei, dass
das Irdische Paradies also nicht ein wirklicher Ort auf der Erde sei. Allerdings
setzte sich diese Ansicht im lateinischen Abendland aufgrund der schlechten Kenntnis
der griechischen Kirchenväter nicht durch.
Die dritte Meinung fasst das
Irdische Paradies sowohl im Literalsinn als wirklichen Ort wie auch als Symbol.
Der einflussreichste Vertreter dieser Genesisauslegung war sicherlich der auch
von Fra Mauro zitierte Augustinus, bei dem es im Genesiskommentar zu dieser
Stelle heißt:
„Non ignoro de paradiso multos multa dixisse; tres tamen de hac re quasi
generales sunt sententiae. Una eorum qui tantummodo corporaliter paradisum
intellegi volunt: alia eorum qui spiritaliter tantum; tertia eorum qui utroque
modo paradisum accipiunt; alias corporaliter, alias autem spiritaliter. Breviter
ergo ut dicam, tertiam mihi fateor placere sententiam.”[15]
Augustinus schlägt zwar einen Mittelweg
ein, doch auch für ihn ist das Irdische Paradies ein real existierender Ort auf
der Erde. Fra Mauro zitiert in der Legende über das Irdische Paradies also nur
Autoritäten, die an die wirkliche Existenz eines Irdischen Paradieses auf der
Erde geglaubt haben. Sowohl Beda Venerabilis und Petrus Lombardus als auch
Augustinus und Albertus Magnus waren dieser Ansicht. Indem Fra Mauro das
Irdische Paradies bildlich aber ausserhalb
der Ökumene zeichnet, widerspricht er durch die Art der Darstellung des
Irdischen Paradieses genau der Meinung, der er – gestützt durch die für diese
Problematik üblichen Autoritäten – in der Legende Ausdruck verleiht.
Bevor wir darauf näher eingehen,
läßt sich zusammenfassend festhalten, dass das Irdische Paradies in der
christlichen Tradition als wirklich existierender Ort verstanden worden ist,
der sich ganz im Osten der Ökumene befinden müsse. Dementsprechend gibt es
keine Weltkarte bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts, auf der das Irdische
Paradies als ihr Bezugs- und Ausrichtungspunkt nicht abgebildet worden wäre.[16] Das
Irdische Paradies war nicht nur ein Gegenstand gelehrter theologischer
Diskurse, sondern auch – wie wir schon angesprochen haben – ein Ort, den zu
finden nicht nur Kolumbus, sondern auch die Portugiesen, für die Fra Mauro
gearbeitet hat, sich vorgenommen hatten. Die Vorlagen für diese Vorstellung
fanden sie auf allen Weltkarten bis um 1500, die das Irdische Paradies gemäß
den Überlegungen der kirchlichen Autoritäten auf der Erde lokalisiert haben.
Sowohl in der Südung der Karte
als auch in der Darstellung des Irdischen Paradieses ausserhalb des Erdkreises
bildet die Mappamondo des Fra Mauro
eine Ausnahme gegenüber anderen Karten des 15. Jahrhunderts.
4. Die traditionelle Einzeichnung des Irdischen Paradieses und die
Veränderung im 15. Jahrhundert
Allerdings ändert sich gerade im
15. Jahrhundert die Art der Darstellung des Irdischen Paradieses.
Ab
der ersten uns bekannten Paradiesdarstellung auf einer Weltkarte des Kosmas
Indikopleustes aus dem 6. Jahrhundert[17] bis
ins frühe 15. Jahrhundert bleibt sich die Darstellung des Irdischen Paradieses
recht ähnlich. Es wurde immer im äußersten Osten der Welt eingezeichnet und war
von der Welt – um seine Unerreichbarkeit zu betonen – auf irgendeine Weise zeichnerisch
getrennt. Meist durch ein Meer, eine Mauer oder hohe Berge. Auf fast allen
mittelalterlichen Weltkarten hat das Irdische Paradies die Form einerVignette, wie wir es etwa auf der berühmten
Herefordkarte um 1300 sehen können.[18] Hier
ist das Paradies kreisförmig dargestellt, Adam und Eva essen gerade vom Baum
der Erkenntnis, der sich in der Mitte des Kreises befindet. Ausgehend von ihm
sieht man die vier Paradiesflüsse, die die Verbindung zur Ökumene bilden.
Rechts von dieser Vignette sieht man die Vertreibung Adams und Evas aus dem
Paradies. Ähnliche Darstellungsformen finden wir auch auf der Psalterkarte aus
dem 13. Jahrhundert sowie auf der Ebstorfkarte aus dem 14. Jahrhundert, um nur
die bekanntesten zu nennen.
Im 15. Jahrhundert ändert sich
sowohl die Art der Darstellung des Garten Eden als auch seine Lokalisierung.
Teilweise wird er auf einem hohen Berg liegend dargestellt, teilweise – wie auf
der Weltkarte von Andreas Walsperger von 1448[19] oder
auf der Karte von Giovanni Leardo von 1452[20] – als eine Burg, die keinen Einblick in ihr Inneres
mehr gewährt. Das Paradies ist nun häufig in Ostafrika zu finden, wie wir auf
der Katalanischen Karte von ca. 1450 sehen können, die sich heute in Modena
befindet, oder auf dem Katalanischen Atlas von 1502, der heute in der
Bayerischen Staatsbibliothek einsehbar ist. Die sogenannte Borgia-Karte,
ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert, situiert es an der östlichen Küstenlinie
Indiens, und die Genueser Weltkarte aus dem Jahre 1457 findet einen Platz dafür
im Südosten Afrikas.[21]
Es
ist auffällig, dass man sich im 15. Jahrhundert im Unklaren darüber befindet,
wo das Irdische Paradies sein soll. Man findet zwar auch Ende des 15.
Jahrhunderts noch ganz traditionelle Darstellungen des Paradieses (etwa auf
einer Weltkarte von Hans Rüst um 1490[22]),
aber diese sind selten. Vor allem in Afrika beginnt man das Paradies zu
vermuten – schließlich ist das der Kontinent, der noch weitgehend unbekannt ist
und der erst ab der Eroberung Ceutas 1416 durch die Portugiesen langsam
erschlossen wird. Über Asien weiß man mittlerweile – vor allem durch die
zahlreichen Reisen zum Hofe des Khans des mongolischen Großreiches aus dem 13.
Jahrhundert – zu viel, als dass man dort das Irdische Paradies noch vermuten
könnte. Also muss man es in Afrika suchen oder wie Kolumbus in einem imaginären
Indien.
Fra
Mauro jedoch sucht es gar nicht mehr auf der Welt. Mit zunehmend sicherem
Wissen verschwindet ihm das Paradies ebenso wie die Mirabilia und Adam und Eva. Wieweit das Ausdruck einer Entleerung
der vorgestellten Welt von Gottes Wundern und Schöpfung ist, also einer
Säkularisierung der Welt, ihre Zurückführung auf das tatsächlich Vorhandene
resp. „Sichtbare“, soll hier nicht weiter erörtert werden. Hier muss es bei der
Feststellung bleiben, dass der „turning point“ bei der Darstellung des
Irdischen Paradieses – mit der einen Ausnahme: eben Fra Mauro – zwischen dem
16. und 17. Jahrhundert anzusetzen ist.
Man muss nur irgendeine Sammlung
gedruckter Weltkarten aufschlagen (z. B. Rodney Shirleys The Mapping of the World[23]) und man wird
dort ab etwa 1500 vergeblich nach dem Irdischen Paradies suchen. Weder auf auf
der Weltkarte zu Benedetto Bordones Isolario
(1528)[24],
noch auf Sebastian Münsters Weltkarte (1532)[25] ist
das Irdische Paradies zu finden. Über die Gründe läßt sich spekulieren. Viele
Faktoren mögen hier – neben der schon angesprochenen praktischen
Welterweiterung durch die Asienreisenden im 13. Jahrhundert und die Portugiesen
im 15. Jahrhundert – zusammengekommen sein.
Zum
einen – auf kartographischem Gebiet – bringt die Wiederentdeckung der Geographia des Ptolemäus eine starke
Säkularisierung der Kartographie mit sich, weil der Westen hier ein anderes
Konzept der Weltdarstellung kennenlernt. Auf einer nach Ptolemäus gezeichneten
Karte ist kein Platz mehr für Legenden, hier geht es darum, die Welt maßstabsgerecht
und mathematisch in einem Koordinatensystem darzustellen. Nur zu sagen, das
Irdische Paradies befinde sich „entfernt von der bewohnten Welt“ war nun nicht
mehr genug. Ein schönes Beispiel für dieses Dilemma ist eine Koordinatentabelle
von ca. 1436, die wir von Johannes Gmunden haben, der aller Wahrscheinlichkeit
nach der sog. Wien-Klosterneuburg-Schule angehört hat. Das Irdische Paradies
ist der erste Ort in dieser Tabelle.[26] Er
hat bezeichnenderweise die Koordinaten 0 Grad Nord, 180 Grad Ost. Aber diese
Lösung konnte natürlich auch nicht befriedigen, weil er letztendlich genauso
spekulativ war wie die älteren Versuche. Denn für das Irdische Paradies gibt es
keine Koordinaten.
Zum
anderen ist zur Erklärungdie Entwicklung der Hochscholastik zu
berücksichtigen, insbesondere des Nominalismus. Als Beispiel – weil dies hier
nicht weiter verfolgt werden kann – sei nur an das Prinzip erinnert, das als Ockhams Rasiermesser in die
Wissenschaftsgeschichte eingegangen ist: „Pluralitas non est ponenda sine necessitate.“[27]
Und das Irdische Paradies ist eine Annahme, ohne die man auskommen kann.
Auf
jeden Fall bleibt festzuhalten, dass Fra Mauro durch seine Verortung des
Irdischen Paradieses eine Entwicklung vorwegnimmt, die im 16. und 17.
Jahrhundert maßgeblich sein wird: Das Irdische Paradies ist auf diesen Karten kein
Ort mehr, den es auf der Welt zu finden geben könnte. Nur noch Schmuck auf dem
Kartenrand, ein Zugeständnis an eine lange Tradition und an die ästhetische
Gefälligkeit.[28]
5. Das Irdische Paradies im Kontext der Mappamondo
Fra Mauro nimmt diese Entwicklung
zwar vorweg, allerdings stellt sich die Frage, welchen Status wir der Lösung,
die Fra Mauro um 1450 für die Verortung des Irdischen Paradieses gefunden hat,
zuschreiben wollen.
Die
Mappamondo gibt der Forschung seit
der ersten akademischen Beschäftigung mit ihr durch Placido Zurlas Arbeit „Il
Mappamondo di Fra Mauro“ aus dem Jahre 1806 noch immer Rätsel auf.[29] Meist
wird sie als Vertreter eines neuen Kartentypus interpretiert, der sich streng
nach empirischen Kriterien richtet und deshalb die christliche Tradition oft
ausser Acht läßt, resp. sich bewußt gegen sie wendet. Auf der anderen Seite
gibt es Forscher, die sich gegen diese für ihre Begriffe einseitige
Interpretation aussprechen und die im Gegenteil die mittelalterliche Tradition
betonen, in der Fra Mauro ihrer Meinung nach steht.[30] Sie
sehen die Mappamondo eher als
Beispiel für den End- und Höhepunkt der mittelalterlichen Kartographie, denn
als Beginn der modernen Kartographie. Typisch für diese Widersprüchlichkeit in
Bezug auf die Einschätzung der Mappamondo
ist eine Bemerkung von Alessandro Scafi in seiner Monographie über die
Darstellung des Irdischen Paradieses auf mittelalterlichen Weltkarten aus dem
Jahr 2006. Dort heißt es:
„Fra Mauro found a solution to the problem of
mapping the earthly paradise. […] His depiction of the earthly paradise fills
one of the four corner spaces left between the circular map of the inhabited
earth and its square frame. Although Fra Mauro has been hailed as the herald of
modern cartography, and his cornered paradise as an anticipation of the
imminent triumph of Renaissance science and empirical geography over medieval
credulity, Fra Mauro`s intention was certainly not to downgrade paradise into a
decorative detail, as is often assumed. He has been rightly praised by modern
scholars for recording the contemporary impressive advance in geographical
knowledge and for devising a new image of the world. At the same time, however,
in his treatment of paradise, Fra Mauro was both true to medieval Christian
tradition and an acute and ingenious cartographer, with the intellectual
flexibility necessary to handle the different mindsets of his day.”[31]
Die Widersprüchlichkeit der
Einschätzungen in der Sekundärliteratur, die Verortung des Irdischen Paradieses
auf der Mappamondo betreffend,
resultiert m. E. aus der gewollten Widersprüchlichkeit des Kartographen Fra
Mauro, der, um mit Alessandro Scafi zu sprechen, „die intellektuelle
Flexibilität besaß, die notwendig war, um mit den verschiedenen Vorstellungen
seiner Zeit umzugehen.“ Über diesen zutreffenden Satz hinaus möchte ich mich
der Meinung, die in dem obigen Zitat von Alessandro Scafi ausgedrückt wird, jedoch
nicht anschließen. Denn auch Alessandro Scafi bildet sich eine definitive und
verbindliche Meinung über die Darstellung und Verortung des Irdischen
Paradieses auf der Mappamondo: es sei
im Gegensatz zu häufigen Vermutungen sicherlich kein dekoratives Detail, sondern halte sich eng an die christliche
Tradition. Damit tappt er m. E. in dieselbe Falle wie alle Forscher, die der Mappamondo und der auf ihr dargestellten
Welt ihre Meinung zuschreiben und ihn
darauf festlegen wollen, womit sie gerade die differentia specifica der Mappamondo
des Fra Mauro ausser Acht lassen.
Meines
Erachtens läßt sich auf die Frage, warum Fra Mauro gerade diese Lösung für das zu seiner Zeit drängende Problem der Verortung
des Irdischen Paradieses gefunden hat, eben keine
eindeutige Antwort geben. Das liegt an der Konzeption Fra Mauros, auf die ich unten
(5.3, S. 18 ff.) noch weiter eingehen werde.
Der
Widerspruch zwischen der Legende auf der Mappamondo,
die sich eng an die Tradition anlehnt und nur Autoritäten zitiert, die
ausdrücklich die wirkliche Existenz des Irdischen Paradieses auf der Erde
nahelegen, und der Einzeichnung desselben ausserhalb der bekannten und
bewohnbaren Welt, läßt sich nicht auflösen. Er bleibt als Widerspruch bestehen.
Die
Portugiesen haben das Irdische Paradies gesucht. Kolumbus glaubte, es am
Orinoco gefunden zu haben. Für Fra Mauro ist es kein Teil dieser Welt – man
kann es suchen, aber nicht finden. Wir wollen zur Illustrierung seiner Methodik
an zwei weiteren Beispielen auf der Mappamondo
deutlich machen, wie Fra Mauro mit den Widersprüchen, die sich aus den
umwälzenden sozialen und geistigen Umbrüchen des 15. Jahrhundert ergeben, umgeht.
5. 1. Jerusalem auf der Mappamondo
Neben dem Irdischen Paradies als
östlichster Ausrichtungspunkt ist Jerusalem – im Zuge der Kreuzzüge – auf sehr
vielen Weltkarten seit dem 13. Jahrhundert als deren Zentrum von großer
Bedeutung. Jerusalem wurde als Weltmittelpunkt fast immer genau in der
Kartenmitte eingezeichnet. Dieses Zentrum verliert
die Karte Fra Mauros – sie hat kein Zentrum von Bedeutung mehr (der Mittelpunkt
auf Fra Mauros Karte ist ein Landstrich ohne Bedeutung in der Nähe Babylons). Fra Mauro hat auf seiner Mappamondo
Probleme mit der Situierung Jerusalems, weil es für ihn aufgrund der
Erfahrungen der Asienreisenden – deren empirisch gewonnenes Wissen er nicht
übergehen kann – nicht mehr möglich ist, Jerusalem ins Zentrum der Welt zu
setzen. Denn für diese Fiktion ist die West-Ost-Ausdehnung Asiens zu groß
geworden. Er zieht die Konsequenz und zeichnet Jerusalem nicht in den
Mittelpunkt seiner Karte. Die Mappamondo hat – wie gesagt – keinen
signifikanten Mittelpunkt mehr: aber er zieht diese Konsequenz nicht ganz.
Sein Ausweg aus diesem Jerusalem-Dilemma ist für seine Art der Argumentation
bezeichnend: geographisch gesehen steht Jerusalem zwar nicht mehr im Mittelpunkt
der Welt, aber da in Europa mehr Menschen leben würden als auf den übrigen
Kontinenten, sei es von der Populationsverteilung her keine Frage, dass
Jerusalem im Mittelpunkt der Welt liege:
„HIERUSALEN
è in mezo de la terra habitabile secondo la latitudine de la terra habitabile,
benché secondo la longetudine la sia più occidental, ma perché la parte ch'è
più occidental è più habitada per l'europa perhò l'è in mezo ancora secondo la
longitudine, non considerando el spatio de la terra ma la moltitudine di
habitanti.“[32]
Wie soll man diese Äußerung nun
interpretieren? Erlaubt sich Fra Mauro einen Scherz, oder meint er dieses
Argument ernst? Man weiß es nicht. Die Frage bleibt offen. Man kanndas Argument akzeptieren oder nicht. Fakt
ist, dass Jerusalem nicht mehr Mittelpunkt
der Welt sein kann. Fra Mauro befindet sich als Kartograph in der Situation,
die Tradition, in der Jerusalem als Weltmittelpunkt galt und als solcher
dargestellt wurde, mit den ihm zugänglichen empirischen Evidenzen irgendwie
vereinen zu müssen. Daraus ergibt sich auf der Karte die Verschiebung
Jerusalems, die er in der Legende zu erklären versucht – jene Verschiebung
konterkarierend, die er als solche einzeichnet. Ebenso – nur genau anders herum
- verhält es sich bei ihm mit dem Irdischen Paradies. Es ist auf der Mappamondo eindeutig nicht Teil dieser Welt. Fra Mauro gibt
dafür jedoch keine Begründung an. Im Gegenteil: er zitiert eben die
Autoritäten, die das Gegenteil von dem behaupten, was Fra Mauro einzeichnet.
5. 2. Die Dreiteilung der Welt
Zur Unterstützung meiner These
möchte ich noch ein weiteres Beispiel anführen. Neben der Stadt Jerusalem, in
der mittelalterliche Weltkarten ihren heilsgeschichtlichen Mittelpunkt hatten, und dem Irdischen Paradies, das der Ausrichtungspunkt nahezu jeder
mittelalterlichen mappamundi bis ins
16. Jahrhundert hinein war, war durch die Dreiteilung der Welt die allgemeinste
äußere Erscheinung der Welt auf
mittelalterlichen Weltkarten fest im Kreuz bestimmt.
Auf mittelalterlichen Karten
wurden die drei vor der Entdeckung Amerikas bekannten Kontinente Asien, Afrika
und Europa in einer Darstellungsform abgebildet, die man T-O-Kartenschema
nennt. Es besteht aus einem Kreis, der die Ökumene repräsentiert, der durch ein
Dreierschema in die Kontinente Asien, Afrika und Europa eingeteilt wird, wobei
der Don, der Nil und das Mittelmeer die vertikalen und horizontalen Balken
eines Kreuzes bilden.
Das Kreuz ist im Christentum das
Symbol schlechthin. In einer der ersten bildlichen Darstellungen einer T-O-Radkarte,
einem Isidorkodex aus dem 8. Jahrhundert, wird das T in der T-O-Karte auch
entsprechend interpretiert: Direkt über dem T – der Achse von Nil, Don und
Mittelmeer – befindet sich eine Zeichnung von Christus am Kreuz.[33]
Diesem Interpretationsansatz folgend hat auch Lanman vorgeschlagen, das T im
T-O-Schema könnte die crux comissa
oder das tau-Kreuz symbolisieren[34],
eine Interpretation, die durch einige Abbildungen gestützt wird, in denen die
Enden des vertikalen Kreuzstückes abgeschnitten sind.[35]
Dem
einfachen T-Schema mit den drei Kontinenten schließt sich in
Isidorhandschriften häufig ein weiteres Schema an: Unmittelbar neben oder unter
dem Ökumenebild findet sich ein von einem „V“ in drei Dreiecke zerlegtes
Rechteck mit den Inschriften Sem, Iafeth und Cham, das in die beigegebenen Himmelsrichtungen eingespannt gedacht
ist, wie man es z. B. in einer Isidorhandschrift aus dem 12. Jahrhundert sehen
kann, die sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek befindet.[36] Die
Erklärung dieser Skizze wird unter der Abbildung gegeben: „Ecce sic diviserunt
terram filii noe post diluvium.“[37] Die
drei Kontinente der antiken Ökumene werden in dieser Tradition mit den drei
Söhnen Noahs verbunden, von denen es in der Bibel im Anschluss an die Sintflut
heißt:
„Erant ergo filii Noe, qui egressi sunt de arca, Sem, Cham, et Jafeth […].
Tres isti sunt filii Noe, et ab his disseminatum est omne genus hominum super
universam terram.“[38]
Damit wird die Dreiteilung der
Welt christlich interpretiert und in einen christlichen Kontext einbezogen: der
geographische Raum ist Teil der biblischen Geschichte, die sowohl durch das T
selbst (als crux comissa), wie auch
durch die Kontinente und ihre Verbindung zu den Noahsöhnen symbolisiert wird.
Oft werden die Kontinentbezeichnungen mit den Namen der Söhne Noas direkt
bildlich gleichgesetzt (wie wir es z. B. auf dem Erstdruck der Etymologiae Isidors sehen können), oder
– noch darüber hinausgehend – die Kontinentbezeichnungen werden ganz zugunsten
der Namen der Noahsöhne weggelassen. Die Gleichsetzung der Kontinente mit den
Noahsöhnen ist in der mittelalterlichen Kartographie so häufig, dass man sie in
der Forschungsliteratur seit Heinrich Wuttke mit der Bezeichnung
„Noachidenkarten“ zu einer eigenen Untergruppe zusammenfasst.[39] Die
Verbindung Asiens mit Sem, Europas mit Japhet und Afrikas mit Ham ist ein Topos
der Kartographie, der sich bis in die Inkunabelzeit behauptet.
Fra Mauro erwähnt die Söhne Noahs
auf seiner Karte mit keinem Wort. Und zur traditionellen Dreiteilung der Welt
lesen wir folgendes:
“Circa la division de la terra, çoè de la affrica da l'asia
e similiter de la europa da l'asia, ne trovo apresso cosmographi et
istoriographi diverse opinion de le qual se poria parlar diffusamente, ma per
esser materia tediosa a demorar in questa controversia farò qui un poco de nota
de le opinion de questi e quelo se de' tignir lasserò eleçer ai prudenti.
Alguni che siegue li antichi, di quali son Messala orator che scrive la
progenie de Otavian Augusto e Pomponio Mela e queli che'l siegue, vuol che'l
nilo divida l'asia da l'affrica, et thanai la europa. Alguni dice che Tolomeo
vuol che quela costa de monti de arabia, che sono da ladi de nubia e tirano per
abassia e oltra quela ethyopia austral, faça la division de l'affrica. Alguni
çoè i autori moderni vedando che questa division de l'affrica o per el fiume
nilo o per queli monti fa l'affrica tropo picola, fa altra division e dice
che'l mar rosso over sino arabico divide questa affrica. Item vedando che'l
fiume edil el qual intra nel mar chaspio e vien de più al dreto de verso
tramontana cha'l fiume thanai, dicono che questo fiume divide meglio la europa
da l'asia, e questa ultima opinion par che sia aperta et più manifesta et habi
men bisogno de linea imaginaria, chome par che voiano queli che fano le prime
division. Unde conforto quele che vedeno questa opera che non vogli tropo
occuparse in desputar questa division non essendo molto necessaria ma tegna
quelo li par più rasonevole e approbabile e quanto a l'ochio e quanto a
l'intelleto, non de men io ricordo esser laudevele acostarse a la autorità deli
più auten[ti]ci.”[40]
Fra Mauro stellt in der Legende
bezüglich der Einteilung der Welt die gängigen Meinungen vor und entscheidet
sich theoretisch für die moderni – zeitgenössische
Schriftsteller und Kartographen –, die eine andere Einteilung als die
traditionelle des T-O-Kartenschemas vorschlagen. Sofort relativiert er diese
Äußerung jedoch wieder durch die Bemerkung, dass dies eigentlich ein
langweiliges Thema sei und dass jeder selbst entscheiden solle, was für ihn am
wahrscheinlichsten sei. Zudem – und das ist besonders bemerkenswert – finden
wir diese Äußerungen auf einer Karte, die in der Art der Zeichnung der mappamundi-Tradition verpflichtet ist.
Denn Fra Mauros Karte ist in ihrer
Grundkonzeption eine T-O-Radkarte.
Andere
Darstellungsformen waren Fra Mauro durchaus bekannt: Sowohl die Form der
Portolankarten wie auch graphische Darstellungen der Geographia des Ptolemäus waren um 1450 in Umlauf und Fra Mauro
zeigt sowohl durch die genaue Darstellung der Küstenlinie des Mittelmeeres wie
durch Diskussionen die Autorität des Ptolemäus betreffend, dass er sowohl die
Portolankartographie wie auch Ptolemäus` Werk sehr gut gekannt hat. Wir wissen auch,
daß Mitarbeiter Fra Mauros nicht nur die verschiedenen Kartenformen kannten,
sondern sie auch in einer Synchrondarstellung produziert haben[41], was
entweder ein weiterer Hinweis sein kann, daß wir uns in einer Zeit des
Übergangs befinden, oder dafür, daß in der Kartenwerkstatt des Fra Mauro eine
Kultur der Offenheit gepflegt wurde - jedenfalls soweit es die Darstellung der
Welt betraf. (Denn daß Fra Mauro ein Mann der Entschiedenheit und Kompetenz
war, belegt die Tatsache, daß ihn die venezianische Seignoria mit der Regelung verschlammter wichtiger Kanäle beauftragte,
was einem als unentschieden bekannten Mann bei der Wichtigkeit der Sache kaum
anvertraut worden wäre.[42] Wir
können daher nur davon ausgehen, daß sein Auftrag von Alfons V. dahin lautete,
eine Mappamondo in Form einer
T-O-Radkarte zu liefern.
In
der Form, die ihm durch die Wahl der Abbildung der Welt auf einer Radkarte
gegeben ist, kritisiert Fra Mauro jedoch bewußt die bekannte und damit
traditionell verbundene Form der Weltdarstellung, die sich durch die Tradition
der Kartographie bis zu ihm hin zieht.
Allerdings
– das sollten die Beispiele des Irdischen Paradieses, Jerusalems und der
Aufteilung der Welt in ihrer grundlegenden Funktion der Einteilung des
Kartenraumes zeigen – auf eine ihm ganz eigene Art, die keine klare und genaue
Bestimmung zuläßt. Im Falle des Irdischen Paradieses widerspricht die Verortung
des zeichnerischen Abbildes des Irdischen Paradieses direkt den in der Legende
zitierten Autoritäten. Im Falle Jerusalems widerspricht die Legende der
Verortung. Im Falle der Einteilung der Erde bezieht Fra Mauro nach
ausführlicher Diskussion der verschiedenen Meinungen zwar Stellung. Diese
relativiert er jedoch sofort wieder mit der Bemerkung, dass die Frage nach der
Einteilung der Welt – durchaus religiös aufgeladen und theologisch eine lange
Zeit hindurch bedeutsam – ein unwichtiges und langweiliges Thema sei, zu dem
jeder sich seine eigene Meinung bilden könne.
5. 3. Fra Mauros skeptische Haltung
Was sich an diesen drei
Beispielen zeigt, läßt sich auf zahlreiche andere Themengebiete auf der Mappamondo ausdehnen. Aber schon an
diesen drei Beispielen wird Fra Mauros Methode deutlich. Es ist eine Methode
der Gegeneinanderstellung von Widersprüchen und der daraus resultierenden
Darstellung von Möglichkeiten. Der Begriff für diesen methodischen Zugang zur
Welt läßt sich m. E. am besten mit Skepsis
umschreiben. Die Art, in der Fra Mauro die ihm bekannte Welt wiedergibt, ist
quasi die zeichnerisch-geographische Darstellung der Skepsis, wie wir sie bei
Sextus Empiricus – der im 15. Jahrhundert ebenso wie Ptolemäus in Italien wieder
bekannt und rezipiert wird[43] –
beschrieben finden. Im Grundriß der
pyrrhonischen Skepsis heißt es: „Die Skepsis ist die Kunst, auf alle
mögliche Weise erscheinende und gedachte Dinge einander entgegenzusetzen […].“[44] In
eben jener Kunst versteht sich Fra Mauro aufs Trefflichste! Nicht nur die
Diskussion über das Irdische Paradies, Jerusalem, die Dreiteilung der Welt, Monster
und Mirabilia, über die
Umschiffbarkeit Afrikas oder über die Verortung des legendären Priesterkönigs
Johannes zeigt das.
Fra
Mauro führt zu jedem Thema immer alle
ihm bekannten Informationen an. Und er behandelt alle ihm zugänglichen Informationen – und das macht seine Karte so
besonders – gleichwertig. Die
Widersprüche, die sich daraus zwangsläufig ergeben, läßt er als solche stehen. Das Irdische Paradies
kann einfach nicht in Asien sein,
denn man kennt Asien mittlerweile. Und man hat es dort nicht gefunden. Aber die
Theologen behaupten das Gegenteil der empirischen Evidenzen. Und den
Autoritäten sollte man sich – gerade als Kamaldulensermönch wie Fra Mauro es
war – doch verpflichtet fühlen. Also schreibt man beides auf. Sollen doch
andere entscheiden!
Jene anderen sind die Betrachter
der Karte, mit denen Fra Mauro indirekt in Kontakt tritt. Diese Subjektivierung
des Autors wie auch des Publikums und des vermittelten Inhaltes auf der Karte
ist beachtenswert. Auf keiner anderen Karte der Zeit tritt der Kartograph so
persönlich auf. Aus Fra Mauros Legenden spricht ein Bewußtsein dafür, dass es
der Kartograph mit seinem eigenen Blick ist, der die Welt darstellt. Für ihn
gibt es keine ewigen Wahrheiten mehr. Vielleicht Fortschritt, aber nur einen
tendenziellen in einer Welt, die sich verändert. Aus diesem Grund erlaubt er
sich auch – in einer für das Verständnis der Mappamondo zentralen Legende – Ptolemäus zu kritisieren:
„Questa
opera, fata a contemplation de questa illustrissima signoria, non ha in sì quel
compimento che la doveria, perché certo non è possibile a l'intellecto human
senza qualche superna demostration verificar in tuto questa cosmographia over
mapamundi, de la qual se può haver qualche noticia più a degustation cha a
supplimento del desiderio. Unde se algun contradirà a questa perché non ho seguito Claudio Tolomeo, sì
ne la forma come etiam ne le sue mesure per longeça e perlargeça, non vogli più
curiosamente defenderlo de quel che lui proprio non se defende, el qual nel
secondo libro capitulo primo dice che quele parte de le qual se ne ha
continuapratica se nepuò parlar corretamente, ma de quele che non
sono cussìfrequentade non pensi algun
se ne possi parlar cussì correctamente. Però intendando lui non haver possudo
in tuto verificar la sua cosmographia, sì per la cossa longa e difficile e per la
vita brieve e l'experimento fallace, resta che'l conciede che cum longença de
tempo tal opera se possi meglio descriver over haverne più certa noticia de
quel habuto lui. Per tanto dico che io nel tempo mio ho solicitado verificar 1a
scriptura cum la experientia, investigando per molti anni e praticando cum
persone degne de fede, le qual hano veduto ad ochio quelo che qui suso
fedelmente demostro.“ [45]
Auf
diese in diesem Zitat deutlich werdende Subjektivierung sowohl des Kartographen
als auch des Wissens von der Welt auf der Mappamondo
weist auch Patrick-Gaultier Dalché hin:
„Wie jede mittelalterliche
Weltkarte ist die Karte von Fra Mauro eine Mischung aus Text und Bild; und wie
es dem Herkommen dieser Gattung entspricht, ist jede Legende eine Stellungnahme
des Autors, der sie zeichnet, bzw. des Schreibers, der sie kopiert […]. Von
diesem Punkt aus betrachtet, befinden wir uns ganz im Rahmen des Üblichen:
Fragt man nach der Formulierung seiner Legenden, so sind sie allesamt
persönliche Stellungnahmen zu verschiedenen Möglichkeiten der Interpretation
und Darstellung. Doch eine wesentliche Tatsache, welche diese Karte von allen
anderen unterscheidet, besteht in der permanenten und somit nachdrücklichen
Anwesenheit des Selbst des Kartographen, welches in einer großen Zahl von
Legenden in der ersten Person in Erscheinung tritt. Nach meinem Kenntnisstand
gibt es keine andere mittelalterliche Karte, bei der sich der Autor selbst in
der Weise Nachdruck verleiht, indem er sich über den rhetorischen Grundsatz der
modestia hinwegsetzt und seine
Einstellung dem aufzwingt, was in den Bereich der göttlichen Schöpfung fällt;
kein Kartograph setzt sich selbst durch ein so häufiges und ebenso systematisch
auftauchendes io in Szene. Insgesamt
erscheint dieses io mehrere Dutzend
[ungefähr 80, Anm. N. E.] Mal. […] Im Vergleich zu Werken gleicher Art ist
diese Anwesenheit des Selbst notgedrungen als ein Anliegen bedeutsam, die
subjektive Einstellung des Autors ins Zentrum der Mitteilungen zu setzen. Die
Weltkarte muss als Herstellung eines Gegenstandes mit einer vom Kartographen
beabsichtigten, doppelten Dialog-Funktion betrachtet werden: auf der einen
Seite der Dialog zwischen ihm und seinen einstigen und aktuellen Informanten,
auf der anderen Seite zwischen seinem Selbst und denjenigen, die seine Karte
anschauen und lesen sollen und somit sein Publikum ausmachen.“ [46]
6. Schluss
In diesem
Deutungsmuster sollte das Phänomen der Verortung des Irdischen Paradieses
gesehen werden. Hier verliert die in der Forschungsliteratur so oft diskutierte
Frage nach der Modernität der Mappamondo
im Sinne des Streites zwischen experientia
und auctoritas ihre Bedeutung. Was an
der Mappamondo auffällt – das
Irdische Paradies ist nur ein Beispiel dafür – ist weniger der Bruch mit der
Tradition, als vielmehr ihr diskursiver
Charakter zwischen dem Selbst des Kartographen und seinem potenziellen
Publikum. Fra Mauro zieht es vor, auf seiner Karte Widersprüche nebeneinander
stehen und bestehen zu lassen. Es bleibt dem Betrachter der Karte überlassen,
ob er diese Widersprüche auflösen oder bestehen lassen möchte.[47]
Vielleicht
macht Fra Mauro hier den Widerspruch alles Verschriftlichten deutlich, den für
sich in seiner Weise gelöst hat: dass die Dinge im Prozeß fließend sind. Der
Erkenntnisprozeß ist ein fließender Prozeß. Der Erkennende weiß, während er
erkennt, dass sich alles – also auch seine Erkenntnis – verändert. Aber er ist
gezwungen, zu einem Ende zu kommen und etwas Veränderliches als etwas
Stationäres darzustellen. Und Fra Mauro ist sich bewusst, dass die Welt, in der
er lebt und die er abbildet, sich ständig verändert. Die Welt eines Ptolemäus
war eine andere als seine oder die eines Augustinus. Die ewigen Autoritäten
werden hier in erster Linie Autoritäten ihrer
Zeit. Man kann sie nicht ignorieren, aber man kann ihnen diskret – durch die
Darstellung neuen Wissens – eine andere, eigene
Welt entgegensetzen.
Die ab dem
13. Jahrhundert einsetzende Welterweiterung hat hier nicht ein Gewisserwerden
über die Gestalt der Welt zur Folge, sondern vielmehr ein deutlich werdendes
Bewußtsein sowohl ihrer Unbestimmtheit wie der Zufälligkeit der eigenen
Beschreibungsmuster und–strukturen. Die Welt gewinnt bei Fra Mauro an Erklärungsbedarf, der um
1450 für ihn noch nicht ausreichend befriedigt ist. Die Mappamondo ist ein Dokument des Überganges zwischen dem Nicht-mehr bis dato gängiger
Vorstellungen bezüglich der Welt und dem Noch-nicht
neuer, ausschließlich auf Ptolemäus beruhender Darstellungs- und
Vorstellungskonventionen, die sich auf kartographischem Gebiet erst mit dem
Einsetzen der breiten Rezeption Ptolemäischer Methodik gegen Ende des 15.
Jahrhunderts durchsetzt. Diese Übergangssituation setzt bei Fra Mauro großes
kritisches Potenzial frei: Ungebunden an ein bestimmtes Paradigma ist es ihm
möglich, dem einfachen Seefahrer eine ebenso große Bedeutung zuzumessen wie
Isidor von Sevilla und Ptolemäus. Das führt zu einer geistigen Offenheit, die
jedes Argument unabhängig von dem, der es sagt, gelten läßt, sofern es
wahrscheinlich erscheint. Jene prinzipielle Offenheit, das Nicht-entscheiden-wollen
ist – um auf das Thema meiner Arbeit zurückzukommen – m. E. die Ursache für die
seltsame, in sich widersprüchliche Verortung des Irdischen Paradieses ebenso
wie die Verschiebung Jerusalems und die Diskussion über die Dreiteilung der
Welt. Auf der Mappamondo ist eine
Welt dargestellt, die unbestimmt ist und die zu einer skeptischen Haltung
einlädt. Diese Haltung ist jedoch keine Verunsicherung, sondern produktiv und
positiv. Selbstbestimmt entscheidet der Kartograph sich dafür, die prinzipielle
Offenheit und Veränderlichkeit der Welt nicht nur einzugestehen, sondern sie zu
wollen. Fra Mauro zeigt uns, welch großes geistiges Abenteuer die Entdeckung
der Welt ist. Auch wenn wir nun – aller Wahrscheinlichkeit nach – ohne das
Irdische Paradies auskommen müssen.
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[1] Selected
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[2] Vgl. Pero Vaz de
Caminha, Lettre au Roi Dom Manuel, in: Pero de Magalhaes de Gandavo, Histoire
de la province de Santa Cruz qur nous nommons le Brésil, übers. u. hg. v. Henri
Ternaux u. Philippe Billé, Nantes 1995, S. 125-149.
[3] Vgl. Luis de Matos,
L`Expansion portugaise dans la littérature latine de la Renaissance, Lissabon
1991, S. 427.
[4] So ist es auf einer Münze zu lesen, die für sein
Andenken geprägt worden ist. Auf ihr steht: „Frater Maurus S. Michaelis
Muranensis de Venetiis ordinis Camaldolensis cosmographus incomparabilis“,
zitiert nach: Placido Zurla, Il mappamondo di Fra Mauro Camaldolese descritto e
illustrato da Placido Zurla, dello stess`ordine, Venedig 1806, S. 11.
[5] Siehe dazu: Angelo Cattaneo, Fra Mauro Cosmographus Incomparabilis and his Mappamundi: Documents, Sources, and
Protocolls for Mapping, in: La cartografia europea tra primo rinascimento e
fine dell`Illuminismo, Firenze 2003, S. 19-48, S. 26.
[6] Vgl. für weitere Beispiele vertiefend: Jerry
Botton, Trading Territories. Mapping the Early Modern World, New York 1997, S.
51 f.
[7] Dass die Portugiesen die Weltkarte von Fra Mauro
erhalten haben, wird anhand eines Dokumentes deutlich, das sich heute im
Arquivo da Torre do Tombo in Lissabon befindet. Siehe dazu: Angelo
Cattaneo, Fra Mauro Cosmographus Incomparabilis and his Mappamundi: Documents,
Sources, and Protocolls for Mapping, a. a. O., S. 30.
[8] Piero
Falchetta, Fra Mauro`s World Map. With
a Commentary and Translations of the Inscriptions, Brepols 2006, No. 149. –
Alle Legenden auf der Mappamondo
werden im Weiteren mit den Nummernangaben dieser Edition zitiert.
[9] Vor allem deshalb, weil in der Sekundärliteratur
die Meinung noch immer weit verbreitet ist, dass die Umsegelung Afrikas ein
rein portugiesisches Unternehmen gewesen sei, von dem wenig nach außen
gedrungen ist. Als Beispiel für diese Meinung sei hier nur Donald F. Lach zitiert, der
in seiner ansonsten hervorragenden Studie über Europa und Asien schreibt: „That
the Portuguese sought to keep to themselves the details of their overseas
discoveries beginning in the time of Prince Henry is neither a new observation
nor a remarkable fact.” (In: Donald F.
Lach: Asia in the Making of Europe, Bd. 1, Chicago 1965, S. 151. – Dort auch
weitere Literatur zur Geheimhaltungspolitik: Ebd., S. 151, Anm. 6.) – siehe
hierzu auch: J. B. Harley, Silences and secrecy: the hidden agenda of cartography
in earlymodernEurope, in: Imago Mundi 40
(1988), S. 57-76. – Fra Mauro liefert mit seiner Weltkarte ein
Gegenbeispiel hierzu: er hat seine Mappamondo
nicht nur im Auftrag der Portugiesen gezeichnet, sondern dafür auch Karten der
Portugiesen benutzen können.
[10] Für einen einführenden Überblick über diesen
Kartentypus, für den Fra Mauro der bekannteste Vertreter ist siehe: David
Woodward, Medieval Mappaemundi, in: J. B. Harley u. David Woodward, The History
of Cartography, Bd. 1, Cartography in Prehistoric, Ancient, and Medieval Europe
and the Mediterranean, S. 286-370, zu Fra Mauro insbesondere S. 314 ff. – siehe
auch: Evelyn Edson, The World Map 1300-1492, Baltimore 2007. – Eine
hervorragende Arbeit über Fra Mauro mit Edition der Mappamondo ist: Piero Falchetta, Fra Mauro`s World Map. With a
Commentary and Translations of the Inscriptions, Turnhout 2006.
[11] No. 2926.
[12] Beda
Venerabilis, Hexaemeron, sive libri quatuor in principium Genesis usque ad
navitatem Isaac et electionem Ismaelis, in: Patrologia Latina, Bd. 91, Sp. 43f.
[13] Vgl. Alessandro
Scafi, Mapping Eden. A History of Heaven on Earth, London 2006, S. 32 ff.
[14] Zur allegorischen Auslegung siehe: Alessandro
Scafi, Mapping Eden. A History of Heaven on Earth, a. a. O., S. 36 ff.
[15] Augustinus, De
Genesi ad Litteram libri duodecim, in: S. Aurelii Augustini, Opera Omnia Tomus
Tertius, in: Patrologia Latina Bd. 34, Sp. 371.
[16] Das Irdische Paradies ist ein so elementarer
Bestandteil mittelalterlicher mappaemundi, dass Alessandro Scafi den Begriff „mappamundi“
sogar über die Darstellung des Irdischen Paradieses definiert. Vgl. Alessandro
Scafi, Mapping Eden: Cartographies of the
Earthly Paradise, in: Mappings, hg. v. Denis
Cosgrove, London
1990, S. 50-70, S. 63.
[17] Zu Cosmas
Indikopleustes: O. A. W. Dilke, Cartography in the Byzantine
Empire, in: History of Cartography Bd. 1, S. 261 ff., Abbildung
ebd. S. 263 (Fig. 15. 2).
[18] Vgl. Scott D.
Westrem,, The Hereford
map: a transcription and translation of the legends with commentary
Turnhout 2001. - Vgl. auch Abb. 3.
[19] Vgl. Die Weltkarte des Andreas Walsperger,
Faks.-Wiedergabe, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1362 B,Zürich 1981.
[20] Vgl. John
Kirtland Wright, The Leardo Map of the World 1452 or 1453, New York 1928.
[21] Siehe zu den Nachweisen der Karten: Fred Plaut,
Where is Paradise? The Mapping of a Myth, in: The Map Collector 29, 1984,
S. 2-7, S. 5.
[22] Abbildung in:
Alessandro Scafi, Mapping Eden: Cartographies of the Earthly Paradise,
a. a. O., S. 62.
[23] Rodney W.
Shirley, The Mapping of the World: Early Printed World Maps 1472-1700, London 1993.
[24] Ebd., S. 64 f.
[25] Ebd., S. 74 f.
[26] Abbildung der Tabelle in Alessandro Scafi, Mapping
Eden. A History of Heaven on Earth, a. a. O., S. 231.
[27] Wilhelm v.
Ockham, Scriptum in primum librum
sententiarum, Prologus, Quaestio 1, in: Ockham, Opera theologica, Band 1, New York1967, S. 74.
[28] Vgl. Fred
Plaut, Where is Paradise?, a. a. O., S. 6.
[29] Placido Zurla:
Il Mappamondo di Fra Mauro, Venezia 1806.
[30] Vgl. zu dieser
Kontroverse einführend: Wojiech Iwanczak, Entre L`espace Ptolemaique et
L`empirie: Les cartes de Fra Mauro, in: Medievales 18, 1990, S. 53-68;
Ingrid Baumgärtner, Weltbild und Empirie. Die
Erweiterung des kartographischen Weltbilds durch die Asienreisen des späten
Mittelalters, in: Journal of Medieval History 23, 1997, S. 227-253; Ingrid
Baumgärtner: Kartographie, Reisebericht und Humanismus. Die Erfahrung in der
Weltkarte des venezianischen Kamaldulensermönchs Fra Mauro, in: Das Mittelalter
3, 1998, S. 161-193. – Kritik an der Reduzierung der Mappamondo auf die Pole auctoritas/experientia
übt dagegen Patrick Gautier Dalché, in: Patrick Gautier Dalché: Weltdarstellung
und Selbsterfahrung: Der Kartograph Fra Mauro, in: Kommunikation mit dem Ich,
hg. v. Heinz-Dieter Heimann, Bochum 2004, S. 39-51.
[31] Alessandro
Scafi, Mapping Eden. A History of Heaven on Earth, a. a. O., S. 235.
[32] No. 1011.
[33] Isidor, Etymologiae, Weltkarte 8. Jh., St. Gallen,
Stiftsbibl., MS 237, s. 1, Abbildung in: : Jörg-Geerd Arentzen, Imago Mundi
Cartographica, Studien zur Bildlichkeit mittelalterlicher Welt- und
Ökumenenkarten unter besonderer Berücksichtigung des Zusammenwirkens von Text
und Bild, München 1984, Abb. 15a.
[34] Jonathan T.
Lanman, The Religious Symbolism of the T in T-O Maps, in: Cartographica 18, 4,
1981, S. 18-22, S. 18 f.
[35] Wie zum Beispiel in einem Manuskript zu Sallust`s
De bello Jughurtino aus dem elften Jahrhundert, das sich heute in der
Biblioteca Medicea Laurenziana befindet, Florenz, Plut. 64. 18, fol. 63v. Eine
Abbildung davon in: David Woodward, Reality, Symbolism, Time, and Space in
Medieval World Maps, in: Annals of the Association of American Geographers 75,
1985, S. 510-521, S. 516. – Zahlreiche weitere Abbildungen dieses Typus mit
abgschnittenem Kreuzstück in: Jörg-Geerd Arentzen, Imago Mundi Cartographica,
a. a. O., Anhang (Abbildungen).
[36] Vgl. Ökumenenschema, 12. Jh., in: Isidor,
Etymologiae, München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 22227, fol. 138,
abgedruckt in: Jörg-Geerd Arentzen, Imago Mundi Cartographica, a. a. O., Abb.
28.
[37] Ebd.
[38] Gen. 9, 18 f.
[39] Vgl. Heinrich Wuttke, Ueber Erdkunde und Karten
des Mittelalters, Leipzig 1853, S. 25.
[40]No. 2489
[41] Wie wir es auf dem Atlante Nautico des Andrea Bianco von 1436 sehen können. Andrea
Bianco – ein Mitarbeiter an der Mappamondo
des Fra Mauro – hatte 1436 einen Seeatlas gezeichnet, in dem sich eine
mittelalterliche Mappamondo neben einer Ptolemäischen Weltkarte findet, ebenso
wie verschiedene Portolankarten. Vgl. Andrea Bianco, Atlante Nautico, hg. v.
Piero Falchetta, Venedig 1993.
[42] Vgl. Angelo
Cattaneo, Cosmographus Incomparabilis and his Mappamundi: Documents, Sources,
and Protocolls for Mapping, a. a. O., S. 26.
[43] Zur Rezeptions- und Bedeutungsgeschichte des
Sextus Empiricus: Gian Mario Cao, The Prehistory of Modern Scepticism: Sextus
Empiricus in fifteenth-century Italy, in: Journal of the Warburg and Courtauld
Institutes 64, 2001, S. 229-279; Luciano Floridi, Sextus Empiricus. The Transmission
and Recovery of Pyrrhonism, Oxford 2002.
[44] Sextus Empiricus, Grundriß der pyrrhonischen
Skepsis, Frankfurt/Main 1968, S. 94.
[45] No. 2834.
[46]Patrick
Gautier Dalché, Weltdarstellung und Selbsterfahrung: Der Kartograph Fra Mauro,
a. a. O., S. 43.
[47] Alphons V., an den Fra Mauro seine Mappamondo geschickt hatte, hat die
Karte – wie wir aus einem Dokument wissen – nicht
gefallen. Die Sicht der Welt, die Fra Mauro vermittelt, war nicht im Sinne dieses Betrachters. Die Frage ist:
warum? Vielleicht weil die Portugiesen, die es gerade unternahmen, einen Seeweg
nach Indien zu finden, wissen wollten, wie die Welt ist. Und genau das hat
ihnen Fra Mauro nicht sagen können. – Siehe dazu: Angelo Cattaneo, Fra Mauro Cosmographus Incomparabilis and his Mappamundi: Documents, Sources, and
Protocolls for Mapping, a. a. O., S. 30.
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