Erschienen in Ausgabe: No 121 (03/2016) | Letzte Änderung: 02.03.16 |
von Anna Zanco-Prestel
Nach der erfolgreichen Premiere am 4. Februar 2016 im
Carl-Orff-Saal des Gasteig wandert ein von Hans-Christian Hauser komponiertes Musiktheaterwerk
des Isny Theaterfestivals weiter nach Stuttgart, wo es am 18. März am
Wilhelma-Theater unter der Schirmherrschaft vom Baden-Württembergischen
Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann aufgeführt wird. Inszeniert wurde die
anspruchsvolle Produktion „Kain und Abel“ vom Komponisten selbst mit Studenten
seiner Interpretationsklasse für slawische und jüdische Musik an der Hochschule
für Theater und Musik in München. In den Mittelpunkt der erschütternden
Handlung rücken Euthanasie-Praktiken in der psychiatrischen Anstalt in
Kaufbeuern während der NS-Zeit am Beispiel dreier Opfer: Einerukrainischen
Bäuerin, die mit Elektroschock behandelt wird, einem Jungen aus dem Volksstamm
der Jenischen, der mit einer Giftspritze ermordet wird und eine jüdische Dame
aus guten Verhältnissen aus Memmingen, die Ihr Klavier ins Krankenhaus
mitbringen darf. Diese Sopranrolle der Berta Weill wird mit Elan von Maria
Anelli übernommen, während Elsa Kodega die feinfühligen Melodieeinlagen der
Bäuerin interpretiert und der 15jährigebegabte Schüler Harald Pich, der den um
ein Jahr jüngeren Ernst Lossa auch pantomimischideal verkörpert.
Das skrupellose Klinikpersonal spielen Studenten der Hochschule für Musik und
Theater München in Begleitung von Bariton Tibor Brouwer und Sopranistin Maria
Helgath. Eindrucksvoll die vom Tenor Han Bo-Jeon gesungenen, phantasiereichen
biblischen Passagen, mit denen Hans-Christian Hauser das Werk im
synagogal-kantoralem Stil einrahmt.
Differenzierte kammermusikalische Klangfarben bereichert um das Viola
d'Amore-Spiel von Tilo Widenmayer (Bayerische Staatsoper),gehen aus dem
achtköpfigen Instrumentalensemble aus Studenten der Hochschule für Musik und
Theater München hervor und sorgen für eine weitere Steigerung in der
Wahrnehmung eines besonders empfindlichen Stoffes durch das Publikum, das
sichtlich betroffen reagiert. Verantwortlich für das klare Kostüm- und
Bühnenbild zeichneten respektive Diana Leist und Erwin Hecker. Präsentiert
wurde das Musikdrama vom Münchner Stadrat Marian Offman und von Frau Friederike
Steinberger, Vizepräsidentin vom Bezirk Oberbayern, der das bedeutende Projekt
zusammen mit der LfA
Förderbank Bayern unterstützt hat.
www.wilhelma-theater.de
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