Erschienen in Ausgabe: No 123 (05/2016) | Letzte Änderung: 05.05.16 |
von Michael Lausberg
1
Einleitung
Im Frühmittelalter die fortdauernde Teilung
Europas und des Mittelmeerraums in einen christlichen und einen islamischen
Teil sowie des christlichen Teils in einen lateinischen und einen orthodoxen,
der den Kulturkreis von Byzanz umfasste. Durch die arabisch-islamischen
Ausbreitung zerbrach das in spätrömisch-frühbyzantinistischen Formen
wiederhergestellte Reich endgültig. Seine Stelle nahm der das Mittelmeer
umgreifende Islam ein, der aus griechisch-byzantinischen, syrischen und
sassanidischen Traditionen eine neue Weltkultur formte.
Die historische Bedeutung der Abbasiden-Kalifen
lag in seiner Überzeugung, dass die Herrschaft über ein so umfangreiches, von
derart unterschiedlichen Stämmen und von so zahlreichen einander
zuwiderlaufenden politischen, geistigen und sozialen Kräften bestimmtes Reich
nur dann dauerhaft zusammengehalten werden könnte, wenn das Herrscheramt und
der Kalif entsprechend verankert und respektiert werden würden. Das Großreich
der Omajjaden war geschaffen worden dank ausgezeichneter Staatsmänner, die die
Vielfalt von Kulturen, Stämmen und Sprachen der unterworfenen Gebiete zu einen
Einheit zusammenfügen konnten.[1] Da es
an arabischen Vorbildern fehlte, waren byzantinische und persische
Institutionen als Vorbilder heranzuziehen für alle Bereiche der militärischen,
administrativen, steuer- und finanztechnischen Organisation. Kopten, Perser und
Griechen stellten die Beamtenschaft. Arabisch setzte sich erst allmählich als Amtssprache
durch. Es war angesichts der kurzen Regierungszeiten der Omajjaden-Herrscher
zudem unvermeidlich, dass die Einigungsbemühungen oft im Ansatz stecken bleiben
mussten. Unter der Oberfläche gärten die Gegensätze und Widersprüche der
Lebensformen, Gebräuche, Traditionen und Sitten. Trotz der ständigen
Machtkämpfe und Aufstände erlebte das Reich der Abbasiden im späten 8. und
frühen 9. Jahrhundert eine einzigartige wirtschaftliche Expansion, die zur
Entwicklung einer blühenden Stadtkultur führte. Mit der Zeit gelang es den
Kalifen der Dynastie jedoch nicht mehr das Großreich zusammenzuhalten und es
zeichnete sich die Entwicklung zur Auflösung des Gesamtreiches in
Reichsfürstentümer ab. Partikularinteressen waren allgegenwärtig und lösten das
Reich von innen her auf. Das Reich konnte eine Vielfalt von Kulturen, Stämmen
und Sprachen der unterworfenen Gebiete zu einen Einheit zusammenfügen und eine
kulturelle Blütezeit einläuten. Bis zur Festigung der Macht durch die Osmanen
hielt sich das Reich als Gegenspieler des byzantinischen Reiches.
Das Osmanische Reich war mehrere Jahrhunderte
lang die entscheidende Macht in Kleinasien, im Nahen Osten, auf dem Balkan, in
Nordafrika und auf der Krim.[2]
Hauptstadt war seit der Eroberung von Byzanz 1453 Konstantinopel, das heutige
Istanbul. Das Osmanische Reich war ein Vielvölkerstaat. Die Sultane waren
sunnitische Muslime und folgten der hanefitischen Rechtsschule. Seit 1517
stellten sie auch die Kalifen. Im Reich waren dazu das Christentum (Orthodoxe,
Armenier und Katholiken), das Judentum, das Alevitentum und der schiitische
Islam, das Jesidentum, Drusen sowie weitere Konfessionen und
Religionsgemeinschaften vertreten.
Das Osmanische Reich verhalf dem Islam als
Religionsgemeinschaft zu Weltgeltung. Das Wirken des Propheten Mohammed und
seine Lehren wurden institutionalisiert und weiter ausgebaut. Im Islam ist die
„Gemeinschaft der Muslime“ ist im göttlichen Heilsplan als die beste
Gemeinschaft (hair umma) vorgesehen. Ihr irdisches Abbild, die reale politische
Gemeinde, muss sich als gottgewollte Idealgemeinde bewähren, indem sie
gegenüber den göttlichen Geboten und Verboten gehorsam ist.[3] In
den verschiedenen Teilen des Osmanischen Reiches vermischten sich islamische
Vorstellungen mit althergebrachten volkstümlichen Formen der Religion und
Kultur, wie sie teilweise heute noch in manchen Ländern existieren.[4]
Die Geschichte ist
ganz sicher nicht nur in der Dimension einer Abfolge kriegerische Betrachtung
zu verstehen, sondern kulturelle und wirtschaftliche sowie soziale Fragestellungen
ergänzen gleichberechtigt die politische Geschichte. Suraija Faroqi bemerkte zu
Recht:„Denn der osmanische Staat und die
osmanische Gesellschaft sind viel zu oft lediglich als kriegerische verstanden
worden. Seit wir wissen, dass auch europäische Staaten der frühen Neuzeit
hauptsächlich durch und für den Krieg existierten, ist es kaum gerechtfertigt,
die Kriegsführung und die auf den Krieg ausgerichtete politische Organisation
als osmanische Besonderheit zu betrachten."[5]
Dieser
Einschätzung folgend wird versucht, die Geschichte des Osmanischen Reiches in
grober Form nachzuzeichnen, Entwicklungen zu skizzieren und grundlegende Thesen
herauszuarbeiten.
2 Entstehung
Während in Spanien der islamische
Machtbereich mehr und mehr durch die christlichen Königreiche eingeschnürt
wurde, vollzog sich in Anatolien der Aufstieg der türkischen Osmanen, denen es
gelang, den muslimischen Glauben tief nach Europa hineinzutragen und den
bereits während der arabisch-islamischen Expansion des 7. und 8. Jahrhunderts
unternommenen Versuch der Eroberung des Byzantinischen Reiches mit seiner
Hauptstadt Konstantinopel erfolgreich zu vollziehen.
Nach der Zerschlagung des
Sultanats der Rum-Seldschuken in Kleinasien waren viele Fürstentümer entstanden.[6] Der
Namensgeber Osman I. war zu Anfang des 14.Jahrhunderts der Herrscher über
einen nomadischen Stamm oder eine Gruppe von Ghāzīs.[7] Der
Beginn der osmanischen Dynastie ist in der Forschung nicht eindeutig geklärt.
Ab 1299 machte Osman sein Fürstentum zunehmend unabhängig vom Reich der
Rum-Seldschuken. Dieses Jahr wird daher traditionell als das Gründungsjahr des
Osmanischen Reiches angesehen. Am 27.Juli 1302 führten die Osmanen ihre
erste Schlacht gegen eine byzantinische Armee (Schlacht von Bapheus/Schlacht
von Koyunhisar), die für die Osmanen mit einem Sieg endete. Dies brachte Osman
Ruhm in weiten Teilen Anatoliens ein, so dass der 27.Juli 1302 als Tag
der Dynastiegründung angesehen wird.[8]
Aus Kleinasien her erfolgte die
Gründung und Ausweitung des osmanischen Staates unter Osman I (1299-1326) und
seinem Sohn Orchan (1326-1369).[9] Osman
gewann nach und nach die Oberhand über die benachbarten türkischen Stämme und
erweiterte seinen Herrschaftsbereich auf Kosten des Byzantinischen Reiches. Die
ersten Eroberungen an der Grenze zum Byzantinischen Reich (Uc) geschahen und
setzten sich Richtung Rumelien fortsetzten. Schließlich belagerte er Bursa und
Nicaea (Iznik), die beiden größten byzantinischen Städte in Anatolien. Bursa
fiel kurz vor Osmans Tod im Jahre 1326.
Sein Sohn Orchan übernahm die
Regierung seines Vaters und vergrößerte das Reich. Iznik wurde 1331 von ihm
erobert, nachdem er 1329 bei Maltepe in der Schlacht von Pelekanon eine
byzantinische Armee besiegt hatte. Er machte Bursa zur Hauptstadt, und bis zur
Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 blieb es die Grablege der osmanischen
Sultane.
Außerdem baute er die
Janitscharen auf, die in den nächsten Jahrhunderten die Elitetruppe der
osmanischen Armee darstellen sollte. Sie bestanden ursprünglich aus
nichttürkischen Kriegsgefangenen, die unter geistlicher Anleitung des
sufitschen Bektaschi-Ordens zu fanatischen und dem Sultan ergebenen Kriegern
ausgebildet wurden. Neben ihnen spielte die Reiterei eine wichtige Rolle, vor
allem die Sipahi, die schwere Reiterei, die aus (turkstämmigen) Inhabern von Tımar
genannten nicht vererbbaren Militärlehen bestand. Weitere Truppeneinheiten
stellten die ebenfalls meist türkischen Akıncı, dar, Sturmreiter, deren
Lebensunterhalt überwiegend aus der Beute bestritten wurde, und die sich auch
im Sklavenhandel betätigten. Gleichzeitig unterhielt die Zentrale eigene Truppen
des Sultans, zu ihnen gehörte auch die Leibwache des Sultans, die Kapikuli,
während die Provinzgouverneure, die Walis, regionale Einheiten unterhielten,
darunter die Serratkuli.
Die Osmanen verdrängten das
Byzantinische Reich weitgehend aus Kleinasien. Bei Orhans Tod 1359 war das
Reich bereits mehr als dreimal so groß wie beim Tode seines Vaters. Doch hatte
er seinen Machtbereich nicht nur auf Kosten von Byzanz ausgedehnt, das 1333
erstmals Tribut zahlte, sondern auch auf Kosten seiner turkmenischen Nachbarn.
So brach er 1345 die regionale Macht der benachbarten Karesi. Durch geschicktes
Agieren während der byzantinischen Thronstreitigkeiten, die Johannes
Kantakuzenos an die Macht brachten, konnte er den Beylik von Aydin an der Ägäis
seinem Herrschaftsgebiet einverleiben.[10]
Der rasche Verfall der Herrschaft
der Ilkhane in Anatolien begünstigte in den folgenden Jahrzehnten den Anstieg
der osmanischen Macht, die nach einer Heeresreform weit in das Gebiet der
Balkanhalbinsel vorstoßen konnten. Nach zahlreichen militärischen
Unternehmungen (1385 Eroberung von Sofia, 1386 von Nisch, 1389 Sieg auf dem
Amselfeld. 1396 folgte die Vernichtung einer Kreuzzugsheeres unter dem
ungarischen König Sigismund bei Nikopolis. Entweder aus persönlicher Wut über
den mit hohen Verlusten erkauften Sieg oder aber um seinen Soldaten ein Ventil
für ihre Rachegelüste zu verschaffen, ließ Bayezid viele der gefangenen
Kreuzfahrer, für die kein Lösegeld zu erwarten war, töten. Die Quellen sprechen
hier von 300 bis 3.000 Männern.[11] Die
Gefangenen von hohem Stand, wie beispielsweise Johann Ohnefurcht und Jean II.
Le Maingre, wurden von den Türken bewusst von diesem Massaker ausgespart, weil
man hier auf ein stattliches Lösegeld hoffen konnte, das von deren Angehörigen
in den meisten Fällen auch bezahlt wurde. Die zahlreichen Flüchtlinge der
Schlacht versuchten vielfach, auf eigene Faust wieder ihre Heimat zu erreichen,
doch kamen viele von ihnen auf dem Heimweg ums Leben. Sigismund und der Großmeister
der Johanniter konnten mit Hilfe von Hermann II. von Cilli ebenfalls über die
Donau fliehen.
Die schwere Niederlage der
Kreuzfahrer hinterließ im westlichen Abendland einen nachhaltigen Eindruck,
nicht nur bei den unmittelbar Betroffenen, sondern auch bei jenen, die nur
indirekt oder kaum mit dem Geschehen zu tun hatten. Zu einem erneuten Kreuzzug,
den manche forderten, um die Scharte von Nikopolis auszuwetzen, kam es zunächst
aber nicht.[12] Gründe dafür waren vor
allem das Wiederaufflammen des Hundertjährigen Krieges in Westeuropa sowie die
Konflikte Sigismunds mit der Republik Venedig und den Hussiten. Da durch diese
kriegerischen Ereignisse nahezu alle wesentlichen Mächte Europas anderweitig
militärisch gebunden waren, blieb der Kampf gegen die Muslime daher zunächst
vor allem auf Spanien und auf das Mittelmeer beschränkt und die Balkanländer in
ihren Bestrebungen, die osmanische Expansion abzuwehren, auf sich allein
gestellt.
Nun war das auf Konstantinopel
und seine nähere Umgebung zusammengeschrumpfte Byzantinische Reich von den
Osmanen umklammert.[13]
Jedoch wurde die Eroberung von Byzanz durch den nach Anatolien zielenden
Vorstoß Timurs hinausgeschoben. Am 20.7.1402 wurden die osmanischen Truppen
beim heutigen Ankara vernichtend von den mongolischen Truppen geschlagen,
wodurch das Osmanische Reich in eine gefährliche innere Krise und in eine Phase
heftiger Machtkämpfe gestürzt wurde, die erst mit dem 1421 zur Herrschaft
gelangenden Sultan Murad II überwunden werden konnten.[14]
Unter Murad II begann auch wieder
die osmanische Ausbreitung auf dem Balkan, die nach Anfangserfolgen (Einnahme
Salonikis 1430) schwere Rückschläge brachte (Niederlage gegen ein Heer der
Kreuzritter bei Jalowatz 1443).[15] Nach
dem erneuten Sieg auf dem Amselfeld 1448 waren die Grundlagen zur Eroberung
Konstantinopels gelegt, die unter Sultan Mehmed II. in Angriff genommen wurde
und schließlich 1453 realisiert wurde.[16]
Das Osmanische Reich konnte mit
der Eroberung Konstantinopels seine Herrschaft an der Schnittstelle zwischen
Europa und Asien konsolidieren und legte den Grundstein für seine weitere
Expansion.[17] Nur wenige Tage nach der
Eroberung Konstantinopels, am 3. Juni, musste sich auch die genuesische Kolonie
Pera Sultan Mehmed unterwerfen. Die byzantinischen Inseln Lemnos und Imbros
wurden noch im selben Jahr erobert. Das Despotat von Morea, als letztes
direktes Überbleibsel des ehemals mächtigen Byzantinischen Reiches, fiel
schließlich 1460. Für die italienischen Städte war der Verlust der Kontrolle
über den Bosporus ein schwerer Schlag, der ihren Schwarzmeer- und
Levante-Handel fortan stark beeinträchtigte.
Auch wenn das Byzantinische Reich
bereits seit einiger Zeit keine nennenswerte Rolle unter den europäischen
Mächten spielte, hatte Konstantinopel doch einen nach wie vor hohen
symbolischen Stellenwert im christlichen Selbstverständnis. Der Sieg des
jungen, dynamischen und islamischen Osmanischen Reichs löste eine vielstimmige
Diskussion in Europa aus, die nicht zuletzt auch das eigene, christliche
Selbstverständnis berührte. So verfasste der Humanist Nikolaus von Kues
unmittelbar unter dem Eindruck des Falls der Stadt sein Werk De Pace Fidei („Über den
Glaubensfrieden“), in dem er sich für eine Verständigung zwischen den
Religionen generell, insbesondere aber zwischen Christentum und Islam,
starkmachte. Zugleich mehrten sich in Europa Stimmen, die „die Türken“ als
Strafe Gottes für die eigenen Sünden betrachteten.[18]
Eine weitere Folge der Eroberung
Konstantinopels war die Auswanderung vieler griechischer Gelehrter in den
lateinischen Westen, insbesondere nach Italien.[19] In
Verbindung mit dem parallel aufkommenden Buchdruck fanden deren Lehren und die
von ihnen mitgebrachten antiken Schriften schnell Verbreitung. Wenngleich
dieser Prozess bereits in den vorangegangenen Jahrzehnten eingesetzt hatte,
erfuhr er durch den endgültigen Untergang des byzantinischen Reiches eine
Intensivierung. In der Geschichtswissenschaft gilt dieser Zufluss antiker
Gelehrsamkeit und griechischen Denkens als eines der auslösenden Momente für
die beginnende Renaissance und den Humanismus im katholischen Europa.
3 Internationale Machtpolitik und innere Entwicklung (1453-1700)
Es erschien eine vorderasiatische
islamische Macht am europäischen Horizont, die innerhalb der nächsten
Jahrhunderte tief in das europäische Geschehen eingreifen wird.[20]
Konstantinopel wurde zur Hauptstadt des neuen Osmanischen Reiches, das in
Istanbul umbenannt wurde. Mehmed II. setzte seine Expansion in Europa und Asien
fort. Von 1454 bis 1563 drang er weiter auf den Balkan vor und annektierte
Serbien und besetzte den Peloponnes. Die osmanischen Aktivitäten führten zum
zweiten osmanischen-venezianischen Krieg (1463-1479). Mehmed II. setzte auch in
anderen Gebieten seine Eroberungspolitik fort: er annektierte alle genuesischen
Handelskolonien am Schwarzen Meer, Bosnien und Quraman und dehnte damit die
osmanische Herrschaft bis zum Euphrat aus. Als Uzun Hasan von der turkmenischen
Dynastie der „Weißen Schafe“ in Anatolien einfiel, wobei ein koordinierter
Angriff verabredet worden war, konnte Mehmed II. nur unter Schwierigkeiten die
Situation in den Griff kriegen. 1473 konnte er schließlich Uzun Hasan bei
Baskent in die Flucht schlagen.[21]
Durch die Eroberung Anatoliens
1474 unter Besatzung der Gebiete von Kleinarmenien und Kilikien kam es zu
Kontakten mit dem Mamelukenreich in Ägypten und Syrien.[22] Nach
der Bereinigung der Lage im Osten konnte sich Mehmed wieder Europa zuwenden.
1479 musste schließlich Venedig, die stärkste Seemacht im Mittelmeer in einen
Frieden einwilligen. Weitere Vorstöße im Westen (Angriff auf Rhodos, der jedoch
von den Rittern der Johanniter abgewehrt werden konnte, Eroberung Otrantos in
Süditalien) wurden durch den Tod Mehmeds II. Anfang 1481 beendet. Mehmed II.
war es jedoch gelungen, ein gewaltiges Reich zu errichten, das zu einem
bedeutenden Machtfaktor für die nächsten Jahrhunderte werden und immer wieder
in die europäischen Geschicke eingreifen sollte. Unter Mehmed II. und seinen
Nachfolgern wurde das Prinzip der Unteilbarkeit der Herrschaft im Osmanenreich
eingeführt, wodurch alle Mitglieder der herrschenden Klasse dem Willen des
Sultans unterworfen wurden. Ein eindeutiges Thronfolgerecht sicherte die
konstante Entwicklung der Herrschaft des Sultans ab.[23]
Unter Bayezid II. (1481-1512)
wurden die Eroberungen Mehmeds II. abgesichert, und das Osmanische Reich wurde
auch von innen stabilisiert. Zunächst musste Bayezid II. die bis 1495 dauernde
Revolte seines Bruders bekämpfen, die dieser 1483-1495 ziemlich erfolglos vom
Exil aus durchführen musste. Gleichzeitig ging Bayezid II. systematisch an die
Konsolidierung des Osmanischen Reiches, nach außen hin betrieb er eine
gemäßigte Eroberungspolitik, Er besetzte die Herzegowina 1483 und eroberte die
Häfen Kilia und Akkerman 1484.[24] 1485
verbot er den Druck mit arabischen Lettern bei Todesstrafe, so dass sich der
Buchdruck im Osmanischen Reich nur sehr beschränkt entwickelte. 1484 führte er
erfolgreich Krieg gegen das Fürstentum Moldau. Ein neuer
osmanisch-venezianischer Krieg von 1499-1503, in dem sich eine europäische
Koalition abzuzeichnen begann, verlief unentschieden, jedoch konnte sich das
Osmanenreich als Seemacht im östlichen Mittelmeer etablieren und Venedig völlig
ausschalten.[25]
1499 führte er einen Krieg auf
der Morea (Peloponnes) mit der Dogen-Republik, der 1502 mit der Eroberung von
Lepanto, Modon, Coron und Navarino endete. Bayezid leitete persönlich die
Belagerung Modons im Jahr 1500. Ausschlaggebend für diesen Sieg war auch die
neuaufgerüstete Kriegsflotte, geführt von dem ehemaligen Korsarenkapitän Kemal
Re’is.
In der europäischen Diplomatie
stellte das Osmanische Reich von nun an als Großmacht im Mittelmeer einen nicht
mehr auszuschließenden Machtfaktor dar. Im Osten erwuchs derweil dem
Osmanenreich durch die politisch-religiöse Gemeinschaft der Safaviden, die der
Scheich Safi-ud-Dib von Ardabil (1252-1334) gegründet hatte und die sich mit
turkmenischen Stämmen verbündeten, eine neue Gefahr. Nach der Sicherung des
Friedens in Europa 1502/03 konnte Bayezid II. gegen den Safaviden Ismail I.
(1502-1524) vorgehen und ihn nach Aserbaidschan abdrängen, von wo aus dieser
seine Herrschaft über den gesamten Iran ausdehnen konnte. Die letzten Jahre von
Bayezids Regierungszeit wurden durch die Verbreitung der Schiiten-Lehre in
Kurdistan und Kleinasien unter dem Einfluss der neuen persischen Macht gestört.
Auch militärisch suchte Persien die Konfrontation mit dem Osmanischen Reich.
Bayezids jüngster Sohn Selim wollte dies zu seinen Gunsten nützen.[26]
Bayezid hatte Ahmed, den älteren
Sohn, als seinen Nachfolger designiert. Unter den Prinzen Ahmed, Korkud und
Selim, die Prinzenprovinzen in Anatolien beherrschten, begannen jedoch sofort
Machtkämpfe. Zwar war Korkud schon als Zehnjähriger nach Mehmed II. Tod für
seinen Vater Reichsverweser in Istanbul gewesen, bis dieser dort eintraf. Doch
der tatkräftigere Selim griff mit einem Tatarenheer die Truppen seines Vaters
an. Er verlor zwar die Schlacht, konnte trotzdem das Vertrauen der Janitscharen
gewinnen, die sich für ihn und gegen seine Brüder entschieden. Selim schlug
Korkud und Ahmed und zwang Bayezid, ihn zum Oberbefehlshaber des Heeres zu
ernennen. Am 24.April 1512 trat Bayezid II. zurück und sein Sohn übernahm
als Selim I. den Thron.[27]
Sultan Selim I. (1512-1520)
gelang es, durch die Vernichtung seiner Gegner seine Macht zu stärken und dann
seine imperialen Ziele uneingeschränkt zu verfolgen. Zunächst wandte er sich
gegen die Safaviden, die den schiitischen Islam zur Staatsreligion erhoben
hatten und damit die Vormachtsstellung der Osmanen in der islamischen Welt
gefährdeten. In einem Feldzug 1514 drang Selim weit in den Iran vor, geriet
jedoch in große Versorgungsschwierigkeiten, was wiederum zu einer
Janitscharen-Revolte führte, die Selim jedoch niederschlagen konnte. In einer
offenen Feldschlacht bei Tschaldiran am 23.8.1514 konnten die osmanischen
Truppen schließlich die Safaviden bezwingen, was jedoch nicht zum Zusammenbruch
des Safaridenreiches führte. Selim konnte ganz Ostanatolien unterwerfen und
sich nun dem Mamelukenreich zuwenden. In der Schlacht von Marsch Dabiq konnte
das Heer der Mameluken vernichtend geschlagen werden. Syrien und Ägypten fielen
dem Osmanischen Reich zu, das sich in seiner Ausbreitung verdoppelte. Mit der
Eroberung islamischer Kernländer fiel den Osmanen das geistige, administrative
und künstlerische Erbe der islamischen Kultur anheim, das ihnen bisher nur
durch die Seldschuken zugekommen war. Mit dem Niedergang des Mamelukenreiches
wurde das politische Vakuum, das seit dem Verfall des Reiches der Abbasiden im
Vorderen Orient bestanden hatte, durch eine stabile Ordnung ausgefüllt. Mit der
Verschiebung des Zentrums des Islam nach Westen vertiefte sich jedoch auch die
Spaltung der islamischen Welt, da der Iran einen anderen, vom Osmanenreich
unabhängigen Weg ging.[28]
Nachdem nun ein Großteil der
islamischen Welt unter osmanischer Oberhoheit stand, begann Selim, eine
Expedition gegen Rhodos vorzubereiten. Er erkrankte aber und starb im neunten
Jahr seiner Regentschaft mit 46 Jahren, unweit des Ortes, an dem er die Truppen
seines Vaters angegriffen hatte.
Selim schaffte es, das Osmanische
Reich entscheidend auszudehnen: Als Selim Sultan geworden war, umfasste das
Osmanische Reich eine Fläche von 2.375.000 Quadratkilometern. Acht Jahre später
hatte das Osmanische Reich mit 6.557.000 Quadratkilometern die 2,8-fache Fläche.
Selims militärische Erfolge beruhten auf einer Reform des osmanischen Heeres.
So ließ er die Artillerie (Topçu) modernisieren, dämmte die Macht der
Janitscharen ein und begann mit dem Aufbau einer Flotte. Mit seinen Eroberungen
in Asien und Afrika schuf er seinem Sohn Süleyman Rückenfreiheit und legte so
den Grundstein für die osmanischen Erfolge gegen die europäischen Mächte in den
folgenden Feldzügen und Eroberungen.[29]
Nachfolger Selims wurde sein Sohn
Süleyman II. (1520-1566), für den sein Vater alle Grundlagen einer stabilen
Herrschaft gelegt hatte, so dass dieser die Eroberungspolitik Selims
ungebrochen fortsetzen konnte. Er sah sich dabei im Westen dem Reich der
Habsburger, im Osten dem der Safaviden gegenüber. Die osmanischen Angriffe
zielten von 1520 an zunächst auf das unabhängige ungarische Königreich unter
Ludwig II. (1516-1526), dessen Schicksal in der Schlacht von Móhacs 1526
besiegelt wurde. Teile Ungarn, das aufgrund von Aufständen in Anatolien von den
Osmanen nicht vollständig besetzt werden konnte, wurde unter osmanische
Herrschaft gestellt, blieben aber in einem halbautonomen Zustand unter dem
habsburgfeindlichen Siebenbürger König Johann Zápolya. 1528 konnte Erzherzog
Ferdinand, der zum König von Ungarn gewählt worden war, Teile Mittelungarns
besetzen, doch der Vorstoß Süleymans führte ihn bis vor Wien, das von den
Habsburgern jedoch gehalten werden konnte.
Die Belagerung Wiens sicherte
Süleyman die Beherrschung Ungarns, die Angst vor dem türkischen Vormarsch
bewirkte in Europa zumindest vorübergehend den Nürnberger Religionsfrieden von
1532 zwischen Protestanten und Katholiken.[30] Ein
weiterer osmanischer Feldzug 1532 gegen Österreich führte zu einem den
erreichten osmanischen Herrschaftszustand in Europa bestätigenden Frieden.
Ferdinand gab seine Ansprüche in Ungarn auf und erkannte Zápolya als
osmanischen Vasallen an, dafür wurde Ferdinands Herrschaft in Nordungarn durch
Süleyman bestätigt. Der Tod Zápolyas 1541 löste neue Streitigkeiten aus, Ungarn
wurde zu einem Teil des osmanischen Reiches, was die Habsburger 1547 in einem
Vertrag bestätigten. Nunmehr grenzten die beiden Großmächte unmittelbar
aneinander, was zu fortwährenden Grenzkonflikten führte. Die osmanische
Expansion nach Mitteleuropa kam jedoch vorläufig zu einem Stillstand.[31]
Während der Auseinandersetzungen
mit Habsburg begann Süleyman zugleich auch seine Stellung zur See im Mittelmeer
auszubauen, wo Karl V. nach dem Niedergang der venezianischen Seemacht im
Zusammengehen mit Genua eine starke Flotte unter dem Kommando von Andrea Doria
aufgebaut hatte.[32] Nach der Eroberung von
Rhodos durch Süleyman verlegte Karl V. den Johanniterorden auf Malta 1530 und
mit der Eroberung von Tunis gewann er eine neue Flottenbasis im Westen.
Aktivitäten Andrea Dorias auf dem Peloponnes zwangen Süleyman dazu, den eine
Piratenflotte befehlenden und Algier beherrschenden türkischen Kapitän
Chayreddin Barbarossa als Großadmiral in seine Dienste zu stellen. Algier wurde
dem Osmanischen Reich angegliedert und Chayreddin baute eine mächtige Flotte
auf, die in der Seeschlacht von Prevesa vor der albanischen Küste über die
Flotte Andreas Dorias 1540 einen Sieg davontragen konnte. Venedig musste
daraufhin in einen Frieden mit dem Osmanischen Reich einwilligen, durch den er
seine letzten Besitzungen auf dem Peloponnes, in Dalmatien und auf den
Ägäischen Inseln aufgeben musste und endgültig seine einstige Machtstellung im
Mittelmeer einbüsste. Süleyman aber hatte mit dem Seesieg von Prevesa seine
Herrschaft im östlichen Mittelmeer gesichert und konnte nun auch zur See
expansiv vorgehen; 1543 wurde zusammen mit der französischen Flotte Nizza
erobert. Auch unter dem Nachfolger Chayreddins, Turgud Re’is (1485-1565) blieb
die osmanische Seeherrschaft unangefochten.[33]
Im Osten konnte Süleyman Wirren
im Iran unter dem minderjährigen Sohn Ismails, Tahmasp (1524-1576) ausnutzen,
in drei Feldzügen versuchte er das Safavidenreich zu schwächen. Die Safaviden
wichen jedoch einer offenen Feldschlacht aus und Nachschubprobleme ließen
Süleyman immer wieder die Herrschaft über gewonnene Gebiete verlieren. Im
Frieden von Amasya 1555 gewann Süleyman schließlich den Irak und die
turkmenischen Fürstentümer Ostanatoliens, gab aber Ansprüche auf Aserbaidschan
und den südöstlichen Kaukasus auf. In Arabien konnten Aden 1530, Suakin 1542 und
Massaua 1557 hinzugewonnen werden. Süleyman baute Flottenbasen am Roten Meer
und am Persischen Golf aus, wodurch die Portugiesen zurückgedrängt werden
konnten. Dies alles führte zur Belebung der alten Handelsstraßen, was dem
Osmanischen Reich wichtige Einkünfte sicherte, obwohl die lange zuvor erfolgte
Entdeckung des Seewegs um Afrika herum das ursprüngliche Handelsvolumen nie
mehr erreichen ließe.[34]
Süleyman starb 1566 nach
46-jähriger Regierungszeit, der längsten in der osmanischen Geschichte. Er
beschließt die Blütezeit der osmanischen Herrschaft.[35] Er
gilt als der bedeutendste Sultan der Osmanen. In der osmanischen Überlieferung
gilt er einerseits als Feldherr und Krieger, andererseits aber auch als weiser
Gesetzgeber und Staatsmann. In Konstantinopel ließ er zahlreiche prächtige
Bauwerke errichten. Insbesondere ließ er 1549–1557 die nach ihm benannte
Süleymaniye errichten, eine der kunsthistorisch bedeutendsten Moscheen
Konstantinopels. Des Weiteren entstanden in seiner Herrschaftsperiode unter
anderem die Prinzenmoschee (1548), die Mihrimah-Moschee (1566) und die
Rüstem-Pascha-Moschee (1561). Verantwortlich für die Bauten zeichnete jeweils
Süleymans Hofarchitekt Mimar Sinan. Daneben setzte der Sultan ein
großangelegtes Kanalbauprojekt ins Werk, das die Wasserversorgung der
Hauptstadt gewährleisten sollte. Darüber hinaus verfasste Süleyman unter dem
Pseudonym „Muhibbi“ („geliebter Freund“) auch selbst Gedichte in persischer und
osmanischer Sprache.[36]
Nach Süleyman geriet das
Osmanische Reich in eine Phase des Niedergangs, die auf die wachsende
Machtlosigkeit der Sultane zurückzuführen war. Bereits unter Süleyman wurde zur
Entlastung des Sultans das Amt des Großwesirs geschaffen. Korruption und
Nepotismus breiteten sich zunehmend aus und zerstörten die Institutionen des
Reiches. Unter Selim II. (1566-1574) begann sich der Niedergang der osmanischen
Macht abzuzeichnen; um stärkeren Einfluss zu gewinnen, versuchten Selim II. und
sein Nachfolger, das Amt des Großwesirs zu schwächen, indem ein häufiger
Wechsel der Inhaber vollzogen wurde, Trotz der bereits unter Süleyman
eingeleiteten inneren Schwächen des Reiches war es nach außen noch stark genug,
um auch während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die erreichte
Machtstellung zu halten, obwohl das osmanische Militär erste Niederlagen
hinnehmen musste.
1571 wurde die osmanische Flotte
in der Seeschlacht bei Lepanto von der Liga vernichtend geschlagen. Die
osmanische Flotte hatte schon binnen Jahresfrist ihre Verluste ausgeglichen,
baute über 150 Kriegsgaleeren neu und verfügte insgesamt wieder über 250
Galeeren. Ebenso ließ der Oberbefehlshaber der Flotte über 20.000 Arkebusen
anfertigen. Der Großwesir Sokollu Mehmed Pascha zeigte sich von der Niederlage
unbeeindruckt. Bereits 1574 konnten die Osmanen die wichtige Hafenstadt Tunis
erobern. Dennoch war der osmanische Traum von einer Weltmacht zur See mit der
Niederlage von Lepanto zerstört. Der Verlust vieler erfahrener Kommandeure,
Kapitäne und Seeleute auf osmanischer Seite konnte für viele Jahre nicht kompensiert
werden.
Venedig schloss bereits im März
1573 einen Separatfrieden mit dem Sultan.[37] Um
die alten Privilegien im Levantehandel zu sichern, machten die Venezianer trotz
des Sieges von Lepanto weitreichende Zugeständnisse. Die Republik ließ alle
türkischen Gefangenen ohne Lösegeldzahlung frei und zahlte dem Sultan eine
stattliche Kriegsentschädigung. Zypern blieb türkisch. Die Schlacht vor Lepanto
führte zu einer Bereinigung der Einflusssphären im Mittelmeer. Die Osmanen
beschränkten sich danach auf die Sicherung ihrer Vormachtstellung im östlichen
Teil, während spanische, maltesische und italienische Flotten das westliche
Mittelmeer unter sich aufteilten.[38]
Unter Murad III. (1574-1595)
dauerten die inneren Zerfallserscheinungen im Osmanischen Reich an, nach der
Ermordung des Großwesirs Mehmed Soqullu gewannen der Harem und dann die
führenden Janitscharenoffiziere immer mehr an Einfluss. Administrative, soziale
und wirtschaftliche Schwierigkeiten nahmen zu, dennoch betrieb auch Murad III.
eine Eroberungspolitik, die vor allem der Expansion des Fürstentums Moskau
unter Iwan IV. entgegenwirken sollte.[39] Die
Wirren nach dem Tode von Schah Tahmasp 1576 im Iran ausnützend, konnte Murad
III. den Kaukasus und Aserbaidschan 1578 erobern und so das Reich auf den
Höhepunkt seiner territorialen Ausdehnung führen. Noch unter Murad III. kam es
zu einem erneuten österreichisch-osmanischen Krieg 1593, der nach der Einnahme
von Teilen Zentralungarns und Rumäniens durch die Österreicher in der Schlacht
von Keresztes 1596 eine Wendung erfuhr, so dass die Habsburger in den
Friedensvertrag von Zsitva Torok 1606 einwilligen mussten, der die osmanische
Herrschaft über Ungarn und Rumänien wieder festigte.[40]
Es wurde durch eine Einmalzahlung
von 200.000 Gulden an den osmanischen Sultan Ahmed I. die bis dato
stattfindende jährliche Tributzahlung des Kaisersan die Hohe Pforte beendet. Durch diese
Konzession erkannte der Sultan den Kaiser erstmals als gleichrangig an.[41] Der
Frieden legte den Status quo von 1606 als gültig fest. Dies bedeutete, dass die
Osmanen Eger und Nagykanizsa behielten, während die Festungen nördlich von
Buda, die am Anfang des Krieges von den Habsburgern erobert worden waren, in
deren Besitz blieben. Für die übrigen Grenzen galt der Status quo ante von
1593. Das Fürstentum Siebenbürgen war mit diesem Friedensschluss de facto
unabhängig geworden, eine genaue Regelung seiner Stellung zur Hohen Pforte war
jedoch im Vertrag absichtlich offengelassen worden, was sich für seine Zukunft
noch als schwere Belastung herausstellen sollte.[42]
Durch mehrmalige Verlängerungen
sollte dieser Friedensschluss bis zum Türkenkrieg 1663/1664 Bestand haben.[43]
Beide Reiche hatten durch diesen Frieden den Rücken für den Kampf gegen andere
Gegner frei bekommen. Das Habsburgerreich sollte schon bald seine gesamte
Aufmerksamkeit und sämtliche Ressourcen für die Kämpfe des Dreißigjährigen
Krieges benötigen, während sich das Osmanische Reich nun völlig der Bekämpfung
von Aufständen in den Ostgebieten Kleinasiens und den Kriegen gegen Polen und
das Perserreich der Safawiden widmen konnte.[44]
Auch im Osten wuchs mit dem
Aufstieg von Schah Abbas I. (1587-1629) und dem Wiedererstarken des
Safavidenreiches eine neue Gefahr heran. Osman II (1618-1622) und Murad IV.
(1623-1640) versuchten dem durch Reformen, die das Osmanenreich wieder
stabilisieren sollten, zu begegnen, und ihre Reformbemühungen wurden unter
Mehmed IV. (1648-1687) durch die Dynastie der Köprülü-Großwesire fortgesetzt.
1603 konnte Schah Abbas I. den Kaukasus und Aserbaidschan einnehmen. 1624 erfolgte
die Eroberung des mittleren Irak, doch ermöglichte es das Reformwerk Murads
IV., der iranischen Bedrohung zu begegnen. 1638 konnte der Irak zurückgewonnen
werden, und im Vertrag von Qasr-i-Schirin von 1639 wurde die moderne
iranisch-türkische Grenze festgelegt. 1645 brach anlässlich des Versuchs der
Osmanen, Kreta zu erobern, ein neuer Krieg mit Venedig aus, der bis 1669
dauerte und Anfangserfolge Venedigs brachte, bis Reformen Mehmed Köprülüs zum
Erfolg führten. Nach 24jähriger Belagerung konnte Kreta 1669 erobert werden.
Die durchgeführten Reformen waren
jedoch immer nur augenblicklicher Natur, sie beseitigten aktuelle Missstände,
konnten aber die überlebten osmanischen Institutionen nicht erneuern, so dass
das Osmanische Reich auf die Dauer nicht mit dem Fortschritt der aufsteigenden
europäischen Nationalstaaten mithalten konnte. Dennoch marschierte der
Großwesir Quara Mustafa Pascha 1681 wiederum in Mitteleuropa ein und belagerte
Wien.[45] Dank
dem Eingreifen des polnischen Königs Johan III. konnte Wien gehalten werden und
es bildete sich eine europäische Koalition, die gegen das Osmanische Reich
vorging. Der Krieg gegen die Armeen der katholischen Liga von 1683 bis 1699
endete im Frieden von Karlowitz, der für das Osmanische Reich eine Schwächung
bedeutete.[46]
Nach dem Frieden von Karlowitz
musste das Osmanische Reich ganz Ungarn einschließlich Siebenbürgens ohne das
Banat von Temesvar, sowie den Großteil Kroatiens an Österreich abtreten. Der
Republik Venedig wurde der seit 1686 bestehende Besitz der Halbinsel Morea
bestätigt, während Polen das seit 1672 durch die Hohe Pforte okkupierte
Podolien mit Kamieniec Podolski und weitere Teile der Ukraine zurückerhielt.
Der Friedensschluss markiert einen Wendepunkt in der europäischen Geschichte:
Nie zuvor hatte ein Sultan von Konstantinopel vor einer nichtmuslimischen Macht
die Waffen gestreckt. Der Friede zu Karlowitz legte den Grundstein für die neue
Großmacht Österreich und war der Beginn der Epoche des militärischen
Niedergangs des Osmanischen Reiches. Russland schloss auf zwei Jahre einen
Waffenstillstand, der aber direkt in den Frieden von Konstantinopel (1700)
mündete, in dem der russische Besitz von Azow bestätigt wurde.[47]
4 Schleichender Verfall (1700-1923)
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts
hatte sich die Lage des Osmanischen Reiches grundlegend verändert. In den Kampf
gegen die Osmanen war neben Habsburg und Venedig noch Russland getreten, das
während der Regierungszeit Mustafas II. (1695-1703) Asow eroberte.[48]
Russland ging es bei seinem Kriegseintritt darum, durch das Schwarze Meer und
die Dardanellen ins Mittelmeer vorzustoßen. Die Niederlage bei Zenta im Jahre
1697 führte schließlich zum Frieden mit den Habsburgern in Karlowitz 1699 und
1700 zum Frieden von Konstantinopel mit Russland, dem das Gebiet bis an den
Dnjestr und die Festung Asow zugesprochen wurde, mit der es einen ersten
Stützpunkt am Schwarzen Meer erhielt. Die Friedensschlüsse um die Wende zum 18.
Jahrhundert zeigten deutlich den Machtverfall des Osmanischen Reiches auf: Im
Südosten Europas hat es seine hegemoniale Stellung eingebüßt, der Druck nach
Mitteleuropa ließ nach, Österreich konnte sich auf Kosten des Osmanenreiches
erheblich nach Südosten ausdehnen. In den 109 Jahren zwischen der zweiten
Belagerung von Wien und dem Frieden von Jassy im Jahre 1792, in denen das
Osmanische Reich 41 Jahre lang in Kriege verwickelt war, ging es für nun darum,
den Bestand des Reiches zu wahren und die Verfallsperiode zu überdauern. Als
Verbündeter Habsburgs in dem Kampf gegen die Türken fungierte jetzt das an die
Stelle Polens getretene Russland, das ans Mittelmeer vorzustoßen versuchte.
Das Osmanische Reich wurde
dadurch während des 18. Jahrhunderts in die europäische Machtpolitik
verstrickt. Die Gegner Habsburgs und Russland, insbesondere Schweden und Frankreich
unterstützten die Osmanen, die Niederlande und England, denen es um die
Absicherung ihrer vom Sultan gewährten Handelsprivilegien in der Levante ging,
verhielten sich neutral. Sie waren nur darum bemüht, eine Kontrolle des
Osmanischen Reiches durch irgendeinen europäischen Staat zu verhindern, da dies
ihm ein deutliches Übergewicht in der europäischen Machtkonstellation
bedeutete.[49]
Den Auftakt zu den kriegerischen
Verwicklungen der Türken im 18. Jahrhundert bildete die erneute
Auseinandersetzung mit Russland unter der Regierung Achmeds III (1703-1730).
Karl XII. von Schweden war 1709 nach seiner Niederlage bei Poltawa gegen die
Russen auf osmanisches Gebiet geflüchtet, wo ihm Achmed III. Asyl gewährte. Von
1709 bis 1714 hielt sich Karl XII. in Demotika in dem Bestreben auf, den Sultan
zu einem Krieg gegen Russland zu bewegen. Durch den Hospodar der Moldau,
Demetrios Kantemir, ließ sich Peter der Große dazu verleiten, in die Türkei
vorzustoßen. Er musste aber nach seiner Kapitulation im Jahre 1711 in den
Frieden am Pruth einwilligen, durch den es dem Sultan gelang, verloren
gegangene Gebiete wieder zurück zu gewinnen. Als Folge des Verrates des
Hospodars Demetrios erlangten die schon im 17. Jahrhunderts aufsteigenden
griechischen Fanarioten stärkeren Einfluss. Nach Beendigung des Krieges mit
Russland kam es schon wenige Jahre später zu erneuten Auseinandersetzungen mit
Venedig und Österreich (1714.1718). 1716 konnte Prinz Eugen von Savoyen die
Türken bei Peterwardein besiegen und 1717 Belgrad erobern. Unter dem Eindruck
dieser Erfolge gab es den Frieden von Passarowitz 1718, in dem Venedig
endgültig auf den Peloponnes verzichtete, der habsburgische Kaiser jedoch den
Banat von Temesvár, die Kleine Walachei und einen Teil von Serbien erringen
konnte.[50]
In den folgenden Jahren versuchte
Achmed III., dem geistigen Leben mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Er ließ fünf
Bibliotheken bauen, eine Wasserleitung vom Nordende des Goldenen Horns nach
Istanbul anlegen und eine Porzellanfabrik errichten. Infolge der allgemeinen
Kriegsmüdigkeit des Landes wandte sich die osmanische Öffentlichkeit eine Zeit
lang von der Politik ab und mehr geistigen Dingen zu. Es setzte eine Welle der
Europäisierung ein, die ihre Kulmination in der von 1717 bis 1730 währenden
„Tulpenzeit“ erfuhr. Ihren Namen erhielt diese Periode von der sich im
Osmanischen Reich entwickelnden Tulpenzucht. Europäische Einflüsse machten sich
jetzt auch in der Baukunst bemerkbar, neben der Übernahme technischer
Errungenschaften Europas wirkte sich die Europäisierung auch in der Ausbildung
einer Diplomatie und in der Anpassung der türkischen Politik an die
europäischen Kabinette aus.[51]
Die friedliche Regierungsperiode
Achmeds III. endete schließlich mit dessen Ermordung. Die mit dem Untergang der
Safaviden einhergehenden Wirren in Persien, die Peter dem Großen eine
Ausweitung Russlands bis Gilan erlaubten, warfen bereits ihre Schatten auf das
Osmanische Reich, das 1723 bis 1733 militärische Unternehmungen in Persien
durchführte.[52] 1730 wurde Achmed durch
einen Volksaufstand gestürzt und sein Neffe Machmud I (1730-1754) wurde sein
Nachfolger.[53] Unter seiner Regierung,
während der die Janitscharen jahrelang eine Willkürherrschaft ausübten, kam es
wieder zu Konflikten an der europäischen und persischen Front. Die Auseinandersetzungen
zwischen den Habsburgern wurden allmählich durch Kämpfe mit Russland abgelöst.
In dem von 1736 bis 1739 dauernden österreichisch-russischen Koalitionskrieg
erwiesen sich die Türken den militärisch geschwächten Österreichern gegenüber
als ebenbürtig. Im Frieden von Belgrad 1739 verlor Habsburg die Gewinne von
1718 mit Ausnahme des Banats von Temesvár, während die Russen Asow erneut
erhielten. Im Osten des Osmanischen Reiches hatte in der Zwischenzeit der
turkmenische Heerführer Schah Nadir die iranische Macht wiederhergestellt und
Mesopotamien und Gebiete östlich von Anatolien zurück gewonnen. Die lang
andauernden Kämpfe zwischen den Osmanen und Nadir fanden schließlich mit der
Niederlage bei Eriwan 1746 und der Ermordung Nadirs ihr Ende. In den nach
seinem Tode ausbrechenden Wirren konnte das Osmanische reich die Grenze von
Qasr-i-Schirin behaupten.[54]
In den Regierungsperioden Osmans
III. (1754-1757) und Mustafas III. (1757-1773) fiel der machtpolitische
Umschwung, der an die Stelle Habsburgs Russland als Vorkämpfer gegen die
Osmanen treten ließ. Die Russen verstärkten in der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts ihre Anstrengungen. Das Osmanische Reich, dessen Militär in der
Friedenszeit mehr und mehr verfiel, wurde jetzt zum Spielball der europäischen
Mächte. Im Jahre 1768 erklärte Mustafa III. auf Drängen Frankreichs Russland
den Krieg. 1769 besetzten die russischen Heere Bessarabien, die Moldau und die
Walachei und stießen 1770 nach Bulgarien vor. Im gleichen Jahr vernichtete die
russische Flotte die türkische in der Bucht von Tscherschme. Unter Einwirkung
von Österreich und Preußen, die die russischen Erfolge beunruhigten, kam es
schließlich zum Friedensschluß von Kütschük Qaynardschy bei Silistria im Jahre
1774. Unter Katharina II. gewann Russland den Nordrand des Schwarzen Meeres und
die Schirmherrschaft über die Krim. 1775 konnte der deutsche Kaiser aufgrund
der Schwäche des türkischen Reiches durch geschickte Verhandlungen die Bukowina
erlangen.[55]
Unter der Herrschaft Abd
ül-Hamids I. (1773-1789) gelang Russland dann endgültig der Durchbruch als
Vormacht am Schwarzen Meer. Russland, das immer mehr als Schutzmacht der
orthodoxen Länder auf dem Balkan auftrat, verstärkte seine Expansionspolitik
gegenüber dem Osmanischen Reich.[56] Es
gelang aber dem Osmanischen Reich, durch Bündnispolitik mit europäischen
Mächten seine Stellung zu verbessern. Freundschaftliche Beziehungen bestanden
zu England und die Niederlande, Frankreich konnte seinen über Jahrhunderte
gepflegten Kontakt mit den Türken noch vertiefen. Hinzu kamen Verträge mit
Schweden 1733, 1756 mit Dänemark und 1761 mit Preußen. Ein Bündnis mit
Friedrich war angesichts von dessen bedrohlicher Lage im Lager von Bunkelwitz
geschlossen worden. Trotz dieser internationalen Verflechtung vermochte das Osmanische
Reich die Bedrohung durch Russland nicht abzuwenden.[57]
1781 ging Katherina ein Bündnis
mit Österreich ein, das gegen Preußen und die Türkei gerichtet war, deren
Aufteilung Josef II. von seiten Russlands vorgeschlagen wird. 1783 wurde die
Krim von Russland annektiert, 1784 erwarb die Zarin das Schutzrecht über
Georgien. Zum letzten Male verbanden sich Österreich und Russland in dem Krieg
von 1787 bis 1792 gegen die Türkei. Angestachelt von Preußen und England und in
einem Bündnis mit Schweden stehend, das auf den Wiedererwerb Finnlands
hinzielte, erklärte das Osmanische Reich den Russen 1787 den Krieg. 1789
besetzte ein österreichisches Heer Belgrad, Bukarest wurde in Verbindung mit
der russischen Armee eingenommen. 1791 sah sich Österreich infolge von
Aufständen in Belgien und Ungarn jedoch gezwungen, den Frieden von Swischtow
einzugehen, der den Verlust der Moldau und der Walachei mit sich brachte.
Das den Krieg siegreich
fortführende Russland musste schließlich aufgrund der internationalen Lage in den
Frieden von Jassy im Jahre 1792 einwilligen, der ihm den Gewinn des Gebietes
zwischen Bug und Dnjestr sicherte. Katharina II konnte damit die Nordküste des
Schwarzen Meeres endgültig für Russland erwerben. Das osmanische Reich erkannte
in diesem Vertrag die Annexion des Krim-Khanats im Jahr 1783 unter der Zarin
Katharina II. und die durch den Potjomkin erfolgte Gründung der Stadt und
Schiffsbasis Sewastopol an. Russland erhielt die Festung von Otschakow am
rechten Ufer der Dnjepr-Bug-Mündung und alles Land östlich des Dnjestr, der zum
Grenzfluss wurde. Die nördliche Küste des Schwarzen Meeres wurde somit
russisches Staatsgebiet. Die kaukasische Grenze zwischen beiden Imperien blieb
der Fluss Kuban. Die von französischen Ingenieuren im Jahr 1781 als türkische
Grenzfestung erbaute Wehranlage in der Stadt Anapa war von den Russen
eingenommen worden, wurde aber nach dem Frieden von Jassy 1792 wieder
zurückgegeben.
Der Friede von Jassy bedeutete
einen Einschnitt in die Geschichte des Osmanischen Reiches. Mit der Herrschaft
Selims III. (1789-1807) endete die Verfallsperiode der Türkei und es setzte
eine erste Phase von Reformen ein, die dem Osmanischen Reich eine neue Basis
sozialer und politischer Art gab.[58]
Im Inneren des Osmanischen
Reiches dauerte die bereits im 16. Jahrhundert einsetzende Zersplitterung in
autonome lokale Herrschaften aufgrund der Schwäche der Zentralregierung das
gesamte 18. Jahrhunderts hindurch an.[59]
Regionale Machthaber konnten sich insbesondere in den asiatischen Teilen der
Türkei, aber auch in Anatolien und Kurdistan durchsetzen. Gefördert wurde ihre
Autonomie vor allem durch nationale Strömungen, die eine weitere Zugehörigkeit
zum Osmanischen Reich ablehnten. Diese Strömungen verstanden die lokalen
Machthaber für sich auszunutzen. In Ägypten konnten die Truppen des Sultans nur
mühsam den in Verbindung mit Russland stehenden Mameluken Ali Bey in den Jahren
1768 bis 1772 niederwerfen, und auch Unruhen in Syrien in den Jahren 1770 und
1783-1785 bereiteten große Schwierigkeiten. Erwies sich so die osmanische
Herrschaft als vielfach gefährdet, so stellte sie sich noch wesentlich lockerer
im Maghreb dar. In Tripolitanien regierte seit 1711 die Pascha-Dynastie der
Qaramanly, die zunächst für eine politische Stabilität der Provinz zu sorgen
vermag, jedoch gegen Ausgang des 18. Jahrhunderts in innere Zwistigkeiten
verfiel. In Tunesien kam 1705 der Bey Husain an die Macht, dessen Nachfahren
das Land bis 1957 beherrschten. In Algerien, das in erster Linie von der
Seeräuberei lebte, bis der Machtanstieg Frankreichs und Englands die Überfälle
einzuschränken vermag, regierten seit 1671 die Deys. Trotz einer gewissen
Unabhängigkeit erkannten diese Provinzen die Oberhoheit des osmanischen Sultans
an. Marokko konnte sich als unabhängiger Staat im Maghreb behaupten. Sultan
Ismail (1672-1729) konnte ein Heer von 150.000 Mann aufbieten und die Berber im
Süden des Landes zurückdrängen.[60]
Der Friede von Jassy, der in die
Regierungsperiode Sultan Selims III. (1789-1807) fiel, bedeutete in der
Geschichte des Osmanischen Reiches eine Wende: Mit ihm endete die lange Zeit
des Niedergangs, und das Osmanische Reich, das trotz der vielfachen von seinen
europäischen Gegnern zugefügten Niederlagen noch ganz Anatolien, die arabische
Welt vom Irak bis Nordafrika und den gesamten südlich der Donau gelegenen
Balkanraum umfasste, trat in eine neue Phase seiner geschichtlichen Entwicklung
ein, in der sich durch grundlegende, über ein Jahrhunderts währender Reformen
auf sozialem und politischem Gebiet eine tiefgehende Erneuerung vollzog.[61]
Dieses das 19. Jahrhundert umspannende Reformwerk wurde von Sultan Selim III.
eingeleitet und von Machmud II. fortgesetzt. Beide Reformer standen dabei noch
in der Tradition alter osmanischer Reformvorstellungen bei ihrem Bestreben,
durch die Beseitigung von Korruption und Nepotismus den alten Institutionen
wieder neue Funktionen zu verleihen. Die militärische Überlegenheit der
Europäer zwang Selim III. zu umfangreichen Militärreformen, die auch von
Machmud II. durchgeführt wurden. Selim III. schaffte neue Streitkräfte, die in
ihrer Bewaffnung, taktischen Schulung, Organisation und Disziplin die Armeen
Europas zum Vorbild hatten. Neben diesen leistungsfähigen Truppen, die
allerdings nicht mehr als 10.000 Personen umfassten, bestanden jedoch auch die älteren
Militäreinheiten in über zehnfacher Stärke weiter; diese standen der
Aufstellung der neuen Truppenverbände von Anfang an feindselig gegenüber.
Schließlich provozierten die neuen Truppen 1807 eine Janitscharenrevolte gegen
Selim III., die zu ihrer vorübergehenden Auflösung führte.[62]
Das Reformwerk Selims III. wurde
allerdings nicht nur durch den Konservatismus und die Opposition im Osmanischen
Reich behindert, sondern vor allem durch äußere Gefahren, die das Reich in
seiner Existenz ernsthaft bedrohten. Napoleons Vorstoß nach Ägypten im Jahre
1798 rief einen Bruch zwischen der Türkei und dem bisher befreundeten
Frankreich hervor und führte zu einer zeitweiligen politischen Annäherung an
England.[63] Als Folge der
napoleonischen Expedition nach Ägypten und Syrien, die bereits 1798 durch den
Sieg der englischen Flotte unter Admiral Nelson bei Abukir über die
französische in Frage gestellt wurde, kam es zu einem russisch-türkischen
Bündnis. Als die Franzosen 1802 durch die Engländer aus Ägypten vertrieben wurden,
trat wieder eine Normalisierung der Beziehungen zwischen dem Osmanischen Reich
und Frankreich ein. Als Folge griff die Türkei während der napoleonischen
Feldzüge nicht ein. In den Jahren von 1806 bis 1812 wurde das Osmanische reich
erneut in einen Krieg mit Russland verwickelt, in dessen Verlauf das Zarenreich
die Fürstentümer Moldau und Walachei sowie Bessarabien besetzte. Im Frieden von
Bukarest vom 28.5.1812 gewann Russland schließlich Bessarabien wieder zurück.[64]
Im April 1807 brach eine
Janitscharenrevolte gegen Selim III. aus, die zur Absetzung des Sultans führte.[65]
Selim III. wurde ein Jahr später ermordet, sein Nachfolger wurde Machmud II..
Machmud II. konnte Schritt für Schritt seine Macht im Inneren festigen und
konnte einige Gegenspieler ausschalten. Während so in einigen Gebieten des
Osmanischen Reiches die Herrschaft des Sultans wieder gestärkt werden konnte,
ging in anderen das Streben nach Autonomie weiter. Bagdad und Basra wurden bis
1831 von mamelukischen Paschas regiert. Unter dem seit 1806 als Statthalter
über das Nilgebiet eingesetzten General Muhammad Ali (1769-1849) entwickelte
Ägypten ein zunehmendes Maß an Autonomie und in anderen teilen des Osmanischen
Reiches kam es infolge eines wachsenden Nationalgefühls zu Aufständen: 1815 erhoben
sich die Serben, 1821 brach der griechische Befreiungskrieg aus.[66] 1821
kam es zu einem Aufstand unter Fürst Alexandros Ypsilanti dem Jüngeren in
Jassy. Darauf erhob sich das restliche Griechenland und am 1.1.1822 wurden auf
dem Nationalkongress zu Epidauros die Unabhängigkeit und ein Verfassungsgesetz
verkündet. In ganz Europa rief der griechische Unabhängigkeitskampf spontane
Begeisterung hervor. Im Zuge einer alle Länder Europas umfassenden
philhellenischen Bewegung eilten viele Freiwillige nach Griechenland, unter
ihnen auch der englische Dichter Lord Byron, um den Aufständischen beizustehen.[67]
Als die Janitscharen gegen die
griechischen Rebellen den Kürzeren zogen, ging 1824 der Gouverneur von Ägypten,
Muhammad Ali gegen sie vor und errang zahlreiche Siege, was die
Janitscharenkorps im Osmanischen Reich in Misskredit brachte. Bereits 1815
hatte Machmud II. moderne Truppen unter dem Namen Sekban-i-dschedid wieder
aufgestellt und sie dann nach Istanbul bringen lassen. Als die Janitscharen am
15.6.1826 zu revoltieren begannen, gingen Machmuds II. neue Truppen gegen sie
vor und besiegten sie. Damit war der Weg frei für eine tief greifende Reform
des türkischen Heeres.[68]
Die Vernichtung der alten
türkischen Armee wirkte sich militärisch zunächst jedoch verheerend aus, der
Kriegseintritt der europäischen Großmächte führte zu einer Wende im
griechischen Freiheitskampf. 1827 wurde die türkische Flotte in der Seeschlacht
bei Navarino von der englischen, französischen und russischen vernichtet. Der
russisch-türkische Krieg von 1828 bis 1829 zwang den Sultan zum Einlenken. Im
Frieden von Adrainopel 1829 erkannte das Osmanische Reich die Unabhängigkeit
Griechenlands an; Samos, Chios, Epiros, Thessalien und Kreta blieben jedoch
weiterhin unter türkischer Herrschaft. Die Unabhängigkeit Griechenlands wurde
im Londoner Protokoll vom 3.2.1830 von den Schutzmächten Russland, England und
Frankreich bestätigt. Auf der Londoner Konferenz wurde der Sultan von den
Großmächten zugleich zur Anerkennung der Autonomie Serbiens, der Moldau und der
Walachei gezwungen.
Auch im arabischen Raum des
Osmanischen Reiches machten sich jetzt verstärkt Unabhängigkeitsströmungen
bemerkbar.[69] Ägyptens Statthalter
Mohammad Ali eroberte Syrien, Südarabien und Südostanatolien und trug in der
Schlacht von Konya am 21.12.1832 den Sieg über die osmanische Armee davon. Im
Frieden von Kütahya von 1833 erhielt Mohammad Ali Syrien zusammen mit der
Verwaltung Kilikiens. Um Hilfe gegen den ägyptischen Statthalter zu bekommen,
ging Machmud daraufhin einen Schutzvertrag mit Russland ein. Ende 1833 zwangen
die europäischen Mächte, als sie sich über eine Aufteilung des Osmanenreiches
nicht einigen konnten und einen Sieg des ägyptischen Statthalters über den
Sultan befürchten mussten, Mohammad Ali zum Rückzug und retteten somit Machmud
II..
Machmud II. setzte in den
folgenden Jahren seine Bemühungen um den Aufbau einer modernen Armee nach
europäischem Vorbild fort.[70] In
neuen technischen Schulen wurden die Offiziere ausgebildet und von preußischen
Militärexperten unter dem Kommando von Moltke geschult. Weiterhin ließ Machmud
II. ein säkulares Grundschulsystem aufbauen, das die Schüler auf die
technischen Schulen vorbereiten sollte. Die europäische Kleidung wurde
eingeführt und musste von den Regierungs- und Armeemitgliedern getragen werden.
Wichtige Reformen wurden auch für die Regierung und Finanzverwaltung in dem
Bestreben durchgesetzt, die Zentralgewalt des Sultans zu stärken und die
traditionellen Formen der Autonomie im Osmanischen Reich zu beseitigen. 1839
kam es dann erneut zu Auseinandersetzungen mit dem Pascha von Ägypten, bei
denen Machmud II. seine noch nicht voll ausgebaute Armee einsetzte und eine
verheerende Niederlage in der Schlacht von Nezib am 24.6.1839 einstecken
musste.[71]
Nach dem Tode Machmud II. folgte
ein Sohn Machmuds II. als Abd ül-Medschid I. (1839-1861), der sich gegen
Vorstöße Muhammad Alis, zu dem die türkische Flotte nach seinem Sieg
übergegangen war, wehren musste. Daraus entwickelte sich 1839 bis 1841 die
orientalische Krise. In dem Krieg zwischen Muhammad Ali und dem Sultan wurde
Ägypten von Frankreich unterstützt, während der türkische Sultan Hilfe von
England und Russland erhielt. In der 1. Londoner Konvention vom 15.7.1840, in
der es zu einer Verständigung zwischen England, Russland, Preußen und
Österreich kam, wurde Frankreich ausgeschaltet. Abd ül-Medschid I konnte die
1833 verlorenen Gebiete wieder zurückgewinnen. In der 2. Londoner Konvention
vom 13.7.1841, dem so genannten Meerengenvertrag, den der Sultan mit den fünf
europäischen Großmächten einging, wurde die Durchfahrt durch die Dardanellen
und den Bosporus für nichttürkische Kriegsschiffe in Friedenszeiten verboten.[72]
Nachdem für das Osmanische Reich
außenpolitische wieder Ruhe eingetreten war, konnte sich der Sultan verstärkt
den Reformen im Inneren zuwenden, die bereits von Selim III. und Machmud II. im
Angriff genommen worden waren. Zwischen 1836 und 1876 wurden die Reformen in
einem umfangreichen Gesetzgebungswerk verankert, dem Tanzimat, weshalb die
folgende Phase in der Geschichte des türkischen Reiches als Tanzimat-Periode
bezeichnet wurde. Im Tanzimat wurde die Abschaffung der Steuerpacht vom Sultan
versprochen, ferner die allgemeine Rechtssicherheit und Steuerreformen. Nach
europäischem Muster wurden jetzt Recht, Verwaltung und Schulwesen ausgebaut.
Die osmanische Regierung, die Armee und das Schulwesen erfuhren so in der
Tanzimat-Periode eine Modernisierung, die mit ausländischer Hilfe durchgesetzt
werden konnte. Unter Sultan Abd ül-Medschid stieg der Minister Mustafa Mechmed
Reschid Pascha, der zwischen 1839 und seinem Tode im Jahre 1856 sechsmal das
Amt des Großwesirs innehatte, zum bedeutendsten Mann der Tanzimat-Periode
empor.[73]
Die Tanzimat-Periode umfasste die
Regierungszeit von Abd ül-Medschid I. und Sultan Abd ül-Asis (1861-1876) und
erreichte ihren Höhepunkz unter Abd ül-Hamid II. (1876-1909).[74] Nach
Beendigung des Krimkrieges wurden in dem auf Druck der europäischen Mächte hin
am 18.2.1856 erlassenen Edikt hatt-i-hümayun eine Vielzahl von Reformen
versprochen (Abschaffung der Folter, Verbesserung des Steuer- und
Gerichtswesens, Gewährung der Religionsfreiheit). Trotz zahlreicher religiöser
und nationaler Spannungen konnten die Reformen während der Tanzimat-Periode
gegen den Widerstand breiter Kreise der türkischen Bevölkerung durchgesetzt
werden. Im Bereich von Regierung und Verwaltung wurde ein übergreifendes
bürokratisches System angestrebt, das von der Übertragung der Regierungsgewalt
auf die Zentralverwaltung in Istanbul geprägt war. Diese Zentralisierung der
Regierungsmacht und die Ausweitung ihrer Aufgaben bedingte die Schaffung neuer
Institutionen im zentralen Verwaltungsapparat, was die gesamte Tanzimat-Periode
hindurch durch die Bildung von Expertengremien mit legislativen, exekutiven und
richterlichen Funktionen im Bereich des Erziehungswesens, des Militärs, der
Wirtschaft und der Rechtspflege vollzogen wurde. Im Bereich des
Erziehungswesens wurden während der Tanzimat-Periode die traditionellen
osmanischen Schulen, die Medresen, Schritt für Schritt durch ein neues säkulares
Schulsystem ersetzt, das der Ausbildung der Verwaltungsbeamten und der
Offiziere diente.[75]
Dennoch bestand das System der Medresen weiterhin fort, deren Schüler nach
ihrer Ausbildung heftigen Widerstand gegen die Tanzimat-Reformen leisteten. In
den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts kamen zu dieser bereits bestehenden
Opposition noch Widerstand aus der neuen, durch die Tanzimat gebildeten Klasse
hinzu, der sich in der Organisation der „Jungen Osmanen“ zusammenschloss. Diese
Bewegung arrangierte sich nach 1870 jedoch wieder mit der türkischen Regierung
und gaben ihren Widerstand auf.[76]
Eine Verfassunggemäß den europäischen Entwicklungen wurde
auch eingeführt: Kern des im Zuge des Konstitutionalismus des
19.Jahrhunderts entstandenen Grundgesetzes war die Einführung eines
Zweikammernparlaments und damit der Weg in die konstitutionelle Monarchie. Der
Sultan gab die alleinige Wahrnehmung gewisser Rechte auf („freiwillige
Selbstbeschränkung“), bestimmte aber weiterhin über Gesetzgebung und besonders
durch sein unbeschränktes Verbannungsrecht aus Art.113 Satz3 über
das Schicksal seiner Untertanen. Durch die Schließung des Parlaments im Februar
1878 setzte Sultan Abdülhamid II. die Verfassung faktisch außer Kraft und
herrschte – über dreißig Jahre lang – bis zur erzwungenen Einberufung des
Parlaments im Juli 1908 als absoluter Monarch. Mit der Verfassungsänderung vom
August 1908 entwickelte sich das System der Verfassung zu einer
parlamentarischen Monarchie.[77]
Stand so die Tanzimat-Periode
innenpolitisch mit der Abschaffung osmanischer Traditionen durch aus dem Westen
übernommene stark unter dem Einfluss Europas, so wurde außenpolitisch die
Entwicklung des Osmanischen Reiches weiterhin von den Einwirkungen der
europäischen Großmächte geprägt. Von 1853 bis 1856 kam es zum Krimkrieg, der
zwischen der Türkei und Russland ausbricht und im Zusammenhang des beständigen
Ringens der europäischen Großmächte um beherrschende Machtpositionen zu sehen
war. Das Osmanische Reich erhielt dabei Unterstützung von England und
Frankreich und schließlich auch noch von Sardinien. Der Krimkrieg entzündete
sich an den bisher noch ungelösten gegensätzlichen Interessen in der
orientalischen Frage. Russland zielte schon lange auf den Besitz der
Dardanellen und versuchte dies durch die Zerschlagung der Türkei zu erreichen.
Als Russland dem Osmanischen Reich den Krieg erklärte, nutzte Napoleon III.
diese Gelegenheit, um Frankreich außenpolitisch aus der seit dem Zusammenbruch
der napoleonischen Herrschaft bestehenden Isolierung herauszuführen. In England
forderte Lord Palmerston entgegen dem Premierminister Aberdeen den Krieg gegen
Russland, der dann auch am 28.3.1854 ausbrach.
Der bis 1856 andauernde Krimkrieg
endete mit der Niederlage Russlands. Im Frieden von Paris am 30.3.1856 wurde
die Unabhängigkeit der Türkei von den europäischen Großmächten garantiert,
ferner wurden die Dardanellen für russische Kriegsschiffe gesperrt. Der Krieg
war der bedeutendste militärisch ausgetragene Konflikt in Europa zwischen den
Napoleonischen Kriegen und dem Ersten Weltkrieg und störte das europäische
Gleichgewicht der Pentarchie erheblich, obwohl er oberflächlich den Status quo
bestätigte. Russland war weitgehend isoliert, während Frankreich sich wieder
eindeutig als gleichrangige Großmacht neben den anderen sehen konnte.
Österreich setzte sich mit seiner unklaren Politik zwischen die Stühle und
schädigte nachhaltig seine guten Beziehungen zu Russland.[78]
Im Frieden von Paris wurde die
territoriale Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit des Osmanischen Reichs
garantiert. Im Friedensvertrag wurde formuliert, „jeden Akt und jedes Ereignis, das die Integrität des Osmanischen
Reiches in Frage stellt, als Frage europäischen Interesses“ zu sehen.[79] Die
gemachten Eroberungen wurden gegenseitig herausgegeben, doch musste Russland
unter der Bezeichnung „Grenzberichtigung“ zugestehen, dass ein Teil
Bessarabiens mit der Festung Ismail mit dem Fürstentum Moldau wiedervereinigt
wurde. Den Donaufürstentümern Moldau und Walachei wurde die Aufrechterhaltung
ihrer alten Privilegien und Immunitäten zugesichert und diese unter die
Garantie der Vertragsmächte gestellt.
Der Krimkrieg wertete jedoch das
Frankreich von Napoleon III. erheblich auf. Es zeigte sich einer großen
Auseinandersetzung gewachsen, kämpfte an der Seite Großbritanniens, und die
Friedensverhandlungen fanden in Paris statt, unter Napoleons Leitung. Davon
abgesehen blieb der Status quo bestehen, während Frankreich in der
Vergangenheit versucht hatte, sich auf Konstantinopels Kosten zu profilieren.[80]
Nach dem Tode Sultan Abd
ül-Medschids I. kam sein Bruder Abd ül-Asis auf den osmanischen Thron, unter
dessen Regierung die inneren Schwierigkeiten im Osmanischen Reich andauerten.
1876 wurde Abd ül-Asis bei einer Revolte ermordet und Sultan Murad V. gelang
zur Herrschaft, der sich jedoch als unfähig erwies und noch im selben Jahr bei
einem Aufstand in der Herzegowina und in Bosnien von Abd ül-Hamid II abgelöst
wurde, der bis 1909 die Geschicke des Osmanischen Reiches bestimmte. Der neue
Sultan verkündete sogleich nach seiner Thronbesteigung eine von dem Großwesir
Midhat Pascha und Hüseyin Avni Pascha ausgearbeitete Verfassung (Gleichheit vor
dem Gesetz ohne Unterschied der Religion, Freiheit der Religionsausübung,
Gewährung der Pressefreiheit, Sicherheit der Person und des Eigentums). Es
wurde ein aus zwei Kammern bestehendes Parlament geschaffen, dessen
Machtbefugnisse in der Legislative jedoch sehr eingeschränkt waren. Allerdings
ersetzte Sultan Abd ül-Hamid die Verfassung von 1876 sehr rasch wieder, ohne
sie ganz aufzuheben, durch eine autokratische Herrschaft.[81]
Aufstände von 1875/76 in der
Herzegowina und in Ostrumelien führten zu Kriegen mit Serbien und Montenegro.[82] In
den Geheimkonventionen von Reichsstadt und Budapest sagte Österreich-Ungarn
seine Neutralität im Falle eines russisch-türkischen Krieges zu, der dann auch
1877 ausbrach. Der Frieden von San Stefano vom 3.3.1878, durch den Montenegro,
Rumänien und Serbien selbständig wurden und der Russland bedeutende
territoriale Gewinne brachte, wurde jedoch durch den Berliner Kongress vom
13.6.-13.7. 1878 wieder abgeändert, wobei Russland seine Gebietsgewinne
teilweise aufgeben musste. Nach dem verlorenen Krieg konnte Abd ül-Hamid II.
noch intensiver alle nationalen und liberalen Tendenzen durch die Verbreitung
der Idee des Panislamismus, der eine Einheit aller Muslime unter Führung des
türkischen Sultans forderte. Dieser Osmanismus besagte, dass alle Osmanen
gleiche Bürger des türkischen Reiches unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit
seien. Es wurde ebenfalls der Panturkismus vertreten, der nach der Vereinigung
aller Turkstämme strebte. Eine Aufteilung der Türkei umging Abd ül-Hamid II vor
allem durch eine Annäherung an das Deutsche Reich. Einen Krieg mit Griechenland
im Jahre 1897 verlief für das Osmanische Reich siegreich.[83]
Für die Massaker an den Armeniern von 1894–1896 war Sultan Abdülhamid II.
verantwortlich.[84] Die Massaker begannen in
der Region Sason und wurden dann auf alle armenischen Siedlungsgebiete
ausgeweitet. Die Zahl der Todesopfer lag zwischen 80.000 und über 300.000.Mit Hilfe der lokalen muslimischen Bevölkerung und den Hamidiye-Einheiten
wurden zudem Deportationen und Plünderungen durchgeführt und auch versucht,
christliche Teile der Bevölkerung zur Konversion zum Islam zu zwingen. Im
Unterschied zu dem Genozid im 20. Jahrhundert handelte es sich noch nicht um
einen Versuch, sämtliche Armenier des Osmanischen Reiches zu vertreiben oder zu
ermorden, sondern die alte Ordnung der Dominanz der Moslems über die Christen
sollte wiederhergestellt werden.
Die Gründe der Täter lagen in der
Überzeugung, man könne die lang andauernde Schwächung des Osmanischen Reiches
durch eine Verwandlung in eine rein türkisch-islamische Bastion aufhalten,
Obwohl sich die Massaker hauptsächlich gegen die Armenier richteten, wandelten
sie sich zu allgemein antichristlichen Pogromen, wie bei dem Massaker von
Diyarbakır.
Bei dem Massaker vom 1. November
1895 wurden in der Stadt Diyarbakır schätzungsweise 1.100 bis über 2.500
Armenier getötet.[85] Die
Zwangskonversionen in der gesamten Provinz werden auf 25.000 geschätzt.
Zahlreiche Frauen und Kinder wurden von kurdischen Stammesmitgliedern
verschleppt. Mehrere Tausend Wohnhäuser und Geschäfte wurden 1895 in der
Provinz niedergebrannt. Die Osmanen unterdrückten auch Revolten anderer Minderheiten,
die härtesten Maßnahmen richteten sich aber gegen die Armenier. Die
Verantwortlichen des Osmanischen Reiches unterschieden dabei nicht zwischen
nationalistischen Dissidenten und der armenischen Bevölkerung in ihrer
Gesamtheit.
Seit 1890 wächst im Osmanischen
Reich die Opposition gegen die bestehende Herrschaft.[86] Der
aktive Widerstand gegen Abd ül-Hamid II bildete sich insbesondere in den
Städten, die bedeutendste oppositionelle Gruppe war die „Gesellschaft für
Fortschritt und Einheit“, die 1889 von Studenten der militärischen
Medizin-Akademie in Istanbul gegründet worden war. Verfolgungen des Sultans
aufgrund eines Mordversuches an ihn im Jahre 1892 zwangen zahlreiche Gegner zur
Flucht ins europäische Ausland. Seit 1906 fing in der Türkei die jungtürkische
Opposition an, eine rege Untergrundtätigkeit zu entfalten. 1907 schließen sich
die verschiedenen Widerstandsgruppen zum „Komitee für Einheit und Fortschritt“
zusammen, das rasch Rückhalt in der gesamten Türkei fand. Als der Sultan das
Komitee zerschlagen wollte, revoltierte die makedonische Armee und die
jungtürkische Revolution erzwang die Wiederherstellung der Verfassung von 1876
und das Zusammentreten des Parlaments.[87]
Eine am 31.3.1909 von Abd
ül-Hamid II. durchgeführte Gegenrevolution wurde von Einheiten der Armee wieder
zerschlagen, der Sultan wurde abgesetzt und auf den osmanischen Thron gelangte
sein Bruder Mechmed V. Reschad (1909-1918), der gegenüber den Jungtürken kaum
mehr selbständigen Einfluss besaß. Das „Komitee für Einheit und Fortschritt“
vollzog jetzt eine Türkifizierung des Reiches in allen Bereichen und setzten
eine Modernisierung durch. Aber auch die Jungtürken konnten die innere Schwäche
des Reiches nicht beseitigen, die sich europäische Mächte zunutze machten.
1911/12 eroberten die Italiener Tripolis und die Cyrenaika. In der Türkei
richtete das Komitee eine Diktatur ein, die die Modernisierung des Reiches im
Zeichen des türkischen Nationalismus vorantrieb.
Die „Balkankriege“ fanden in den
Jahren 1912 und 1913 im Vorfeld des Ersten Weltkriegs statt. Als Folge wurde
das Osmanische Reich in Europa bis in die heutigen Grenzen der Türkei verdrängt
und musste große Gebiete an die Nachbarländer abtreten.[88]
Russland begegnete seiner
diplomatischen Niederlage nach der Annexion Bosniens im Jahr 1908 durch
Österreich-Ungarn mit der Schaffung des Balkanbunds zwischen Serbien und
Bulgarien unter russischer Patronage.[89] Das
Bündnis der beiden Balkanstaaten weitete sich mit dem Anschluss Griechenlands
und Montenegros aus, wodurch sich die sicherheitspolitischen Ziele des
Bündnisses änderten. Nicht Österreich-Ungarn war nun das primäre Ziel, sondern
das Osmanische Reich. Die Bündnispartner Serbien und Bulgarien einigten sich
darauf, einen Schiedsspruch des russischen Zaren bezüglich der Angliederung neu
gewonnener Territorien zu akzeptieren. Griechenland dagegen – mit der
politischen Unterstützung Großbritanniens und Frankreichs – lehnte die
russische Oberhoheit ab, und wollte die Angliederung möglicher neu gewonnener
Territorien durch eine internationale Konferenz regeln.[90]
Aus Unsicherheit bezüglich der
Unterstützung seiner Verbündeten Frankreich und Großbritanniens in der
Balkanfrage, stimmte Russland einer im Namen aller Großmächte Anfang Oktober
gestellten diplomatischen Note zu, die auf dem territorialen Status quo am
Balkan beharrte.
Zu Beginn des Krieges waren die
bulgarischen Streitkräfte etwa 233.000Mann stark, die serbischen rund
130.000, die montenegrinischen 31.000 und die griechischen etwa 80.000.
Zusammen waren das bei Kriegsbeginn 474.000 Soldaten. Während der Kriege wurden
noch zusätzliche Soldaten eingezogen: Serbien hielt letztlich 350.000 bis
400.000 Mann unter Waffen, Bulgarien 600.000 und Griechenland 300.000.Als
einziger Balkanstaat unterhielt Griechenland auch eine nennenswerte Kriegsmarine.
Die osmanischen Truppen auf der Balkanhalbinsel umfassten rund 290.000 Mann.
Das Osmanische Reich entsandte Verstärkung aus Asien erst nach Ende der
entscheidenden Kampfhandlungen. Die Gründe dafür waren, dass man sich vor einer
russischen Invasion über den Kaukasus fürchtete und im Süden ein arabischer
Aufstand drohte. Zudem waren die osmanischen Truppen schlechter ausgerüstet als
die Soldaten des Balkanbundes und außerdem hatten sie eine völlig
veralteteKommunikationsstruktur.
Wichtig war auch die Behinderung des Nachschubes durch die griechische Marine.[91]
Montenegro erklärte dem
Osmanischen Reich am 25.September und am 16.Oktober das Osmanische
Reich Bulgarien den Krieg. Am Tag darauf erklärten Serbien, Bulgarien und
Griechenland gemeinsam dem Osmanischen Reich den Krieg.
Die folgenden militärischen
Niederlagen des Osmanischen Reiches, das durch den 1912 verlorenen
Italienisch-Türkischen Krieg und verschiedene Aufstände in den Balkanprovinzen
schon vorher geschwächt war, belegten, dass es seine europäische Herrschaft
nicht länger aufrechterhalten konnte.[92]
Am 21.Oktober 1912 wurden
die osmanischen Streitkräfte beim Sarantaporos-Fluss von der griechischen Armee
geschlagen und am 24.Oktober marschierten die griechischen Streitkräfte
in Kozani ein. Am 31.Oktober wurden die osmanischen Truppen bei Giannitsa
erneut besiegt und am nächsten Tag wurde die Stadt von den griechischen Truppen
eingenommen. Die griechischen Truppen erreichten am 6.März die Hafenstadt
Valona am Adriatischen Meer. Die griechische Kriegsmarine zwang die osmanische
Flotte, in den Dardanellen Schutz zu suchen, und schnitt dadurch die
logistische Unterstützung des osmanischen Heeres aus Kleinasien ab.[93]
Die bulgarische Armee besiegte
die osmanischen Truppen in der Schlacht von Kirk Kilisse (21./22.Oktober
1912) und erneut Ende Oktober in der Schlacht von Lüleburgaz. Auf beiden Seiten
sind in der Schlacht jeweils über 20.000 Soldaten gefallen, verwundet oder
gefangen worden. Die Erfolge der Bulgaren veranlassten Russland sogar zu der
Erwägung, ob man nicht dem Osmanischen Reich zu Hilfe kommen sollte.
Truppenlandungen am Bosporus sollten eine bulgarische Kontrolle der Meerengen
verhindern. Zwischen dem 4.und 8.November versuchten die Bulgaren
dann ohne Erfolg, Konstantinopel einzunehmen. Bulgarien schloss daraufhin einen
separaten Waffenstillstand mit der osmanischen Regierung (Hohe Pforte) am
20.November 1912. Am 2.Februar 1913 begannen die bulgarischen
Verbände jedoch erneut mit militärischen Operationen nach einem Staatsstreich
der Jungtürken unter Ismail Enver in Konstantinopel. Adrianopel fiel nach einer
Belagerung am 26.März 1913 den bulgarischen Verbänden in die Hände,
nachdem ihnen zwei serbische Divisionen zu Hilfe gekommen waren. Insgesamt
gingen etwa 65.000 osmanische Soldaten in bulgarische Kriegsgefangenschaft. Am
1.Mai 1913 erreichten die Osmanen einen erneuten Waffenstillstand.
Unter Vermittlung der
europäischen Großmächte wurde am 30.Mai 1913 der Londoner Vertrag
geschlossen, der den Krieg beendete. Die Osmanen verzichteten auf alle
europäischen Gebiete westlich der Linie zwischen Midia am Schwarzen Meer und
Enez an der Ägäisküste, der Kretische Staat vereinigte sich offiziell mit
Griechenland.[94]
Der Balkanbund war ein
kurzlebiges Zweckbündnis gegen die Osmanen.[95] Am
Ende des Ersten Balkankrieges flüchteten hunderttausende Muslime von der
Balkanhalbinsel Richtung Osten. MuslimischeKleidung wurde verboten, Moscheen wurden dem Verfall preisgegeben oder
in Kirchen umfunktioniert bzw. in Kirchen zurückgewandelt. Binnen weniger
Monate endete die jahrhundertelange Osmanenherrschaft auf der Balkanhalbinsel.
Als weiteres Kriegsergebnis
erklärte am 28.November 1912 Albanien seine Unabhängigkeit vom
Osmanischen Reich. Die Proklamation wurde in Windeseile abgehalten, da die in
Albanien einrückenden Montenegriner, Serben und Griechen große Gebiete
eroberten. Zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung besaß Albanien nur zwischen
den Städten Korça, Tepelena und Vlora eine nennenswerte Staatsmacht. Laut
Londoner Vertrag wurde Albanien jedoch ein größeres Gebiet zugesprochen, das
knapp die Hälfte des albanischen Siedlungsraumes umfasste.[96]
Serbien und Griechenland hatten
sich schon auf die Aufteilung der albanischen Gebiete geeinigt, aber mit
italienischer und deutscher Unterstützung konnte Österreich-Ungarn das
verhindern. Durch die Schaffung Albaniens erreichte die Wiener Diplomatie ihr
Ziel, Serbien von der Adria fernzuhalten. In der Frage des serbischen
Adriazugangs bei Skutari stießen die russische und die österreichische Balkanpolitik
direkt aufeinander und es kam zu einer schweren internationalen Krise.[97]
Nach der vereinbarten Waffenruhe
mit den Osmanen kam es wenig später zum Streit über die Verteilung der
Territorien. Die bulgarische Führung war nicht zufrieden mit den eigenen erzielten
Landgewinnen und verlangte von Serbien die Abtretung von weiten Teilen des
eroberten Makedoniens. Darüber hinaus überschätzte die bulgarische Regierung
die Stärke der eigenen Armee und verkannte auch die strategische Lage auf dem
Balkan, die sich mit dem Verteidigungsbündnis vom 19.Mai 1913 zwischen
Belgrad und Athen manifestierte. Die Serben waren damit unzufrieden, dass
Albanien ihren angestrebten Zugang zur Adria versperrte. Rumänien, das im
Ersten Balkankrieg neutral geblieben war, agierte im Zweiten Balkankrieg
selbstständig gegen Bulgarien. Das Osmanische Reich ergriff schließlich
ebenfalls die Gelegenheit, während der Kriegshandlungen zwischen den
serbischen, griechischen und bulgarischen Truppen verlorene Territorien
zurückzugewinnen.In der Nacht vom 29. Juni 1913 griffen bulgarische Truppen
gleichzeitig die griechischen und serbischen Armeen an, ohne dass Bulgarien den
beiden Staaten offiziell den Krieg erklärt hatte. Die Kämpfe zwischen Serres
und Saloniki endeten mit einem Sieg der vorbereiteten Verteidiger. Serbien und
Griechenland erklärten Bulgarien am 8. Juli 1913 den Krieg. Am 10. Juli
erklärte auch Rumänien seinem südlichen Nachbarn den Krieg und am 11. Juli
folgte auch das Osmanische Reich.Die
Masse der bulgarischen Streitkräfte war zu dem Zeitpunkt in heftige Kämpfe mit
griechischen Verbänden verwickelt. Sie mussten sich in diesem Zweiten
Balkankrieg innerhalb weniger Wochen geschlagen geben. [98]
Nach dem Waffenstillstand musste
Bulgarien im Friedensvertrag von Bukarest vom 10. August 1913 fast alle im
Ersten Balkankrieg erzielten Eroberungen wieder abtreten.[99]
Der größte Teil der Region
Makedonien fiel an Griechenlandund
Serbien, der Süden der Dobrudscha ging an Rumänien und Ostthrakien mit
Adrianopel zurück an das Osmanische Reich. Der Eintritt Rumäniens im Krieg
gegen Bulgarien „vergiftete“ das Verhältnis zwischen den beiden Ländern für
Jahre. Noch heute spürt man eine Animosität im Verhalten beider Länder
zueinander. Solche Feindschaften gibt es jedoch zwischen vielen Balkanvölkern,
ausgelöst vor allem durch die vielen Kriegsverbrechen.Bulgarien
behielt vorerst nur einen kleinen Teil der östlichen Region Makedoniens. Mit
dem Eingreifen Russlands in die Verhandlungen erhielt Bulgarien letztendlich
mit dem Vertrag von Konstantinopel am 29. September 1913 mit Westthrakien doch
noch einen Zugang zur Ägäis.Dies verursachte einen neuen Konflikt
mit Griechenland, das die Region für sich beanspruchte. Die Osmanen hatten am
Ende des Zweiten Balkankriegs mit Hilfe der Freischärler von „Teşkilât-ı
Mahsusa“ – einer osmanischen, meist von der Hohen Pforte unabhängig agierenden,
jedoch vom Militär unterstützten Geheimorganisation – Ostthrakien mit
Adrianopel zurückerobert und wie später beim Völkermord an den Armeniern die
komplette bulgarische Bevölkerung dort vertrieben oder ermordet.[100]
Die Hohe Pforte forcierte
aufgrund politischer Ängste die Unabhängigkeitsbewegung in der Region
Westthrakiens nicht, denn in West-, Nord-, und Ostthrakien lebten ebenfalls
hunderttausende Muslime und Christlich-Orthodoxe. Der Vertrag von
Konstantinopel bildete neben dem Vertrag von Bukarest den zweiten wichtigen
Vertrag am Ende des Zweiten Balkankriegs. Damit wurde Westthrakien mit
Einverständnis des Osmanischen Reichs Bulgarien überlassen.
Die Kriege forderten an toten und
verwundeten Soldaten: Serbien 71.000, Montenegro 11.200, Bulgarien 156.000,
Griechenland 48.000 und Osmanisches Reich rund 100.000.[101]
Nicht einberechnet sind dabei Opfer unter den Zivilisten.Die
Balkankriege waren Wegbereiter für den Eintritt der südosteuropäischen Staaten
in den Ersten Weltkrieg. Das Osmanische Reich trat ebenso wie das auf dem
Balkan isolierte Bulgarien an der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein.
Beide Mächte waren mit den Ergebnissen nicht zufrieden und strebten eine Revision
der neu gezogenen Grenzen an.[102]
Während des 1. Weltkrieges
kämpfte das osmanische Reich auf der Seite der Mittelmächte, was auf die engen
Verbindungen zwischen der Türkei und dem Deutschen Reich während der
vorangegangenen Jahre zurückzuführen war.[103]
Nachdem Frankreich und Großbritannien den Armeniern einen selbständigen Staat
in Ostanatolien versprochen hatten, befürchtete die osmanische Regierung unter
den Jungtürken eine Schwächung ihrer territorialen Integrität. Unter dem
Vorwand einer Umsiedlungsaktion wurde ein großer Teil der im Reichsgebiet
lebenden Armenier ermordet oder starb während der Vertreibung in die syrische
Wüste. Insgesamt wurden 1915 bis 1917 ca. 300.000 bis 1,5 Millionen Armenier
getötet, was international als Völkermord angesehen wird.[104]
Auch an den Aramäern und Assyrern wurde ein Genozid begangen.[105] Der
Unterausschuss für die Verhütung von Diskriminierung und den Schutz von
Minderheiten der UN-Menschenrechtskommission erkannte die Maßnahmen der
osmanischen Regierung 1985 als Genozid an. Türkische Regierungen bestritten und
bestreiten jedoch bis heute, dass diese Tötungen von der osmanischen Regierung
gewollt waren oder gar begangen wurden – und damit die Völkermordthese.
Im Jahre 1997 hat die
Internationale Vereinigung von Völkermordforschern einstimmig eine Resolution
verabschiedet und die Massaker an über 1 Million Armeniern 1915 im Osmanischen
Reich als Genozid klassifiziert sowie die Leugnung seitens der türkischen
Republik verurteilt. Im Jahre 2005 verfasste die Organisation einen Offenen
Brief an den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan und
bekräftigte erneut, dass der Völkermord an den Armeniern von hunderten
unabhängigen Völkermordforschern anerkannt wurde. Dort findet sich ein Hinweis
auf die fehlende Unparteilichkeit von Forschern, die die türkische Regierung
und das türkische Parlament beraten haben.[106]
Im Jahre 2001 wurde eine
Türkisch-Armenische Versöhnungskommission gegründet, die eine Förderung des
Dialogs und der Verständigung zwischen Armenien und der Türkei zum Ziel hatte.
Die Kommission beauftragte das „International Center for Transitional Justice“
(ICTJ) die Ereignisse von 1915 zu untersuchen. 2003 kam das ICTJ zu dem
Ergebnis, dass die Ereignisse von 1915 alle Straftatbestände der
UN-Genozidkonvention erfüllen.[107]
Nach der Niederlage der
Mittelmächte verlor das Osmanische Reich infolge des Friedensvertrages von
Sèvres seine verbliebenen Gebiete außerhalb von Anatolien und Thrakien. Darüber
hinaus sollte das Gebiet der heutigen Türkei weitgehend zerstückelt werden.
Griechenland wurden die Stadt Smyrna und Teile von Westanatolien zugesprochen,
die Region um Adana sollte an die Italiener gehen, und der französische Besitz
sollte neben Syrien auch Kilikien umfassen. In den östlichen Landesteilen der
heutigen Türkei mit den Städten Kars, Ardahan und Erzurum sollte ein
armenischer Staat entstehen. Südlich davon und östlich des Euphrat wurde den
Kurden eine autonome Region zugesprochen. Diese Pläne wurden allerdings nicht
umgesetzt.
Mustafa Kemal Pascha organisierte
ab dem 19. Mai 1919 den politischen und militärischen Widerstand gegen diese
Pläne. Besonders heftig waren ab 1920 die Kämpfe mit Griechenland. Der Krieg
endete am 9. September 1922 mit der Rückeroberung Izmirs. Nach der Einstellung
der Kampfhandlungen kam es zu ethnischen Säuberungen in Griechenland und der
Türkei, dabei wurden „Türken“ von griechischem Territorium und „Griechen“ von
türkischem Territorium vertrieben, wobei die Griechen in Istanbul und die
Muslime in Westthrakien davon ausgenommen waren.
Nach dem Sieg der Türkei wurden
am 24. Juli 1923 mit dem Vertrag von Lausanne die Bestimmungen des Vertrages
von Sèvres revidiert.
Der Vertrag von Sevres
vom 10. August 1920, der zwischen der Entente und dem Osmanischen Reich abgeschlossen
wurde, gehört zu den Pariser Vorortverträgen, die den Ersten Weltkrieg
beendeten. Es handelte sich dabei um einen sogenannten Diktatfrieden. Eine
Ratifizierung des Vertrags erfolgte durch den Untergang des Osmanischen Reiches
und den Sturz des letzten Sultans Mehmed VI nicht mehr.[108]
Durch den Vertrag von Sèvres hätte das Osmanische Reich
einen Großteil seines Territoriums verloren. Hedschas, Armenien und
Mesopotamien sollten unabhängig werden.
Kurdistan sollte gemäß Artikel 62 Autonomie erhalten, durch
Artikel 64 wurde darüber hinaus eine mögliche staatliche Unabhängigkeit in
Aussicht gestellt. Dafür mussten die Kurden innerhalb eines Jahres nach
Inkrafttreten des Vertrags dem Völkerbund nachweisen, dass die Mehrheit der
Kurden eine Unabhängigkeit von der Türkei möchte. Ferner würde der Völkerbund
entscheiden, ob die kurdische Bevölkerung reif für eine Unabhängigkeit war. Im
Falle der Unabhängigkeit sollten die Alliierten ihre Ansprüche auf Mosul aufgeben,
und die kurdischen Einwohner Mosuls sollten sich freiwillig an den kurdischen
Staat anschließen können.
Zudem wurde dem seit Jahrhunderten in diesem Gebiet
ansässigen Volk der Assyrer ein expliziter Minderheitenschutz eingeräumt. Die
Ansprüche der Kurden und der Armenier auf anatolischen Boden überschnitten sich
mehrfach. Während Armenien gleichberechtigt mit europäischen Kleinstaaten wie
Belgien oder Tschechoslowakei am Verhandlungstisch saß, war der vom
osmanisch-kurdischen Diplomaten Mehmet Serif Pascha geführten kurdischen
Delegation dort „nicht einmal ein Katzentisch eingeräumt“.[109] Da
die Kurden keine mächtigen Fürsprecher wie die Armenier hatten, begnügte sich
ihr Wortführer mit einem nur ein Drittel der osmanischen Kurdenbevölkerung
erfassenden Autonomiegebiet. Diese namentliche Erwähnung entfiel später im Vertrag
von Lausanne.
Ostthrakien (mit Ausnahme von Istanbul und seiner
unmittelbaren Umgebung) sollte gemäß der „Großen Idee“, alle Griechen in einem Staat zu
vereinen, an Griechenland abgetreten werden. Westthrakien hatte Bulgarien im
Vertrag von Neuilly-sur-Seine abtreten müssen. Hierzu schloss Griechenland mit
den anderen Alliierten zwei weitere Verträge, einen Vertrag hinsichtlich
Westthrakien und einen zum Schutz von Minderheiten. Smyrna und das umliegende
Gebiet wurde bei fortbestehender nomineller osmanischer Souveränität
verwaltungsmäßig unter einem lokalen Parlament vom osmanischen Staat abgetrennt
und griechischer Verwaltung und Besatzung unterstellt. Nach einer 5-jährigen
Übergangszeit sollte das Lokalparlament nach fakultativer Volksabstimmung über
einen Anschluss des Gebiets an Griechenland entscheiden.
Das osmanische Reich verzichtete auf seine Besitzungen in
Syrien und Mesopotamien. In diesen Gebieten sollten Mandate des Völkerbundes errichtet
werden. In Palästina sollte unter Verweis auf die Balfour-Deklaration eine
Nationale Heimstätte für das jüdische Volk entstehen.
Das Königreich Hedschas wurde als neuer unabhängiger Staat
konstituiert und die Rechte des osmanischen Reiches in diesem Teil Arabiens auf
diesen übertragen. Das Zugangsrecht zu den heiligen Stätten Medina und Mekka
wurde geregelt.
Die Annexion Zyperns durch Großbritannien 1914 wurde
sanktioniert, ebenso wurde das 1914 ausgerufene britische Protektorat über
Ägypten anerkannt und auf Hoheits- und Tributrechte des Osmanischen Reichs in
seinem früheren Vasallenstaat verzichtet. Ebenfalls wurden die Abkommen
zwischen Ägypten und Großbritannien über den Sudan durch das osmanische Reich
anerkannt.
Die französischen Protektorate über Marokko und Tunesien
wurden anerkannt, die im Vertrag von Ouchy 1912 vorbehaltenen Reservatrechte
des Sultans in Libyen aufgehoben und die italienische Herrschaft über die
bereits seit 1912 von Italien besetzten Inseln des Dodekanes, vergrößert um die
Insel Kastelorizo, anerkannt und auf die Souveränitätsrechte zugunsten Italiens
verzichtet.
In den Folgeartikeln enthielt der Vertrag Bestimmungen zur
Regelung der Staatsangehörigkeit, zum Schutz von Minderheiten, zur Verfolgung
von Kriegsverbrechen, über die nahezu vollständige Auflösung der osmanischen
Streitkräfte bis auf eine Ehrengarde des Sultans und Polizeikräfte,
Demilitarisierung der Meerengen, Kriegsgefangene und Kriegsgräber,
wirtschaftliche und finanzielle Bestimmungen und insbesondere den Verzicht auf
alle Rechte jeglicher Art außerhalb der neuen Grenzen des osmanischen Staates und
außerhalb Europas.
Der Vertrag von Sèvres bildete die letzte Stufe mehrerer Verträge,
Abkommen und Deklarationen seitens der Entente-Mächte, die den Weltkrieg
gewonnen hatten.
Der Vertrag wurde durch Bevollmächtigte des osmanischen
Sultans Mehmed VI. und der osmanischen Regierung unter Großwesir Damad Ferid
Pascha unter heftigem Protest unterzeichnet. Die Ratifizierung des Vertrags
durch das Osmanische Parlament erfolgte nie, weil der Sultan das Parlament
auflöste. Der Vertrag wurde zudem von der Nationalbewegung unter Mustafa Kemal
im Rest der Türkei abgelehnt.[110]
Die Artikel 226 bis 230 hatten die Errichtung
internationaler Militärgerichte zur Verfolgung von Kriegsverbrechen der Osmanen
vorgesehen. Auf Druck der Siegermächte des Ersten Weltkriegs (insbesondere der
Briten) fanden im Osmanischen Reich bereits seit Anfang 1919 Prozesse
nationaler Militärgerichte statt (Unionistenprozesse). Auf Druck der
Siegermächte, insbesondere der Briten, fand die Forderung nach Militärgerichten
Eingang in den Vertrag von Sèvres. Weil einerseits eine Rechtsprechung auf
internationaler Ebene fehlte, nach der Einzelpersonen für ihre Mitschuld an
Kollektivverbrechen verurteilt werden konnten, und es andererseits
gegensätzliche Auffassungen und Interessen zwischen den Siegermächten gab, kam
es zu keiner internationalen Verfolgung.
Es blieb bei den nationalen türkischen Militärgerichten
1919/1920 Diese wiederum verloren durch das im Land herrschende Chaos
(Besetzung Smyrnas durch die Griechen 1919, die Türkische Befreiungsbewegung
unter Mustafa Kemal, die Einmischung der Briten in die Prozesse durch
Verhaftungen und Auslieferungen nach Malta) mit der Zeit immer mehr an
Bedeutung und wurden schlussendlich als Teil des Plans der Alliierten zur
Aufteilung des Osmanischen Reichs aufgefasst und einen Tag nach der Unterzeichnung
des Vertrags von Sèvres am 11. August 1920 durch die Regierung in Ankara unter
Mustafa Kemal verboten.
Nachdem alle ausländischen
Militäreinheiten Anatolien verließen, rief Mustafa Kemal Pascha am 29. Oktober
1923 die Republik aus.[111]
5 Fazit
Ab 1299 machte Osman I. sein
Fürstentum zunehmend unabhängig vom Reich der Rum-Seldschuken. Dieses Jahr wird
daher traditionell als das Gründungsjahr des Osmanischen Reiches angesehen. Aus
Kleinasien her erfolgte die Gründung und Ausweitung des osmanischen Staates
unter Osman I (1299-1326) und seinem Sohn Orchan (1326-1369). Osman gewann nach
und nach die Oberhand über die benachbarten türkischen Stämme und erweiterte
seinen Herrschaftsbereich auf Kosten des Byzantinischen Reiches. Die Schwäche
des Byzantinischen Reiches begünstigte in den folgenden Jahrzehnten den Anstieg
der osmanischen Macht, die nach einer Heeresreform weit in das Gebiet der
Balkanhalbinsel vorstoßen konnten. Nach dem erneuten Sieg auf dem Amselfeld
1448 und die Vernichtung einer Kreuzzugsheeres unter dem ungarischen König
Sigismund bei Nikopolis 1396 waren die Grundlagen zur Eroberung Konstantinopels
gelegt, die unter Sultan Mehmed II. in Angriff genommen wurde und schließlich
1453 realisiert wurde. Das Osmanische Reich konnte mit der Eroberung
Konstantinopels seine Herrschaft an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien
konsolidieren und legte den Grundstein für seine weitere Expansion. Der Sieg
des jungen, dynamischen und islamischen Osmanischen Reichs löste eine
vielstimmige Diskussion in Europa aus, die nicht zuletzt auch das eigene,
christliche Selbstverständnis berührte. Konstantinopel wurde zur Hauptstadt des
neuen Osmanischen Reiches, das in Istanbul umbenannt wurde. In der europäischen
Diplomatie stellte das Osmanische Reich von nun an als Großmacht im Mittelmeer
einen nicht mehr auszuschließenden Machtfaktor dar.
Unter Mehmed II. und seinen
Nachfolgern wurde das Prinzip der Unteilbarkeit der Herrschaft im Osmanenreich
eingeführt, wodurch alle Mitglieder der herrschenden Klasse dem Willen des
Sultans unterworfen wurden. Selim I. schaffte es, das Osmanische Reich
entscheidend auszudehnen: Syrien und Ägypten fielen dem Osmanischen Reich zu,
das sich in seiner Ausbreitung verdoppelte. Mit der Eroberung islamischer
Kernländer fiel den Osmanen das geistige, administrative und künstlerische Erbe
der islamischen Kultur anheim, das ihnen bisher nur durch die Seldschuken
zugekommen war.
Die Belagerung Wiens sicherte
seinem Sohn Süleyman die Beherrschung Ungarns. Ungarn wurde zu einem Teil des
osmanischen Reiches, was die Habsburger 1547 in einem Vertrag bestätigten.
Nunmehr grenzten die beiden Großmächte unmittelbar aneinander, was zu
fortwährenden Grenzkonflikten führte. Die osmanische Expansion nach
Mitteleuropa kam jedoch vorläufig zu einem Stillstand. Süleyman beschließt die
Blütezeit der osmanischen Herrschaft. In der osmanischen Überlieferung gilt er
einerseits als Feldherr und Krieger, andererseits aber auch als weiser
Gesetzgeber und Staatsmann. Nach Süleyman geriet das Osmanische Reich in eine
Phase des Niedergangs, die auf die wachsende Machtlosigkeit der Sultane
zurückzuführen war. Bereits unter Süleyman wurde zur Entlastung des Sultans das
Amt des Großwesirs geschaffen. Korruption und Nepotismus breiteten sich
zunehmend aus und zerstörten die Institutionen des Reiches. Der Krieg gegen die
Armeen der katholischen Liga von 1683 bis 1699 endete im Frieden von Karlowitz,
der für das Osmanische Reich eine Schwächung bedeutete. Nach dem Frieden von
Karlowitz musste das Osmanische Reich ganz Ungarn einschließlich Siebenbürgens
ohne das Banat von Temesvar, sowie den Großteil Kroatiens an Österreich
abtreten.
In den 109 Jahren zwischen der
zweiten Belagerung von Wien und dem Frieden von Jassy im Jahre 1792, in denen
das Osmanische Reich 41 Jahre lang in Kriege verwickelt war, ging es für nun
darum, den Bestand des Reiches zu wahren und die Verfallsperiode zu überdauern.
Als Verbündeter Habsburgs in dem Kampf gegen die Türken fungierte jetzt das an
die Stelle Polens getretene Russland, das ans Mittelmeer vorzustoßen versuchte.
Unter Achmed III. setzte eine Welle der Europäisierung ein, die ihre
Kulmination in der von 1717 bis 1730 währenden „Tulpenzeit“ erfuhr. Ihren Namen
erhielt diese Periode von der sich im Osmanischen Reich entwickelnden
Tulpenzucht. Unter der Herrschaft Abd ül-Hamids I. (1773-1789) gelang Russland
dann endgültig der Durchbruch als Vormacht am Schwarzen Meer. Russland, das
immer mehr als Schutzmacht der orthodoxen Länder auf dem Balkan auftrat,
verstärkte seine Expansionspolitik gegenüber dem Osmanischen Reich. Im Krieg
gegen das Osmanische Reich musste Russland schließlich aufgrund der
internationalen Lage in den Frieden von Jassy im Jahre 1792 einwilligen, der
ihm den Gewinn des Gebietes zwischen Bug und Dnjestr sicherte.
Mit der Herrschaft Selims III.
(1789-1807) endete die Verfallsperiode der Türkei und es setzte eine erste
Phase von Reformen ein, die dem Osmanischen Reich eine neue Basis sozialer und
politischer Art gab. Dieses das 19. Jahrhundert umspannende Reformwerk wurde
von Sultan Selim III. eingeleitet und von Machmud II. fortgesetzt. Beide
Reformer standen dabei noch in der Tradition alter osmanischer
Reformvorstellungen bei ihrem Bestreben, durch die Beseitigung von Korruption
und Nepotismus den alten Institutionen wieder neue Funktionen zu verleihen. Die
militärische Überlegenheit der Europäer zwang Selim III. zu umfangreichen
Militärreformen, die auch von Machmud II. durchgeführt wurden. Nach dem Tode
Machmud II. folgte ein Sohn Machmuds II. als Abd ül-Medschid I. (1839-1861),
der sich gegen Vorstöße Muhammad Alis, zu dem die türkische Flotte nach seinem
Sieg übergegangen war, wehren musste. Daraus entwickelte sich 1839 bis 1841 die
orientalische Krise. In dem Krieg zwischen Muhammad Ali und dem Sultan wurde
Ägypten von Frankreich unterstützt, während der türkische Sultan Hilfe von
England und Russland erhielt.
Zwischen 1836 und 1876 wurden die
Reformen in einem umfangreichen Gesetzgebungswerk verankert, dem Tanzimat,
weshalb die folgende Phase in der Geschichte des türkischen Reiches als
Tanzimat-Periode bezeichnet wurde. Im Tanzimat wurde die Abschaffung der
Steuerpacht vom Sultan versprochen, ferner die allgemeine Rechtssicherheit und
Steuerreformen. Nach europäischem Muster wurden jetzt Recht, Verwaltung und
Schulwesen ausgebaut. Weiterhin ließ Machmud II. ein säkulares Grundschulsystem
aufbauen, das die Schüler auf die technischen Schulen vorbereiten sollte. Die
europäische Kleidung wurde eingeführt und musste von den Regierungs- und
Armeemitgliedern getragen werden. Wichtige Reformen wurden auch für die
Regierung und Finanzverwaltung in dem Bestreben durchgesetzt, die Zentralgewalt
des Sultans zu stärken und die traditionellen Formen der Autonomie im
Osmanischen Reich zu beseitigen. Der bis 1856 andauernde Krimkrieg endete mit
der Niederlage Russlands. Im Frieden von Paris am 30.3.1856 wurde die
Unabhängigkeit der Türkei von den europäischen Großmächten garantiert, ferner
wurden die Dardanellen für russische Kriegsschiffe gesperrt.
Abd ül-Hamid II, der bis 1909 die
Geschicke des Osmanischen Reiches bestimmte, verkündete sogleich nach seiner
Thronbesteigung eine von dem Großwesir Midhat Pascha und Hüseyin Avni Pascha
ausgearbeitete Verfassung (Gleichheit vor dem Gesetz ohne Unterschied der
Religion, Freiheit der Religionsausübung, Gewährung der Pressefreiheit,
Sicherheit der Person und des Eigentums). Es wurde ein aus zwei Kammern
bestehendes Parlament geschaffen, dessen Machtbefugnisse in der Legislative
jedoch sehr eingeschränkt waren. Für die Massaker an den Armeniern von 1894–1896 war Sultan Abdülhamid II.
verantwortlich. Die Massaker begannen in der Region Sason und wurden dann auf
alle armenischen Siedlungsgebiete ausgeweitet. Seit 1906 fing in der Türkei die
jungtürkische Opposition an, eine rege Untergrundtätigkeit zu entfalten. 1907
schließen sich die verschiedenen Widerstandsgruppen zum „Komitee für Einheit
und Fortschritt“ zusammen, das rasch Rückhalt in der gesamten Türkei fand. Die
„Balkankriege“ fanden in den Jahren 1912 und 1913 im Vorfeld des Ersten
Weltkriegs statt. Russland begegnete seiner diplomatischen Niederlage nach der
Annexion Bosniens im Jahr 1908 durch Österreich-Ungarn mit der Schaffung des
Balkanbunds zwischen Serbien und Bulgarien unter russischer Patronage.Als Folge wurde das Osmanische Reich in
Europa bis in die heutigen Grenzen der Türkei verdrängt und musste große
Gebiete an die Nachbarländer abtreten.
Während des 1. Weltkrieges kämpfte das osmanische Reich auf der Seite
der Mittelmächte, was auf die engen Verbindungen zwischen der Türkei und dem
Deutschen Reich während der vorangegangenen Jahre zurückzuführen war. Unter dem
Vorwand einer Umsiedlungsaktion wurde ein großer Teil der im Reichsgebiet
lebenden Armenier ermordet oder starb während der Vertreibung in die syrische
Wüste. Insgesamt wurden 1915 bis 1917 ca. 300.000 bis 1,5 Millionen Armenier
getötet, was international als Völkermord angesehen wird. Auch an den Aramäern
und Assyrern wurde ein Genozid begangen. Nach der Niederlage der Mittelmächte
verlor das Osmanische Reich infolge des Friedensvertrages von Sèvres seine
verbliebenen Gebiete außerhalb von Anatolien und Thrakien. Darüber hinaus
sollte das Gebiet der heutigen Türkei weitgehend zerstückelt werden. Nach der
Einstellung des Kampfes gegen Griechenland kam es zu ethnischen Säuberungen in
Griechenland und der Türkei, dabei wurden „Türken“ von griechischem Territorium
und „Griechen“ von türkischem Territorium vertrieben, wobei die Griechen in
Istanbul und die Muslime in Westthrakien davon ausgenommen waren. Der
osmanische Sultan hatte nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg seine Autorität
verloren hatte.
Esregte
sich der "Nationale Widerstand", an deren Spitze sich Mustafa Kemal
setzte.[112] Der
"Nationale Widerstand" begann als Partisanenkrieg: Bewaffnete
Widerstandsgruppen, die Kuvayı Milliye
begannen im Mai 1919 dezentral organisiert die griechische Armee zu bekämpfen,
die kurz zuvor Izmir besetzt hatte. Die Kuvayı
Milliye bestanden aus desertierten Offizieren der osmanischen Armee,
ehemaligen Anhängern der Jungtürken und anderen Freiwilligen. Nach der Gründung
der Großen Nationalversammlung in Ankara wurden die Kuvayı Milliye dann mit der neu gegründeten türkischen Armee
vereint. Seine
Anhänger und andere nationale Kräfte hatten bereits bei der Parlamentswahl im
Dezember 1919 die Mehrheit gewonnen und eine Reihe von Gesetzen beschlossen,
die den Interessen der Alliierten entgegenstanden. Als Istanbul im März 1920
dann von Großbritannien besetzt wurde und führende Abgeordnete verhaftet
wurden, löste der Sultan das Parlament auf.
Der Vertrag von Sevres
vom 10. August 1920, der zwischen der Entente und dem Osmanischen Reich abgeschlossen
wurde, gehört zu den Pariser Vorortverträgen, die den Ersten Weltkrieg
beendeten. Es handelte sich dabei um einen sogenannten Diktatfrieden. Eine Ratifizierung
des Vertrags erfolgte durch den Untergang des Osmanischen Reiches und den Sturz
des letzten Sultans Mehmed VI nicht mehr. Durch den Vertrag von Sèvres hätte
das Osmanische Reich einen Großteil seines Territoriums verloren. Hedschas,
Armenien und Mesopotamien sollten unabhängig werden. Der Vertrag enthielt weiterhin
Bestimmungen zur Regelung der Staatsangehörigkeit, zum Schutz von Minderheiten,
zur Verfolgung von Kriegsverbrechen, über die nahezu vollständige Auflösung der
osmanischen Streitkräfte bis auf eine Ehrengarde des Sultans und Polizeikräfte,
Demilitarisierung der Meerengen, Kriegsgefangene und Kriegsgräber,
wirtschaftliche und finanzielle Bestimmungen und insbesondere den Verzicht auf
alle Rechte jeglicher Art außerhalb der neuen Grenzen des osmanischen Staates und
außerhalb Europas.
Unter der Führung Mustafa Kemals trafen sich
die Abgeordneten daraufhin im heutigen Ankara und gründeten am 23. April 1920
die Große Nationalversammlung der Türkei. Sie erklärte den Vertrag von Sèvres
für ungültig und die Istanbuler Regierungsvertreter zu Hochverrätern. In Ankara
und Istanbul standen sich fortan zwei Regierungen gegenüber. Im Januar 1921
verabschiedeten die Abgeordneten in Ankara dann eine neue Verfassung, in der
sie das Volk zum Souverän erklärten. Damit emanzipierte sich die neue Regierung
erstmals nicht nur von der alten osmanischen Regierung sondern auch vom
Sultanat und der Monarchie als Staatsform. Die Nationalregierung unter
Mustafa Kemal Pascha konnte sich letztlich durchsetzen, es wurde 1923 als
Nachfolgestaat die Republik Türkei gegründet.[113]
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[2] Endreß, G.: Der Islam – Eine
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[3] Siehe Genc, Y.: Mohammed und die Geburt des Islam, Bonn 1992, S. 14ff
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[4] Gonsior, G.: Weltreligionen heute, Pforzheim 1993, S.
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[14] Lowry, H.W.: Early Ottoman Period, in: Heper,
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[16] Çiçek, K. (Hrsg.): The Great Ottoman-Turkish Civilisation. 4 Bände: 1. Politics, 2. Economy and Society, 3. Philosophy,
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[17] Mitscherkeit, M.: Die Großmacht Byzanz, München 2006,
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[18] Mitscherkeit, M.: Die
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[19]Lowry, H.W.: Early
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[20] Faroqhi, S.: Kultur und Alltag im Osmanischen Reich. Vom
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[27]Finkel, C.: Osman’s
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[28] Faroqhi, S./
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[29] Woodhead, C.: The Ottoman World, London 2012, S.
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[30] Abrahamowicz, Z.: Die Türkenkriege in der historischen
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[31] Faroqhi, S./
Fleet, K. (Hrsg.): The Ottoman Empire
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[32] Vallmann, N.: Der
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[33] Faroqhi, S.: Geschichte
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[34] Abrahamowicz, Z.: Die Türkenkriege in der historischen
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[40] Jorga, N.: Geschichte
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[41] Matschke, K.-P.: Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege,
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[42] Çiçek, K. (Hrsg.): The Great Ottoman-Turkish Civilisation. 4 Bände: 1. Politics, 2. Economy and Society, 3. Philosophy,
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[43] Faroqhi, S.: Geschichte
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[44] Findley, C. V.: The Turks in World History. Oxford 2005, S. 49
[45] Schulze, W.: Reich
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[46] Barker, T. M.: Doppeladler
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[47] Faroqhi, S.
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[48] Kennedy, H.: The Great Arab Conquests. How the Spread of
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[49] Woodhead, C.: The Ottoman World, London 2012, S.
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[50] Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton 2008, S. 97
[51] Findley, C. V.: The Turks in World History. Oxford 2005, S. 55
[52] Hellmann, M.: Byzanz und die osmanische
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[53] Pamuk, S.: A Monetary History of the Ottoman
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[64] Kafadar, C.: Between Two Worlds. The Construction of the Ottoman State,
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[67] Ende, W./Steinbach, U. (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart, München
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[68] Faroqhi, S.: Kultur und Alltag im Osmanischen Reich. Vom
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[69] Endreß, G.: Der
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[70] Jorga, N.: Geschichte
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[71] Pamuk, S.: A Monetary History of the Ottoman
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[72] Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton 2008, S. 120
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[74] Kreiser, K.: Der
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[76] Kennedy, H.: The Great Arab Conquests. How the Spread of
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[77] Hellmann, M.: Byzanz und die osmanische
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[78] Clewing, K./Schmitt, O. J. (Hrsg.): Geschichte Südosteuropas, vom frühen
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[79] Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire,
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[80] Kafadar, C.: Between
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[81] Kennedy, H.: The Great Arab Conquests. How the Spread of
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[82] Endreß, G.: Der
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[83] Kreiser, K.: Der
Osmanische Staat 1300–1922, München 2008, S. 140
[84] Kafadar, C.: Between Two Worlds. The Construction of the Ottoman State,
Berkeley 1996,
S. 176
[85] Kornrumpf, H.J/Kornrumpf, J.: Fremde im osmanischen Reich 1826–1912/13, Stutensee 1998, S. 46
[86] Findley, C. V.: The Turks in World History. Oxford
2005, S. 76
[87] Woodhead, C.: The Ottoman World, London 2012, S.
152
[88] Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton 2008, S. 155
[89] Clewing, K./Schmitt, O. J. (Hrsg.): Geschichte Südosteuropas, vom frühen
Mittelalter bis zur Gegenwart, Regensburg 2012, S. 38
[90] Kornrumpf, H.J/Kornrumpf, J.: Fremde im osmanischen Reich 1826–1912/13, Stutensee 1998, S. 53
[91] Endreß, G.: Der
Islam – Eine Einführung in seine Geschichte. Beck, München 1997, S. 152
[92] Hellmann, M.: Byzanz und die osmanische
Herausforderung, Berlin 1999, S. 135
[93] Kreiser, K.: Der
Osmanische Staat 1300–1922, München 2008, S. 167
[94] Ágoston, G.
/Masters, B. (Hrsg.): Encyclopedia of
the Ottoman Empire. New York 2008, S. 154
[95] Barker, T. M.: Doppeladler
und Halbmond. Entscheidungsjahr 1683, Graz u. a. 1982, S. 145
[96] Ende, W./Steinbach, U. (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart, München
2005, S. 135
[97] Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton 2008, S. 177
[98] Endreß, G.: Der
Islam – Eine Einführung in seine Geschichte. Beck, München 1997, S. 187
[99] Kornrumpf, H.J/Kornrumpf, J.: Fremde im osmanischen Reich 1826–1912/13, Stutensee 1998, S. 73
[100] Ende,
W./Steinbach, U. (Hrsg.): Der Islam in
der Gegenwart, München 2005, S. 153
[101] Hanioğlu, M. S.: A Brief History of the Late Ottoman Empire, Princeton 2008, S. 162
[102] Ágoston, G.
/Masters, B. (Hrsg.): Encyclopedia of
the Ottoman Empire. New York 2008, S.
167f
[103]Hoyland, R. G.: Seeing
Islam as Others Saw It. A Survey and Evaluation of Christian, Jewish and
Zoroastrian Writings on Early Islam, Princeton NJ
1997, S. 15
[104] Die Diskussion kann hier nicht zu Ende geführt werden.
Vgl. die verschiedenen Forschungsmeinungen Rummel, R.J./Bauer, Y.: Demozid – der befohlene Tod. Massenmorde im 20.
Jahrhundert, 2. Auflage, Lit, Münster 2006, S.190, Sakayan, D.
(Hrsg.): Smyrna 1922. Das Tagebuch des
Garabed Hatscherian, Klagenfurt / Wien 2006, Schaefgen, A.: Schwieriges Erinnern – Der Völkermord an den
Armeniern. Berlin 2006, (Zugleich Dissetation an der TU Berlin 2005;
Reihe Dokumente, Texte, Materialien
des Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin,
Band 60).;Schaller, D.J./Zimmerer, J. (Hrsg.): Late Ottoman Genocides. The
Dissolution of the Ottoman Empire and Young
Turkish Population and Extermination Policies, London 2009, Stoddard, P.H.: The Ottoman Government and the Arabs, 1911
to 1918: A Study of the Teskilat-i Mahsusa. Princeton
University, 1963; Ronald Grigor Suny,
Fatma Müge Göçek, Norman M. Naimark (Hrsg.): A question of genocide: Armenians and Turks at the end of the Ottoman Empire. Oxford u.a. 2011; Thelen, S.: Die Armenierfrage in der Türkei. Berlin 2010, Vierbücher, H.: Armenien 1915: Was die kaiserliche Regierung
den deutschen Untertanen verschwiegen hat: Die Abschlachtung eines Kulturvolkes
durch die Türken, 4. Auflage, Bremen 2010; Walker, C.J.: Armenia: the Survival of a Nation. London 1980. (2. Auflage. 1991, Meier, A. (Hrsg.);: Die Austreibung des armenischen Volkes in
die Wüste. Ein Lichtbildervortrag. Augenzeugenbericht/ Dokumentation.,
Göttingen 2011, Fleischhauer, E.I.: Der
deutsche Anteil am osmanischen Völkermord 1915–1916. Borsdorf 2015
[105] Ende, W./Steinbach, U. (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart, München
2005, S. 128
[106] Kreiser, K./Neumann, C. K.: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2009, S. 156
[107] Vgl. dazu Bat Ye’or: Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam. 7.–20.
Jahrhundert. Zwischen Dschihad und Dhimmitude. Resch, Gräfeling 2002,
Kapitel 6: Von der Emanzipation zum Nationalismus 1820–1876 (S. 183–201) und
Kapitel 7: Die vom Nationalismus geprägten Bewegungen 1820–1918 (S. 203–238)
[108] Meiser, R.: Der 1 Weltkrieg und
dessen Folgen, Freiburg 1985, S. 95f
[109]
Ebd., S. 97
[110] Kreiser,
K./Neumann, C. K.: Kleine Geschichte
der Türkei. Stuttgart 2009, S. 23f
[111] Kreiser, K./Neumann, C. K.: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2009, S. 160
[112]Kennedy, H.: The
Great Arab Conquests. How the Spread of Islam changed the World we live in, Philadelphia
PA 2007, S. 178
[113] Faroqhi, S.: Geschichte
des Osmanischen Reiches. 6. Auflage, München 2014, S. 179
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