Erschienen in Ausgabe: No 123 (05/2016) | Letzte Änderung: 07.05.16 |
Für Überraschung sorgte am Donnerstag, den 29. April, ein Post der grünen Landtagskandidatin Kerstin Lamparter. Auf Facebook teilte die 26-Jährige mit, dass sie von all ihren politischen Ämtern zurücktrete. Grund: eine Affäre mit dem baden-württembergischen Minister Alexander Bonde.
von Stefan Groß
Kerstin Lamparter hat nach der Veröffentlichung ihrer Affäre
in der „Bunten“ die Reißleine gezogen und sich von allen politischen Ämtern
verabschiedet. Auf Facebook meldete sie sich am Donnerstag mit den Worten:
„Liebe Freundinnen und Freunde, meine Partei steht für Transparenz, Ehrlichkeit
und Verlässlichkeit. Deshalb ein paar ehrliche Worte“. Dabei hatte sie gute
Aussichten, selbst politisch nach der Macht zu greifen. Erst bei der
Landtagswahl am 13. März verpaßte sie nur knapp den Sprung ins Parlament. Unter
den jungen Grünen gilt sie als Star. Zuletzt sah man sie auf einem Werbevideo
mit dem Chef der Grünen, Cem Özdemir, der sich gerade erst als
Merkel-Herausforderer und Kanzlerkandidat 2017 gekürt hatte.
Das Mädchen vom Land
Lamparter gibt sich volksnah, demonstriert ihre
Verbundenheit zur heimischen Scholle, ließ sich bei Imagefilmen für die
Landtagswahl in Baden-Württemberg gern im Stall bei der Fütterung von Kälbern
und Schafen medial in Szene setzen. Eine Liebesaffäre hätte man ihr nicht
zugetraut und schon keine mit einem verheirateten Mann, der auch noch Minister
ist. Spekulationen über eine Liebesbeziehung zwischen Alexander Bonde, derzeit
Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, und
Lamparter gab es bereits damals schon.
Minister stehen nicht
unter Artenschutz
Lange Zeit verschwieg die charmante und äußert attraktive
Politikerin der Öffentlichkeit ihr pikantes Geheimnis. Fast drei Jahre hatte
sie eine Liebesbeziehung mit Bonde. Wie sie mitteilt, war sie dem Druck nicht
mehr gewachsen. Und ihrer Meinung nach gibt es kein Gesetz, das verbietet,
nicht die Wahrheit zu sagen. Minister stehen nicht unter „Artenschutz“. „Der
Druck auf meine Person mit Gerüchten und Anfragen der Presse um eine
Liebesbeziehung zu Bonde wurde immer größer und zuletzt für mich jetzt nicht
mehr aushaltbar.“ „Deshalb habe ich mein Amt im Kreisvorstand, als Sprecherin
der Landesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft und als Sprecherin im Ortsverband
schweren Herzens niedergelegt, um Abstand von der schwierigen Situation zu
gewinnen.“ Bonde will sie erst einmal nicht mehr sehen.
Minister Bonde unter
Druck
Das Pikante an der Affäre ist, dass Lamparter genau zu einem
Zeitpunkt ihr intimes Geheimnis lüftet, wo Ministerpräsident Winfried
Kretschmann auf seinen Minister Bonde setzt. Bonde, der mit der früheren
CDU-Bundestagsabgeordneten Conny Mayer-Bonde verheiratet ist, verwies der
Presse gegenüber auf den Schutz der Privatsphäre. Ein Skandal von derartiger
Tragweite paßt ihm derzeit überhaupt nicht in den Kram. Denn für Bonde steht
viel auf dem Spiel. Nach dem Sieg von Kretschmann könnte ein großer
Karrieresprung auf ihn warten. Derzeit befindet er sich als einer der grünen
Verhandlungsführer inmitten der Koalitionsgespräche mit der CDU. Und wenn schwarz-grün
tatsächlich die Regierung stellt, dann nicht ohne ihn. Minister Bonde hat
seinerseits auf die Affäregerüchte reagiert und ein Bild mit seiner Frau beim
Wandern gepostet. Für den Minister wahrscheinlich eine Art von
Wiedergutmachung, allein der Versuch erscheint zu plakativ und dürfte auch die
schlechte Stimmung im Hause des Ministers nicht glätten.
Frauen sind kein
Spielzeug
Enttäuschte Lieben
gibt es viele, Lamparter ist da keine Ausnahme. Doch das Faß zum Überlaufen
brachte für sie Bondes politisch-sexuelle Aktivität. Der Jungstar der Grünen
war nicht die einzige, der der 41-jährige Politiker Avancen machte. Während
Lamparter eine ernsthafte Liebesbeziehung mit Vertrauen, Respekt und Rücksicht
vor Augen hatte, war der Politiker nicht einmal zu einem fairen
Trennungsgespräch bereit. Diese respektlose Nicht-Reaktion hat Lamparter
schließlich dazu veranlaßt, Bonde nicht mehr zu schützen. Neben der
enttäuschten Liebe mischt sich Wut, der sich bei Facebook in einem Appell an
alle Frauen kanalisiert hatte. Von Männern und Politikern hat Lamparter jetzt
die Nase voll. Und den Frauen ruft sie zu: „Keine von euch hat es nötig auf
einen Mann zu warten, der nur Versprechungen macht, und wenn ihr ihn noch so
sehr liebt. Frauen sind kein Spielzeug, das man beliebig benutzt.“ Für einen
neutralen Beobachter stellt sich im Fall Lamparter und Bonde natürlich die
Frage nach der ethischen Relevanz. Affären mit Politikern gab es viele und wird
es weiterhin viele geben. Für die Presse waren derartige Liebesbeziehungen von
Bundestagsabgeordneten lange ein Tabu, es herrschte ein striktes
Stillschweigen. Man wußte davon, aber ein Gentlemen's Agreement mit
Spitzenpolitikern hütete deren Liebesaffären wie ein Staatsgeheimnis. Gut so,
dass Frau Lamparter die Öffentlichkeit gesucht hat, gut so, dass sie
ausdrücklich betont, dass Frauen kein Spielzeug sind – gerade auch mit Blick
auf die derzeit vom Bundestag diskutierte und von Heiko Mass ins Rollen
gebrachte Diskussion zur Reformierung des Sexualstrafrechts. Minister, die für ein
Bundesland oder gar für die Republik Verantwortung tragen, sollten gefälligst
über ihre Moralprinzipien nachdenken. Entweder sollten sie sich für ihre
sexuellen Vorlieben entscheiden und ihr Amt und Beruf tauschen. Oder: Die
bessere und einzige einzige Alternative ist: die Einheit von politischer Rede,
privaterAufrichtigkeit und gelebten Ethos. Dubiose Moralprediger brauchen wir
keine! Denn sonst wären wir wieder bei Heinrich Heine und seinem „Deutschland,
Ein Wintermärchen“: „Ich kenn auch die Herren Verfasser; Ich
weiß, sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser.“
>> Kommentar zu diesem Artikel schreiben. <<
Um diesen Artikel zu kommentieren, melden Sie sich bitte hier an.