Erschienen in Ausgabe: Ohne Ausgabe | Letzte Änderung: 15.09.16 |
von Hans Sixl
Seit
Jahrtausenden entstanden und verschwanden Religionen auf allen Kontinenten. Auch
allen heutigen Religionen wird es nicht anders ergehen, da sie geglaubt werden
müssen, eine Problematik, die vor allem den jungen Menschen zu schaffen macht,
die alles verstehen möchten. Kann es denn in Zukunft eine Religion ohne Glauben
geben? Wenn ja, dann darf sie keine Eingebung einzelner Menschen sein, sondern muss
sich selbst als einzig richtige beweisen und jeder seriösen wissenschaftlichen Überprüfung
ihres Wahrheitsgehalts standhalten. Ob und wie dies möglich ist, wird im
Folgenden ausgeführt.
1. Einführung
Religionen
begründen sich seit jeher auf Vorstellungen, die mit geisterhaften und damit
übernatürlichen Wesen verbunden sind, deren Existenz in der Vergangenheit kaum
bezweifelt wurde. Sie wurden schon vor Urzeiten für alle unverstandenen
Ereignisse, beispielsweise für die Naturgewalten und für die Existenz der Natur
verantwortlich gemacht. Für diesen Glauben waren die speziellen Eigenschaften
unseres Geistes verantwortlich, der uns – und sonst kein anderes Lebewesen auf
der Erde, zum Denken, Glauben, Träumen, Fantasieren, Planen usw. befähigt und
uns damit ein vom körperlichen Leben scheinbar unabhängiges geistiges Leben
beschert, das viel Ähnlichkeiten mit dem körperlosen Leben der Geister aufweist.
Und da sich scheinbar unser geistiges
Ich mit unseren Gedanken von unserem Körper lösen kann, lag von Anfang an die
Vermutung nahe, dass auch für unseren Geist ein körperloses ewiges Leben
vergleichbar mit dem der Geister möglich sein sollte.
Der
Ursprung der Religionen beruht damit auf dem damals unerschütterlichen Glauben
an Geister und an den ungewöhnlichen Eigenschaften des menschlichen Geistes,
die denen der Geister gleichen, die deshalb für seine Namensgebung
verantwortlich sind. Da er wie die Geister für uns unsichtbar aktiv ist, war es
für die Menschen der Vergangenheit auch logisch, dass in der Natur Naturgeister
herrschten, die unsichtbar aktiv waren und für alles verantwortlich gemacht
werden konnten, was auf unerklärlicher Weise in der Natur geschah. Mit der
Entwicklung der ersten Kulturen und Gesellschaften lag ferner der Gedanke nahe,
dass es neben den Naturgeistern weitere ganz spezielle Geister geben musste,
die man Götter nannte, die zunächst nur für bestimmte Völker und später für die
Menschen ganz allgemein unabhängig von der Volkszugehörigkeit zuständig waren.
Eine
wichtige Ursache für den Götterglauben sind die perfekten Mechanismen der
Natur, die in einer immer wiederkehrenden Abfolge von Leben und Tod Pflanzen,
Tiere und Menschen unablässig neu entstehen lässt. Wie die Natur funktioniert,
wirkt noch heute wie ein Wunder auf die Menschen, für das ein allmächtiges
göttliches Wesen verantwortlich gemacht werden kann, das ewig lebend, von
höchster Perfektion, mit höchster Intelligenz und in göttlicher Weisheit alles
geschaffen hatte. Da die Menschen damals nur sich und die Welt kannten, in der
sie lebten, standen sie als Ziel und Krönung der Schöpfung im Mittelpunkt des
Geschehens. Dies führte zu den monotheistischen Religionen, die zuerst das
Judentum, dann das Christentum und schließlich den Islam begründeten.
Da
der Geist des Menschen als eigenständiger unsichtbarer, aber real existenter
Akteur unabhängig von dem Körper arbeitet, den er beherrscht, schien er den
Religionsgründern aus der Welt der Götter und damit definitiv aus einer anderen
Welt zu kommen. Und da es für sie schien, dass ausschließlich Menschen einen
Geist besaßen, waren sie auch die bevorzugten Geschöpfe ihrer Götter. So wie
der Geist in den menschlichen Körper gelangte, war damals die gängige Meinung,
konnte er ihn auch gewiss nach dem körperlichen Tod wieder in dieselbe Welt,
aus der er herkam, verlassen. Da der Geist früher mit der Seele des Menschen
gleichgesetzt wurde, ergaben sich damit die bekannten Vorstellungen von einem
ewigen Seelenleben und von Seelenwanderungen, die sich nahtlos in dieses Grundkonzept
des Glaubens an Geister, Götter und überirdische Welten einfügten.
Religionen
begründen sich auf der Fantasie der Menschen, die von gläubigen Menschen als
göttliche Offenbarungen oder Eingebungen interpretiert werden. Sie erscheinen
umso glaubwürdiger, je besser sie sich in das aktuelle Wissen und die
Erfahrungen der Menschen einfügen und je besser sie ein glaubhaftes Szenario
für eine Fortsetzung des Lebens nach dem unvermeidlichen Tod schaffen können.
Aus diesem Grund hatten alle Religionen nur in begrenzten Regionen und während
überschaubaren Zeiten Bestand und wurden nach weiterer Entwicklung des
Wissenstandes, der Kultur und der Zivilisation durch bessere Vorstellungen
ersetzt. Die Zurzeit noch aktuellen Weltreligionen wurden zu
vormittelalterliche Zeiten gegründet, als der Wissenstand der Menschheit noch
sehr gering war. Die rasante naturwissenschaftliche Entwicklung der letzten
Jahrzehnte, die uns erstaunliche Erkenntnisse zur Entstehung des Universums,
der Menschheit und des menschlichen Geistes geliefert hat, legt es nahe, mit
ihnen die Qualität der Aussagen der Weltreligionen, soweit sie den Menschen
betreffen, zu überprüfen.
Die
Menge und Bedeutung der Widersprüche, die eine Religion enthält, mindert ihre
Qualität. Eine Religion muss zeitgemäß sein und muss den aktuell glaubhaften
Vorstellungen der Menschen entsprechen. Sie darf insbesondere keine Aussagen
enthalten, die im Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Befunden stehen. Warum
alle Weltreligionen Probleme mit unseren heutigen wissenschaftlichen
Erkenntnissen haben, wird in diesem Artikel aufgezeigt und ein Vorschlag
formuliert, wie eine zukünftige Religion ohne Widersprüche entstehen könnte.
2. Vom Glauben zu Religionen
Drei
Ursachen waren für die Entwicklung nahezu aller Religionen verantwortlich. (1)
Der Glaube an Geister, (2) der Glaube, dass auch unser Geist aufgrund seiner
Eigenschaften mit ihnen verwandt wäre und (3) der Glaube, dass wir mit ihm in
einer anderen Welt ewig leben könnten.
Glaubensvorstellungen
sind die Grundlage aller Religionen. Mit ihnen verstanden es die
Religionsführer eine sinnvolle Beziehung zwischen den als unsichtbar
angenommenen Göttern und den Menschen zu schaffen, die Trost und Hoffnung
spendete. Diese logisch erscheinende Vorstellung, mit dem Geist, der sich beim
Tod vom Körper löst, ein körperloses Seelenleben weiter führen zu können, nährte
auch die Hoffnung, dann geistig in der Welt der Geister und Götter weiterleben
zu können. Die auf diese Weise scheinbar logisch begründete Hoffnung auf ein
ewiges Leben in einer besseren Welt milderte die Angst vor der Endgültigkeit
des Todes und befriedigte den angeborenen Überlebenstrieb, der unabhängig von
der Qualität des Lebens in allen Lebewesen seit Urzeiten verankert ist.
Das
mit der Besonderheit des Geistes für die Mehrheit der Menschheit gut
begründbare Versprechen auf ein Seelenleben nach dem Tod ist der wichtigste
Bestandteil aller Religionen, das den Religionsführern und den sich mit ihnen
entwickelnden Kirchen mangels besseren Wissens vor allem in der Vergangenheit eine
treue Anhängerschaft bescherte. Natürlich lag es auf der Hand, dass ein guter
Lebenswandelwenigstens nach dem Tod
belohnt werden und ein schlechter entsprechend bestraft werden sollte. Damit
die Menschen im Jenseits nicht in Ungnade fielen, waren sie auch gerne bereit, ihre
Götter anzubeten, sie zu verherrlichen, ihnen Opfer zu bringen und die von den
Religionsführern geförderten Rituale durchzuführen.
Ein
weiterer Bestandteil aller Religionen ist die Götterverehrung, die in der
christlichen Religion hauptsächlich als eine Verehrung von Jesus Christus
praktiziert wird, mit dem zusammen mit Gottvater und Maria, der „Mutter Gottes“,
eine Götterfamilie gebildet wurde. Um das erste Gebot, das sinngemäß „du sollst
keine anderen Götter neben mir haben“, lautet, wurde die Dreieinigkeit Vater,
Sohn und „heiliger Geist“ im 4. Jahrhundert im Konzil von Nicäa postuliert und Jesus
zu Gott erklärt. Dies führte zur Christologie und Jesustheologie, bei dem der
eigentliche Gott, der Gottvater, der die Welt erschaffen hatte, in den
Hintergrund rückte.
In
allen monotheistischen Religionen wird Gott als ewig lebender, allwissender und
allmächtiger Geist beschrieben, der zusätzlich menschenähnliche Eigenschaften
besitzt und der schon vor der irdischen Welt in einer eigenen überirdischen
Welt umgeben von Engeln lebte. In einer weiteren unterirdischen Welt herrschte
der Teufel. Die Orte dieser Welten waren „oben“ im Himmel und „unten“ in der
Hölle, solange man noch daran glaubte, die Welt sei eine Scheibe. Nachdem
erwiesen war, dass es im Universum kein oben und unten gibt, verlagert man diese
Welten in ein anderes Universum oder eine andere Dimension und damit in eine
Parallelwelt, die normalen Sterblichen nicht zugänglich ist.
Ein
Glaube allein macht noch keine Religion aus. Zu ihr gehören auch noch Verhaltensregeln,
Gebote, Rituale, Opfer und Gottesdienste, die bei allen Religionen anders sind.
Aus jeder Religion kann ein Sinn des irdischen Lebens abgeleitet werden, der beispielweise
im christlichen Glauben eindeutig auf die Zukunft in einer überirdischen Welt
ausgerichtet ist. Er führte vor allem in der Vergangenheit, als die Menschen noch
extrem gläubig waren, dazu dass die Menschen in die Kloster abwanderten, ihr
Hab und Gut der Kirche überschrieben und für den Glauben in den Krieg zogen.
3. Was kann wie bewiesen werden?
Theologen und Philosophen sind sich darüber einig, dass
es für keine der heutigen Weltreligion einen Gottesbeweis gibt. Sie sind sich
ferner darüber einig, dass es keinen Beweis für ewig lebende Seelen sowie für
ein Seelenleben nach dem Tod in einer überirdischen Welt und auch keinen Beweis
für eine Auferstehung von den Toten gibt. Was Religionen „lehren“, kann nicht
bewiesen, sondern muss geglaubt werden. Es gibt keine unwiderlegbaren Fakten
für die Existenz von ewig lebenden Göttern und Geistern sowie für ein Seelenleben
nach dem Tod.
Die Existenz von Göttern und Geistern ist vor allem deshalb
nicht beweisbar, da sie nicht in Erscheinung treten und auch als Geister nicht
erkennbar in das Geschehen der Welt eingreifen. Das Problem der verschiedenen
Religionen ist damit, dass ihr Wahrheitsgehalt bezüglich der Existenz von
überirdischen Geistern, Göttern und Welten sowie von einem Seelenleben nach dem
Tod und einer Auferstehung von den Toten grundsätzlich nicht bewiesen werden
kann.
Allerdings machen die Religionen neben ihren Aussagen
über unbeweisbare überirdische Geister und Welten auch zahlreiche Aussagen über
unsere Welt und uns, die überprüfbar sind. Die Kernfragen lauten deshalb:
- Gibt es Kernbestandteile der Religionen, die
realistisch und damit auch beweisbar sind?
- Gibt es naturwissenschaftliche Ansätze, die religiöse
Vorstellungen unterstützen?
- Gibt es realistische Vorstellungen über die Entstehung
der Welt und des Lebens?
- Gibt es realistische Vorstellungen von einem ewigen
Leben?
- Gibt es Gottesvorstellungen, die nicht im Widerspruch
zu naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehen?
- Kann es mithilfe der Naturwissenschaften eine einzige zukünftige
wissensbasierte Religion geben oder gibt es grundsätzlich nur glaubensbasierte
Religionen?
Alle angeblichen Gottesbeweise der Vergangenheit waren im
Interesse des christlichen Glaubens ausschließlich darum bemüht, Jesus Christus
als Gott zu beweisen. Denn nur dies wurde aus verständlichen Gründen durch die
Kirche unterstützt und der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dabei
liegt es aufgrund der Erkenntnisse der Kosmologie auf der Hand, nach Beweisen
zu suchen, die den gemeinsamen Gott der Christen, Juden und des Islam
bestätigen könnten, der nach allen drei Glaubensvorstellungen die Welt und die
Menschen geschaffen hatte. Ferner wissen wir heute aufgrund der Genetik und der
Neurologie der letzten Jahrzehnte mehr denn je über den Ursprung der Menschheit
und die Weitergabe des Lebens sowie über den menschlichen Geist, was uns seine
erstaunlichen Eigenschaften verständlich macht.
Beweise dienen zur Wahrheitsfindung. Sie basieren auf zugänglichen
realen Fakten und naturwissenschaftlich anerkannten, objektiv überprüfbaren
Erkenntnissen und logischen Schlussfolgerungen, die dazu in der Lage sind,
Aussagen, Vermutungen oder Annahmen zu bestätigen oder zu widerlegen. Die
besten Beweise liefern die Mathematik und die Naturwissenschaften, da sie sich
auf keine Annahmen, sondern ausschließlich auf jederzeit überprüfbare
naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten begründen. Wenn man also nach einer objektiven
Bestätigung von Gottesvorstellungen und einem ewigen Leben sucht, dann sollte
man die Naturwissenschaften zu Rate ziehen.
4.
Naturwissenschaftliche Fakten
Was sind die wichtigsten naturwissenschaftlichen
Erkenntnisse, die wir uns vor Augen halten sollten, wenn wir uns über unsere
Vorstellungen zu Geistern, Göttern und ewigem Leben Gedanken machen?
Fakten zur
Entstehung des Universums – F1
Nach vielfach bestätigten Erkenntnissen der Kosmologie ist
das Universum aus einer Raum-Zeit-Energie-Singularität und den uns heute
bekannten Naturgesetzen entstanden. Wie daraus in insgesamt 14,7 Milliarden
Jahren nach und nach unsere Welt entstanden ist, ist inzwischen ebenfalls in
allen wichtigen Details bekannt und für alle, die es wissen wollen, auf welchen
experimentellen Daten und Berechnungen sich dieses Wissen begründet,
beispielsweise am einfachsten im Internet nachlesbar.
Fakten zu
unserem Körper – F2
Unser Körper besteht wie der von Pflanzen und Tieren aus
Milliarden von lebenden Zellen, die vollautomatisch physikalische und chemische
Prozesse durchführen, die uns am Leben halten. Lebende Zellen entstehen
grundsätzlich nur aus lebenden Zellen durch Zellteilung. Für jede unserer
Körperzellen gilt damit, dass sie als Teil einer lebenden Vorgängerzelle mit
allen Erbinformationen, die für den Aufbau und die Funktion unseres Körpers
sorgen, seit den ersten Menschen entstanden ist. Was in unseren Körperzellen
chemisch geschieht, wird damit über Informationen gesteuert, die in unserem
Erbgut enthalten sind. So wie unser denkender Geist in unserem Gehirn mit
abgespeicherten Sinnesinformationen arbeitet, so arbeitet auch ein genetischer
Geist in den Körperzellen mit abgespeicherten Erbinformationen. Allerdings wird
uns nur das, was unser denkender Geist macht, bewusst, aber nicht das, was
unser genetischer Geist macht, weshalb wir auch ohne Naturwissenschaften nichts
von ihm und von Erbinformationen, ihrer Weitergabe und Verarbeitung wüssten.
Fakten zu einem
ewigen Leben – F3
Da unsere Körperzellen immer wieder als Teil einer
lebenden Vorgängerzelle entstanden sind, bedeutet dies, dass sie in der
Vergangenheit schon immer gelebt haben. Und dies gilt auch schon für die Zeit
vor unserer Geburt. Denn auch die Eizelle ist im Mutterleib aus einer lebenden
Zelle der Mutter entstanden und wurde bei der Befruchtung mit dem Erbgut des
Vaters nur geringfügig, um wenige Promille, verändert. Wir sollten uns deshalb
immer dessen bewusst sein, dass unsere Körperzellen Teile von Zellen sind, die
schon vor uns seit Milliarden Jahren die ganze Evolution erlebt haben, da sie
immer wieder neu und leicht verändert aus lebenden Zellen entstanden sind.
Wenn wir von „ewig“ leben sprechen, dann sollten wir uns
realistische „ewige“ Zeiten vor Augen führen, denn wenn die Zeit mit dem
Ursprung des Universums vor 14,7 Milliarden Jahren begann, dann hatte sie sogar
schon rückblickend nicht wirklich ewig existiert.
Fakten zu
unserem Geist – F4
Unser Geist verarbeitet in unserem Gehirn die
Sinnesinformationen, die in den elektrischen Signalen enthalten sind, die ihm
von unseren Sinnesorganen über Nervenleitungen zufließen. Seine Arbeit ist
vergleichbar mit der Arbeit, die mit eine elektronischen Mechanismus in einem
Computer geleistet wird. Sinnesinformationen werden also von den Sinnesorganen
zum Gehirn kommuniziert, dort von unserem Geist empfangen und abgespeichert. Je
nach Bedarf nutzt er sie und sendet entsprechende Signale an unsere Muskulatur,
damit sie die notwendigen Bewegungen ausführen. Der Umgang mit diesen Signalen
und das Lernen ihrer Bedeutung erfolgt, ohne dass wir davon etwas bemerken und
ohne unser Zutun vollautomatisch schon im Babyalter. So wie ein Computer
richtig konstruiert, verkabelt und mit Energie versorgt sein muss, damit er
sein elektronischer Mechanismus seine Arbeit beginnen kann, so muss auch unser
Gehirn, ehe in ihm unser Geist seine Arbeit beginnen kann, richtig konstruiert
und intern mit Nervenleitungen vernetzt sein.
Die Arbeit unseres Geistes ist heute kein Geheimnis mehr.
Er verarbeitet Informationen, die ihm über seine „Sensoren“, die Sinnesorgane, von
seinem Umfeld optisch, akustisch, chemisch und mechanisch zufließen, wie es
auch ein entsprechend konstruierter Roboter tun würde. Darüber hinaus ist er in
der Lage, mit der Sprache, die er erlernt hat, zu denken. Auch dies erscheint
technisch mit Computern machbar zu werden. Wir sprechen dabei von künstlicher
Intelligenz. Ein Geist ist deshalb ein Mechanismus, der mit der Verarbeitung
der Sinnesinformationen eine spezielle Arbeit leistet, so wie der genetische
Geist ein spezieller chemischer Mechanismus ist, der in unseren Körperzellen
automatisch genetische Informationen verarbeitet, so wie ein technischer Geist
in einem Computer eine ähnliche Arbeit leistet.
Fakten zur
Untrennbarkeit von Körper und Geist – F5
Der menschliche Geist ist also ein Mechanismus, der
Informationen verarbeitet. Mechanismen funktionieren nur in speziell
konstruierten Systemen mit Kräften, die etwas bewegen. Auch Informationen
benötigen zur Speicherung einen materiellen Träger wie die DNA, die in den
Körperzellen die Erbinformationen tragen und wie spezielle technische Datenträger
in Computern. Zur Kommunikation brauchen Informationen ebenfalls einen
Überträger, Botenmoleküle oder elektromagnetische Signalträger und Energie um
die nötigen Kräfte aufzubringen.
Unser denkender Geist arbeitet in unserem Gehirn mit
biophysikalischen Mechanismen. Er empfängt, verarbeitet, speichert und sendet
Informationen wie es auch technische Geräte elektronisch können. Mechanismen
zur Informationsverarbeitung und -speicherung funktionieren nur in speziell
dafür konstruierten Geräten. Wird ein technischer Informationsspeicher zerstört,
dann gehen damit gleichzeitig alle darauf gespeicherten Informationen
unwiederbringlich verloren. Das wissen wir auch von unserem Gehirn. Wenn im hohen
Alter Nervenzellen im Gehirn absterben, dann werden Informationen aus dem
Gedächtnis gelöscht. Deshalb funktioniert das Denken bei Demenzkranken nicht
mehr so, wie es sollte, so wie der Mechanismus eines Motors nicht mehr richtig
funktioniert, wenn Teile verschlissen oder die Energiezufuhr unterbrochen wird.
Der Mensch verliert auf diese Weise schon vor dem Tod seine geistige Identität mit
seinen Erinnerungen, seinem Wissen und seinen Erfahrungen.
Wenn ein Gerät nicht mehr funktioniert, dann sagt man
umgangssprachlich, es hätte seinen Geist aufgegeben wie bei Menschen, die
gestorben sind. Der Mechanismus, der es am Laufen halten sollte, war dann
entweder durch konstruktive Mängel oder durch mangelhafte Energieversorgung nicht
mehr in der Lage, seine Arbeit auszuführen. So ist es auch mit unserem Geist.
Er arbeitet auch nur, solange unser Gehirn funktionsfähig ist.
Im Gegensatz zu Descartes, auf den der Körper-Geist-Dualismus
(ursprünglich Leib-Seele-Dualismus, wobei unter Körper und Leib der materielle
Teil des Menschen angesprochen ist) zurückführt, wissen wir heute, dass der menschliche
Geist keine spezielle Form der Materie ist, sondern ein Mechanismus, der in
einem speziell konstruierten System, nämlich dem Gehirn des Menschen
Informationen verarbeitet, so wie auch jeder andere Mechanismus nur in einem
speziell konstruierten Gerät oder einer speziell konstruierten Maschine seine
Arbeit leisten kann. Ist die Konstruktion gestört, dann ist auch der
Mechanismus, der die Arbeit leisten soll, gestört. Wer verstanden hat, dass der
Geist ein Mechanismus ist, der weiß auch, dass er grundsätzlich nur in einem System
arbeiten und sich nicht, wenn es zerstört wird, vom System lösen kann. Wer
außerdem verstanden hat, dass Erinnerungen, Wissen und Erfahrungen aus
Informationen bestehen, die nur in einem materiellen Speicher, einem Memory (im
Gehirn in den Neuronen) gespeichert werden können und auch beim Senden nicht
ohne Träger existieren können, der weiß auch, dass sie beim Tod des Gehirns
unwiederbringlich verloren gehen.
5. Folgerungen
aus naturwissenschaftlichen Erkenntnissen
Zu F1: Wenn es einen
Gott gab, der die Gestirne, die Erde und alles Leben auf der Erde geschaffen
hatte, dann musste er nach menschlicher Logik allmächtig sein und musste schon
vor der Existenz unseres Universums in einer anderen Welt gelebt haben, da es
ja unsere noch nicht gab. Da er alles mit höchster Perfektion geschaffen hat, wie
man es von einem Gott erwartet, hat er auch alles in einem einzigen
Schöpfungsakt so geschaffen, dass von Anfang an alles vollautomatisch von
selbst ablaufen konnte. Dazu waren strenge Regeln erforderlich, nach denen alles
mit höchster Präzision abzulaufen hatte. Diese Regeln sind uns inzwischen
bekannt. Bei ihnen handelt es sich um die Naturgesetze, die von den vier
Fundamentalkräften ausgehen, die für das gesamte Geschehen in unserem Universum
verantwortlich sind. Die beiden bekanntesten von ihnen sind die
elektromagnetische Kraft, die auf elektrische Ladungen wirkt und die
Gravitationskraft, die auf Massen wirkt.
Regeln,
Gebote und Gesetze, wie wir sie kennen, legen den Ablauf eines Geschehens fest und
führen damit zu einem vorgeschriebenen Verhalten, das einen bestimmten Zweck
erfüllen und zu einem speziellen Ergebnis führen soll. Schon die ersten aus
Energie geschaffenen Materieteilchen wurden mit Eigenschaften versehen, die
ihre Identität charakterisieren und deren Kommunikation mit anderen Teilchen
entsprechend den Naturgesetzen ihr Verhalten bestimmte. Im Fall des Universums
führten die Naturgesetze von den Elementarteilchen zu den Atomen, dann zu den
Gestirnen und zu unserer Erde, unserer Natur und schließlich zu uns Menschen
als Stand der Dinge nach 14,7 Milliarden Jahren. Die Naturgesetze können
deshalb als Wille eines Wesens interpretiert werden, mit dem es seine Ziele seit
der Schöpfung verfolgt.
Wir
kennen damit die Entstehungsgeschichte unseres Universums und unserer
überschaubaren Welt auf der Erde sehr genau. Nur was für die Entstehung
verantwortlich war, wissen wir nicht, weil es uns nicht zugänglichen
Gesetzmäßigkeiten unterlag. Zum Zeitpunkt Null unseres Universums gab es einen unbekannten
Mechanismus, der unser Universum mit seinen bis heute gültigen Naturgesetzen
entstehen ließ. Er löste durch Verarbeitung uns unbekannter Informationen der
Anfangsbedingungen eine Kettenreaktion aus, die im Lauf von Jahrmilliarden den
Raum, die Zeit, die Energie und aus ihr die Materie schuf, die das uns heute
bekannte Universum mit den uns ebenfalls bekannten Eigenschaften, Mechanismen und
Gesetzmäßigkeiten ohne Wunder entstehen ließ.
Was
vor der Raum-Zeit-Energie-Singularität war, ist also nicht bekannt. Es musste
aber etwas existiert haben, was alles auslöste. Etwas, was für die Entstehung
des Universums mit Trillionen von Sonnensystemen verantwortlich und deshalb zusätzlich
auch unvorstellbar mächtig und intelligent war. Etwas aus einer anderen Welt,
was nicht sichtbar, greifbar oder fühlbar war und was aufgrund dieser
ungewöhnlichen Eigenschaften von religiösen Menschen als Gott bezeichnet werden
kann. Wir kennen die heutigen Naturgesetze, nach denen alles entstanden ist,
aber wir kennen keine Gesetzmäßigkeiten und keine Mechanismen, die Raum, Zeit
und Energie in einer derart riesigen und menschlich unfassbaren Größenordnung
generieren konnten. Mechanismen sind etwas Geistiges, die Informationen
umsetzen und mit ihnen für den Ablauf eines geplanten Geschehens verantwortlich
sind.
Da
die Schöpfung des Universums allerdings gewiss keine Zauberei war, ist der
Mechanismus des damaligen Geschehens und damit der „kosmische Geist“ oder der
Geist, den wir aufgrund seiner Eigenschaften Gott nennen können, auch für die
Entstehung des Lebens ohne nachträgliche Wunder verantwortlich. Er steckt damit
automatisch in den Mechanismen, die für das Leben zuständig sind, also im
genetischen Geist, der in der Lage ist, mit den Erbinformationen körperliches
Leben zu schaffen und im denkenden Geist, der in der Lage ist, mit den
Sinnesinformationen geistiges Leben zu ermöglichen.
Da
sowohl körperliches als auch geistiges Leben auf Informationsverarbeitung
beruht, die von speziellen Mechanismen und damit von speziellen Geistformen
geleistet werden, die mit den Informationen des jeweils existierenden Systems
umgehen können, ist in allen Formen des Lebens, in Pflanzen, Tieren und Menschen
etwas enthalten, was als göttliche Eigenschaft bezeichnet werden kann, was nach
dem Prinzip von Ursache und Wirkung auf den „kosmischen Geist“ oder „Gott“
zurückgeführt werden kann, der das Universum mit einem uns unbekannten
Mechanismus aus unbekannten Anfangsbedingungen das Universum erzeugte, welches
seinen Gesetzen folgt und damit seinem Willen gehorcht. Das Ergebnis dieser
Logik ist damit ein Hinweis auf ein unbekanntes Wesen, das von gläubigen
Menschen als Gott bezeichnet werden kann.
Alles,
was existiert und alles, was auf unserer Welt in der belebten und unbelebten
Natur geschieht sowie in den von uns entwickelten Technologien funktioniert,
ist nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung auf die Mechanismen und damit den
Geist und die Gegebenheiten im Ursprung des Universums zurückzuführen. Da es nach
unserem naturwissenschaftlichen Verständnis keine Wunder und keine Zauberei
gibt, bedeutet dies, dass die Welt und die belebte Natur aus den Gegebenheiten
und Prinzipien des Ursprungs entstanden sind. Dies bedeutet für gläubige
Menschen, dass sie aus dem Geist Gottes und seiner Energie, so wie wir mit den
Informationen, die in einem befruchteten Ei enthalten sind, entstanden sind.
Damit steckt der kosmische Gott in allem, was es im Universum gibt und lebt
damit auch in uns Menschen auf seine spezielle von ihm gewollte Art und Weise, mit
der er sein Leben evolutionär gestaltet.
Der
Mensch kann sein Wissen nur im Lauf eines Lebens erwerben. Danach geht es
verloren, es sei denn, es wird durch Kommunikation oder Publikationen an
nachfolgende Generationen weitergegeben. Damit hat der Mensch für seinen
denkenden Geist, für den es keine Erberinnerungen gibt, einen wichtigen Weg zur
Weitergabe seines Erfahrungsschatzes erschlossen, sodass er wie die Gene in der
Lage ist, das Wissen der Vergangenheit abzuspeichern und nachfolgenden
Generationen zur Verfügung zu stellen.
Fazit aus F1
Der
kosmische Mechanismus, der in der Raum-Zeit-Energie-Singularität wirksam wurde
und aus ihr unser Universum mit sehr speziellen kommunikationsfähigen
Materieteilchen (den Elementarteilchen) schuf, die den uns bekannten
Naturgesetzen unterworfen sind, kann von religiösen Menschen aufgrund seiner
göttlichen Eigenschaften auch als Geist Gottes bezeichnet werden. Allerdings
war dieser nur zum Zeitpunkt Null des Universums einmalig aktiv, was seine
Genialität unterstreicht, denn er hatte dabei ein für alle Mal seinen Willen mit
seinen Naturgesetzen zum Ausdruck gebracht und mit ihnen und seiner ungeheuren
Energie dafür gesorgt, dass sie ihn im Universum für alle Zeit mit höchster
Präzision umsetzten. Was er im Universum schuf, entspricht dem, was bei
Lebewesen aus einem Ei, mit den darin enthaltenen Informationen entsteht.
Entsprechend dieser Analogie stecken sein Geist und seine Energie in allen Mechanismen
und materiellen Bestandteilen des Universums und beleben die gesamte Natur. Ferner
bilden sich seine Eigenschaften in den Eigenschaften der belebten und
unbelebten Bestandteile des Universums ab, so wie sich die Eigenschaften der
Pflanzen, Tiere und Menschen in den jeweils nachfolgenden Generationen
reproduzieren. Sein Wille bestimmt damit von der ersten Sekunde an ohne zusätzliche
Wunder mit seinen Naturgesetzen die gesamte Dynamik der belebten und unbelebten
Natur sowie die Entstehung und die Evolution des Lebens.
Zu F2: Bakterien, Pflanzen, Tiere und
Menschen bestehen alle aus ähnlich aufgebauten lebenden Zellen. Alles was in
der belebten Natur geschieht, folgt damit den gleichen Mechanismen und
Gesetzmäßigkeiten, die für einen automatischen Ablauf aller biochemischen
Prozesse sorgen, was ein starker Hinweis auf die Evolution ist. In diesen
besonderen zellulären Strukturen sorgt ein spezieller chemischer Mechanismus,
den wir den genetischen Geist genannt haben, mit den genetisch abgespeicherten
Informationen dafür, dass alle für das Leben erforderlichen Prozesse
vollautomatisch ablaufen. Wie in technischen Geräten wird dazu Energie
benötigt. Diese Energie wird bei Pflanzen von der Sonne bezogen, die mit ihr
Photosynthese betreiben. Bei Tieren und Menschen sorgt die kalte Verbrennung
von Kohlehydraten und Fetten für die erforderliche Energie.
Körperliches
Leben funktioniert in allen Lebewesen in zellulär aufgebauten Systemen mit dem
darin aktiven Mechanismus der genetischen Informationsverarbeitung. Es
funktioniert damit in allen Lebewesen auf dieselbe Art und Weise, was ein
starker Hinweis darauf ist, dass alle Lebewesen evolutionär aus einer ersten
Zelle, der Urzelle, entstanden sind.Da
körperliches Leben mit den Gesetzmäßigkeiten der Natur verstanden werden kann,
ist es auch ohne Wunder evolutionär entstanden und hat durch trial and error,
wie wir es bei technischen Entwicklungen machen, die verschiedenen Lebensformen
entwickelt. Dafür und für die Entwicklung des Menschen waren keine weiteren
Schöpfungsakte erforderlich. Alles, was auf unsere Welt geschieht - und damit
auch die Biogenese, erfolgt in unserem Universum von Anfang an über die
Naturgesetze, die jede Art von Wunder oder übernatürliche Eingriffe
ausschließen.
Die
Annahme, dass Gott den Menschen in einem gesonderten Schöpfungsakt und
zusätzlich nach seinem Ebenbild erschaffen hat, entspricht menschlichen
Wunschvorstellung und entbehrt aufgrund der evolutionären
Entwicklungsgeschichte des Menschen, die ohne Wunder auskommt, jeder
wissenschaftlichen Grundlage. Ein allmächtiger Gott, der in der Lage ist, ein
Universum zu schaffen, ist gewiss kein Lebewesen, wie wir Menschen und besteht deshalb
gewiss auch nicht aus grundsätzlich instabilen organischen Molekülen und
zellulären System mit Verdauungs- und Fortpflanzungsorganen, wie wir sie haben.
Wenn wir glauben, dass er schon vor unserem Universum gelebt hat, dann nur in
einer anderen Dimension und als völlig anderes körperliches und geistiges Wesen,
wie wir es sind. Auch bei diesen Überlegungen ist wieder zu beachten, dass
solange unsere Naturgesetze gültig sind, ein Geist als aktiver Mechanismus
immer nur zusammen mit einem energetischen und materiellen System existieren
kann.
Fazit aus F2
Da
Leben nach evolutionären Naturgesetzmäßigkeiten entstanden ist, ist für die
Entstehung des Menschen kein weiterer göttlicher Schöpfungsakt erforderlich.
Das Leben auf Erde basiert auf chemisch instabilen organischen Molekülen, die
letztendlich auch für unsere Sterblichkeit verantwortlich sind und die zu ihrer
Entstehung spezielle Reaktionsbedingungen erforderlich machten, die die meiste
Zeit in unserem Universum nicht vorhanden waren und erst recht nicht zum
Zeitpunkt Null bei der Entstehung unseres Universums. Die belebte Natur
entstand deshalb auf der Erde erst, nachdem sie sich hinreichend abgekühlt
hatte und nachdem die entsprechenden Umweltbedingungen gegeben waren. Da ein allmächtiger
Gott auch im Weltall, im Vakuum, in eisiger Kälte und glühender Hitze leben
können sollte, kann er nicht aus Fleisch und Blut sein und nicht wie Menschen
aussehen und funktionieren. Dennoch sind viele seiner geistigen Eigenschaften
in uns Menschen und in der Natur nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung
enthalten. Dazu zählen alle Mechanismen, die entsprechend den Naturgesetzen
ablaufen, also alles Geistige in der Natur, das mit Informationen umgeht und
sie verarbeitet.
Zu F3
Der
Wunsch, ewig zu leben, wird durch unseren genetisch verankerten Überlebenstrieb
verursacht. Er ist vor allem so lange ausgeprägt, solange wir uns körperlich
und geistig fit fühlen. Wenn im hohen Alter aufgrund von körperlichen und
geistigen Defiziten das Leben nicht mehr lebenswert ist und der Tod unvermeidbar
wird, wünscht man sich natürlich ein neues, besseres Leben und verbindet dies automatisch,
aber fälschlicherweise, mit seiner alten Identität, seinen alten Erinnerungen,
Erfahrungen und Wissen. Umkörperlich
neu zu entstehen, benötigt man allerdings keine Auferstehung von den Toten, da
es bereits auf dieser Welt auf natürliche Weise in der belebten Natur durch die
Genetik sichergestellt ist. Unsere Erbinformationen sorgen dafür, dass unser
Körper von Grund auf, abgesehen von Äußerlichkeiten, nahezu identisch von
Generation zu Generation mit den Mechanismen der Fortpflanzung immer wieder neu
entsteht. Da er aber immer wieder seinen eigenen Geist entwickelt und mit ihm
sein sehr persönliches Eigenleben entwickelt, entsteht er von uns geistig
entkoppelt. Daher nehmen wir es nicht wahr, dass es immer wieder wir sind, die in
allen neuen Generationen von Grund auf neu entstehen. Auch eineiige Zwillinge,
die körperlich absolut identisch sind, können es nicht wahrnehmen, so lange sie
sich nicht begegnen, dass sie doppelt existieren. Die Einheit von Körper und
Geist sorgt dafür, dass jeder Köper seinen eigenen Geist entwickelt und dass es
keine Verbindung zwischen dem Geist des einen mit dem eines anderen gibt.
Unser
Geist sammelt in dem jeweiligen Körper, in dem er sich entwickelt, über seine Sinnesorgane
seine eigenen neuen Erfahrungen und Erkenntnisse. Da Erinnerungen nicht vererbt
werden, können wir uns auch nicht an ein früheres Leben erinnern und gehen deshalb
zunächst davon aus, dass wir einmalig sind, nie zuvor gelebt und niemals
gleichzeitig oder später in einem anderen Menschen wie beispielsweise in den
Nachkommen leben könnten. Heute wissen wir allerdings ganz genau, dass wir
nicht einmalig sind und weshalb alle Menschen immer wieder identisch neu
entstehen Es liegt an den in der DNA genetisch abgespeicherten und von
Generation zu Generation perfekt kopierten Informationen, die unser genetischer
Geist verarbeitet und uns aus einem Ei jeweils neu entstehen lässt.
Neben
dem von Geburt an unbewusst arbeitendem Geist entsteht auch unser Bewusstsein
und mit ihm unser denkender Geist immer wieder neu. Aber er denkt im Gegensatz
zu unserem genetischen Geist, der immer mit denselben Erbinformationen
arbeitet, in jedem Menschen so, wie es sein persönlicher Informationsstand
erlaubt, den er im Laufe seines Lebens aufgrund seiner persönlichen Erlebnisse und
Erfahrungen in seinem jeweiligen Körper angesammelt hat. Schließlich hat jeder
Mensch aufgrund seines speziellen Umfeldes andere Dinge erlebt und erfahren. Körperlich
entwickeln wir uns also von Generation zu Generation immer wieder zu denselben
Menschen, aber geistig führen wir von Grund auf ein neues Leben mit einer neuen
Identität, in einer anderen Zeit, in einer anderen Familie und in einer anderen
Gesellschaft.
Fazit aus F3
Eine
Auferstehung von den Toten in dieser oder einer anderen Welt macht keinen Sinn,
da wir schon auf dieser Welt aufgrund der von Generation zu Generation perfekt
weitergereichten genetischen Informationen immer wieder neu entstehen. Dies
gilt nicht nur für uns Menschen sondern für alle Lebewesen auf der Welt, also auch
für alle Pflanzen, Tiere und Mikrolebewesen. Schon vor ihrem Tod entstehen sie
von Generation zu Generation unverändert zu denselben Lebewesen.
Da
ein Geist immer nur in einem speziell konstruierten System funktionieren kann,
entsteht immer zuerst der Körper und in ihm danach der Geist. Mikrolebewesen
und Pflanzen haben kein Gehirn, also kann sich in ihnen auch kein Geist wie in
Menschen entwickeln. Geistig entstehen wir in einem jeweils erneuerten, nahezu
identischen Körper immer wieder neu, ohne es wissen zu können, dass wir die
ganze Evolution erlebt haben, da es keine Erberinnerungen gibt. Diese
Erkenntnis führt zu einem völlig anderen Sinn des Lebens, einem Sinn, der auf
die Zukunft der Menschheit auf der Erde und nicht auf die Zukunft von
hypothetischen Seelen in einer überirdischen Welt ausgerichtet ist. Die Natur
hat damit über die Mechanismen der genetischen Informationsspeicherung im
Erbgut und über die Mechanismen ihrer Verarbeitung bereits für ein „ewiges“
Leben auf Erden gesorgt, solange wir uns ernähren und fortpflanzen können, von
dem wir zuvor ohne die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte
nichts wissen konnten.
Zu F4
Die
elektronische Datenverarbeitung hat unsere Welt verändert. Zunächst handelte es
sich dabei nur um Zahlen und Rechenoperationen, doch dann ging es gekoppelt mit
der Nachrichtentechnik schnell weiter mit Informationen aller Art und führte
über Funk und Telefonie zu unseren Fernsehübertragungen, persönlichen Computern
und Smartphones. Wir leben heute in einer Informations- und
Kommunikationsgesellschaft, die durch die elektronische Datenverarbeitung
vorangetrieben wurde. Informationstechnologie und Informatik sind wissenschaftliche
Disziplinen der letzten Jahrzehnte, die seit der Erfindung der
Halbleitertechnologie unsere heutige Gesellschaft entscheidend geprägt haben.
Wissen wird heute nicht nur in der Schule erworben, sondern auch über Radio, Fernsehen
und Internet.
Im
Licht der heutigen Erkenntnisse ist unser Geist nichts anderes als ein biologischer
Mechanismus, der in einem speziell konstruierten biologischen System, unserem
Gehirn, Informationen aus den Sinnesorganen empfängt, verarbeitet, speichert
und das Ergebnis nach Bedarf als Signale an die Muskulatur weiterleitet. Er
entspricht dem technischen Mechanismus, der in einem speziell konstruierten
technischen System, das wir als Computer bezeichnen, Informationen von
Eingabemedien empfängt, verarbeitet, speichert und das Ergebnis nach Bedarf als
Signale an den Bildschirm oder an den Drucker weiterleitet.
Die
Seele des Menschen ist ein Begriff mit zunächst vielschichtiger Bedeutung. Für
religiöse Menschen ist es der Teil von ihnen, der angeblich den körperlichen
Tod überlebt und danach ein geisterhaftes Seelenleben führt. Für sie ist die
Seele der Überbegriff für alles Geistige im Menschen, also für ihren Geist mit
ihren Erinnerungen und Erfahrungen, sowie für ihr Gefühlsleben, was heute in
der wissenschaftlichen Psychologie unter der Psyche subsummiert wird und was
der Volksmund seit jeher unter dem Innenleben oder Seelenleben versteht. Seele,
Geist und Psyche sind damit für religiöse Menschen mehr oder weniger dasselbe.
Die
Seele ist historisch gesehen der älteste Begriff für alles, was das Innenleben
der Menschen betrifft, das als geisterhaft empfunden wurde und deshalb als
Bindeglied zu den Göttern galt. Erst in der Neuzeit kamen die Begriffe Geist
und Psyche hinzu, um die religiös-theologischen Aspekte klar von den real
erfassbaren naturwissenschaftlichen Anteilen abzutrennen. Wie das Innenleben
der Menschen funktioniert, ist heute aufgrund der Erkenntnisse der Biologie,
der Medizin, sowie der Physik und Chemie im Allgemeinen und insbesondere der
Neurologie und Hirnforschung im Speziellen, entmythologisiert und stellt in
jeder Hinsicht kein Geheimnis mehr dar.
Nur
den Menschen wird aus religiöser Sicht eine Seele und ein Seelenleben nach dem
Tod zugestanden. Aber auch Tiere haben eine Psyche und einen Geist. Da
dieselben Organe wie wir haben, funktionieren sie körperlich und geistig
genauso wie wir, können aber nicht sprechen und auch nicht so gut denken wie
wir.
Fazit aus F4
Der
denkende Geist ist ein spezieller Teil unseres Geistes, der uns in Wort und
Bild planen und entscheiden lässt und uns unser Bewusstsein verschafft. Er ist
aus dem automatisch arbeitenden unterbewussten Geist entstanden, der auch in
allen Tieren Sinnesinformationen verarbeitet. Von ihnen unterscheiden wir uns
anatomisch durch ein mit der Hirnrinde erweitertes System, in dem unser denkender
Geist sprechen, lesen, schreiben und rechnen gelernt hat. In Analogie zu den
Computern besitzen wir damit gegenüber den Tieren ein wesentlich verbessertes
Informationsverarbeitungssystem, bei dem sowohl die Hardware als auch die Software
erweitert wurde. Damit wurde die Denkfähigkeit unseres Geistes erhöht. Nur wir
können mit unserer Sprache denken und unser Wissen und unsere Erfahrungen
mitanderen Menschen teilen.
Unser
denkender Geist ist daher nicht aus dem Nichts entstanden, sondern eine
konsequente Weiterentwicklung des Geistes, der auch in Tieren
Sinnesinformationen wie in Menschen verarbeitet. Alle Tiere mit Sinnesorganen
und einem Gehirn besitzen einen Geist, der ähnlich wie unser Geist arbeitet,
aber sie können keine Sprache erlernen, da ihr Gehirn dafür keine Kapazitäten
und Programme hat. Tiere können nur mit Bildern und Lauten denken. Aber auch damit
können sie eine gewisse Intelligenz entwickeln.
Unser
Körper entsteht mit uralten Informationen aber nicht unser Geist. Unser
denkender Geist und unser Bewusstsein müssen sich erst mit den im Laufe eines
Lebens empfangenen und verarbeiteten Sinnesinformationen entwickeln. Da sie
immer wieder mit neuen Informationen neu entstehen, sind sie einmalig und haben
zuvor noch nie so in dieser Weise existiert. Geistig sind wir deshalb in jeder
Generation stets einmalig, aber nicht körperlich.
Zu F5
Da
der Mechanismus der Informationsspeicherung und -verarbeitung nur in einem
speziell dafür konstruierten und intakten System funktioniert, ist der Geist
des Menschen untrennbar mit dem Gehirn, in dem er arbeitet, verbunden. Auch die
Informationen, aus denen sich die Erinnerungen und Erfahrungen der Menschen
zusammensetzen, benötigen immer einen Informationsträger, dem sie entnommen
werden können oder reale Informationsträgerwie beispielsweise elektromagnetische Wellen oder Schallwellen, mit
denen sie von einem Ort zum anderen übertragen werden können. Der Geist des
Menschen, der von religiösen Menschen als seine Seele bezeichnet wird, die sich
angeblich vom menschlichen Körper mit den Erinnerungen eines Menschenlebens lösen
und sie bis zum „jüngsten Gericht“ abspeichern kann, gibt es aus
naturwissenschaftlicher Sicht nicht. Sie ist auch aus religiöser Sicht
überflüssig, da ein allmächtiger und allwissender Gott auch unabhängig von der
zweifelhaften Existenz einer Seele alles wüsste und reproduzieren könnte.
Fazit aus F5
Etwas
wie eine Seele, die sich mit allen Informationen über das Leben eines
Verstorbenen vom Körper lösen kann und sich mittels Seelenwanderung in einem
anderen Körper begeben kann oder ein geisterhaftes Leben führen kann, kann es
aufgrund naturwissenschaftlicher Erkenntnisse nicht geben, da Erinnerungen nur
so lange in den Neuronen gespeichert sind, solange diese gut funktionieren.
Doch leider ist es so, dass sie nach und nach schon längst vor dem körperlichen
Tod absterben. Dabei werden viele Ereignisse unwiederbringlich aus unserem
Gedächtnis gelöscht. Aus diesem Grund haben wir die meisten Details unseres
Lebens schon zu Lebzeiten längst vergessen.
Zu
Bedenken ist ferner, dass Informationen über das eigene Leben subjektiv
verfärbt sind und objektiv viel besser von Außenstehenden an anderer Stelle
abgespeichert werden können. Sogar aus religiöser Sicht ist die Seele
überflüssig, da gläubige Menschen sowieso davon ausgehen, dass Gott alles weiß
und nichts vergisst. Dennoch war die Seele für die einfachen Menschen schon vor
Jahrtausenden in nahezu allen Religionen eine nützliche Erfindung, die dazu
diente, den damals an Geister glaubenden Menschen ein körperloses geisterhaftes
Leben nach dem Tod glaubhaft zu machen.
6. Die Säulen der Religionen -Offenbarungsglaube und Schöpfungsmythos
Naturwissenschaften
wie Physik, Chemie, Kosmologie, Genetik und Neurologie gab es zu Zeiten der
Religionsgründungen noch nicht. Deshalb beruhen auch heute noch alle
Weltreligionen auf einem Glauben und nicht auf Wissen. Bei den meisten
Religionen handelt es sich um einen Offenbarungsglauben. Man glaubt
beispielsweise, was Moses durch Gott oder was Mohammed durch dem Erzengel
Gabriel angeblich offenbart wurde. Auch im Hinduismus ist die Offenbarung des
Göttlichen von Bedeutung. Das Problem ist leider, dass die überlieferten Offenbarungen
der verschiedenen Religionen nicht identisch sind und jede die andere als
Irrlehre bezeichnet.
Ferner
deuten das Christentum, der
Hinduismus,der Buddhismus und
diverse Formen des Lamaismus die Welt anhand eines Schöpfungsmythos, bei dem
die Welt von einem oder mehreren Göttern geschaffen wurde. Vor diesem
Hintergrund wird die Welt als Produkt eines göttlichen Willens verstanden, in dem
sich die Eigenschaften ihres Schöpfers erkennen lassen. Gott offenbart sich damit
nicht nur den Propheten sondern auch allen Menschen in den Eigenschaften der
Natur, die seine Handschrift trägt. Die Aussage, die Welt sei ein Produkt des
göttlichen Willens, ist jedoch zu vieldeutig und zu allgemein. Es müsste präziser
heißen: Die Regeln, nach denen alles auf der Welt geschieht, also die
Gesetzmäßigkeiten der Natur, sind Ausdruck des göttlichen Willens. Wenn das
Universum ein Werk eines Gottes war, dann natürlich auch die Naturgesetze, die gemeinsam
mit den Informationen, die in den Atomen stecken, für alles, was geschieht und
damit auch für die Evolution verantwortlich sind. Sie bestimmen mit höchster
Präzision die Entwicklung der Natur, so wie sie auch mit den Erbinformationen
die Entwicklung eines Samens zu einer Pflanze und die Entwicklung eines befruchteten
Eis zu einem Tier oder Menschen bestimmen.
Es gibt keine
Gesetze, die strenger befolgt werden als die Naturgesetze, die den Willen ihres
Verursachers von Anfang bis Ende des Universumsperfekt umsetzen und mit ihnen in der Lage waren, Lebewesen zu erzeugen.
Die Mechanismen, die diese Gesetze im Mikrokosmos und im Makrokosmos
allgegenwärtig umsetzen, offenbaren damit eindeutig die einem Gott
zugeschriebenen göttlichen Eigenschaften, wie Allmacht, Allgegenwart, höchste Intelligenz,
Genialität und Perfektion.
7. Die Säulen der Naturwissenschaften
Naturwissenschaftliche
Erkenntnisse basieren auf Beobachtungen sowie reproduzierbaren Messungen und
Analysen der Vorgänge in der Natur und ihrer Gesetzmäßigkeiten. Ziel ist dabei
nicht nur das qualitative Verständnis dessen, was auf der Welt existiert und auf
ihr geschieht, sondern auch deren zugehörige quantitative mathematische Beschreibung.
Eine weitere wichtige Aufgabe neben der Erklärung der Naturphänomene stellt die
Nutzung der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zur Entwicklung neuer
Technologien zur Verbesserung der menschlichen Lebensqualität dar. Dies führte
im 18.Jahrhundert mit zahlreichen Erkenntnissen zu vielen Erfindungen, die das
industrielle Zeitalter einläuteten. Damit begann die technische Nutzung der
Naturgesetze im Maschinenbau, in der Elektrotechnik, Optik und Chemie. Im
20.Jahrhundert erreichte sie einen vorläufigen Höhepunkt in der Atom- und
Kernphysik, in der Elektronik, der Kommunikationstechnik und in den letzten
Jahrzehnten durch verfeinerte Analytik speziell in der Medizin, der
Molekularbiologie, der Genetik und der Informationstechnologie.
Telefone,
Autos, Flugzeuge, Fernsehgeräte, PCs und Smartphones funktionieren auf Basis
derErkenntnisse über die Naturgesetze.
Mit ihnen hat sich die Welt in den letzten Jahrzehnten rasant verändert. Es
gibt keinen Bereich der menschlichen Gesellschaft, der speziell in den letzten
Jahrzehnten nicht von den Erkenntnissen der Naturwissenschaften profitiert hat.
Naturwissenschaftliche
Gesetzmäßigkeiten folgen strengen mathematischen Formeln, dementsprechend sind auch
die Ergebnisse auf viele Stellen nach dem Komma genau. Ihre Präzision ist eine
wichtige Voraussetzung für die Erfolge der technischen Entwicklungen. Jede
wissenschaftliche Theorie muss jeder Überprüfung standhalten. So haben sich
beispielsweise die bahnbrechenden physikalischen Theorien des 20. Jahrhunderts
wie z.B. die Quantentheorie, die Quantenfeldtheorie und die Relativitätstheorie
vielfach beeindruckend mathematisch genau bestätigt. Auch die Evolutionstheorie
des 19. Jahrhunderts konnte durch die Ergebnisse der Genetik und die
Entschlüsselung des menschlichen Genoms eindrucksvoll bestätigt werden.
8. Wissenschaftsglaube versus
Offenbarungsglaube
Die
Naturwissenschaften angefangen mit Physik, Chemie, Biologie und Mathematik haben
vor allem in den letzten wenigen Jahrzehnten aufgrund der durch sie möglichen technischen
Entwicklungen unsere Welt von Grund auf verändert, allem voran unser Welt- und
Menschenbild, unsere Lebensqualität, unsere Gesellschaft und Politik, aber auch
unser Denken und Hoffen sowie den Glauben an das, was uns Religionen
versprechen. Alle Naturwissenschaften fordern ausnahmslos ein kritisches
Denken, sie sind dynamisch und entwickeln sich zu immer höherer Perfektion. Für
die aktuellen Weltreligionen gilt jedoch das krasse Gegenteil. Für sie gibt es
keine einzige allgemein gültige Wahrheit wie in den Naturwissenschaften. Sie passen
deshalb nicht mehr in unsere Zeit und schicken sich an, ihre Glaubwürdigkeit
endgültig zu verlieren.
Von
Max Thürkauf (1925-1993) stammt der Satz: „Da der Mensch nicht leben kann, ohne
zu glauben, hat im Zeitalter der Wissenschaft der Glaube an die Wissenschaft in
dem Maß zugenommen, als der Glaube an Gott abgenommen hat.“
Dazu
ist Folgendes zu sagen: Warum sollte der Mensch nicht ganz gut leben können,
ohne zu glauben? Wir müssen nichts glauben, was uns nicht überzeugt. Natürlich
sind speziell die Naturwissenschaften glaubhaft, weil ihre Aussagen überprüfbar
sind und sich ständig bewähren. Das gilt aber nicht für die Geisteswissenschaften.
Wir glauben auch nicht „an“ die Naturwissenschaften, denn sie gibt es, sie sind
erfolgreich und ihre Erkenntnisse wirken sich in der Technik positiv auf unsere
Lebensqualität aus. Sie haben unsere Welt so tiefgreifend verändert, dass gewiss niemand mehr auf sie
verzichten möchte. „An“ einen Gott hingegen glauben gläubige Menschen, ohne die
Gewissheit zu haben, dass es ihn gibt, da er nicht in Erscheinung tritt.
Was
Max Thürkauf daher mit dem Glauben an die Wissenschaft vermutlich meint, ist,
dass wir nicht alles, was als wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis gilt,
selbst überprüfen können. Aber wir wissen: es ist grundsätzlich überprüfbar und
es wurde tausendfach überprüft. Daher fällt es leicht, „den“ Naturwissenschaften
zu glauben. Ferner handelt es sich bei ihnen nicht um Aussagen wie im Fall der
Religionen, die von einzelne Menschen stammen, denen angeblich in der
Abgeschiedenheit ohne Zeugen etwas offenbart wurde, sondern um Tausende von
Wissenschaftlern, die sich beispielsweise mit der Evolution, der Genetik oder
der Kosmologie beschäftigt haben. Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse müssen für
jedermann verständlich und beweisbar sein. Und die Beweisführung ist strengen
Kriterien unterworfen. Sie muss reproduzierbar sein und muss sich in
vielfältiger Hinsicht bewähren.
Fakt
ist damit: Die Wahrheit der Naturwissenschaften ist eindeutig und überprüfbar,
aber nicht die Wahrheit der Religionen, von denen jede etwas anderes lehrt.
Die
Hauptsäulen der modernen Naturwissenschaften, die einen Zusammenhang mit den
Religionen haben, sind die Evolutionsbiologie, die Genetik, die Kosmologie, die
Neurologie und die Informatik, deren Erkenntnisse in diesem Artikel ausführlich
diskutiert wurden. Bei ihnen handelt es sich um wissenschaftliche Disziplinen,
die erst in den letzten Jahrzehnten aufgrund jüngster Geräteentwicklungen in
der Analytik, Mikrotechnologie und Kosmologie möglich wurden und durch
zahlreiche Nobelpreise ausgezeichnet wurden. Es ist verständlich, dass viele
Gläubige diese Erkenntnisse nicht wahr haben wollen, weil sie den Jahrzehnte
lang praktizierten Glauben an ihre Religion erschüttern und sich deshalb zu
Aussagen wie “die Wissenschaft ist ein Werk des Teufels“ hinreißen lassen.
Der
Offenbarungsglaube fordert ferner eine Anbetung, Preisung und Verherrlichung
Gottes sowie eine bedingungslose Unterwerfung unter das Regelwerk seiner
Kirche, wie es früher Könige von den Untertanen ihres Reiches forderten. Ein
Gott, der das Universum erschaffen hat, steht eindeutig über diesen
menschlichen Bedürfnissen. Ihn sollte man sich eher als einen Geist vorstellen,
der für seine Geschöpfe sorgt und nichts von ihnen verlangt, weder Opfer, noch
Gebete und schon gar nicht, dass sie für ihn in den Krieg ziehen, als ob er Hilfe
nötig hätte und nicht selbst alles umsetzen könnte, was er wollte. Eine
Belohnung für Opfergaben oder Unterwürfigkeit hat den Hauch von Bestechlichkeit
und damit von niederen Charakterzügen, die nichts mit den Gottesvorstellungen
der heutigen aufgeklärten Menschen zu tun haben, die staunend und voller
Ehrfurcht seiner Schöpfung stehen und die Perfektion der der Natur und der Mechanismen
bewundern, die Pflanzen, Tiere und Menschen immer wieder neu entstehen lassen.
9. Folgerungen für die Weltreligionen
und die Religion der Zukunft
Religionen,
die in Zukunft bestehen wollen, dürfen nicht im Widerspruch zu den
Erkenntnissen der Naturwissenschaften stehen. Denn nur sie lassen uns
verstehen, wie die Welt und die belebte Natur funktioniert. Da die belebte Natur
schon durch stete Reproduktion für ein „ewiges“ Leben sorgt, brauchen wir keinen
Glauben an ein hypothetisches Seelenleben und eine hypothetische Auferstehung
von den Toten mehr. Auch wenn es noch so schwer fällt, sollten die heutigen
Weltreligionen erkennen, dass es keinen Sinn macht, in irgendeiner Form an ein
überirdisches Leben nach dem Tod zu glauben, wenn wir schon auf Erden ständig
reproduziert werden. Stattdessen ist es viel wichtiger unser zukünftiges Leben
in zukünftigen Generationen zu sichern und nicht verantwortungslos die Welt zu
zerstören und die natürlichen Ressourcen aufzubrauchen.
Da
Wissen mehr überzeugt als Glauben, sollten zukünftige Religionen auf den
naturwissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Sie sind die einzig
verlässliche Quelle, mit der sich Gott offenbart. Ein Gott ist nur dann ein
Gott, wenn er aus einer anderen Welt stammt, ewig lebt und allmächtig ist. Als
allmächtiges Wesen ist er natürlich auch körperlich und geistig wandelbar,
allwissend und allgegenwärtig. Wenn man etwas mit diesen Eigenschaften eines
Gottes sucht, dann findet man es nur im Ursprung des Universums, zum Zeitpunkt
Null der irdischen Welt, in der Raum-, Zeit-, Energie-Singularität, in der es
noch keine Natur und auch noch keine uns bekannten Naturgesetze gab(siehe dazu Sixl, Tabularasa. „Auf der Suche
nach Gott“, Artikel 3904).
Die
Logik fordert geradezu, ein intelligentes Wesen habe die Welt erschaffen, da
wir intelligente Wesen sind und deshalb der Wesenscharakter, also das Geistige
und Körperliche nach den Prinzipien von Ursache und Wirkung bereits im Ursprung
des Universums verankert sein musste, so wie die Entstehung eines Lebewesens
bei Pflanzen bereits in ihrem Samen und bei Mensch und Tier bereits im
befruchteten Ei verankert ist. In Analogie zu dem Leben in der belebten Natur,
das von Generation zu Generation aus weitergegebenen Informationen entsteht,
die in der Energie und Materie der ursprünglichen Zelle enthalten sind, liegt
es für Menschen, die an einen Gott glauben, nahe, dass das gesamte Universum in
dieser Vorstellung aus einem „Ei oder Samen Gottes“ entstanden ist und damit ein
aktueller Nachkomme Gottes zu einem gewissen Zeitpunkt seiner Entwicklungsphase
mit mehr oder weniger gut ausgeprägten Eigenschaften Gottes darstellt, die sich
im Laufe der Zeit immer weiter entwickeln. Nur in diesem Sinn ist neben den
Erkenntnissen der Naturwissenschaft noch ein Glaube, nämlich der Glaube an
einen lebenden Gott, der ein Nachfahre des kosmischen Gottes ist, in einer
zukünftigen Religion verankert. Natürlich wissen wir nicht wie „das Ei oder der
Samen Gottes“ entstanden ist und ob es den kosmischen Gott, der die Welt aus
der Raum-, Zeit-, Energie-Singularität erschaffen hat, in einer anderen
Dimension gibt, der wie der Vater eines Kindes die körperliche Entwicklung
seines Nachkommens wahrnehmen kann.
Da
die geistige Entwicklung eines Kindes im Gegensatz zur körperlichen Entwicklung
durch die Eltern entscheidend geprägt werden kann, bleibt damit auch für
gläubige Menschen ein Einfluss des überirdischen Schöpfergottes auf ihre
geistige Befindlichkeit, die auch ihre körperliche Befindlichkeit und ihre
Entscheidungen beeinflusst, im Bereich des Möglichen.
Naturwissenschaftlich
erwiesen, entstehen wir körperlich und geistig aufgrund der perfekt
weitergegebenen genetischen Informationen immer wieder neu und haben uns
entlang einer ganz speziellen Ahnenkette vom Homo erectus bis heute immer
weiter entwickelt. Auch vor ihm haben wir uns von der Urzelle bis zur
Menschwerdung evolutionär entlang einem ganz bestimmten Zweig der
vormenschlichen Ahnenreihe entwickelt, so wie sich andere Zweige zu den
heutigen speziellen Pflanzen oder Tieren entwickelt haben oder auf einer
geringeren Entwicklungsstufe wie Einzeller, Bakterien oder Pilze verharrten.
Aufgrund
unseres Erbgutes waren wir in der Vergangenheit nie eine Schnecke, eine Kuh, ein
Adler oder ein anderes Tier und werden es in Zukunft in weiteren Generationen auch
nie werden, sondern immer Menschen bleiben, die allerdings ihre körperlichen
und geistigen Fähigkeiten in weiteren Generationen weiterentwickeln können. Wenn
wir wiedergeboren werden, dann ganz eindeutig als Mensch nachfolgender
Generationen, so wie sich unser menschlicher Urahn zu uns weiterentwickelt hat
und alle Phasen der Menschheit erlebt hat.
Die
Reinkarnationslehren östlicher Religionen gehen davon aus, dass sich die Seele
eines Menschen, also sein Geist mit seinen mentalen Prozessen in einem anderen
Wesen wiederfinden kann. Eine Seelenwanderung vor oder nach dem Tod oder eine
Wiedergeburt als ein höheres oder niederes Lebewesen entbehrt ferner aus
Gründen der Einheit von Körper und Geist jeglicher Grundlage und sollte demnach
entsprechend korrigiert werden. Die Reinkarnation und der damit verbundene
Glaube an eine Seelenwanderung war auch im Urchristentum 500 Jahre lang ein
Fundament der christlichen Lehre, bis sie im Jahr 553 auf dem Konzil von
Konstantinopel verdammt und aus den Schriften entfernt wurde. Wie die
Offenbarungen der Propheten waren und sind auch alle Korrekturen der
Religionslehren subjektive Werke der Menschen, die mangels objektivem Wissen
auf Eingebungen bzw. auf Fantasie angewiesen sind.
Die
Mechanismen des Lebens funktionieren in Mensch und Tier auf gleiche Art und
Weise. Ein genetischer Mechanismus, den wir als genetischen Geist bezeichnet
haben, arbeitet in den Körperzellen und konstruiert in ihnen nach den Regeln
der Chemie entsprechend den in der DNA abgespeicherten Informationen die
Körperzellen, lässt sie wachsen und teilt sie so auf, wie es sein muss, damit
der Körper als Ganzes funktioniert.
Tiere
unterscheiden sich u.a. organisch von den Menschen durch die fehlende
Gehirnrinde und die fehlenden Stimmbänder und können deshalb nicht sprechen und
nicht so gut denken, wie wir Menschen. Sie kennen deshalb auch keine Religionen
und suchen auch keine Erklärungen für das Geschehen auf der Welt. Wie ihnen
erging es auch unseren vormenschlichen Urahnen. Der Glaube an Geister, Götter
und überirdische Welten wurde für die Urmenschen durch die Besonderheiten ihres
Geistes interessant, der für sie ihre Erinnerungen und ihr Wissen auf
rätselhafte Weise parat hielt und folgsam ihre geistige Arbeit leistete. Ihn
beherrschten sie wie ihren Körper, der ebenso folgsam ihre körperliche Arbeit
leistete. Erst seit dem Homo erectus können Menschen sprechen und ihre
Erfahrungen von Generation zu Generation weitergeben. Schließlich haben die
Erkenntnisse der Naturwissenschaften der letzten Jahrzehnte uns davon überzeugt,
dass es keine Geister, kein Seelenleben und auch keine Wunder gibt. Vor allem
ist kein Wunder, wie eine Auferstehung von den Toten notwendig, da wir uns
selbst auf unserer irdischen Welt von Generation zu Generation aufgrund der
genetischen Daten aus einem befruchteten Ei ständig reproduzieren und immer
wieder von Grund auf neu entstehen.
Wenn
man an einem Glauben an einen Gott festhalten möchte, dann hat er als
„kosmischer Gott“ in einem einmaligen perfekten Schöpfungsakt die Welt nach
seinem Willen erschaffen und mit ihm den Ablauf des Geschehens festgelegt. Dazu
zählen einerseits die speziellen Eigenschaften der Elementarteilchen (das sind
Informationen, die ihre Identität charakterisieren), die zuerst entstanden waren
und andererseits die Fundamentalkräfte, die bei der Kommunikation ihrer
Informationen wirken, und die zu den uns inzwischen bekannten Naturgesetzen
führten.
In
einer aufgeklärten Welt ist es unglaubwürdig, wenn sich Gott einzelnen Menschen
in fragwürdiger Weise offenbart. Viel überzeugender ist es, wenn sich alle
Menschen mit ihren Verstand von seiner Existenz und seinem Wirken überzeugen können.
Daher muss eine Religion der Zukunft vorwiegend wissensbasiert und darf nicht nur
allein glaubensbasiert sein. Aufgrund der naturwissenschaftlichen Fakte F1 bis F5 ist es allerdings
unvermeidbar, von den wichtigsten Säulen der Religionen abzurücken und an ihrer
Stelle die in diesem Artikel diskutierten fundierten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse
zu nutzen. Die Verantwortung der Religion der Zukunft muss es sein, das Leben
des einzelnen Menschen auf seine irdische Zukunft in nachfolgenden Generationen
auszurichten und mehr Verantwortung für die Zukunft der belebten Natur und die
Ressourcen der unbelebten Natur zu übernehmen.
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